Kann non binär überhaupt existieren?

14 Antworten

Non-binary oder non-binär ist eine Geschlechtsidentität. Das hat mit Biologie erstmal nichts zu tun.

Zum einen ist es ein Überbegriff für Geschlechtsidentitäten, die nicht cis sind und somit im trans* Spektrum sind. Zum anderen ist es aber auch eine eigene Geschlechtsidentität. Nicht-binäre Menschen identifizieren sich weder als männlich, noch als weiblich, sondern irgendwo dazwischen oder außerhalb dessen.

Es gibt Menschen (mich eingeschlossen) die sich den beiden binären Geschlechtern nicht zugehörig fühlen oder nicht zuordnen können.

Das ist weder Einbildung, noch machen wir das, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Es ist ganz einfach eine Geschlechtsidentität:

Die Geschlechtsidentität umfasst geschlechtsbezogene Aspekte der menschlichen Identität. Der Begriff verdichtet im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs verschiedene Aspekte des Erlebens von Zugehörigkeit zu einem Geschlecht. Dabei geht es um die Fragen, welchem Geschlecht eine Person angehört, ob sie sich ihrem biologischen Geschlecht entsprechend oder davon verschieden erlebt und das zum Ausdruck bringen kann und ob sie die damit verbundene Rolle in sexuellen und sozialen Situationen unmissverständlich und mit Erfolg zu entfalten vermag.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsidentit%C3%A4t

Weiter dazu:

Die aktuelle biologische Grundlagenforschung ist zum Schluss gekommen, dass die binäre Sicht auf das Thema Geschlecht nicht haltbar ist (Artikel in Nature, 2015; Making Sex Revisited, Heinz-Jürgen Voß, 2010).
In der Tier- und Pflanzenwelt gibt es ganz viele Beispiele, wo es für eine Spezies normal ist, dass diese klare Zweiteilung nicht zutrifft (Wikipedia).
Auch beim Menschen ist diese klare Zweiteilung auf der Ebene von körperlichem Geschlecht oft nicht möglich und deshalb auch hier nicht sinnvoll. Zum Beispiel gibt es bei den Geschlechtschromosomen nebst den bekannten Ausprägungen XX/XY noch einige andere Variationen.
[...]

https://www.nonbinary.ch/non-binaer-gibt-es-das-wirklich/

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der LGBTQ+ Community
RKuhn  30.11.2023, 11:41

Das kommt darauf an, wie man Geschlecht definiert. Man ist entweder Mann oder Frau, wenn man nicht mit beiden Geschlechtsmerkmalen geboren wird. Man kann sich natürlich eine andere Identität zuschreiben, davon ändert sich aber nicht die Biologie

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Das Problem ist, das Männlichkeit und Weiblichkeit nicht nur ein einziges Kriterium haben, das sie ausmacht. Grundsätzlich gibt es vier Kategorien, die "Mann" und "Frau" im Alltag ausmachen, die Menschen berücksichtigen, wenn sie das Geschlecht einer Person beurteilen. Diese wären Sprache (ZB Namen, Pronomen der dritten Person usw), Körperbau (Primäre Geschlechtsmerkmale, aber auch zb die Breite der Schultern), Kleidung/Styling und soziale Rollen ("Männer sind Bestimmer und Frauen bleiben zuhause").

Wer in einer Kategorie sich nach außen so prägt, wie er*sie will, empfindet Euphorie. Wer sich verstellt, empfindet Dysphorie. Fast alle Männer und Frauen führt dieser Pfad durch Euphorie und Dysphorie dazu, das sie in allen Kategorien dem entsprechen, was den Standards, der Erwartung für Männer bzw Frauen entspricht.

Aber, da es so viele Möglichkeiten in so vielen unterschiedlichen Kategorien gibt, keine davon ist ein 'Entweder oder' - sollte es da nicht offensichtlich sein, das es Menschen gibt, die nicht 'entweder oder' sind? Mich wundert es ehrlich gesagt eher, das nicht noch mehr Leute Nichtbinär sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.
Onesimus  17.06.2023, 15:15
Mich wundert es ehrlich gesagt eher, das nicht noch mehr Leute Nichtbinär sind.

Das würde mich auch wundern, wenn ich Geschlecht so wie du verstehen würde: Es gäbe vier Dimensionen von Geschlecht: Genus, körperliche Geschlechtsmerkmale, Geschlechtspräsentation und soziale Geschlechtsmerkmale. Keines dieser Merkmale unterscheide scharf zwischen weiblich und männlich. Deshalb müssten doch die meisten Mensch nichtbinär sein.

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit mit der vielfältigen Ausprägung der Geschlechtsmerkmale umzugehen: Zu erkennen, dass man kein Stereotyp erfüllen muss und nicht wie das aktuelle Schönheitsideal gebaut sein muss, um eine richtige Frau / ein richtiger Mann zu sein.

So bin ich aufgewachsen und erzogen worden: Jungs dürfen auch mit Puppen spielen und Mädchen dürfen Feuerwehrfrau werden. Männer müssen keine breitschultrigen Muskelprotze sein und Frauen nicht wie Angelina Jolie aussehen.

Es mutet für mich sehr bizarr an, dass die Antwort auf die Frage nach der Vielfalt der Geschlechtsmerkmale heute sein soll, dann seien die nicht stereotypen Menschen eben keine richtigen Frauen bzw. Männer.

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Seraphiel0  17.06.2023, 15:17
@Onesimus

Das habe ich nicht behauptet, das alle Leute, die von Standards abweichen, Nichtbinär sind.
Aber da kann man eben keine eindeutige Grenze setzen, die nicht Selbstidentifikation beinhaltet. Aber damit, das Leute ihr eigenes Leben definieren dürfen, wie es für sie selbst am besten funktioniert, haben Leute wie du sicher Probleme.

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Onesimus  17.06.2023, 16:39
@Seraphiel0
Das habe ich nicht behauptet, das alle Leute, die von Standards abweichen, Nichtbinär sind.

So habe ich dich auch nicht verstanden. Du scheinst aber schon die Idee zu haben, dass man, wenn man weit genug von Stereotypen entfernt ist, das Gefühl haben müsste, kein richtiger Mann / keine richtige Frau zu sein. So verstehe ich zumindest, was du von Euphorie/Dysphorie schreibst.

Selbstidentifikation
Aber damit, das Leute ihr eigenes Leben definieren dürfen, wie es für sie selbst am besten funktioniert, haben Leute wie du sicher Probleme.

Ich kann nicht für "Leute wie mich" sprechen. Ich habe kein Problem damit, wenn sich "Leute ihr eigenes Leben so definieren", "wie es für sie am besten funktioniert".

Ein Problem gibt es nicht nur für "Leute wie mich", wenn dabei Begriffe (nicht Menschen!) soweit umdefiniert werden, dass keine verständliche Konversation mehr möglich ist oder allein aufgrund dieser rein semantischen Bedeutungsverschiebung ungerechtfertigt Privilegien eingefordert werden.

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Seraphiel0  17.06.2023, 21:42
@Onesimus

Warum hast du ein Problem damit, wenn andere Leute dieselben Privilegien haben wollen, die du ohnehin schon genießt? Weil du dann dich nicht mehr überlegen fühlen kannst?

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Onesimus  17.06.2023, 23:18
@Seraphiel0

Vielleicht sollte ich das "ungerechtfertigt" hervorheben:

"ungerechtfertigt Privilegien eingefordert werden."

dieselben Privilegien haben wollen, die du ohnehin schon genießt?

Woran denkst du da? Mir fällt nämlich nichts ein. Ich darf als Mann nicht im Frauensport antreten, nicht in ein Frauenhaus, nicht in eine Damensammelumkleide oder -dusche.

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Seraphiel0  18.06.2023, 09:29
@Onesimus

Du darfst dein Leben leben, ohne ständig darüber diskutieren zu müssen, ob du überhaupt existierst zum Beispiel. Oder, bei dir diskutiert keiner darum, ob du deinen Namen wirklich tragen darfst. Dich spricht man einfach so an und gut ist. Du darfst einen Körper haben, der dein Geschlecht wiederspiegelt, ohne das sich jemand beschwert dass das 'unnatürlich' sei. Du darfst dich OPs unterziehen, um dein Eigenempfinden deines Körpers zu unterstützen, ohne mehrere Jahre Therapie hinter dich zu bringen. Denn ja, Cismenschen haben auch geschlechtsbestätigende OPs. Denk mal an Brustvergrößerungen, Haartransplantationen und Aufspritzen der Wangenknochen.

Dass es ungerechtfertigt sei, hast du einfach entschieden, das kannst du nicht hervorheben.

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Onesimus  18.06.2023, 13:33
@Seraphiel0
[O] Ein Problem gibt es nicht nur für "Leute wie mich", wenn dabei Begriffe (nicht Menschen!) soweit umdefiniert werden, dass keine verständliche Konversation mehr möglich ist oder allein aufgrund dieser rein semantischen Bedeutungsverschiebung ungerechtfertigt Privilegien eingefordert werden.
[S] Warum hast du ein Problem damit, wenn andere Leute dieselben Privilegien haben wollen, die du ohnehin schon genießt?
[O] Woran denkst du da? Mir fällt nämlich nichts ein.
[S] Existenz, Namen, unnatürlich, Schönheits-OPs

Ich schrieb von ungerechtfertigten Privilegien.

Dass die eigene Existenz anerkannt wird ist kein Privileg, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Dass man mit Namen (und nicht ehemaligem Namen) angesprochen wird ist eine Frage von Respekt, Taktgefühl und Anstand, kein Privileg, schon gar kein ungerechtfertigtes.

Geschlechtsdysphorie ist ein Leiden. Es zu heilen ist kein ungerechtfertigtes Privileg.

Du vergleichst kosmetische Eingriffe mit Amputationen unh Organentfernungen? Ernsthaft? Wenn ich mir auch nur einen Finger amputieren lassen wollte müsste ich vorher auch zum Psychiater und selbst dann wäre es noch fraglich, ob ich in Deutschland einen Chirurgen finde, der das macht.

Mir ging es um ungerechtfertigte Forderungen wie Zugang zu Frauenhäusern, Sammelumkleiden, kompetitiver Sport in Damenkategorie.

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Man ist doch immer irgendwas also Mann oder Frau?

Du scheinst hier sex, biologisches Geschlecht mit Gender, soziales Geschlecht zu verwechseln. Natürlich kann man nicht binär sein. Denn nicht binär heisst, man identifiziert sich weder als Mann, noch als Frau.

Und auch im biologischen Sinne gibt es nicht binär, heisst nur anders, nämlich Inter. Inter Personen sind weder eindeutig Mann, noch Frau.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst bi.
Senbu  17.06.2023, 12:09

Aufgrund mangelnder Untersuchung nicht eindeutig bestimmbar ≠ weder eindeutig Mann noch Frau.

Es bedeutet lediglich das man nicht direkt das Geschlecht bestimmen kann, da ein seltenes Syndrom vorliegt vor wessen Erforschung und Anwendung des Wissens man sich zügelt.

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Wenn man sich „nur“ an die biologischen Geschlechter hält gibt es sowas natürlich nicht. Lediglich unter dem Ansatz der sozialen Geschlechter könnte man so argumentieren. Was allerdings ein einziger Widerspruch in sich ist.

emyness  17.06.2023, 10:20

Doch natürlich. Nennt sich nur anders, nämlich Inter.

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Senbu  17.06.2023, 12:05
@emyness

Inter bezeichnet Personen, die ein/e Defekt/Störung/Fehlentwicklung gewisser Art haben. Entziffern man das bestehende Syndrom und verfolgt nun jene Folgen und Ursachen zurück, dann kann eines der beiden Geschlechter bestimmt werden, welches aufgrund jener Defekte/Störungen/Fehlbildungen verschleiert wurde.

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Man ist doch immer irgendwas also Mann oder Frau?

Biologisch kann man das per Definition so stark vereinfachen. Wobei man je nach Definition entweder Menschen sehr ungewöhnlich unserem Empfinden nach einordnen würde oder doch wieder Lücken erzeugt. Wenn du magst, kannst du uns ja mal verraten, was deine Defintion wäre.

Kann non binär überhaupt existieren?

Der Begriff verweist nicht auf das biologische Geschlecht, sondern auf die Geschlechtsidentität. Während der frühen Entwicklung sorgen bspw. Hormone dafür, wie unser Gehirn konstruiert wird. Wenn die Hormone entsprechenden Schwankungen unterliegen, können Teile unseres Gehirns weiblich und andere Teile männlich konstruiert werden. Das könnte bspw. das Gefühl hervorrufen, sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht richtig zugeordnet zu fühlen.

Es gibt aber vermutlich noch weitere Faktoren. Wissenschaftlich ist das nur eingeschränkt zu untersuchen. In meinen Augen reicht es aber, um diese Menschen nicht als geistig verrückt abzutun oder deren Existenz anzuzweifeln, sondern zu akzeptieren, dass es andere Geschlechtsidentitäten gibt.