Könnte ein Song wie "Cop Killer" der amerikanischen Band "Body Count" heutzutage überhaupt noch veröffentlicht werden?
Im Jahre 1992 veröffentlichte die amerikanische Band "Body Count" den Song "Cop Killer". Der Song beschwört Rachefantasien gegenüber amerikanischen Polizisten die gegenüber Afroamerikaner übergriffig wurden. Bereits damals hatte die Plattenfirma Time-Warner aufgrund hohen Drucks die Veröffentlichung nach einigen Monaten wieder zurückgezogen.
Wäre die Veröffentlichung so eines Songs im heutigen gesellschaftlichen und politischen Klima im Schatten von Black Lives Matter und Skandalen wie der Tod von George Floyd überhaupt noch denkbar?
13 Stimmen
4 Antworten
"Cop Killer" wurde ja damals schon nicht ganz problemlos veröffentlicht (wie du selbst sagst) und heute wäre es das wahrscheinlich der gleiche Widerstand. Es gibt aber noch mehr Songs, die in die Bresche schlagen (spontan fallen mir da "Killing in the name" von RATM und "Fck tha police" von N.W.A. ein).
Aber heute würde es Leute aus dem "Ich bin kein Rassist, aber..."-Spektrum geben, die versuchen würden, den Erfolg des Titels zu erschweren. Das sieht man daran, dass die neurechten Postillen vom Schlag "Tichys Einblick", junge Freiheit und Co. regelmäßig ziemlich giftig berichten, wenn es z.B. um Egotronic, Tarek K.I.Z., Herbert Grönemeyer, Fettes Brot usw. geht. Allerdings ist es dank des Internets und zig aufgekommenen Audio- und Videoplattformen ziemlich schwierig, die Veröffentlichung eines Songs zu verhindern, wenn der erstmal viral gegangen ist.
"Cop Killer" war möglicherweise textlich etwas zu hart, damit hab ich mich nun nicht im Detail auseinandergesetzt. Ich denke, ein vielleicht etwas abgeschwächterer Song könnte heutzutage auch veröffentlicht werden. Und das sollte er auch. Deine Frage ist aber gut, ich habe mich auch schon öfters gefragt, ob "Schrei nach Liebe" von den Ärzten heutzutage auch noch möglich wäre, oder ob dann Massen von AfD-Politikern skandieren würden, dass sie sehr wohl wüssten, was "Attitüde" heißt. ;)
"...dass sie sehr wohl wüssten, was "Attitüde" heißt."
*brüll* you made my day! 🤣
Natürlich könnte das veröffentlicht werden. Die Frage ist halt: Will man öffentlichem Druck nachgeben oder nicht. Strafrechtlich relevant ist das bis heute per se erst mal nicht. Es gibt sehr hohe Hürden, bis es wirklich verboten werden würde. Und genug, wo die Plattenfirma dem Druck nicht nachgibt. Ob das gut ist oder nicht, sei dahin gestellt. Vermutlich ähnlich wie Killerspiele: Die gestörten suchen sich solche Songs aus und feiern sie. Aber die Songs machen nicht jeden Zuhörer zum Cop-Killer.
Nehmen wir doch mal Bohemian Rhapsody von Queen. Wäre ja auch für viele vielleicht ein Skandal. Auch wenn das ein anderes Niveau ist, also keine Rachefantasien. Trotzdem geht es um skandalöse Themen wie die Reaktion der Gesellschaft auf Morde.
Bohemian Rhapsody von Queen hatte ja einen aneinandergereiten Nonsenstext, wie Freddy Mercury selbst sagte
Das ist die Erklärung für die zufälligen Wortreihungen vor allem im Mittelteil.
Das war kein Aufhetzen in einer ohnehin schon aufgeladenen politischen Stimmung inkl. Gewaltaufruf und Verherrlichung von Mord und Selbstjustiz
Das habe ich auch nicht behauptet. Nochmal lesen, was ich schrieb :-)
Die "sinnhaften" Textpassagen haben durchaus ein inhaltliches Thema und dass es eher mit Reue zu tun hat, ist durchaus ein völlig anderes Niveau. Schrieb ich allerdings auch.
Nochmal zur Klarstellung: Das Lied besteht auch aus einem Balladenteil und den kann man sich ruhig mal anschauen. Das sind keine zufälligen Worte. :-)
Ich kenne das Lied durchaus gut, auch den Text des Balladenteils. Da geht es um einen jungen Mann der seiner Mutter gegenüber darüber lamentiert seine Zukunft durch einen Mord verspielt zu haben. Darin sehe ich jetzt aber nix polarisierendes.
Lies dir bitte mal durch, was da polarisiert hat. Da geht es auch um Freddys sexuelle Orientierung. Also nicht im Lied. Es wurde aber daraus gemacht und hatte dann eben darum durchaus polarisiert. Ich wollte nur drauf hinweisen, dass auch in solchen Liedern einige (nicht ich) etwas Schlimmes gesehen hatte damals oder auch heute noch viele übers Ziel hinausschießen bei aktuellen Liedern.
Ich hab mir alles nochmal durchgelesen. Also ich meinte nicht, dass im Lied selbst die Reaktion der Gesellschaft verarbeitet wurde. Das wäre in der Tat wohl viel zu hochgegriffen. Wobei man die Einwürfe mit "Just a poor man" vielleicht sogar dahin deuten könnte. Aber wie richtig gesagt, hat Freddy zumindest behauptet, das seien nur zufällig reimende Wortfetzen.
Also hier auf jeden Fall! Besonders im Rap gibt es viele Songs mit ähnlichem Titel.
Ich kenne mich dort zu wenig aus, allerdings sehe ich die Lage dort schon kritischer, ich könnte mir gut vorstellen das etwas derartiges Zensiert wird, ähnlich wie bei Radioversionen von Liedern mit Schimpfwörtern, ich bin mir aber unsicher. Vielleicht antwortet ja gleich jemand mit mehr Ahnung, viel Glück. Lg
Und in den USA?
Da auch.
https://www.youtube.com/watch?v=2OMirbGvn8o
https://www.youtube.com/watch?v=_VDGysJGNoI
https://www.youtube.com/watch?v=JUnc3kl0DcA
Die Ereignisse um BLM haben dort einige Rapper zu gesellschaftskritischen Songs inspiriert.
Wurde im Netz falsch beschrieben.
Das Album heißt "Bodycount" und der Interpret ist "Ice-T"
Ob es heute laufen würde? Gute Frage!
50/50 würde ich sagen
Aus der Sicht wie sich Rap bis jetzt entwickelt hat würde ich sagen ja aber klar würde es nicht im Radio laufen.
Wenn man aber die Aktuelle Lage im Bezug auf Rassismus sieht, denke ich ehr nein
Über das Thema könnten wir glaue ich Bücher schreiben und würden nie zu einer Lösung kommen ;)
Ich rede von dem Song Cop Killer, nicht von dem ganzen Album, und es war keine Soloveröffentlichung von Ice-T, sondern von seiner Band Bodycount. Ich war damals dabei und hab die Platte gekauft. Aber trotzdem danke für die Antwort. :-)
Bohemian Rhapsody von Queen hatte ja einen aneinandergereiten Nonsenstext, wie Freddy Mercury selbst sagte. Das war kein Aufhetzen in einer ohnehin schon aufgeladenen politischen Stimmung inkl. Gewaltaufruf und Verherrlichung von Mord und Selbstjustiz (auch wenn das von der Band vermutlich nicht wörtlich gemeint war).