Hallo,
tut mir leid – das wird etwas länger.
Ich hab auch keine direkte Frage, ich möchte eher so ein Problem benennen, u. freue mich über Anmerkungen und Gedanken dazu.
Ich hatte als junger Mensch mal längere Zeit einen Therapeuten, bei dem bin ich jetzt immer so hin – und hergerissen, wenn ich an ihn zurückdenke.
Ich war 20, er 65, er bildete die kirchl. Therapeuten in S. aus, u. war selber, im Grunde ein katholischer Ehetherapeut. Gut.
An sich cool, beweglich, erfahren, locker usw.., aber auch leider:
- sehr zielorientiert
- sehr leistungsorientiert
und, man muss schon leider sagen, auch recht oberflächlich. (der hat kaum mal nachgefragt...)
Die Antworten kamen sehr schnell, waren oft richtig, aber in zentralen Punkten dann leider auch falsch.
Er stellte am Anfang ZWEI (!) Fragen zu meiner Herkunft, u. dann wurde das Programm abgespult.
Ich sollte alle Ängste, Zweifel, Zwänge und Sorgen SOFORT abtun, wenn nicht, wurde er nach einem halben Jahr ungehalten, „dass es immer noch nicht rundläuft.“ (das sitzt mir bis heute in den Knochen…)
Eine, die bei ihm in der Ausbildung war, meinte mal: „Ja, der H.; viele lehnen ihn ab, aber er hat gute Therapieerfolge.“
ich gehörte so leider nicht dazu, weil bei mir einfach zu viel aufgearbeitet werden musste; das konnten wir damals nicht bewältigen.
Er hat das aber immer von mir verlangt – also, quasi, das Ziel der „völligen geistigen Gesundheit“, wnen ich mich nur richtig anstrenge…“
Ging – damals gar nicht.
Ich mach mir da selber schon immer Druck. Und manchmal denk ich, der hat diesen meinen Druck noch unendlich verstärkt, anstatt ihn im Gegenteil, mal rauszunehmen… mmhh…
Ein paar Bsp..:
(uns hat man in meinen soz. Ausbildungen erzählt, man „solle die Leute dort abholen, wo sie stehen…)
- er riet mir, mich bei Konflikten nicht so „aufzuregen“, sondern es lockerer zu nehmen.
An sich nicht falsch.
Aber ich musste damals, vor langer Zeit, erst mal grundsätzlich lernen, mich überhaupt zu wehren. Mit diesem Ratschlag, war ich also völlig überfordert.
- dann empfahl er mir bei Frauen den konservativen Weg, also sich geduldig um eine zu bemühen, u. es langsam anzugehen.
Vermutlich auch richtig, in meinem Fall. Aber ich musste damals erstmal anfangen, mir 20 Jahre lang – sozusagen theoretisch – meine Lebenslust gedanklich einzugestehen, mit allen möglichen erotischen Facetten, die man sich nur vorstellen kann. Das wurde zwar alles nicht ausgelebt, aber diese lange theoretische Phase konnte ich nicht einfach auslassen.
Es war also wieder ein Vorschlag, den ich damals mitnichten hätte umsetzen können. Und er hatte da inzw. auch vieles an mir erlebt, über mehrere Jahre hin, dass ihm das eig. auch hätte klar sein müssen…??
„Die Frau Soundso, aus ihrer Region, eine Ärztin, die hatte schon 2 Suizidversuche hinter sich – die hat 4 Wochen gebraucht, um „“es““ zu schaffen; aber die hat auch was dafür getan.“
Aha.
ich bin nun seit 31 Jahren am Addeln, u. ich tue AUCH WAS dafür. Was bei mir aber damals noch alles an Problemen drinsteckte, konnte er nicht wissen. Nicht nach den 2 Fragen, die er ganz am Anfang gestellt hatte.
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Andererseits, muss ich zugeben, hatte er eine Art, einem Mut zu machen, da traf ich später keinen, der das so gekonnt haette.
Man hatte das Gefühl: der glaubt wirklcih an meine unbedingte Gesundung! Das war für den gar keine Frage!
Und ohne diese seine Überzeugung, weiß ich heute nicht, ob ich überhaupt noch da wäre.
Mmhh..
Es ist im Grunde keine „Frage“, die ich hier stelle.
Aber ich hab einfach Probleme mit diesem Widerspruch:
- manchmal denk ich, der hat mir mit dieser oberflächlichen, zielorientierten Art ziemlich geschadet. Es soll doch z.B. nicht nur drum gehen, die Leute im Moment aufzubauen – sondern auch, sie langfristig in ihre Mitte zu bringen… Und dafür war das dort in Vielem nicht so geeignet.
(der war genauso streng und drängelnd, wie meine Eltern…)
- dann denk ich wieder: ohne den wäre es gar nicht gegangen. (dabei kenne ich einige seiner Kollegen...ich kenne ja nicht nur den!)
Mmhh...