Haben Eltern für euch verkackt, wenn der Sohn / die Tochter zum Rechtsextremisten wurde?

Das Ergebnis basiert auf 15 Abstimmungen

Nein, da können die Eltern ja nichts dafür. 93%
Ja, eindeutig. 7%

6 Antworten

JA und NEIN. Ich versuche es mal aus meiner Sicht darzustellen: So was kann mit dem Elternhaus zu tun haben - es hat mitunter seine Wurzel in der Suche nach Anerkennung, Vorbildern, Kameradschaft, Miteinander, sozialer Wärme, Zugehörigkeit zu einer "Familie", Zusammenhalt und Orientierung und dann können Neonazis usw. durchaus das Gefühl vermitteln, eine Ersatzfamilie zu sein, die für ihn da ist und ihn akzeptiert, wie er ist. Kameradschaft wird da ganz groß geschrieben.

Wenn jemand aus einer "schlechten" Familie kommt und eventuell Leid erfuhr, sich nach Anerkennung und Menschennähe sehnt, ist er ungleich anfälliger für so was als jemand, der aus einer "guten" Familie kommt, immer geliebt wird und geachtet, mit Respekt behandelt wird, sich um seine Zukunft sowieso keine Sorgen machen muss und als Typ in Ordnung ist/punkten kann, nicht gemobbt wird oder eventuell selber der coole selbstbewusste tonangebende King ist.

Mancher "abgehängte" und ggf. immer von Erziehern, Lehrern und Mitschülern entwürdigte und gepiesackte Jugendliche aus problematischen Verhältnissen geht dann eben, weil er Halt sucht, zur Kirche oder einer Glaubensgemeinschaft, mancher kriegt die Kurve und geht zu einem "normalen" Verein (Sport, Musik usw.), manch einer verliert sich im Internet und baut sich eine digitale Illusion einer Idealwelt auf, manch einer stößt aber eben auf Rechtsextreme oder Neonazis und findet dort Antworten auf seine Fragen und gewisse emotionale Sicherheit. Habe ich alles schon erlebt.

Will sagen: In den allermeisten Fällen liegen die Versäumnisse direkt oder indirekt tatsächlich beim Elternhaus - aber weil ich das nicht verallgemeinern will, wähle ich keine Entscheidungsmöglichkeit in der Umfrage aus. Am Ende erlaube ich mir nur ein Urteil über Leute, die ich persönlich kenne oder über einen gewissen Zeitraum erlebt habe, so dass ich mir ein aussagekräftiges Urteil über sie bilden kann.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Nein, da können die Eltern ja nichts dafür.

Meistens nicht. Diese Leute haben eine sehr große retorische Macht Tatsächlich ist das Risiko größer das Kind in die Arme dieser Leute zu treiben, in dem man es zu sehr behütet, als wenn man etwas lockerer an die Sache heran geht.

Natürlich kann man sagen, wenn die eltern bei der Erziehung versagen, dann erhöht sich das Risiko, dass die Kinder in falsche Kreise geraten. Aber die Tatsache, dass sie in falsche Kreise geraten ist dennoch nicht gleich ein Indiz für ein Versagen in der Erziehung.

lg, Nicki

Nein, da können die Eltern ja nichts dafür.

Das kann man pauschal nicht beantworten. Nicht immer sind die Eltern schuld, wenn ihre Kinder sich für einen eigenen Weg entscheiden.

Ja, eindeutig.

Natürlich haben die Eltern die Verantwortung zu tragen dafür, dass ihr Kind nicht zu einem Extremisten wird.

Sie sind die mit dem primären Erziehungsauftrag im Land. Die Familie ist eine der stärksten sozialisationsinstanzen bis zur Mündigkeit.

Und auch im teenager Alter sollten sie ihr Kind noch im Blick haben, dass es sich nicht mit schlechten Einflüssen rumtreibt.

Sicher gibt es auch solche die aus gutem Hause kommen wo die Eltern auch alles versucht hatten.

Das ist aber meiner Meinung nach eine Minderheit der Eltern von rechtsextremen.

DoctorInge 
Fragesteller
 04.12.2023, 17:42

Ich denke, da hast du recht. Konkret geht es um eine Person, die ich kenne. Bei der war es so, dass die Eltern das zwar nicht forciert haben, aber ein Elternteil halt gewalttätig war über einen gewissen Zeitraum und meines Wissens liegt da auch emotional etwas im Argen, also, dass es viele Konflikte und auch psychische Gewalt gab. Ich denke, das hat etwas dazu beigetragen.

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Mikaru808  04.12.2023, 18:47
@DoctorInge

Ein Spross der mit quecksilber gewässert wird vergeht nunmal.

Ohne sein Leiden jetzt trivialisieren zu wollen, wäre es ja interessant zu wissen wie er selbst darüber denkt, dass er geschlagen wurde zuhause. Faschismus und Nationalsozialismus haben viel mit Gewalt, dem Recht des stärkeren aber auch revanchismus zu tun. Das man Rache haben oder einem anderen etwas heimzahlen möchte. Ob man dieses ideologische irgendwie damit verbinden kann, was ihm wiederfahren ist und dass er sich grade deswegen dieser Ideologie zuwendet?

Aber bin auch eher was das politische angeht gebildet, meine psychologie gehört in die Küche ^^

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DoctorInge 
Fragesteller
 05.12.2023, 06:08
@Mikaru808

Meine Psychologie gehört auch in die Küche, ich habe nur Wissen aus dem Internet und ein wenig von dem, was mir eine Psychologin mal erzählte. Mehr nicht. 😂

Ich habe einmal etwas gelesen, dass die Erziehung die spätere Ideologie macht oder so in etwa. Ich weiß leider nicht mehr, von wem diese Aussage kam. Sie kam aber auf jeden Fall von einem Wissenschaftler.

Also, wenn jemand autoritär oder/und mit Gewalt erzogen wird, dann passt er scheinbar mit der Persönlichkeitsstruktur besser in ein autoritäres Regime. Ich weiß nicht, inwiefern das stimmt, aber den Gedankengang finde ich interessant.

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DoctorInge 
Fragesteller
 05.12.2023, 06:09
@Mikaru808

Ergänzung: Vielleicht waren deshalb einfach so viele Aggressionen in ihm, dass etwas Moderateres emotional nicht passte, nur als Idee.

Oder es hat irgendwas mit Täteridentifikation zu tun, also mit dem, wo die Gewalt herkommt. So etwas gibt es ja bei Traumata. Aber frag mich jetzt nichts Genaueres.

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Nein, da können die Eltern ja nichts dafür.

Dass die Eltern nichts dafür können, ist zu pauschal ausgedrückt. Sicher können sie das Kind auch negativ in diese Richtung beeinflussen.

Trotzdem macht das Umfeld sehr viel mehr aus. Mit wem gibt sich das Kind ab? Welche Medien konsumiert es?

Wenn ich die ganze Zeit rechtsextreme Seiten und Berichte lese, denke ich vermutlich auch irgendwann, dass es außer Anschlägen von Muslimen nichts mehr gibt auf der Welt und ich dagegen kämpfen muss.