Ein Mann leidet unter dem Beziehungsende und vermisst seine Ex, obwohl er sich seit Jahren über sie geärgert hat und ihr x mal fremdgegangen ist, warum?
Er war mit ihr ca. 13 Jahre zusammen und ist ihr schon relativ früh und über die Jahre nach seinen Angaben 15x fremd gegangen.
Hat sich oft über sie beschwert, sich für sie geschämt (wollte sie teils Leuten nicht vorstellen), hat Überstunden gemacht und ist danach zum Kumpel gefahren, statt mit ihr etwas zu machen, konnte mit ihr nie über sein Innerstes reden, weil sie ihm zu emotional schwach erschien, hat Streit mit ihr angezettelt und sie nieder gemacht, nie Urlaube mit ihr alleine verbringen wollen, sondern immer seine Freunde dazu geholt...
Usw.
Am schlimmsten war, er wollte immer stark für sie sein und hat sich selbst 13 Jahre verleugnet. Den starken Mann gegeben und seine innere Schwäche versteckt. Sie kennt ihn nur stark und er wäre daran fast kaputt gegangen.
Und nun ist sie weg und er leidet.
Er kann nicht mehr schlafen, hat starke Gefühlsschwankungen, fühlt sich nachts einsam und elend.
Er sieht Dinge im Haus, die sie für ihn gemacht hat (zubereitete Speisen), sie fehlt ihm nachts neben sich usw.
Was ist da mit ihm los?
Ist das Liebe? Ist das das das Gefühl der Zurückweisung, die Erinnerung an schöne Zeiten, oder einfach das Ungewohnte, was ihn da so fertig macht?
Er hat sich so oft über sie geärgert und sich so oft gestritten und auch angekündigt, sich eventuell zu trennen, da es nichts mehr bringt... warum leidet er jetzt dermaßen?
Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen
sich für sie geschämt (wollte sie teils Leuten nicht vorstellen)
Hey, wofür hat er sich geschämt? Wie alt ist er? Sie hat Schluss gemacht?
Für seine Schwächen. Beide 34. Sie hat Schluss gemacht. Aber er hat vieles getan, was die Trennung forciert hat. Sie nicht so richtig wertgeschätzt
Das ist mir unklar, er stellt sie bestimmten Leuten nicht vor, wegen seiner Schwächen? Weil Du ja schreibst, er schämt sich für sie.
Er formulierte es ganz komisch. Weil er dachte, weibliche Kolleginnen, die aber unattraktiv sind, dann nichts mit ihm zu tun haben wollen. O-Ton
Ich dachte im Bezug auf sie, sie sei vielleicht nicht attraktiv genug, oder zu "ungebildet", nicht standesgemäß, falsch gekleidet.
Sie sah normal aus. Keine Beauty Queen, aber auch nicht unattraktiv. Vom Beruf her Reno Assistentin. Gekleidet.. naja er rennt auch meist in Jeans und Shirt rum.
16 Antworten
Hey, wie Palusa denke ich auch, dass es mehrere Gründe hat.
Sie war da. Über 10 Jahre, das war eine Gewissheit.
Da er sie nicht gut behandelte, scheint jetzt auch ein "Filter" für ihn weg zu sein. Der Filter, mit dem er sich abreagieren konnte. Da er sich selbst nicht im Griff zu haben scheint, ist er jetzt "nackt", von einem Boxsack schreibt Rockige.
Dieses "auf hart machen, obwohl es ihm schadet" deutet darauf hin, dass er große innere Konflikte zu bestehen hat. Nicht zu sich selbst steht, folglich nicht zu ihr stand.
Wenn er ehrlich ist zu sich und konsequent, kann er sich ändern. Vielleicht sollte er mal eine Therapie in Betracht ziehen, nach all dem was du so beschreibst und auch in älteren Fragen geschrieben hast. Wirkt sehr unreif sein Verhalten. Und er scheint gar nicht mit sich im Einklang zu sein, und hat wohl auch eine tiefe Bindung vermieden.
Fragst Du hier, um ihn besser zu verstehen? Im Grunde stellst Du ja Fragen, die er stellen sollte, wenn er im Leben weiterkommen will.
Er hat sich über sie aufgeregt, sie verleugnet, sie gemieden wo es nur ging, Streit angezettelt, ... weil er es so wollte und wohl nicht damit rechnete das es mal "anders" sein könnte.
Ich verstehe nur nicht wieso "viel schlimmer" für ihn war das er sich ihr gegenüber "verstellte"? "Um stark zu wirken"...?
Jetzt ist sein emotionaler Boxsack weg. Er kann sie nicht mehr verleugnen, meiden, mit ihr streiten, sie niedermachen.
Jetzt ist also eine doppelte Lücke da. Sie ist weg und hat ihm die Angriffsfläche weggenommen.
Ins Blaue geraten: Er ist in dem Prozess langsam zu erkennen das sein "Stärke zeigen" in Form von "sich erhöhen indem er sie niedrig hält" nichts mit "Stärke zeigen" zu tun hatte - und er durch genau jenes Verhalten sie weggetrieben hat.
Es ist das Vermissen des ursprünglich Gewohnten, das Vermissen des Punchingsacks. Die Ungewissheit die man eben ganz normal verspürt nach einer Trennung... und im Idealfall findet langsam ein Umdenken statt, so das in der nächsten Beziehung nicht das gleiche Muster stattfindet.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Was einen so lange begleitet - zwölf Jahre sind kein Pappenstiel und eine ganze Epoche im Leben eines Menschen - das wird immer vermisst. Mir ging es nach der Trennung von meiner Exfreundin (wir haben aber beide befunden, dass die Trennung besser ist) genauso: Ich wusste, dass es besser war sich zu trennen, aber Caro fehlte mir trotzdem - weil wir lang genug zusammen gewesen sind und vieles geteilt haben.
Bei Caro und mir war es echte Liebe - sie war nach einer Teeniebeziehung meine erste große Liebe und ich war auch ihre, ich hatte mein erstes Mal mit ihr und sie ihr erstes Mal mit mir. Wir hatten zusammen unseren ersten Urlaub ohne Eltern bzw. Opa verbracht, wir hatten das Leben außerhalb Familie und Schule entdeckt. Da fehlte einfach ganz viel, ihr ging es übrigens auch so. Das ist eine riesige Zäsur.
Aber in dem Fall glaube ich überspitzt gesagt an eine Hassliebe und die Macht der Gewohnheit. Man kannte sich, man hat sich zum gewissen Grad geschätzt, es gab sexuelle Kontakte, es gab gute wie schlechte Zeiten, aber im Großen und Ganzen war es über weite Strecken ein reines Miteinander, vielleicht sogar eine Zweckgemeinschaft. Man hat sich auseinander gelebt, aber keiner hat es so richtig gewusst oder wahrhaben wollen und es lief immer weiter, weil es halt schon immer so war. Liebe ist diese Form von Liebe nicht, bestenfalls ein "Sich-Schätzen" und ein "Wissen, was man aneinander hat". Das muss nichts Schlechtes sein, geht jedoch mehr in die Richtung einer platonischen Freundschaft.
Erinnere mich an Freunde meiner Großeltern: Die Frau hat immer auf ihren Mann geschimpft. "Der oide Depp" war zu langsam, schlief zu lang, war zu oft im Garten, brauchte zu lang um das Auto aus der Garage zu holen, konnte nicht lang laufen (die waren Anfang 80; er starb 2012 mit 84 Jahren), hörte schlecht und so weiter. Als er verstorben war, merkte sie ziemlich bald, was sie am "oiden Depp" gehabt hat - er fehlte ihr unendlich, obwohl sie zu Lebzeiten nie ein liebes Wort für ihren Mann übrig gehabt hatte, der so gutmütig war, dass er sich nie wehrte. Von nun an beklagte sie sich bis zu ihrem Tod ca. 2016 darüber, dass er ihr fehle und sie so böse zu ihm gewesen sei. Das fiel mir jetzt sofort ein.
Ich habe hier ansonsten ein Lied von Milva ausgewählt, das ganz gut passt und die Situation wieder gibt: "Ich weiß es selber nicht genau".
https://www.youtube.com/watch?v=IwXohmr_XfQ
Weiters denke ich aber, dass diese Situation, so wie sie jetzt ist, in absehbarer Zeit Vergangenheit ist und er sich nicht ewig im Selbstmitleid suhlt... das geht vielleicht einige Wochen oder Monate, aber dann aufwärts, zumindest im Normalfall. Hintergrund -----> der Mensch neigt dazu, Vergangenes zu glorifizieren & möglicherweise redet dieser Mann sich die Ex-Beziehung auch schön - das geht aber vorbei und dann träumt er eines Tages neue Träume :-)
Er "liebt" sie, aber er ist toxisch für sie. Sie hatten eine toxische Beziehung. Man könnte es auch eine Art Bessessenheit oder Lebenssinn statt Liebe nennen. Klar fehlt ihm das. Genau solche Situationen führen oft zu Gewalttaten, da er sie auf seine verkorkste Art "vermisst" und/oder Rache üben will, weil sie gegangen ist, oder im Nachhinein von rasender Eifersucht gepackt ist.
Ein solcher Mensch braucht Therapie, um "richtig lieben und loslassen zu lernen".
Nein, er verfolgt sie nicht und Rache hat er gar nicht im Sinn.
Ich tippe auf nen bunten Mix davon. Trennungen sind selten so eindimensional, dass es nur einen Grund für Traurigkeit gibt.
Was weiß ich, frag ihn. Liebe kann sehr viele Gesichter haben. Auch welche, die vielleicht auf den ersten Blick nicht zu sehen sind. Oder schwer zu verstehen.
Liebe ist es üblicherweise egal, ob man auf rationaler Ebene denkt, der andere sei ein adäquater Partner.
Also ja, wenn er das sagt, gehe ich davon aus, dass er sie liebt. Und jetzt halt Liebeskummer hat.
Er erzählt mir erst nach und nach, was mit ihm los ist und das ist ein Prozess, der sich schon 2 Jahre hinzieht. Er hat in geringes Selbstwertgefühl, da seine reichen Eltern ihn bei einem Kindermädchen gelassen haben und er nie eine Bindung zu ihnen hatte. Er war auch nie erfolgreich genug und wurde immer mit anderen verglichen. Sein bester Kumpel und einziger Ansprechpartner starb vor Jahren bei einem Unfall.