Warum dürfen in Deutschland Kirchenglocken läuten aber Muezzinrufe sind verboten? Warum gibt es keine Gleichheit in Deutschland bei den Religionen?

21 Antworten

Religionsfreiheit ist vor allem Gewissensfreiheit. Sie hat sich geschichtlich von der Reformation her entwickelt (siehe z.B. Augsburger Religionsfrieden von 1555 Anno Domini).

Den Ruf eines Muezzins zu tolerieren und das z.B. damit zu begründen, dass auch die Kirchenglocken läuten, halte ich für sehr, sehr kurz gedacht.

Kulturell-historisch wäre es ein echter Bruch. Politisch wäre es Sprengstoff, der unsere Demokratie und unser friedliches Zusammenleben ernsthaft gefährden würde.

Schon jetzt haben sich rechte Parteien in den demokratischen Parlamenten etabliert. Es gäbe diese Parteien schlicht gar nicht ohne die Probleme, welche die rechten Politiker und ihre Wähler fast ausschließlich auf muslimische Immigration schieben. Diese Zuweisungen sind dabei ja leider teilweise begründet. Wer würde denn annehmen, dass eine rechte Politikerin ca. 40% der französischen Wahlstimmen bekommen hätte, wenn es in Frankreich nicht Hunderte Tote durch islamistischen Terror gegeben hätte? Das wäre in einem Land, in dem Jahrzehnte die Sozialisten mächtig waren, gar nicht denkbar gewesen.

Es gibt weitere Aspekte, für die es Kritiker gibt: teils extremer Kinderreichtum, Intoleranz gegenüber westlichen Werten und Lebensstil, Ablehnung vieler Freiheiten und gleichzeitige Berufung darauf, Inkompatibilitäten (z.B. Leistungsfähigkeit im Beruf während des Ramadans), optische Abgrenzung zu Anderen durch Kleidung und Bart, fortwährende Missionierungsbemühungen einiger Salafisten, ... und nicht zuletzt Antisemitismus in Wort und Tat.

Es wurde befürchtet bei einem rechten Wahlsieg in Frankreich und der Einführung eines allgemeinen Kopftuchverbotes, dass es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen hätte kommen können.

Ähnliche Befürchtungen können nicht von der Hand gewiesen werden, wenn plötzlich der Muezzin prägnant durch europäische Innenstädte schallen würde.

Der Wunsch um Erhalt des inneren Friedens und der Demokratie und dass man keine weitere Spaltung der Gesellschaft befördern darf, muss stärker sein, als ein weiteres Zugeständnis an die ohnehin nicht übersehbare, nicht überhörbare und nicht übergehbare Minderheit muslimisch glaubender Menschen.

earnest  14.02.2023, 06:49

Hier übersieht ein(e) christliche(r) Fundi, dass das Grundgesetz eine solche Unterscheidung - hier gut, da böse - nicht hergibt.

Das ist SEHR "kurz gedacht".

Das Heraufbeschwören von Bürgerkriegsgefahr beim Muezzinruf ist schlicht lächerlich.

9
Tannibi  15.02.2023, 17:29
@earnest

Das GG gibt auch keine Frauenquoten oder eine Wehrpflicht her.
Trotzdem gibt es beides.

0
earnest  15.02.2023, 17:33
@Tannibi

Dieser Kommentar ist leider völlig an der Sache vorbei.

Schau doch bitte mal in Artikel 4 Grundgesetz.

5
AdamundEvi  08.04.2023, 01:51
@earnest

Gar nichts daran ist lächerlich, wie die Bewaffnung und die aufgedeckten Umsturzpläne rechter Extremisten belegen.

Ich weiß nicht, in welchen Kreisen Du das Glück hast Dich zu bewegen. Ich nehme leider wahr, dass es einen harten Kern gibt von Leuten, in deren Köpfen der Bürgerkrieg spätestens 2015 begonnen hat.

Kann sogar sein, dass viele von denen nur noch auf den Muezzin-Ruf als willkommenen Anlass warten, damit die Stimmung zu ihren Gunsten kippt.

0
earnest  08.04.2023, 08:20
@AdamundEvi

Klar, mit dem Muezzinruf beginnt die Machtübernahme der Muslime.

(Ironie off.)

Und tschüss.

0
AdamundEvi  03.05.2023, 09:43
@earnest

Deine Antwort zeigt, dass Du nicht mal verstanden hast, worin ich die Bedrohung sehe.

0
earnest  03.05.2023, 14:25
@AdamundEvi

LOL.

Ich fange jetzt mit einem Dementi aber nicht bei AdamundEva an.

;-)

0
AdamundEvi  08.05.2023, 23:55
@earnest

Hier finde ich weder etwas zum Lachen noch zum Schmunzeln.

Missverstehst Du aus Unwillen oder Unverstand? Beides sind Gründe für millionenfaches, jahrtausende dauerndes Leid. Wo soll da denn der Witz sein?

0
Unrumpf8  05.08.2023, 15:38

Die Kritik halte ich für berechtigt. Die Lösung liegt aber nicht in einer zusätzlichen Erlaubnis, sondern in einem Verbot des Geläuts. Alles sind archaische Formen des Gebetsrufes aus einem Zeitalter ohne Uhren. Er ist technologisch überflüssig geworden und ist reines Marketinginstrument. Da Atheisten nicht kohärent organisiert sind, fehlt hier ein Gegengewicht. Ein Geht-Nicht-zum-Gebetsruf.

0

Ich bin dafür, auch die Kirchenglocken zu verbieten, jedenfalls zu den Zeiten, zu denen sie das Potential zur Ruhestörung haben.

Dass die noch in aller Frühe läuten dürfen lässt sich nur mit der Geschichte erklären. Und was Deine Annahme "Muezzinrufe sind verboten" betrifft:

https://www.tagesschau.de/inland/muezzin-koeln-101.html

Von Experte earnest bestätigt

Zentralmoschee, Köln - Ehrenfeld, Venloer Straße. Der Muezzinruf ist dort nicht verboten. Würde mich nicht stören! Mich stört eher, daß die Klimaaktivisten laufend Hauptverkehrsknotenpunkte blockieren und auf Grund dessen Rettungswagen und Notarzt behindern.

earnest  16.02.2023, 10:04

So ist es. Nichts mit "verboten".

Aber ich glaube, unsere Verteidiger des christlichen Abendlands und unsere Kreuzzügler gegen den Islam sind an solchen Fakten nicht interessiert. Sie hetzen lieber gegen - so hier unter anderem - das "Gejaule" und das "Jodeln".

Zur Klarstellung: Das sage ich als jemand, der dem Islam kritisch gegenübersteht.

5
Rapunzel324  16.02.2023, 10:15
@earnest

Ich stimme Dir voll zu. Ich kenne Köln, wie meine Westentasche. Die Venloer Straße ist eine der höchst, frequentierten Straßen in Köln. Der tägliche Autolärm übertönt den Muezzinruf. Die Anwohner benötigen gut isolierte Fenster, auf Grund dem Autolärm und des ständigen Gehupes. Ich möchte dort nicht wohnen, aber nicht wegen dem Muezzinruf, sondern wegen dem Autolärm, bis tief in die Nacht.

3
earnest  16.02.2023, 10:29
@Rapunzel324

Es freut mich, dass es noch Nutzerinnen und Nutzer gibt, die sachlich und ohne (G)Eifern mit dem Thema umgehen.

3
Jungleerika  17.02.2023, 02:06

Mich würde beides stören!

0

Weil deutsches Christentum und migrantischer Islam nicht gleich sind.

Das Christentum ist in Deutschland zutiefst verwurzelt. Deutschland ist historisch eines der wichtigsten Länder was Christentum anbelangt.

Die christlichen Kirchen in Deutschland, also im wesentlichen die evangelischen Landeskirchen und die katholischen Bistümer haben im Laufe der Geschichte sich anhand zahlreicher Konflikte immer wieder umformen und neu aufstellen müssen. Die innerhalb der Kirchen bestehenden Missverhältnisse sind insbesondere im Laufe des späten 20. Jahrhunderts durch ein unbarmherziges Fegefeuer der Kritik gegangen. Die neusten Ausformungen davon kann man beim synodalen Weg beobachten.

"Wir", die alten weißen "Biodeutschen" kennen diese Kirchen. Wir mögen oder hassen sie, aber wir wissen womit wir es zu tun haben und wir wissen um die Beschaffenheit der Laienorganisationen und darum, dass Fundamentalismus auf dem absteigenden Ast war.

Der Islam ist ein Phänomen der Einwanderer. Er ist nicht an die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts gekoppelt und in weiten Bereichen ein völlig anderes Wesen als unsere Kirchen- und das besonders bei den jungen Einwanderern und der Kindergeneration der Gastarbeiter. Selbst wenn man dieses Phänomen dem deutschen Rassismus anlastet ist es immer noch leider so, dass der Islam mehrheitlich vom Charakter her nicht die Milde der etablierten Kirchen hat sondern vom Ernst und auch von der Verbreitung chauvinistischer und robust konservativ-dogmatischer Einstellungen her viel ähnlicher dem amerikanischen Evangelismus ist. Nur mit virulentem Antisemitismus übersteigt der durchschnittliche Islam die schlimmsten christlichen Sekten bei weitem- und auch mit der unverschämten Besitzergreifung über andere Religionen, die einfach mithilfe von Verschwörungstheorien als defekter Islam charakterisiert werden. Viel Spaß bei der Ökumene.

Und das ist nicht gut. Das ist auch der Kern, warum die Idee dass es hier ja an der problematischen Islamfeindlichkeit scheitert, die ja dem Antisemitismus strukturell ähnlich sei, in den Augen mancher Leute eine empörenswerte Fehldiagnose der Situation ist. Denn es geht nicht um "den Islam". Niemand hat etwas gegen den liberalen Islam. Er ist halt eine Ausnahmeerscheinung. Was aufhorchen lässt ist der robuste dogmatische und ganz besonders stolze ultrakonservative Islam. Wäre es ein vergleichbares Christentum das hier durch Einwanderung einsickert hätte ich genau das gleiche Problem damit. Und es gibt noch mehr wichtige Disanalogien zwischen Islamfeindlichkeit und Judenfeindlichkeit.

Die derzeitigen "antirassistischen" Bemühungen verschärfen das Problem beträchtlich, da sich nicht wenige von Grund auf liberale alte weiße Biodeutsche zunehmend verarscht vorkommen. Sie sollen den chauvinistischen Mehrheitsislam von derselben Kritik ausnehmen, die die Kirchen sich in der Vergangenheit redlich verdient und bitter gebraucht haben weil der Islam sich zur Rassifizierung eignet und da braune Leute drunter sind und man sonst ein Rassist ist? Ich glaub es hackt! Dieser Doppelstandard ist unmöglich zu verbergen.

Natürlich kann man mehr Gleichbehandlung oder mehr Laizismus fordern. Aber wenn mir jemand erzählt, der evangelische Hang unseres Bundespräsidenten sei ähnlich problematisch wie der migrantische Mehrheitsislam- oder eben die Glocken das selbe wie der fremdsprachige Muezzinruf- dann kann ich nur lachen. Tut mir Leid.

Rheinflip  08.04.2023, 19:56

rechtlich gesehen gibt es keinen Unterschied zwischen glockenläuten und muezzinruf

1
earnest  11.04.2023, 18:25
@Grobbeldopp

Tja, wenn dir die Bestimmungen des Grundgesetzes gleich sind ...

0
Grobbeldopp  11.04.2023, 20:03
@earnest

Das steht nicht im Grundgesetz. Es wird derzeit nicht gleich behandelt. Du kannst in Deutschland nicht 5 mal am Tag in beliebiger Lautstärke allahu akbar aus den Lautsprechern dröhnen lassen- das gibt es gar nicht.

Außerdem könnte ixh über diese Gotcha-Gesinnung schon wieder kotzen. Ich bin zwar kein Verfassungspatriot aber dass man immer gleich zum Grundgesetzfeind erklärt wird...

0
earnest  11.04.2023, 20:23
@Grobbeldopp

Aber sicher steht die gleichberechtigte Religionsausübung im Grundgesetz. Schau doch mal gelegentlich rein.

Aber am Kotzen werde ich zum Beispiel dich wohl kaum hindern wollen.

0
Grobbeldopp  11.04.2023, 20:44
@earnest

earnest, ich bin kein Vollidiot. Ich dachte daran könntest du dich vielleicht erinnern. De facto bedeutet die Religionsfreiheit nicht dass du 5 mal am Tag 2-3 Minuten arabischen Sprechgesang mit glockenartigen 125 DB durch die Luft schicken kannst- siehst du das anders? Begehen wir gerade massenhaften Verfassungsbruch weil es zu wenig Allllaaaaaaaaaahu akkkkbar durch die Lüfte schallt?

0
earnest  11.04.2023, 20:47
@Grobbeldopp

Ich erinnere mich daran, dass du mal sinnvollere Antworten und Kommentare geschrieben hast ...

Auch ohne, pardon, dümmliche rhetorische Fragen am Schluss.

Und tschüss.

0
Grobbeldopp  29.05.2023, 05:55
@earnest

earnest...das ist keine rhetorische Frage. DE FACTO werden Glocken und Muezzinrufe in Deutschland derzeit NICHT gleich behandelt. Hältst du eine Verfassungsbeschwerde dagegen für aussichtsreich?

0

Als Christ bin ich dafür, beides zu verbieten: Kirchenglocken und Muezzinruf.

Dann hätte man in diesem Fall eine Gleichbehandlung und niemand mehr könnte sich beschweren. Wer gerne Kirchenglocken und Muezzinruf hören will, kann das privat über seine Audioanlage oder über Kopfhörer hören (in allen möglichen Lautstärken).

Ergänzung für Christen: Aus christlich-biblischer Sicht gibt es auch keinen einzigen Grund, Kirchenglocken zu läuten. Deshalb erscheint es sinnvoll, um des "lieben Frieden willens" vielleicht auf das Läuten der Glocken zu verzichten...