Ist es so, dass manchmal Menschen, die wissen, dass sie andere versehentlich oder aus Vergesslichkeit verletzt haben, diesen aus Scham aus dem Weg gehen?
Ich habe manchmal das Gefühl, dass Menschen, die andere verletzt haben, es nicht über sich bringen, das gerade zu biegen und sich zu entschuldigen, weil sie sich über sich selbst schämen und eine Entschuldigung einem vermeintlichen Gesichtsverlust gleichkommt.
Kennt Ihr sowas auch oder habt Ihr Ähnliches beobachtet?
Beispiel 1:
Der Mann meiner Freundin ist jung gestorben und hat sie und ihren Sohn in tiefer Trauer hinterlassen.
Ein unwissender Kumpel des Sohnes schellte einen Tag nach dem Tod des Vaters an und wollte ihn zum Spielen besuchen.
Dessen Mutter sagte, dass der Sohn sich aufgrund der Trauer nicht wohlfühle, worauf der Kumpel die Mutter anmotzte, dass er den Weg jetzt umsonst gegangen sei, dass es ungerecht sei, dass der Sohn nicht raus komme und er jetzt sauer sei.
Die trauernde Witwe machte dem Jungen freundlich klar, dass sie gerade Mann und Vater verloren haben und sein Meckern unangemessen sei.
Der Junge stapfte darauf weg und grüßte meine Freundin nie wieder, obwohl er dort vor dem Todesfall immer willkommen und extrem oft zu Besuch war.
Beispiel 2:
Eine Freundin vergisst aus Versehen den Geburtstag einer sehr engen Freundin. Statt das zu klären, weicht sie ihr seitdem aus, obwohl sie sie gerne mag.
Beispiel 3:
Ein Freund mit ADHS und Persönlichkeitsstörungen vergisst sehr häufig Termine mit Freunden und Verwandten und geht aus Versehen an Tagen zur Arbeit, an denen er frei hat.
Er versetzt auch Freunde bei Telefonaten und statt das zu klären schweigt er tagelang, in der Annahme, dass man jetzt schlecht über ihn denkt und es bei verspäteter Kontaktaufnahme durch ihn nur Kritik und Streit hageln wird.
Er schämt sich für das Versäumnis, schafft es aber nicht, das adäquat aus der Welt zu schaffen. Schweigt lieber und geht am Zurückschweigen des Gegenübers laut seiner Aussage kaputt.
Kennt jemand sowas und wie würdet Ihr mit Beispiel 1, 2 und 3 umgehen?
Bitte die Frage komplett beantworten. Danke.
3 Antworten
Das kenne ich, da ich es selber mache. Wenn ich etwas falsch mache, dauert es eine Weile, bis ich mich dazu bringe, es irgendwie wieder gut zu machen. Es ist in dem Moment, wie eine Blockade. 😊
Nach Tagen, Monaten oder gar nicht mehr. Je nachdem, wie schlimm es war.
Wenn der andere auf mich zukommt, macht es das leichter, besonders wenn es nicht noch mal angesprochen wird. Die, die mich besser kennen, wissen das ich manchmal schwierig bin. 😊
Das klingt so, als ob deshalb schon Freundschaften zerbrochen sind?
Eine interessante Frage, auf die ich gern antworte, weil ich glaube, dass ich dir da aufgrund eigener Erfahrungen auch mit solchen Persönlichkeiten helfen kann... mit den JAhren kommt einiges zusammen!
Menschen, die andere verletzt haben, es nicht über sich bringen, das gerade zu biegen und sich zu entschuldigen, weil sie sich über sich selbst schämen und eine Entschuldigung einem vermeintlichen Gesichtsverlust gleichkommt.
Ja, solche Leute kenne ich, aber das sind durchweg Personen, die mit ihrem Selbstwertgefühl bzw. ihrem Selbstbewusstsein und mit sich "als Typ" mitunter massive Probleme haben, teilweise auch eine unschöne Kindheit (Traumata teilweise auch) oder eine prekäre Vergangenheit im Allgemeinen usw., was ich umso intensiver spürte und teilweise auch bruchstückweise oder komplett entweder von ihnen selber oder glaubhaft aus engstem Umfeld mitbekommen habe, je länger ich mich mit ihnen abgegeben habe bzw. je besser ich sie mit der Zeit kennen gelernt habe. Die können nicht zu sich stehen, wissen nicht wie sie sich verhalten sollen und sind alles in allem eher unsicher - oft aber sehr intelligent und mitunter sogar studiert.
Beispiel 1
Da geht's wahrscheinlich eher in Richtung eines (sorry) unreifen und vielleicht auch etwas verzogenen Kindes, das die Situation falsch eingeschätzt hat und beleidigt war wegen eines Grunds, den die meisten Erwachsenen respektiert hätten. Jeder "normale" Erwachsene hätte kondoliert, sich entschuldigt und wäre gegangen bzw. hätte einen Tag später die Kondolenzkarte eingeworfen. Für ein Kind ist das anders; es stirbt nicht jeden Tag jemand im Umfeld, man kennt die Situation nicht, schätzt sie falsch ein und ärgert sich über den langen Fußmarsch, der vergebens war und fühlt sich im Unrecht, weil man angegangen oder zurechtgewiesen wurde und auch diese Geste falsch bewertet. Kinder sind da anders!
Beispiel 2
Da ist jemand eventuell zu streng mit sich selbst und von sich total enttäuscht nach dem Motto ... wie KANN ich DAS nur vergessen, Himmel noch mal, wieso muss MIR das passieren und WARUM und WIESO. Aber auch da ist jemand nciht standhaft genug, zu sagen, tut mir leid, ich hab's vergessen, aber hier hast du ein kleines Geschenk, das kommt von Herzen, ich war eventuell zu beschäftigt, es kam alles zusammen. Habe ich schon so gemacht, als ich mal was dergleichen vergaß - und es war KEIN Thema. Die Freundin freute sich (es ging auch um den Geburtstag) und alles war vergeben und vergessen, zumal sie mir gar nicht böse war und schon dachte, dass was dazwischen gekommen war. Ich hatte mir damals tatsächlich am Morgen des Geburtstags den Fuß gebrochen & an dem Tag andere Sorgen, so hab' ich es halt vergessen gehabt, weil ich wegen dem Gips und der ganzen Sache zu beschäftigt war...!
Beispiel 3
Hier dürfte es auch an mangelndem Selbstwertgefühl und an Versagensängsten liegen - er hat ggf. Angst, als schlecht oder minderwertig oder niveaulos zu gelten oder beleidigt, beschimpft oder herabgewürdigt/gedemütigt zu werden, weil er was vergessen hat und denkt, man sei ihm deswegen böse. Möglich, dass er damit als Kind schon Probleme hatte und oft getadelt wurde bzw. nie gut genug war oder nur dann gut genug war, wenn er was vorzuweisen hatte. Das ist auch oft der Fall, wenn jemand durch Fehler aller Art aus dem Konzept gebracht wird und sie sich nicht eingestehen kann - Angst vor neuen Demütigungen, selbst wenn man weiß sie ist unbegründet; man hat dann die Sorge, es KÖNNTE ja doch was dergleichen auf einen niederprasseln und man wäre dann wieder emotional fertig und niedergeschlagen und schwach wie vllt. in der Kindheit, wo die Eltern oder ein böser Lehrer oder der übermächtige große Bruder das Sagen hatten und in der Wahl ihrer Mittel nicht gerade freundlich gewesen sind.
Das passt, danke. Könnte hier auch eine erfolgreiche jüngere Schwester sein.
Oder so, ja - da ist jede Konstellation denkbar, die in irgendeiner Weise Druck oder Macht ausübt und im übertragenen Sinn mit den Ellenbogen boxt oder in irgendeiner Weise einfach unmenschliche Züge an sich hat und entsprechend agiert. So können gerade sensible, ruhige Charaktere nachhaltig getroffen und auch beschädigt werden; je früher so was passiert, umso schlimmer ist das im Erwachsenenleben und umso schwerer ist es, da wieder rauszukommen - wenn man es überhaupt jemals kann.
Zu Fall 1. Dem Jungen hätte ich Beine gemacht. Seine Mutter ins Bild gesetzt, weil man das so nicht stehen lassen kann. Pietät und Anstand kann auch ein Jugendlicher zeigen!
Zu Fall 2. Das ewige Thema Gurtstage ist doch echt Müll. Ja es wurde vergessen anzurufen und?, jemand deshalb gestorben?? Jeder hat sein eigenes Leben und ist beschäftigt und ....Ups hat man es verpennt. Das sind Niggelichkeiten von Mimosen!
Zu Fall 3. So wie Du schreibst ist es Krankheitsbedingt. "Er versetzt auch Freunde bei Telefonaten " Als Freunde sollten sie seine Probleme kennen und das einkalkulieren. Desgleichen, macht es keinen Sinn, hinter dem verpassten Zug herzurennen.
" die andere verletzt haben" Wenn es für mich keine Verletzten gibt, entfällt eine Entschuldigung automatisch.
Wenn ich jemanden verletze, dann mit voller Absicht und mit Grund. Sollte ich falsch liegen, habe ich auch den Mumm das gerade zu biegen. Für Fehler einstehen ist wohl selbstverständlich! Aber, wer sieht denn was als Fehler an???? Ein verpasster Geburtstag gehört nicht dazu!
MFG Sturmy
"
Diejenige, die den Geburtstag vergessen hat, schweigt ja seitdem. Nicht umgekehrt! Die Vergessene hat gar nichts gesagt. Warum Niggeligkeit?
Dieses penetrante Wertlegen auf Geburtstagsglückwünsche. Wen interessiert das ob ich jetzt 68 oder 69 bin?? NIEMAND! Wenn man sonst keine Baustellen hat, regt man sich über ausbleibende Glückwünsche auf. Da verliert man kein Wort drüber.
Raffst Du die Frage eigentlich nicht? Die Person, die den Geburtstag vergessen hat, meldet sich aus Scham nicht mehr.
In der Frage steht doch eindeutig drin, dass diejenigen, die etwas vergessen haben, den Kontakt abbrechen.
Was verstehst Du daran nicht. FETTSCHRIFT braucht es deshalb nicht.
Ich versuche es noch mal. "Die Person, die den Geburtstag vergessen hat, meldet sich aus Scham nicht mehr." Falsch! Es ist der Person einfach egal, sonst nichts.
Das behauptest Du einfach so? Woher weißt Du das?
Mag sein, das es Menschen gibt, die sich unwohl fühlen, etwas verpennt zu haben und sich dann nicht trauen, nachzubessern.
Das ist das gleiche, als wenn in China ein Sack Reis umfällt!
Danke für Deine Antwort. Hast Du auch ADHS? Ab wann meldest Du Dich wieder? Oder hoffst Du, dass der Andere auf Dich zugeht?