Wie kommt unser Gehirn auf Gottheiten, Aliens, Geister, Dämonen etc.?

2 Antworten

Wie kommt unser Gehirn auf Gottheiten, Aliens, Geister, Dämonen etc.?

Du sagst es im Grunde schon selbst: Fantasie hat keine bzw. nur sehr wenige Grenzen. Der Mensch besitzt eine stark ausgeprägte "Agency Detection", also eine Tendenz, in der Umwelt handelnde Akteure auch dann zu erkennen, wenn es keine gibt (z. B. im Rascheln von Blättern einen „unsichtbaren Jäger“ vermuten). Diese Tendenz ist evolutionär vorteilhaft, da sie das Überleben sichern konnte. Daraus entwickeln sich in kulturellen Kontexten übernatürliche Vorstellungen.

Dazu kommt noch sogenannte "Hyperactive Pattern Recognition", wodurch selbst zufällige Reize als bedeutungsvoll interpretiert werden können. Mythen, Religionen und paranormale Vorstellungen sind quasi Kollektivprodukte dieser universellen psychischen Phänomene, und sind zusätzlich verstärkt durch soziale Überlieferung.

Dass diese Vorstellung in unterschiedlichen Kulturen relativ ähnlich sind ist kein Zufall, wir konstruieren sie ja aus unserer menschlichen Erlebenswelt, die auch in allen Kulturen dieser Welt ähnlich ist. Götter, Dämonen, Aliens / Etwas das mächtiger ist als ich, etwas das böse ist, etwas fremdes, das sind ja alles Konzepte die inherent auf menschlichem Erleben basieren. Und wenn diese Ideen von vielen Menschen zusammen getragen werden, dann entwickeln sich daraus Kulturelle Vorstellungen und Religionen. Das ist wenig überraschend.

Wenn man sich mit bestimmten Dingen beschäftigt, das bestimmte Fantasiefiguren auch in dem Träumen auftauchen können.

Träume greifen auf Gedächtnisinhalte zurück, die zuvor bewusst oder unbewusst verarbeitet wurden. Neurobiologisch betrachtet werden im Schlaf episodische und semantische Gedächtnisinhalte rekonstruiert und neu organisiert. Dabei können Inhalte aus Medien, Erzählungen oder eigenen Vorstellungen, im grunde alles was sich Tagsüber irgendwie "durchs Gehirn schleicht" in den Traum einfließen. Die Integration ist oft fragmentarisch und verzerrt, sodass Figuren oder Wesen entstehen, die im Wachzustand nicht existieren, aber im Traum real erscheinen.

In der Realität ist man keinen Gott, keinen Geist, keinen Alien, keinen Dämon, keine Schattenkreaturen oder ähnliches begegnet.

Ja, richtig. Für all diese Für all diese Entitäten gibt es keine empirisch bestätigten Belege. Ihre Existenz bleibt ausschließlich kulturell, literarisch oder subjektiv. Wahrnehmungen solcher Wesen beruhen stets auf innerpsychischen Prozessen (Halluzinationen, Hypnagogien, kulturelle Prägungen, usw.)

Wenn Betroffene Personen von etwas berichten, wieso werden betreffende Personen gleich als psychisch krank angesehen? z.B. das sie psychologische Hilfe brauchen.

Die Zuschreibung "psychisch krank" erfolgt in der klinischen Praxis nicht willkürlich, sondern an klar definierte Kriterien gebunden. Wahrnehmungen, die stark von objektiv messbarer Realität abweicht, werden erst dann als krankheitswertig eingeordnet, wenn sie über längere Zeit bestehen, ein Leidensdruck entsteht oder die Handlungsfähigkeit einschränken.Ein einmaliges oder kontextabhängiges ungewöhnliches Erlebnis (etwa eine Schlafparalyse oder eine lebhafte Halluzination in einer Ausnahmesituation) wird nicht direkt pathologisiert.

Gleichzeitig sollte betont werden, dass die Inanspruchnahme psychologischer Hilfe nicht erst im Ernstfall notwendig ist. In unserer Kultur ist die Hemmschwelle, professionelle Unterstützung zu suchen, jedoch relativ hoch. Ein rationaler Umgang wäre, psychologische Beratung häufiger als präventives Instrument zu verstehen, vergleichbar mit einem regelmäßigen Gesundheitscheck beim Hausarzt. Schon bei anhaltenden Irritationen, Wahrnehmungsstörungen oder bei zunehmender Entfremdung von der Realität kann frühzeitige Unterstützung helfen, Belastungen abzufangen, bevor sie chronisch werden oder sich zu gravierenden Störungsbildern entwickeln. Klar ist; regelmäßig Halluzinationen oder andere Ereignisse zu Erleben die man als "paranormal" verorten kann, ist ein definitives Frühwarnzeichen, dass die eigene Psyche sich nicht im besten Zustand befindet, auch wenn es (noch) nicht pathologisch ist.

Wichtige Warnsignale sind insbesondere ein fortschreitender Realitätsverlust, die Tendenz, sich aus dem sozialen Leben zurückzuziehen, sowie das Festhalten an Überzeugungen, die einer intersubjektiven Überprüfung nicht mehr standhalten.

Es gibt viele Menschen, die psychisch krank sind z.B. Stimmen hören, Halluzinationen, Schizophrenie, Psychose etc.

Das ist richtig, aber man muss das differenziert betrachten. "Stimmenhören" ist ein typisches Symptom schizophrener Psychosen, kann aber auch ohne Krankheit auftreten (z. B. bei Schlafmangel, Trauerprozessen, hoher Suggestibilität). Halluzinationen allein sind kein Beweis für Schizophrenie; entscheidend ist die Kontextabhängigkeit, Dauer, Belastung und die Gesamtheit weiterer Symptome. Es ist aber auf alle Fälle ein Warnsignal dafür dass sich die eigene Psyche in keinem guten Zustand befindet.

Gibt es auch Fälle, wo bestimmte psychische Erkrankungen mit dem Umzug in eine neue Wohnung aufgehört haben? Könnte es nicht auch an einer bestimmten Umgebung gelegen haben? Was ist, wenn Person XY nur in Wohnung XY nachts z.B. Schattenkreaturen wahrgenommen hat und in anderen Wohnungen kam so etwas nicht vor?

Ja, die Umgebung kann Symptome natürlich beeinflussen. Deine Psyche und deine Umwelt sind ja nicht vollständig isoliert voneinander, was um dich herum passiert hat immer einflüsse auf deine Erlebenswelt. Faktoren wie Schimmelpilzbelastung, Luftqualität, Lärm, soziale Spannungen usw. können psychische und körperliche Symptome verstärken. In Einzelfällen verschwinden Wahrnehmungsphänomene nach einem Ortswechsel, ohne dass eine klassische Psychose vorliegt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Erkrankung geheilt ist, oder dass es "nur am Ort" gelegen het, sondern dass die Symptome kontextabhängig moduliert wurden.

wirklich psychisch krank wäre man, wenn etwas bestimmtes überall vorkommt und nicht nur an einer Stelle, also das Betroffene psychologische Hilfe in Anspruch nehmen z.B. sich einweisen lassen.

Das stimmt nicht. Es ist sogar völlig falsch. Klinische Psychiatrie definiert Krankheit nicht nach Ort, sondern nach Symptomen, Verlauf und Funktionseinschränkung. Auch wenn Halluzinationen nur an bestimmten Orten auftreten, können sie behandlungsbedürftig sein, wenn sie das Wohlbefinden oder die Lebensführung beeinträchtigen. Natürlich ist es tendenziell problematischer wenn sie Ortsunabhängig auftreten, das heißt aber nicht dass Ortsgebundene Phänomene automatisch harmlos sind.

Ich habe von 1992 - 2015 in Wohnung XY gewohnt, wenn ich in meinen Zimmer geschlafen hatte, kamen auch Schlafstarren vor und hatte auch mal schlecht geschlafen, in anderen Schlafumgebungen kam so etwas nicht vor z.B. andere Wohnungen, Klassenfahrt etc. Ich brauche keine psychologische Hilfe, da es nur in einer bestimmten Umgebung auftrat.

Wie gesagt, dass psychische Probleme nur in bestimmten Umgebungen auftreten ist nicht ungewöhnlich. Das hatten wir eben schon: Stress, Raumklima, Geräuschkulisse, Assoziationen, usw.. Eine Schlafparalyse ist medizinisch beschrieben und keine Krankheit im engeren Sinn. Aber zu sagen "du brauchst keine Psychologische Hilfe" nur weil das Phänomen nich dauerhaft auftritt, ist meiner Ansicht nach Teil dieser unguten Tendenz sich keine Hilfe zu holen. Schlafparalysen sind nicht normal. Wenn sie mittlerweile nicht mehr vorkommen und keine aktuelle Beeinträchtigung darstellen, besteht zwar kein akuter Handlungsdruck. Trotzdem ist es wichtig, das frühere Auftreten nicht vollständig zu ignorieren. Auch wenn Schlafparalysen in vielen Fällen harmlos verlaufen und spontan wieder verschwinden können, zeigen sie doch an, dass die psychische Stabilität zeitweise gestört war. Dass sie in der Gegenwart nicht mehr auftreten, ist positiv und kann auf eine Verbesserung der Lebensumstände hindeuten. Trotzdem bleibt der Umstand, dass sie überhaupt aufgetreten sind, ein Hinweis darauf, sensibel auf eigene psychische und körperliche Belastungsgrenzen zu achten. Eine professionelle Einordnung muss nicht zwingend zu einer Diagnose führen, kann aber helfen, das eigene Erleben besser zu verstehen und Risikofaktoren für die Zukunft zu reduzieren. Es hilft dabei Gesund zu bleiben, was eben besonders wichtig ist wenn es Signale (z.B. Schlafparalysen) gibt die darauf hindeuten dass nicht alles in Ordnung ist.

Hatte mal durch Erzählung etwas von einer Seance mit Drudenfuß gehört, was Ende der 80er stattfand, war über 18, wo ich drüber etwas gehört hatte.

Erzählungen können unbewusst Erwartungen und Ängste prägen. Kulturelle Symbole (z. B. Pentagramm, Seancen, okkulte Geschichten) wirken in inszenierten Kontexten suggestiv und können Wahrnehmungen beeinflussen, besonders in Situationen erhöhter Suggestibilität. Wahrnehmung wird immer von Vorerwartungen und Erzählungen geprägt.

Wieso weiß das Gehirn nicht, das XY nicht existiert und spielt einen irgendwelche Streiche? z.B. Assoziationen zu etwas, was man mal gehört oder gesehen hat.

Das Gehirn unterscheidet nicht strikt zwischen externen Reizen und intern generierten Vorstellungen. Im Gegenteil sogar, das Gehirn soll ja die funktion haben Rationalität und Phantasie in sich zu vereinen - wir brauchen beides damit unsere Erlebenswelt überhaupt funktionieren kann. In Traum- oder Halbschlafzuständen sind die Areale, die Realität von Imagination trennen (präfrontaler Kortex), weniger aktiv. Dadurch können Halluzinationen oder innere Bilder als „real“ empfunden werden. Der Mechanismus ist also kein "Streich", sondern eine Funktion der Art und Weise, wie Wahrnehmung konstruiert wird: Sie beruht immer auf einer Kombination externer Signale und interner Interpretationen. Problematisch wird es dann, wenn die Balance zwischen diesen Ebenen gestört ist, z.B. wenn intern generierte Vorstellungen (z. B. Halluzinationen oder Wahnideen) nicht mehr zuverlässig von externen Reizen unterschieden werden können. Das bezeichnet man als gestörte Realitätsprüfung und es ist ein zentrales diagnostisches Kriterium vieler psychotischer Störungen.

TL;DR: Treten bei dir oder sonst jemandem wiederholt Wahnvorstellungen oder ähnliche Wahrnehmungsstörungen auf, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine Belastung der psychischen Gesundheit. In so einem Fall sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Auch wenn es nur Vorübergehend auftritt ist das immer noch ein starker Indikator dass es um die eigene psychische Gesundheit nicht gut bestellt ist.

Es kommt aus dem Bewusstsein, nicht aus dem Hirn. Beim Schlafen meldet sich unser Unterbewusstsein.

Es gibt viele Menschen, die psychisch krank sind z.B. Stimmen hören, Halluzinationen, Schizophrenie, Psychose etc.

Es gibt dafür Medikamente und diese Stimmen hören auf.

In der Realität ist man keinen Gott, keinen Geist, keinen Alien, keinen Dämon, keine Schattenkreaturen oder ähnliches begegnet.

Geister schon, wir alle haben einen Geist