Sozialbetrug vs. Steuerhinterziehung: Warum wird immer nach unten geschaut?

9 Antworten

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Hallo Nudelauflauf28!

Mir fällt dazu B.Brechts Analyse ein: "Reicher Mann und armer Mann standen da und sah’n sich an. Und der arme sagte bleich, wär ich nicht arm, wärst du nicht reich."

LG

gufrastella

Ursusmaritimus  30.10.2023, 16:56

Diesen Ansatz finde ich beim Vergleich zweier Sozialstraftaten unpassend.......

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gufrastella  30.10.2023, 16:57
@Ursusmaritimus

Es geht doch nicht um die Straftaten selbst, sondern um den Rahmen, in dem diese wahrgenommen, erwähnt oder beurteilt werden.

Wer keine Kohle hat, kann keinen Steuerbetrug im großen Rahmen begehen.

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Ursusmaritimus  30.10.2023, 16:58
@gufrastella

...und was hat die gesellschaftliche Wahrnehmung mit dem Brecht Zitat gemein?

Er kann keine Steuerhinterziehung begehen, aber kann Schwarz arbeiten, oder Sozialgeld einstreichen unter Verheimlichung von Vermögenswerten usw. da geht es zwar um kleinere Summen aber es verbleibt die Strafbarkeit, ob 20.000€ oder 20.000.000€

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gufrastella  30.10.2023, 17:04
@Ursusmaritimus

Die Meinungsmacher vermitteln immer noch, dass Reichtum und der (auch betrügerische) Umgang damit schützenswert ist. Und dass dieser Reichtum quasi von allen erreicht werden könne, wenn die sich nur genug anstrengten.

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Ursusmaritimus  30.10.2023, 17:06
@gufrastella

Reiche können sich zumindest Lobbyismus leichter leisten als Arme, aber das Rechtssystem sollte etwas außerhalb davon stehen.

Zumindest habe ich nicht das Gefühl das Steuerhinterziehung im großen Stil gedeckt wird....wobei ich bei CumEx so meine Zweifel spüre.

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Warum ist das so?

Weil die Haltung zu den einzelnen Straftaten verschieden ist.

Jemand arbeitet... und er murrt über die Steuerlast und kommt sich vielleicht ganz besonders gerissen vor, wenn er ein paar Werbungskosten dazuerfindet und die Steuer dann halt eben hundert Euro niedriger ausfällt...

Und klar ist das Steuerhinterziehung, klar ist es auch Steuerhinterziehung, wenn man den Handwerker für 'ohne Umsatzsteuer' bei sich arbeiten lässt... aber alle Beteiligten haben damit in der Regel kein problem und letztlich freut man sich was gespart zu haben und ist dementsprechend auch deutlich toleranter, wenn andere Menschen genau dasselbe tun.

Sozialbetrug hingegen hat einen anderen Geschmack. Denn da ziehen andere Leute ja MEIN GELD, das ICH an den Staat abdrücken muss... und sie beziehen es UNBERECHTIGT. Und dafür muss ICH schuften gehen, während die sich einen faulen Lenz machen (extrem gesprochen... man kann aber nicht komplett unter den Tisch fallen lassen, dass es eben teilweise so ist).

Anders gesagt... bei Steuerhinterziehung hat man den Staat gegen sich, der ja im Endeffekt so groß und gewaltig und reich ist , 'was tun dem denn meine hundert Euro weh'.... bei Sozialversicherungsbetrug denkt man an die eigenen Ausgaben, die man leisten muss und sieht sich selbst als Leidtragenden und Geschädigten.

Während der Sozialbetrüger aller Wahrscheinlichkeit nach (ironischerweise) genau denselben Gedankengang hat wie der Steuerhinterzieher: Der sieht nämlich auch den Staat vor sich und denkt 'der hat so viel... was kümmern den 100 Euro mehr oder weniger?'

Bürgergeldbezieher gelten vielfach als faul und als arbeitsunwillig, was auf die Deiner Definition nach "Reichen" nicht zutreffen muß.

Je akzeptierter jemand gesellschaftlich ist, desto leichter wird ihm verziehen.

Zudem gilt Steuerhinterhiehung bei vielen noch als Kavaliersdelikt.

Sozialbetrüger zahlen in der Regel keine Steuern. Steuerhinterzieher dagegen schon (und zwar ordentlich). Auf 0 rechnen würde ja sofort auffallen.

Hinkelsteiner  30.10.2023, 18:05
Steuerhinterzieher dagegen schon

Ach ja?

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Hinkelsteiner  30.10.2023, 22:12
@KloseGlott

Hat damit nichts zu tun.
Außerdem topps Steuerbetrug Sozialbetrug bei weitem.
Und dass dein reicher Knilch ein paar Ücken gezahlt hat, macht ihn nicht unschuldiger.
Hoeness musste auch in den Knast.

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KloseGlott  30.10.2023, 22:38
@Hinkelsteiner

Erst ab 1 Mio wandert man in den Knast. Hoeness hat mehr gezahlt als du bisher. Hör bitte auf zu heulen.

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Es wird immer auf die Schwächeren gedeutet, wobei Sozialbetrug heute eher als Kavaliersdelikt gesehen wird.

Wir haben über 5 Millionen Bürgergeldbezieher. Ich gehe davon aus, dass mindestens die Hälfte davon arbeitsfähig ist. Es gibt sehr viele jüngere Menschen die Bürgergeld beziehen.

Jeder der einen Antrag auf Bürgergeld stellt, sollte ein Attest von einem Amtsarzt vorlegen müssen, in dem bestätigt wird, ob arbeitsfähig oder nicht.

Das würde das Heer der Bürgergeldebezieher massiv ausdünnen. Dann sollte man die Arbeitsfähigen dazu verpflichten eine Arbeit aufzunehmen, was derzeit nicht der Fall ist. Man zahlt einfach, egal ob bedürftig oder nicht.

Mit einer solchen Massnahme würde der Staat jede Menge Geld sparen und könnte den wirklich Bedürftigen mehr an Zuschuss zahlen.

Diejenigen die dann arbeiten müssen zahlen Steuern und Geld in die Rentenkasse.

Warum noch keine der Parteien auf die Idee kam, hier etwas zu ändern, kann ich nicht nachvollziehen.

Genaus verhält es sich mit Firmen die im Ausland ihren Sitz haben, bei uns Milliardenumsätze machen, aber weitaus weniger Steuern zahlen müssen, als einheimische Firmen.

Hier gehen dem Staat Milliarden an Steuern flöten, doch getan wird da nichts.