Gibt es wirklich keine Möglichkeit Autismus loszuwerden und endlich normal zu sein?
Bin M18 und Autist
Ich habe unglaubliche Schwierigkeiten mich anzupassen, Aufmerksam gegenüber uninteressanten zu sein, Sachen normal zu verstehen und andere Menschen zu verstehen.
Mein Autismus kotzt mich nurnoch an, ich finde keine Arbeit weil ich nur Dinge machen kann die mir gefallen (Und da sind alle meine Berufswünsche sind schwer zu bekommen), ich kann mich nicht anpassen und so sein wie erwartet wird
Zuhause bin ich deswegen der Sonderling, der ja Nichts kann und doch endlich mal normal sein soll.
Ich hab einfach generell Probleme meinen Platz in der Gesellschaft zu finden.
Andere in meinen Alter machen eine Ausbildung (auch Sachen, die sie nicht mögen) oder gehen zur Schule (Was ich nicht kann, da ich meiner Meinung nach nicht mal die 11. Klasse überleben würde. Mein Kopf würde das nicht mitmachen, wäre schnell wieder in meinen Autismus verfallen)
Fühle mich einfach dumm, Sinnlos und dreckig
Ich bin zurzeit nur ein Steuergeldfresser und bekomme mich nicht aus meinen denken raus.
Dieser elendige Autismus macht mich fertig und ich will es an liebsten garnicht mehr haben.
Ich selber sehe es auch schon als Ausrede, auch wenn mir da in meiner Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme Widersprochen wird.
Was soll ich tun?
Zu irgendwas muss ich doch nützlich sein, trotz meiner Behinderung
Andere bekommen es ja auch hin, wieso ich nicht?
Demnächst gehe ich wahrscheinlich in ein Berufsbildungswerk
Also habe laut meinen Eltern komplett versagt und bin Schuld an meinen elendigen scheitern
Die sind Sauer, ich selber auch
Der Hass auf mich, frisst mich gerade auf
Kann deswegen nicht schlafen
Ich hasse diese Störung
8 Antworten
Also gut, zuerst einmal musst du so schnell wie möglich von deinen Eltern/deiner Familie weg. Sie verstehen dich und deinen Autismus nicht und sie wollen das auch nicht verstehen.
Leider kann ich mir auch vorstellen, dass das sehr schwierig ist, aus vielerlei Gründen. Doch bestimmt wissen wir beide, dass dies die einzig hilfreiche Lösung oder zumindest ein erster, sehr wichtiger Schritt wäre.
Dann will ich auch noch vorher anmerken, dass sehr vieles - nicht alles, aber vieles - auch auf mein Leben zutrifft.
Ganz ehrlich? Du bist voll von internalized ableism. Das haben nicht zu wenige behinderte Menschen. Auch ich hatte das und manchmal habe ich solche Gedanken noch immer. Aber es ist nicht hilfreich und nicht gesund.
Die Gesellschaft ist bereits ableistisch genug. Du machst es dir damit nur noch schwieriger. Du denkst, du hättest keinen Wert, nur, weil du nicht arbeiten gehen kannst (Eines der vielen Dinge in deinem Text, welches auch auf mich zutrifft), aber versuche mal, das von außen zu betrachten. Wenn du deine Situation als Außenstehender betrachten könntest: Wärst du dann immer noch so hart zu dir selbst? Was denkst du denn von anderen Leuten, die aufgrund ihrer Behinderung oder auch aufgrund einer Krankheit (oder beidem) nicht arbeiten können? Denkst du, diese Menschen seien nutzlos und nur Steuergeldfresser? Ich denke mal nicht.
Du bist nur dir gegenüber so feindlich eingestellt. Internalized ableism heißt das in dem Fall.
Dein Wert, mein Wert und der Wert keiner anderen Person sollte daran festgemacht werden, ob sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen kann oder nicht.
Zu deiner Frage, ob du deinen Autismus wegbekommst: Nein. Das funktioniert nicht. Autismus hat viele verschiedene, genetische Faktoren. Nicht nur ein Gen ist dafür verantwortlich. Um deinen Autismus loszubekommen, müsstest du wortwörtlich deine Gene und die deiner Eltern, Großeltern usw. ändern. Du müsstest quasi ganz weit in die Vergangenheit reisen. Du müsstest "besser" noch den allerersten Menschen in der Geschichte der Homo Sapiens finden, welcher Autismus hatte - und diese Entwicklungsstörung geht sehr weit in die Vergangenheit - und diesen Menschen, nun ja, ... du weißt. Selbst dann könnte man sich jedoch nicht sicher sein, dass sich Autismus nicht doch irgendwie entwickelt.
Du müsstest wortwörtlich deine Schädeldecke aufsägen und dein Gehirn - ja, dein Gehirn, die glibberige Masse zwischen deinen Ohren - so umformen, dass die Synpasen und die ... wie auch immer man das alles nennt, neurotypisch sind.
Aber das funktioniert natürlich nicht. Du würdest schon lange vorher sterben. Auch Ärzte/Chirurgen können das nicht tun und die Wahrscheinlichkeit, dass sie das jemals können werden, ist ... sehr gering. Es würde auch sofort missbraucht werden. Ableistisches Gedankengut würde weiterhin bestärkt werden, Eugenik würde auch grüßen lassen und es würde uns Autisten jeglichen freien Willen nehmen. Es wäre der feuchte Traum eines jeden ABA-Therapy-Befürworters.
Du kannst auch keine Pillen nehmen, die deine Hirnstruktur, Hirnentwicklung usw. verändert. Solche extrem spezifischen Pillen gibt es nicht. Falls es sie jemals geben sollte, müsstest du wahrscheinlich mindestens fünfzig Stück von denen schlucken und das täglich. Und die hätten sooooooo viele Nebenwirkungen.
Masking ist auch nicht hilfreich. Das wird dich nur noch mehr kaputt machen. *Ding-Dong*, der Autistic Burnout, der Identitätsverlust, mehr Selbsthass, chronischer Stress, Angst, Depression, Suizidalität, verstärkte Meltdowns usw. stehen bei dir vor der Tür. Kommen schneller, als du bis drei zählen kannst. Und wenn die dann irgendwann wieder weg sind - nach mehreren Monaten oder gar Jahren des Ausruhens, Unmaskings und mit sehr viel Glück - kommen sie wieder, sobald du erneut damit anfängst... Und so geht das weiter...und weiter...und weiter...
Andere bekommen es ja auch hin, wieso ich nicht?
Das frage ich mich auch häufig. Aber dann erinnere ich mich: Andere sind auch nicht behindert. Oder wenn sie behindert sind, dann haben sie entweder eine andere Behinderung oder ihr Autismus zeigt sich anders. Sie haben andere finanzielle Mittel, familiäre Situationen, ein anderes Umfeld, mehr Möglichkeiten, sind anders aufgewachsen, haben keine Komorbiditäten, welche sie nochmal zusätzlich behindern (bei mir meine Sozialphobie) usw.
Wir sind behindert. Wir haben eine Behinderung. Es ist ja schon im Namen! Be-hin-dert! Hin-dert! Etwas hindert einen. Behindert einen. Unsere Behinderung behindert uns. Du würdest einen Gehörlosen nicht dafür fertig machen, dass er nicht hören kann.
Und das wird sie bis an den Rest unseres Lebens tun. Also versuche ich, mich nicht zu sehr über mich selbst aufzuregen und auf das Leben anderer neidisch zu sein ... Was mir extrem schwer fällt. Ich kämpfe jeden Tag damit. Doch es bringt ja auch nichts. Ich bin und bleibe behindert und dann kann ich auch irgendwie versuchen, mich mit meiner Behinderung anzufreunden, weißt du? Ich habe sie. Also benutze ich sie auch als Erklärung. Für mich selbst und andere.
Unsichtbare Behinderungen werden einfach viel zu wenig ernst genommen. Auch oft von Betroffenen selbst.
Behinderte (insbesondere neurodivergente und chronisch kranke) Menschen sind nicht dafür geschaffen, den Ansprüchen unserer kapitalistischen Gesellschaft gerecht zu werden. Der Arbeitsmarkt etc. und alles, was damit zusammenhängt, ist so weit im Abgrund, dass sogar einige nicht-behinderte und neurotypische Menschen einfach nicht mehr können. Wenn sogar die umfallen, dann wissen wir, dass etwas richtig am dampfen ist.
Da kaum jemand für unsere Grenzen einsteht oder diese überhaupt anerkennt, bemerkt, versteht, müssen wir das selber tun. Wie kannst du die passende Balance zwischen Erwerbstätigkeit und Selbstliebe, Selbstrespekt, kreieren? Ich weiß es nicht. Ich habe absolut keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es sehr wichtig ist. Es ist so wichtig, dass du z.B. akzeptierst, dass du niemals etwas tun können wirst, was für dich uninteressant ist. So geht es mir auch. Für uns Autisten ist der Fakt, dass unsere Arbeit mit unseren Spezialinteressen zu tun hat, so, so wichtig - Die meisten neurotypischen Leute können sich das nicht einmal im Ansatz vorstellen oder meinen dann "Ich finde viele Dinge auch uninteressant und will die nicht machen, aber ich mache sie trotzdem". Die verstehen nicht, wie wichtig es für uns Autisten ist, uns mit unseren Spezialinteressen auseinander zu setzen und das regelmäßig. Die verstehen so vieles nicht. Und viele wollen es nicht verstehen. Solchen Leuten schuldest du gar nichts und die Leute, die nicht so sind, würden niemals von dir verlangen, dass du deine eigenen Grenzen - welche du aufgrund deiner Behinderung nun einmal hast - überschreitest und deine Psyche etc. zerstörst.
Weg kriegst Du es nicht, aber Du kannst lernen damit umzugehen. Ich habe eine Arbeitskollegin mit Autismus. Sie hat gelernt, was genau ihre Schwächen sind und kann sie anderen auch vermitteln. Wir wissen also jetzt ganz gut, wie wir mit ihr umgehen müssen und unterm Strich klappt das gut. Das mußt Du für Dich auch herausfinden und auch lernen, wie Du anderen Deine Besonderheiten beibringst. Wenn andere auf Dich Rücksicht nehmen können, dann kannst Du in einer anderen Umgebung viel besser arbeiten als jetzt. Und wenn Du dann auch noch den passenden Beruf findest, dann bin ich eigentlich ganz optimistisch, daß Du das packen kannst.
Wenn Du auf andere Rücksicht nehmen kannst, dann solltest Du das auch machen, ja. Nur ist es einfach so, daß Nicht-Autisten es in der Regel deutlich einfacher haben sich auf Autisten einzustellen (wenn sie wissen wie), als ein Autist der sich auf Nicht-Autisten einstellt. Das ist ja so ziemlich die Definition von Autismus. Man hat irgendwie eine andere Wahrnehmung und Signalverarbeitung als der Durchschnitt und kann das nicht so einfach ändern.
Hast Du noch eine andere Bezugsperson außerhalb Deiner Familie? Ein Therapeut, Psychiater oder ähnliches? Mir kommt es irgendwie so vor, als wenn Deine Familie den Autismus komplett ignoriert und völlig überzogene Erwartungen an Dich hat. Wäre glaube ich ganz gut, wenn Du das mal mit jemandem besprichst, der sich mit Autismus besser auskennt.
Du bist 18 und kannst selber entscheiden, welche Ausbildung du machst.
Deine Familie will, dass du dich normal verhältst - also maskierst?
Zeig denen das hier:
Hey,
ich kann dich verstehen.
Zwar habe ich kein Autismus, aber psychische Probleme, wo ich mich auch manchmal frage, warum kann ich nicht normal sein, wie alle anderen. Leider ist es in deinem Fall angeboren und bei mir vererbbar. Das geht nicht einfach so weg. Leider…
Sieh es doch mal von einer anderen Seite, du hast was, was die anderen nicht haben, du bist was besonderes. Und mit Autismus kann man sehr viel anfangen, auch wenn ich mich da nicht so auskenne, aber ich bin mir ziemlich sicher.
Es gibt auf jeden Fall Berufsmöglichkeiten für Leute mit Autismus. Vielleicht muss du dich nur mal ein bisschen umschauen ;) und bestimmt ist da auch was dabei, was dir Spaß macht. Sei mutig! 💚
Das andere in deinem Alter schon eine Ausbildung machen oder weiter zur Schule gehen ist ok, aber das muss dich nicht interessieren, wichtig ist, was du macht. Und wenn du dich mit anderen vergleichst, dann bist du halt ein bisschen langsamer als andere, na und was soll‘s? Probier doch mal eine Ausbildung, die dir Spaß, aus oder mach weiter Schule, es muss ja nicht gleich Gymnasium sein. Es gibt auch die Fachhochschule. Wie gesagt, SEI MUTIG DU HAST ES VERDIENT!!! 💪🏻
Du bist weder dumm, sinnlos noch dreckig, denn das ist niemand. Du bist einzigartig und wertvoll!
Deine Eltern sind echt gemein, denn du hast nicht versagt. Wahrscheinlich kommen sie mit dem, was du hast, nicht klar und haben sich vieles anders vorgestellt.
Alles Gute dir und viel Glück 🍀
Ich habe auch Autismus und ich würde ihn nicht gerne wieder loswerden. "Loswerden" kann man ihn nicht, man kann nur lernen, besser damit umzugehen.
Ich bin auf dem Gebiet keine Expertin aber:
Ständiges "maskieren-müssen", wer man selbst ist, führt auch bei Autisten zu Depressionen. Der Begriff "masking" sagt dir vermutlich was? Wenn nein: Google das mal und lies dich etwas ein.
Weißt du, deinen Kopf wirst du nicht los - der funktioniert, wie er funktioniert. Im Augenblick nimmst du dich sehr schlecht und negativ wahr, du bist sehr darauf fokussiert, was du alles nicht kannst, das heißt, du bist sehr defizitorientiert.
Es ist schwer, dich in diesem Zustand davon zu überzeugen, dass diese Gefühle nicht dein ganzes zukünftiges Leben abbilden.
Was kannst du gut? Was interessiert dich? Womit beschäftigst du dich gerne? Die Fragen musst du mir nicht beantworten. Ich frage lediglich, damit du für dich selbst mal reflektieren kannst, ob dir da etwas einfällt.
Ich persönlich würde mit diesen negativen Gedanken "nach außen gehen". Wenn deine Eltern nicht in der Lage sind, deine Not zu erkennen, dann wäre dein Hausarzt der nächstbeste Ansprechpartner.
Die Idee mit dem Berufsbildungswerk finde ich gut, sofern du derzeit überhaupt gesundheitlich in der Lage bist, sowas zu stemmen. Deiner psychische Gesundheit würde ich persönlich Vorrang geben.
Meine Interessen sind Kameras, Alte Technik und alles rund ums Thema Video
Aber auch anthropomorphe Kunst, Literatur und Medien (Also im Grunde Furry) fesselt mich sehr
Bin damit aber für meine Mitmenschen zu Seltsam mit meinen Hobbies und Interessen
Also für irgendwas gut kann ich mich nicht bezeichnen
Bin ein Träumer und bin oft in meiner kleinen Welt
Aber dann werde ich in die Realität geholt, wo ich merke dass ich bisher nur schlechtes anrichte
Das Ding ist: Du musst deinen Mitmenschen nicht gefallen. Es geht im Leben nicht darum, es den anderen Recht zu machen. In deinem Leben stehst du im Mittelpunkt.
Dann finden dich halt manche Menschen seltsam, weil du Hobbies pflegst, mit denen sie nichts anfangen können. Das ist doch nichts verwerfliches, im Gegenteil, ist doch cool, wenn man eigene Interessen hat und verfolgt. Ich bin sicher, in deinen Nischen gibts noch zahlreiche andere Leute mit den selben seltsamen Hobbies und Interessen.
Ich hab so ein bisschen den Eindruck, deiner Familie ist das lästig, dass du anders bist. Ich finde das total fatal, seinem Kind solche Gefühle entgegen zu bringen. Wie sollst du dich selbst akzeptieren, wenn deine Eltern dich nicht akzeptieren? Das ist mir ganz unbegreiflich. Und das ist nicht deine Schuld, du hast nichts falsch gemacht.
Weiter oben habe ich gelesen, dein Vater möchte eine Ausbildung im handwerklichen Bereich für dich. Ich finde: Es wird Zeit, dass dein Vater dich so akzeptiert wie du bist und aufhört, dich in irgendwelche Formen zu pressen.
Deine Schwester will, dass du dich normal verhältst? Pfff. Was ist denn normal? Es ist jedenfalls nicht normal, sich tagtäglich - vor allem zuhause! - um 180° verbiegen zu müssen, damit das Umfeld einen als nicht störend empfindet.
Ich finde, du klingst unter den dich umgebenden Einflüssen ziemlich normal. Da kann man ja nur depressiv werden und sich gegen sich selbst richten, wenn man sowas ständig vor den Latz geknallt bekommt.
Ich würde dir ehrlich gesagt empfehlen, mal nach Unterstützung im Bereich Psychotherapie - am besten ärztliche, nicht psychologische Psychotherapie - zu suchen, um da für dich selbst mal einen Plan zu entwickeln, wie du dich von diesem Umfeld emanzipieren kannst, dich selbst zu akzeptieren lernst und nicht krank wirst durch die Einflüsse von außen und deinen Wunsch, alledem irgendwie zu entsprechen.
Die anderen sollen keine Rücksicht nehmen, ich sollte Rücksicht auf die anderen nehmen.
Ich kann's aber nicht
Mein Vater will dass ich eine Handwerksausbildung mache (da diese ja einfach zu finden sein) ich kanns nicht, da es absolut nicht meins ist
Meine Familie und Mitmenschen (insbesondere meine Schwester) wollen dass ich mich normal verhalten (Also dieses im Zimmer zurückziehen, Mein Videokram, Interesse an alter Technik insbesondere Kameras und die Abneigung gegen Dinge die mir nicht gefallen sein lasse)
Ich könnte so sein wie es von mir erwartet wird
Ich könnte andere glücklich damit machen, einfach dass du machen was ich machen soll
Aber ich kann es nicht