Kinder bilingual aufziehen?
Hey!
Meine Frau und ich erwarten unser erstes Kind und nun stellen wir uns die Frage, wie wir es am besten Bilingual aufziehen können ohne Defizite. Wir leben in Deutschland aber meine Frau is gebürtige Belgierin und spricht Flemish (sie lernt aktuell noch Deutsch da sie beruflich überwiegend Japanisch spricht und deshalb kaum Zeit zum deutsch lernen hatte.) Ich bin offensichtlich deutsche. Wie stellen wir es nun am besten an? Sollen wir Flemish zu Hause reden und dann z.B deutsch Medien verwenden oder andersrum oder ich spreche Deutsch und sie Flemish??
Ich habe ein wenig Angst, dass unser Kind den unterschied zwischen Flemish und Deutsch nicht gut hinbekommen wird weil die Sprache in bestimmten Aspekten doch ähnlich ist.
wie habt ihr es gemacht oder bei anderen mitbekommen?
6 Antworten
Ich kenne einige gemischte Paare und habe noch nie erlebt, dass sich das Kommunikationsschema mit der Geburt eines Kindes dauerhaft geändert hätte.
Ob nun das eine Elternteil glühend bekundet, Sprache X von nun an mehr sprechen zu wollen oder das andere Elternteil glühend bekundet, Sprache Y zu lernen: letztendlich verfallen alle nach kürzester Zeit wieder in das alte Schema. Man muss im Kindererziehungsalltag eben auch an sehr vieles denken und viele Probleme lösen, da muss Kommunikation vor allem schnell funktionieren. Man hat oftmals keine Zeit und keine Gedankenkapazität für „Oh, ich muss den nächsten Satz in Sprache Z sagen, damit sich das Verhältnis ausgleicht“. Und Kommunikation muss auch natürlich sein. Wenn man so ganz übertrieben und gezwungen in einer Sprache spricht nach dem Motto „Kind, hör mir zu, ich sage diesen Satz jetzt nur für dich in dieser Sprache!“, führt es auch eher nicht zum Ziel.
Deshalb: für die bilinguale Erziehung wäre es logischerweise am besten, wenn beide Elternteile sowohl untereinander als auch mit dem Kind beide Sprachen gleichberechtigt verwenden, aber müsst ihr selbst überlegen, wie realistisch das ist.
Allein bei den Unterhaltungsmedien würde ich einfach wirklich beides anbieten.
Und ansonsten, wie oft soll das Kind denn bei der Familie in Belgien sein? Wenn es in der Grundschulzeit jede zweite Wochenende dort verbringt, wird es dort auch mehr Flämisch mitnehmen als wenn nur einmal im Jahr zu Weihnachten dorthin gefahren wird.
Bilingual aufziehen können ohne Defizite
Eine Sprache muttersprachlich sprechen heißt nicht, sie perfekt zu sprechen. Dafür lernen Kinder überall auf der Welt in der Schule ihre Muttersprache, zum Beispiel bestimmte Grammatik oder Rechtschreibung oder dass man in bestimmten Kontexten besser nicht umgangssprachlich sprechen sollte sondern in formaler Sprache. Kein bilingual erzogenes Kind ist ohne weiteres Lernen der Sprachen Meister zweier Sprachen.
Ich habe ein wenig Angst, dass unser Kind den unterschied zwischen Flemish und Deutsch nicht gut hinbekommen wird weil die Sprache in bestimmten Aspekten doch ähnlich ist.
Kennst du denn den Unterschied zwischen „Flämisch“ und „Flemish“?
Und verzeih mir diesen kleinen kritischen Hinweis, aber dafür, dass du so besorgt bist, dass dein Kind eventuell nicht „richtig“ Deutsch lernt oder irgendwas verwechselt, gibst du dir selbst mit Deutsch zumindest schriftlich auch erstaunlich wenig Mühe. Wenn dir selbst egal ist, ob du für ein Wort die englische oder die deutsche Schreibweise / Aussprache wählst, oder ob ein Wort groß oder klein geschrieben wird, dann ist die Angst berechtigt, dass das Kind Deutsch auch nicht so besonders ernst nehmen wird.
Also ich kenne es so das die Eltern dann unterschiedliche Sprachen mit dem Kind sprachen. Also in deinem Fall zb du deutsch und sie flemish.
Außerhalb des eigenen Zuhauses würde ich es aber auf deutsch begrenzen. Einfach weil ihr nun mal in Deutschland lebt und es wichtig ist das euer Kind die Landessprache kann.
Auf jeden Fall befürworte ich eine bilinguale Erziehung!
Davon kann das Kind ggf. später nur profitieren, wenn es mehr als eine Sprache auf muttersprachlichem (oder muttersprachen-nahem) Niveau beherrscht.
Meine Freundin (stammt aus Kamerun) und ich sind uns jetzt schon einig, dass wir potenzielle gemeinsame Kinder auf jeden Fall zweisprachig erziehen werden. Mit Papa (mir) würde dann ausschließlich Deutsch und mit Mama Französisch gesprochen.
Ich kenne mehrere Fälle, wo das gescheitert ist und wo die betroffenen Personen es im Nachhinein bedauern.
So ist meine Schwägerin halb Portugiesin (Vater) und halb Niederländerin (Mutter), allerdings in Deutschland geboren und aufgewachsen. Zu Hause wurde ausschließlich Deutsch gesprochen, was auch der Tatsache geschuldet war, dass beide Elternteile unterschiedliche Muttersprachen hatten. Meine Schwägerin kann weder Portugiesisch, noch Niederländisch. Bei dem zweiten schämt sie sich sogar etwas, da sie einen niederländischen Pass hat und dort Staatsbürgerin ist.
Dann habe ich einen halb-spanischen Bekannten. Auch seine Mutter hat niemals Spanisch mit ihm gesprochen. Bei Besuchen bei seiner spanischen Verwandtschaft fühlte er sich immer schlecht und fehl am Platze, da er dort saß und eigentlich nichts und niemanden verstehen konnte (weder Oma, noch Tanten oder Cousins). Er bedauert es ebenfalls und macht seiner Mutter im Nachhinein gewisse Vorwürfe in der Hinsicht, da gerade Spanisch eine Weltsprache ist, mit der man international durchaus echt etwas anfangen kann.
Es geht am Besten, wenn beide in der eigene Muttersprache mit dem Kind reden.
Sie reden automatisch mit den jeweiligen Elternteil in entsprechende Sprache.
Erst später verstehen sie, dass es andere Sprachen sind.
Und später hilft es bei Erlernen anderer Sprachen.
Meine Frau kommt ursprünglich aus Schweden, ist seit Jahrzehnten in Deutschland.
Unsere Tochter (25 Jahre) wurde damals überwiegend deutschsprachig erzogen, meine Frau hatte die schwedische Sprache immer wieder in die Unterhaltungen eingebunden, allerdings nicht vorrangig. Vieles davon blieb bei unserer Tochter hängen, sie beherrscht heute natürlich ihre deutsche "Muttersprache", daneben fließend englisch und gut schwedisch. Letzteres spricht sie wesentlich besser, als ich, der ich ebenfalls von meiner Frau die schwedische Sprache lernte.
Ich war natürlich kein Kind mehr, als ich mit der Sprache in Berührung kam, diesbezüglich fällt es Kindern in den meisten Fällen wohl leichter.