Kontaktabbruch zu narzisstischen Bruder: Wie aufrechterhalten?
Hallo, ich habe leider einen narzisstischen Bruder, zu dem ich jetzt schon lange keinen Kontakt mehr habe.
Er hat mich schwer misshandelt, körperlich und psychisch. Er hat mich erniedrigt, verprügelt und das Problem ist, er ist sehr intelligent und äußerst manipulativ. Er benutzt sein ganzes Umfeld um sich herum, für ihn sind Menschen nur Werkzeuge. Wenn er sie nicht mehr braucht, lässt er sie einfach fallen.
Ich habe den No-Contact sofort durchgezogen, als er sich wieder narzisstisch verhielt und ich bemerkte, dass er sie nie ändern würde und ich für ihn immer noch ein Opfer bin. Er hat sie nie geändert, das hab ich leider zu spät erkannt.
Jetzt möchte ich demnächst in meine erste eigene Wohnung ziehen. Das Problem ist: Ich habe große Angst, dass er mich dann findet.
Wie bereits erwähnt manipuliert er alle drumherum. Er erzählt z.B nur Halbwahrheiten, er provozierte mich z.B oft und als ich irgendwann verständlicherweise die Beherrschung verlor, stellte er sich als das Opfer hin, der Teil wo er mich provozierte, lässt er völlig aus. So manipuliert er unter anderem die Leute.
Jedenfalls versucht er jetzt seit einiger Zeit durch meine Mutter Kontakt mit mir aufzunehmen und sich wieder zu "versöhnen". Ich will das aber nicht, denn ich weiß aus Erfahrung, dass er sich nie entschuldigt und sich nie einer Schuld bewusst sein wird. Ich möchte keinen Kontakt mehr, weil ich es psychisch einfach nicht mehr ertragen kann. All die Jahre mit ihm haben mich psychisch komplett zerstört. Ganz tief in mir habe ich außerdem die Befürchtung, dass er wieder gewalttätig wird. Ich kann das nicht noch ein zweites Mal durchmachen.
Ich habe die große Sorge, dass er sein ganzes Umfeld ausnutzen wird, um an meine Adresse zu kommen. Ich habe Angst, dass er vor meiner Tür steht, nicht geht oder sogar die Tür eintritt. Das Problem ist aber, dass er selbst dann weiß, wie er sich als der Unschuldige darstellt. Er ist im Rechtswesen tätig und kann sich sehr gut durchsetzen...
Er hat außerdem viele Kontakte, sowohl bei sozialen Einrichtungen als auch bei staatlichen Institutionen. Eine Bekannte von ihm arbeitet beispielsweise beim Arbeitsamt. Er hat schon immer seine "Flying Monkeys" eingesetzt. Was, wenn er sie z.B überzeugt, auch wenn es verboten ist, ihm heimlich meine Adresse zukommen zu lassen?
Ich weiß, das ist eine sehr irrationale Sorge, aber ich denke mir die schlimmsten Szenarien aus, dass er z.B dadurch an meine neue Adresse kommt, sobald ich eine habe...
Ich denke jeden Tag an die Misshandlungen, an die Erniedrigungen, die Ungerechtigkeiten. Die Angst und die Verzweiflung, die ich wegen ihm erlitt. Und die Wut, nichts tun zu können. Ich lebe jeden Tag in der Vergangenheit und da er auch jeden Tag theoretisch vor der Tür stehen könnte, traue ich mich nicht mehr nach draußen. Meine Eltern unterstützen mich zum Glück und verhindern, dass er z.B zu mir nach oben kommt. Außerdem warnen sie mich vor, wenn mein Bruder sich ankündigt oder spontan klingelt. Aber es ist für mich trotzdem eine extreme psychische Belastung. Ich fühle mich mit meiner Situation so alleine. Es fühlt sich an, als wäre ich vollkommen hiflos.
Mein Bruder hat noch nie ein Nein von mir akzeptiert. Er wird nicht locker lassen. Er will meine Entscheidung, den Kontakt abzubrechen, einfach nicht akzeptieren. Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Habt ihr vielleicht einen Tipp, wie ich den Kontaktabbruch aufrecht erhalten kann und wie ich mit der Situation fertig werden kann?
Denkt ihr meine Sorgen sind berechtigt und wenn ja, wie könnte ich verhindern, dass er an meine neue Adresse kommt und meinen Wohnort herausfindet? Ich möchte den Kontaktabbruch konsequent einhalten.
4 Antworten
Hey :)
Was du schilderst, klingt nach sehr schweren Erfahrungen und es ist nachvollziehbar, dass dich die Gedanken an deinen Bruder stark belasten. Die Angst, die du beschreibst, wirkt sehr real und tief sitzend, auch wenn du selbst von „irrationalen Sorgen“ sprichst. Du hast sehr viel durchgemacht und es macht Sinn, dass solche Erlebnisse Spuren hinterlassen haben und deinen Alltag beeinflussen.
Es ist auf jeden Fall gut, dass deine Eltern dich so gut es geht schützen und dich vorwarnen, wenn dein Bruder auftaucht. Das zeigt, dass du in deinem direkten Umfeld nicht allein bist. Gleichzeitig klingt es so, als ob die Angst vor einem möglichen Kontaktversuch und die Erinnerungen an das Erlebte dich sehr stark im Alltag einschränken, was für einen hohen Leidensdruck spricht.
Daher wäre es wahrscheinlich sinnvoll, dir zusätzlich professionelle Unterstützung zu holen. Eine Psychotherapeut*in oder psychosoziale Beratungsstelle könnte dich dabei begleiten, das Erlebte Stück für Stück aufzuarbeiten, Wege mit der Angst umzugehen zu finden und dich insgesamt zu stabilisieren. Auch, was deine Pläne für einen sicheren Neuanfang in einer eigenen Wohnung betrifft.
Was den Schutz deiner neuen Adresse angeht, könnte es auch hilfreich sein, rechtlich abzuklären, welche Möglichkeiten es gibt. Vielleicht wäre ein Gespräch mit einer Anwältin oder einem Anwalt ein nächster Schritt, um zu prüfen, ob es machbar ist, ein gerichtliches Näherungsverbot oder andere Schutzmaßnahmen zu erwirken. In vielen Städten gibt es auch spezialisierte Opferberatungsstellen oder Männerberatungsstellen, die dich dazu begleiten und beraten können.
Ich bin Sozialpädagogin bei Digital Streetwork Bayern und habe ein offenes Ohr für junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Wenn du dich weiterhin über dieses oder ein anderes Thema austauschen möchtest, bin ich gerne für dich da. Melde dich bei Bedarf gerne :)
Liebe Grüße,
Chantay von Digital Streetwork Bayern
Hi, Chantay hat sehr ausführlich geantwortet, ich möchte noch dass www.maennerhilfetelefon.de ergänzen. Das kann ein Anlaufpunkt sein, und auch immer wieder eine Stütze.
Auf jeden Fall die Adresse beim Einwohnermeldeamt schützen, soweit das geht.
Hallo,
puh, du hast wirklich schlimme Ängste vor deinem Bruder und sie sind schon sehr tief in dir drin.
Du wirkst sehr verletzlich. Ich würde dir raten, dass du dir professionelle Hilfe suchst, die dich stärkt und dir vielleicht Anlaufstellen empfehlen kann.
Ganz viel Kraft und Zuversichtlich für dich.
Dankeschön, ja ich glaube auch ich brauche professionelle Hilfe...
Klar, er ist ein fieser Zeitgenosse für dich.
Aber dabei hilft es nicht, dass er sich ändert, sondern du musst dich ändern.
Du könntest doch einige Eigenschaften von ihm recht gut gebrauchen, um dagegen zu halten, was du vermutlich zu stark vermeiden willst, aber so ein paar Scheiben von ihm täten dir richtig gut.
Baue doch du dich auch einen Schutzwall auf. Schaue dir einiges von ihm ab. Du siehst doch bei ihm, dass es funktioniert.
Ja klar, du bist weniger energievoll und aggressiv wie er, aber dennoch solltest du aggressiv auf dich achten, dir selbst ein besserer Freund sein, mehr Einsatz für dich zeigen. Damit würdest du ihn sofort schwächen.
Du solltest dich von allem nicht niederdrücken lassen, sondern alles als gesunde Herausforderung (zu was?) verstehen, dann würdest du viel kraftvoller dastehen und nicht mehr als Opfer.
Du kannst die Opferrolle verlassen.
Anregungen dazu gibt es reichlich im Internet, da könntest du dir Inspiration holen, schau doch mal, was davon dir gefallen könnte.
Du solltest dir deinen Widerstand stärker erlauben und einsehen, dass er nötig ist, weil du zu weich und passiv bist. Damit bist du in einem ungesunden Ungleichgewicht, das dich zu sehr schwächt.
Du kannst Beweisaufnahmen machen. Du könntest sofort, wenn er in deiner Nähe ist, sehr laut werden und auch übertreiben und um Hilfe rufen und Behauptungen aufstellen, die gerade nicht so ganz der Wirklichkeit entsprechen, aber der Distanz zu ihm dienen.
Du könntest im Mietshaus erzählen, dass du einen aggressiven Bruder hast, der Ärger machen könnte, wenn er heraus findet, dass du hier wohnst. Das würde ich erzählen, dann sind die Leute gleich mal auf deiner Seite .... usw .... vieles mehr.
Was eigentlich raten dir deine Eltern?
Gab es denn nach denn Misshandlungen keinerlei Auswirkungen für deinen Bruder?
Du fühlst dich alleine und hilflos, ok. Aber was machst du denn, um dies zu ändern?
Wende dich zusätzlich an Hilfestellen. Gibt so viele in D.
Irgendwie machst du aber auch nichts, um dich zu ändern. Das sehe ich kritisch bei dir. Wie soll sich denn dann was ändern?
Sehe alles als gesunde Herausforderung, nicht einfach nur als Störung, die du loshaben willst.
Ich hab mir geschworen niemals so wie er zu werden!!
Genau, dachte ich mir schon.
Und deshalb auch schrieb ich dazu, dass du eigentlich genau seine Eigenschaften für ein Leben nach deinem Geschmack bräuchtest. Genau diese fehlen dir dazu.
Forderungen stellen, anderen eine Zumutung sein, Entscheidungen treffen, aufdringlich sein, andere auch mal für etwas nutzen .... nur die Richtung davon, nur eine Scheibe davon .... und dann wirst du merken, dass es dir total gut damit geht. Du wirst dir ins Fäustchen lachen, wenn du davon etwas mal mutig angewandt hast ..... wirst sehen ....
Darin, und nur darin besteht dein Dilemma.
In deinem Nein zu diesen verhassten Eigenschaften.
Vielleicht ja, wenn du mal an deine Schmerzgrenze angekommen bist .... dass du dann doch noch wagst, so zu sein .... damit könntest du sogar ihn ändern.
Meine Eltern können mich verstehen, sind aber auch ein bisschen mit ihm überfordert. Mit mir haben nun all unsere Geschwister den Kontakt abgebrochen...
Ich hab mir geschworen niemals so wie er zu werden!! Deswegen will ich mir eigentlich auch nix "abschauen"...
Naja... Aber deiner Aussage stimme ich an sich zu, ich kann meinen Bruder nicht ändern, aber ich kann an mir arbeiten... danke dir.