Frage bezüglich Jugendämter in Deutschland?
Meine Frage bezieht sich auf einen Bericht der such auf die Inobhutnahme von Kindern alleine in Dresden bezieht.
Zitat:
"Waren es im Jahr 2010 noch 376 Kinder, musste das Jugendamt 2018 schon 453 in Obhut nehmen. Und im Jahr 2020 gab es im Kinder- und Jugendnotdienst und in der Mädchenzuflucht 683 Inobhutnahmen"
Nun zu meiner Frage:
Wie kann es sein, dass sich die Zahl in 10 Jahren verdoppelt hat? Arbeiten Sie effizienter oder wollen sie allgemeine Verschlechterungen unterstellen?
Dresden hat eine halbe Millionen Einwohner. Auf ganz Deutschland bezogen bei 80 Millionen Einwohner wäre die Anzahl der Inobhutnamen Mal 160 zu nehmen. Das würde bedeuten, dass aktuell in Ganz Deutschland jährlich bis zu 108.000 Inobhutnahmen stattfinden. Ehrlich gesagt bin ich etwas erschüttert.
Das scheint mir eine Art Geschäft zu sein und lässt viel Spielraum für Korruption zu was die Summe des Pflegegeldes angeht.
Was ist Eure Meinung?
8 Antworten
- Nicht alle Kinder, die in Obhut genommen werden, bleiben auch dauerhaft außerhalb der Familie. Manche sind als Krisenintervention nur wenige Tage oder Wochen außerhalb des Familiensystems.
- Es fehlt an Regelplätzen in Wohngruppen. Eine meiner Jugendlichen musste drei Wochen länger als notwendig "in Obhut" in der Notaufnahme bleiben, weil ich erst dann einen Platz in einer Regelwohngruppe für sie hatte.
- Unbegleitete minderjährige Ausländer werden standardmäßig erstmal in Obhut genommen - oft bei mitgereisten Verwandten.
- Es gibt Jugendliche, die mehrfach in Obhut genommen werden (und teilweise immer wieder abgängig sind und dann erneut in Obhut genommen werden müssen).
Ein Geschäft ist es sicherlich nicht, aber vielleicht legt das Jugendamt seit einigen Jahren vermehrt sein Augenmerk auf die Notwendigkeit der Inobhutnahme.
Ich denke, dass die Arbeitszeiten der Eltern auch einen großen Anteil der Schuld daran tragen, wenn sie beide ganztags arbeiten und nicht wissen, wo sich ihr Kind aufhält, was es gerade macht, in welchen Kreisen es verkehrt. Viele KInder werden sich ja selbst überlassen. Die wenigsten davon befinden sind in Ganztagesschulen und in päd. Betreuung.
Das scheint mir eine Art Geschäft zu sein und lässt viel Spielraum für Korruption zu was die Summe des Pflegegeldes angeht.
Für wenn soll das den bitte ein Geschäft sein?
Es ist ein Geschäft bei dem sich kaum jemand findet der als sozialer Träger ober Pflegefamilie "Kunden" haben will.
Ich denke eher das durch soziale Medien mehr Jugendlichen bewusst wird unter was für Bedingungen sie aufwachsen, und eher bereit sind sich helfen zu lassen.
Dazu kommt das unbegleitete minderjährige Flüchtlinge 2010 noch sehr selten waren. Das hat sich wohl geändert.
Wie viele Inobhutnahmen es gibt hängt auch immer von den Stellen ab die dafür zur Verfügung stehen. Wenn es die nicht gibt kann das Jugendamt auch keine Inobhutnahme vornehmen.
Unter in Inobhutnahmen werden auch die unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten gezählt, die von der Polizei aufgegriffen und in den Kinder- und Jugendnotdienst gebracht werden.
Das steht nur ein paar Zeilen weiter zu lesen und erklärt doch dann schonmal einen Teil der Erhöhung.
Mit Korruption hat das nichts zu tun, sonst würde die Belegschaft im Schnitt länger im Jugendamt arbeiten und es gäbe vermutlich weniger offene Stellen.
Eine genauere Aufschlüsselung der Gründe findest Du hier:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_315_225.html
Ich denke da hat jemand zu oft Sendungen wie Verklag mich doch oder die Trovatos geschaut.
NATÜRLICH wird es da Fälle von Koruption geben. Aber das sind mit sicherheit zum glück seltene Ausnahmen. Natürlich macht es das angesichts des harten Schicksaals nicht besser.
Die erhöhung der Fallzahlen dürfte auf 3½ Faktoren beruhen
- Corona
- eine tatsächlich effiizenter werdende Arbeit der Jugendämter
- gestiegenes Bewusstsein für die Nöte der Kinder die vernachlässigt werden
- selbstbewusstere Kinder, die sich auch von selbst mal an Lehrer etc. wenden und um Hilfe bitten
Deine Meinung hat nichts mit den Tatsachen zu tun.
"Damit wurden 2021 insgesamt rund 28 500 Inobhutnahmen (60 %) wegen dringender Kindeswohlgefährdungen, knapp 11 300 nach unbegleiteten Einreisen (24 %) und gut 7 700 (16 %) aufgrund von Selbstmeldungen durchgeführt. Bei der Interpretation der Ergebnisse sind auch die coronabedingten Schutzmaßnahmen zu berücksichtigen: So lässt sich anhand der Daten nicht ausschließen, dass der erneute Rückgang der Inobhutnahmen aufgrund von dringenden Kindeswohlgefährdungen 2021 auch mit den allgemeinen Kontaktbeschränkungen in Zusammenhang steht."
Quelle https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_315_225.html