Frage an Christen was denkt ihr über diese Bibelstelle?
Es heißt irgendwo "wenn dir jemand gewaltsam das Hemd abnehmen will dann lass ihn auch noch deinen Mantel, und wenn dich jemand schlägt dann halte ihm auch noch die andere Wange hin"(so ungefähr)
Sollte man das wirklich so machen? Was will uns das Wort Gottes damit sagen?
5 Antworten
Behauptung: Diese Aussage von Jesus ist genial und wird in taktischen Selbstverteidigungsseminaren als beste Taktik überhaupt gelehrt!
Das hört sich erst einmal komisch an, aber die genannte Stelle wird häufig falsch verstanden und noch falscher ausgelegt.
Denn: Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.
Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.
Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.
Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.
In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt.
An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.
Ich ziehe da einen Vergleich zum Buddhismus, da verstehe ich es besser.
Ein inhaftierter, buddhistischer Mönch wurde regelmäßig gefoltert, nach dem er wieder frei war, wurde er von einem Reporter gefragt ob er nicht wahnsinnige Angst vor der Folter hatte.
Er antwortete das er nur Angst hatte, das Mitgefühl für den Folterer zu verlieren. In dem Bewusstsein wieviel Schuld der auf sein Karma lädt, das wieder abgetragen werden muss und sich nicht selbst mit eigenen negativen Gefühlen zu belasten.
So sehe ich es auch in der von dir genannten Stelle, die Seele zu so hoher Entwicklung zu bringen, dass Gefühle wie Hass und Rache nicht mehr entstehen.
Feinde verhalten sich wie Feinde. Wenn ich also Schwäche zeige - z.B. durch Aggression oder durch Weinen, überschätze ich A die Situation, B vertraue ich gar nicht auf die unsichtbare Welt, C wird der Feind feindseliger (siehe Mobber), D glaube ich nicht an die Prinzipien der Bibel und auch nicht an die Kraft der Liebe
Jesus nannte ein konkretes Beispiel, das jeder Jude kannte. Oft kam es vor, dass ein Soldat zur Belustigung anderer Römischer Soldaten, einem Zivilisten seine gesamte Ausrüstung gab und dieser musste sie 1 Meile - wohl eine Stunde tragen.
Ein Christ sieht dies als Freundschaftsdienst gegenüber dem Soldaten, freut sich über das gute Werk, das man für Gott tun kann und bietet dem Soldaten an, Ihm gern noch eine Meile sein Gepäck zu tragen. Das Böse in den Menschen würde sich freuen, wenn man anders reagiert. Auch kann es sogar dazu kommen, dass die Frage kommt, die nicht mal ausgesprochen wird, warum diese Person so anders ist. Diese Herzensfrage kann dann Gott an einer völlig anderen Stelle selbst beantworten.
Auch gehört es zur Versorgung Gottes, das wir eh alles von Ihm bekommen. Meine Gemeinde bekommt wirklich alles von Gott. Es gibt Zeugnisse über Zeugnisse, was sie schon alles vor ihrer Tür gefunden haben.
Auch muss man sagen, dass diese Konfliktsituation zwar gefährlich enden könnte, wenn man falsch reagiert, aber sie erst mal harmlos ist.
Auch würde ich sagen, dass das Böse plant aber das Gute lenkt.
Deeskalieren ist oft gut, aber es gibt Situationen wo man auch andere beschuetzen muss, oder wo Selbstlosigkiet nicht deeskaliert, sondern einen Schwanz von weiterer Gewalt nach sich zieht.
Damit soll nur eins bewirkt werden:
Generationenübergreifende Blutfehden vermieden werden
Das gilt ja grob gesagt heute noch. Wenn dir jemand eine scheuert, dann ist eine entsteh nde eskalierende Schlägerei nicht sinnvoll bis hin zu lebensgefährlich, sondern man zeigt ihn wegen Körperverletzung an.