Gibt sich die deutsche Frau damit zufrieden, das "mitgemeinte Geschlecht" zu sein?

10 Antworten

Ein Leserbrief in der F.A.Z., der vieles auf den Punkt bringt:

"In der deutschen Sprache gibt es ein natürliches Geschlecht (Sexus) und ein grammatisches Geschlecht (Genus). Beides wird von feministischen Linguistinnen gerne verwechselt, um nicht zu sagen: wild durcheinandergeworfen. Dabei können auch sprachwissenschaftliche Laien, wenn ihr Blick nicht ideologisch getrübt ist, den Unterschied leicht erkennen.

Erstens nämlich gibt es drei Genusformen (maskulin, feminin, neutrum), aber nur zwei biologische Geschlechter (männlich und weiblich). Zweitens wird das Genus auch für Objekte ohne jede erkennbare Parallele zum natürlichen Geschlecht verwendet: der Herd, die Straße oder das Buch. Auch dass der Busen maskulin, die Eichel feminin und das Glied neutrum sind, beruht ganz offensichtlich nicht auf irgendwelchen biologischen Hintergründen.

Ähnlich verhält es sich z. B. mit der Leser oder der Kunde. Während der Genus übergeschlechtlich verwendet wird (der Gast, der Mensch, die Person, die Waise, das Kind, das Individuum), stellt der Sexus eine weitere Aufsplitterung in männlich und weiblich dar.

Wir haben es hier mit etwas zu tun, was man in der Sprachwissenschaft "Homonym" nennt. Homonyme sind gleichlautende Wörter, die aber unterschiedliche Dinge meinen. Ein "Flügel" kann beispielsweise der Teil eines Vogels sein, der Teil einer Fußballmannschaft oder ein Klavier. Manchmal sind diese Homonyme nicht so leicht auseinanderzuhalten, und da kommt es dann zu Missverständnissen wie in der feministischen Sprachwissenschaft. "Kunden" kann nämlich ebenfalls zweierlei bedeuten: "Menschen, die einkaufen" ebenso wie "Männer, die einkaufen". Indem Sprachkritiker*innen behaupten, mit "Kunden" seien nur Männer gemeint, erzeugen sie den Eindruck, Frauen würden sprachlich unterdrückt. Sie richten sich nicht danach, was Menschen meinen, wenn sie etwas sagen, sondern danach, was sie ihnen unterstellen, was sie meinen: "Sie reden ja nur von den Männern! Uns Frauen lassen Sie mal wieder unter den Tisch fallen!"

Aber das ist ebenso nervtötend wie falsch.

Auch sorgt der Artikel im Singular mit dem grammatischen Geschlecht für den Unterschied zwischen der (frohen) Kunde und dem Kunden sowie der Leiter und dem Leiter...

Aus eben den soeben erklärten Gründen sind 99 Lehrerinnen und ein Lehrer zusammen hundert Lehrer: Es wird nämlich der grammatikalische Oberbegriff verwendet, sobald eine auch nur irgendwie gemischte Gruppe besteht. Ohne einen solchen Oberbegriff, der für beide Geschlechter gilt, würden sich bestimmte Sachverhalte auch überhaupt nicht formulieren lassen (etwa "Jeder dritte Unternehmer in Österreich ist eine Frau." oder "Wir kennen nicht mal das Geschlecht des Verdächtigen.") Ein "Tag" mit seinen 24 Stunden besteht aus Tag und Nacht, genauso wie "der Kunde" männlich oder weiblich sein kann - unabhängig von seinem grammatischen Geschlecht. Ähnlich verhält es sich mit "die Katze": Die weibliche Form steht als Oberbegriff sowohl für das weibliche Tier als auch für das männliche, das wir, wenn wir es genauer spezifizieren möchten, als "der Kater" bezeichnen (so wie "der Kunde", wenn weiblich, zu "die Kundin" wird). Zu behaupten mit "der Kunde" seien nur Männer gemeint, allein weil "der" davorsteht, ist grammatisch ungefähr so durchdacht wie es die Argumentation ist, mit "die Kunden" seien offenbar nur Frauen gemeint, weil "die" davorsteht. In Wahrheit drückt natürlich keiner der beiden Artikel den Sexus aus: "die" bezieht sich auf die Pluralform, "der" auf den Genus. Erst durch die konsequente Doppelbenennung in der feministischen Sprache "die Kunden und Kundinnen" wird der Sexismus in die Sprache eingeführt, wo er vorher durch den geschlechtsunabhängigen Oberbegriff nicht vorhanden war.

Im Übrigen bin ich öfter mal "die Vertretung" für einen Kollegen. Ist kein Problem für mich.

Aber ich kenne auch den Unterschied zwischen Genus und Sexus. Und ehrlich gesagt, möchte ich nicht so gerne ein Vertreter, ein Klinkenputzer sein... Aber ein Mann, der allen Frauen mit Respekt auf Augenhöhe gerne begegnet und hofft, dass alsbald keine Lohn-/Gehaltsdifferenz zwischen den Geschlechtern mehr besteht. Denn nur damit unterstützen wir die Emanzipation – nicht aber mit umständlichem Gender-Sprich-und-Schreib-Stil.“

zwangsstedt 
Fragesteller
 28.07.2022, 17:15

Wenn du dsnn irgendwann einen Beitrag zu meiner Frage haben solltest, schreib ihn einfach hin.

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LeoPolitics  28.07.2022, 17:22
@zwangsstedt

Das ist die Antwort auf deine Frage. Es gibt einen Unterschied zwischen dem wirklichen und dem grammatikalischen Geschlecht.

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BeviBaby  28.07.2022, 17:27
@zwangsstedt

Es war doch eine ausgezeichnete Antwort auf deine Frage. Was willst du mehr?

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guitschee  28.07.2022, 17:31
@zwangsstedt

Wenn du dir den Aufwand machst, den Text zu lesen, dann merkst du schnell: er enthält deine Antwort.

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DoctorInge  20.08.2022, 20:51
@zwangsstedt

Wie respektlos ist das denn bitte? Da steht eine ausgezeichnete Antwort und du reagierst noch so unhöflich darauf?

Mann, so langsam bekomme ich immer mehr den Willen, mich eine Weile aus dem Internet zu verabschieden. Ich rege mich in letzter Zeit viel zu oft über Menschen auf, die ich nicht einmal kenne.

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cas65  21.08.2022, 07:40
@DoctorInge

Ja. Das empfinde ich auch so. Schon bei immer mehr Fragen, die hier so gestellt werden.

Man möchte ja helfen. Aber schon viele Fragen sind einfach so grottendumm oder einfach sinnlos... Man hat nicht endlos Zeit im Leben für sowas.

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Ich weiß nicht wie das "die deutsche Frau" sieht, ich als deutsche Frau hab allerdings wesentlich wichtigeres zu tun als darauf zu achten ständig korrekt zu gendern.

Und offen gestanden ist es mir auch lieber "mitgemeint" zu sein als dass meine Gesetzbücher genderbedingt noch dicker und noch komplizierter zu lesen und zu verstehen sind.

Von unzähligen Antragsformularen ganz zu schweigen.

Da ich nach fast einem Monat keine Antwort auf meine Nachfrage bekam:

Es gibt nicht DIE deutsche Frau. Das ist eine unangemessene Verallgemeinerung wie in den 40er Jahren des 20. Jahrhundert "DER Russe".

Frauen sind Individuen. Die intelligenteren unter ihnen lehnen den Genderwahn ab, der sie in den Fokus jeglicher Satzbedeutung rückt.

Klar doch. Die Männer haben Gendern erfunden.

Und jetzt rate mal warum. Zwar glaube ich nicht, dass sich dadurch irgendetwas für die Frauen ändern wird, aber offensichtlich sind nicht wenig Frauen damit unzufrieden, dass sie mitgemeint sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen
SchakKlusoh  28.07.2022, 17:00

Ist das Sarkasmus?

Die Kampagne "das generische Maskulinum ist die männliche Form" hat eine Frau in die Welt gesetzt.

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LeoPolitics  28.07.2022, 17:24

Nach einer Umfrage vom ARD sind 86% gegen das Gendern. Nachdem es in Deutschland etwa 40 Millionen Frauen gibt ist das nicht gerade die Minderheit, welche dagegen ist.

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Immofachwirt  28.07.2022, 17:28
@LeoPolitics

Danke aber rechnen gehört zu meinem Beruf.

Darum habe ich auch nicht, im Gegensatz zu dir, von einer Mehrheit gesprochen. Daher wäre ich dankbar, wenn du mich mit sinnfreien Kommentaren verschonst.

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Liebe(r) zwangsstedt,
ich als deutsche Frau finde es nicht schlimm, wenn Menschen nicht gendern. Ich persönlich benutze gerne die neutrale Form wenn möglich , beispielsweise Arbeitende statt Arbeiter aber eher weil ich es sprachlich angenehmer finde und manchmal verwende ich auch die Doppelnennung, sonst gender ich aber nicht und würde wenn ich mich entscheiden müsste natürlich lieber für mehr reale Gleichberechtigung einstehen als für sprachliche Gleichberechtigung.
LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung