Unterschied zwischen Nationalsozialismus und Faschismus?

4 Antworten

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Nationalsozialismus ist die deutsche Unterart des Faschismus.

Ursprünglich bezeichnete das Wort "Faschismus" nur die rechtsextreme Bewegung unter Benito Mussolini in Italien, wurde dann aber zum Überbegriff für ähnliche Bewegungen in anderen Ländern, von denen sich manche nach den italienischen Faschisten benannten (z.B. die britische Union of Fascists) und manche eigene Namen bildeten (z.B. die rumänische Legion des Erzengels Michael, die kroatische Ustascha, die spanischen Falangisten oder eben die deutschen Nationalsozialisten).

Die unterschiedlichen Faschismen haben jeweils einzigartige Merkmale, da sie durch ihre jeweiligen nationalen Traditionen und Mythen sowie einzelne Führungspersönlichkeiten geprägt waren. Der deutsche Nationalsozialismus zeichnete sich zum Beispiel durch seinen unübertroffenen vernichtenden Antisemitismus und die ausformulierte Rassenlehre aus.

Die Gemeinsamkeiten aller Formen des Faschismus sind hingegen die antikommunistische, antidemokratische und nationalistische Einstellung; eine militante und autoritäre Massenbewegung unter einer charismatischen Führungspersönlichkeit; ein Kult der Männlichkeit, des Heldentums und der Gewalt; und der positive Bezug auf den produktiven Kapitalismus, der lediglich durch "parasitäre Elemente" wie Arbeitslose oder (jüdische) Wucherer und Spekulanten sowie klassenkämpferische Linke behindert wird.

Es gab und gibt außerdem zahlreiche autoritäre Staaten, die manche dieser Merkmale aufwiesen, andere aber nicht (z.B. konservative Diktaturen und Polizeistaaten ohne Massenbewegung) und bei denen deshalb umstritten ist, ob man sie als faschistisch bezeichnen kann oder nicht, wie etwa Ungarn unter Horthy oder Portugal unter Salazar.

NS war ideologisch einheitlich, der Faschismus selbst hatte keine klare Ideologie - nur das faschistisch Grundkonzept. Die Systeme von Franco, Mussolini und Salazar waren teilweise relativ unterschiedlich.

Der Faschismus war an sich erst mal nicht so rassistisch wie der NS und hat vor allem nicht den Rassendarwinismus so wie extrem esoterische Streben nach einer/einem gesunden und perfekten Überrasse/Übervolk des NS gehabt.

Der Faschismus war in seinen Grundzügen auch nicht per se extrem antisemitisch, während der NS u.a auf Antisemitismus baute.

Im Grunde ist es die Rassenideologie und der Antisemitismus der beim NS deutlich stärker im Vordergrund steht, vor allem der wahnhafte Hass und Vernichtungswille, als beim Faschismus.

T4serFace 
Fragesteller
 17.11.2023, 22:04

Vielen Dank! Dann haben sie aber trotzdem viel gemeinsam, oder? Beide sind für eine totalitäre, autoritäre Staatsform, beide lehnen den Kommunismus ab und im Kern wollen beide vor allem eine vollkommen egalitäre Gesellschaft und jagen sozial Schwächere.

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FlemishLion  17.11.2023, 22:12
@T4serFace

Nein, sie wollen eine elitäre Gesellschaft.

Hitler wurde von Mussolini inspiriert. Deshalb ist der NS eine faschistische Ideologie, aber nicht das Gleiche wie der Faschismus.

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Der Faschismus war nicht so rassistisch und antisemitisch wie der Nationalsozialismus. Wobei später auch Juden vertrieben wurden. Doch der Faschismus sah nicht ihre Vernichtung vor. Zudem baut der Nationalsozialismus auf einem Grundwiderspruch auf:

Selbst wenn es gelänge, alle Folgerungen stringent aus der ersten Prämisse zu deduzieren, müsste doch notwendig das Ganze scheitern, weil es grund- und begründungslos ist. Woran scheitert der Hitlersche Entwurf?
Er scheitert an der Absolutsetzung des Kampfes. Durch Hitlers ganzes Buch hindurch zieht sich der eine große Widerspruch, einmal im Kampf selbst das Heil zu sehen und zum anderen, den Kampf wieder an inhaltliche Kriterien zu binden, die ihn in seinem Absolut-Sein in Frage stellen. Durch den Sieg im Kampf soll sich zeigen, wer der Bessere ist. Hier ist der Maßstab ein rein quantitativer, nämlich die bloße Stärke. Sollten aber die Juden siegen, so wäre das in keiner Weise akzeptabel, obwohl sie nach bisher geltendem Maßstab durch ihren Sieg gezeigt hätten, dass sie eben die Besseren sind. Um dies ungewollte Ergebnis zu vermeiden, führt Hitler unter der Hand einen qualitativen Maßstab ein. Nur der offene, physische Kampf hat als Kampf zu gelten(…)So ist aber nicht der Kampf selbst bzw. der Sieg der Maßstab, sondern der “Anstand”, mit dem er geführt wird. Seine Letztbegründungsfunktion hat der Kampf auf diese Weise eingebüßt. Nicht jeder Kampf ist gut, sondern nur der gute – eine Tautologie.

Wir springen an eine andere Stelle des Buches, nämlich auf Seite 74:

Es gibt also doch einen qualitativen Maßstab für den Kampf: nicht der Stärkere, sondern der Bessere soll siegen, und die Kultur wird auf einmal zur Gegenspielerin der Natur, die sich in den “naturhaft-brutaleren” Völkern von ihrer negativen Seite zeigt.

Quelle: Adolf Hitler: Mein Kampf – Weltanschauung und Programm von Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig, Wilhelm Fink Verlag München, 2011, S. 248-249 und S. 74

Der Faschismus ist definiert durch Führerprinzip (Führerkult),Antidemokratie und streng genommen ist Faschismus nationalistisch!Im ursprünglichen Sinn bezieht sich der Begriff auf das System Benito Mussolinis.Der Nationalsozialismus ist eine Form des Faschismus (Jeder Nazi ist Faschist,aber nicht umgekehrt!) wie auch zB. Der Maoismus (Eine Form des Linksfaschismus).Typisch für faschistische Regime sind auch geschichtsträchtige Verbrechen wie natürlich der Holocaust oder der 2. WKriegsbeginn Hitlers oder zB. Stalins und Maos Terror etwa "Der grosse Sprung nach vorne" von Mao oder das Morden Pol Pots (Bruder Nummer 1) in Kambodscha!