Warum werden Kinder noch immer nicht ernst genommen?


28.11.2024, 23:38
alterzapp  28.11.2024, 22:06

Wieviele Kinder hast du schon erzogen. Also praktisch und nicht theoretisch?

Mellii03 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 22:23

Als Pädagogische Fachkraft, erziehe und begleite ich 55 Kinder, zwischen 1,5 und 6 Jahren täglich :)

Kuestenflueg248  28.11.2024, 22:18

21 -selbst noch im hotel mama -

Mellii03 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 22:26

Genau von solchen herabwürdigungen eines Alters spreche ich oben an! Wie lustig das sich da auch direkt jemand angesprochen gefühlt hat :)

SchakKlusoh  28.11.2024, 22:46

Wieso sagst du solche Dinge zu Kindern?

Mellii03 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 23:25

Ich sage solche Dinge nicht zu Kindern! Ich meinte das solche Dinge leider immernoch von Eltern/Erwachsenen im allgemeinen gesagt werden. Nicht dass ich diese Dinge sage.

alterzapp  28.11.2024, 22:48

Nein, ich meine eigene Kinder in allen Lebenslagen und nicht pädagogisch oder so etwas. Ich meine 24h Eltern sein. Wieviele also?

Mellii03 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 23:37

Kein einziges. Trotzdem heißt es nicht, dass es Emotionaler Missbrauch, legitim ist.

SchakKlusoh  28.11.2024, 22:50

Kann es sein, daß du eher mit Eltern ausserhalb der Mitte der Gesellschaft zu tun hast?

Mellii03 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 23:26

Nein absolut nicht. In unserer Kita befinden sich Kinder aus ALLEN sozialen und kulturellen Schichten.

22 Antworten

Bin ganz bei Dir!

Es sind hilflose Eltern. Menschen, die auch nichts Anderes in ihrem Leben gehört und gelebt haben. Die nie aufgemuckt haben - denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie solcherlei wirklich gut finden. Findet doch keiner gut!

Mal darüber nachdenken, was solche Sätze bewirken, wäre ein Anfang! Dann kann man entscheiden, ob man wirklich so leben will - oder etwas ändern will! Das kann man ja machen! Wer sich selbst hinterfragt, wird sich auch um 180 Grad drehen können! 😉 Das ist keine Schwäche - das ist eine Stärke!

Keiner muss sich von Oma knutschen lassen!


SchakKlusoh  28.11.2024, 23:07

"Ich klopfe doch nicht an der Zimmertür meiner 4Jährigen und frage ob ich reinkommen darf... Soweit kommt es noch"

"Räum auf, sonst hole ich den blauen Sack"

Finde ich okay!

AriZona04  28.11.2024, 23:10
@SchakKlusoh

Dann solltest Du Deine Haltung überdenken! Dringend! Am besten, bevor Du Dir Kinder zulegst. Du wärest kein guter Vater.

Ich sag Dir auch, warum: Sicherlich ist das Alter von 4 Jahren noch extrem jung. Da muss man in der Tat noch nicht anklopfen. Das sollte aber in der Pubertät zwingend erfolgen. Es ist eben Respekt der Privatsphäre.

Wenn ich meine Kinder zu Weihnachten und zum Geburtstag - vielleicht auch noch dazwischen - mit Gegenständen zuballere, dann habe ich nicht das Recht, den blauen Sack zu holen!

SchakKlusoh  28.11.2024, 23:41
@AriZona04

Sorry, zu spät.

Es ist eben Respekt der Privatsphäre.

Willst du mir etwas unterstellen?

Wenn ich meine Kinder ... - mit Gegenständen zuballere

Das solltest du nicht tun. Willst du mir etwas unterstellen?

AriZona04  29.11.2024, 08:32
@SchakKlusoh

Du entscheidest selbst, ob der Schuh passt! 😉

Sich selbst zu hinterfragen, ist nie verkehrt.

SchakKlusoh  29.11.2024, 21:37
@AriZona04

Das sind zwei Glückskekssprüche.

Die hören sich immer irgendwie bedeutungsschwer an, helfen aber selten.

Du hast also selber keine Kinder. Du hast da eine Ausbildung gemacht und dann machst du da jetzt so einen 8 Stunden Job. Schön.

Es ist wie bei einem KFZ Mechaniker ohne Führerschein. Er hat bestimmt sehr viel Ahnung von Autos. Mehr als die meisten Autofahrer. Nach der Ausbildung darf er dann auch mal auf dem Firmengelände eine Probefahrt machen und kann dann auch da ein bissle „fahren“. Der ist dann auch der festen Meinung alles zu wissen und würde bestimmt auch viele belehren wollen.
Aber solange du nicht ein einziges Kind selber erzogen hast, hast du auch nicht mal den Ansatz eines Wissens und vor allem ein Pünktchen Erfahrung, wie das im richten Erzieherleben der eigenen Kinder läuft.

Woher auch. Also mach deinen Job und lass die anderen den ihren machen. Ich kommentiere dein tägliches Versagen nicht und das solltest du auch so bei den anderen halten.
Du wirst vielleicht später mal erstaunt sein, was du deinen eigenen Kinder mal so alles sagen wirst. Kannst du dir nicht vorstellen? Genau!
Das konnte sich die Eltern auch nicht. Ist aber doch passiert. Seit Generation…

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

kurznachgehakt  01.12.2024, 19:04

Woher nimmst du die Erkenntnis, dass man "eigene" Kinder großgezogen haben muss, um sinnvoll über Erziehung reden zu können? Berufst du dich da auf objektive Erkenntnisse, oder ist es deine persönliche Meinung?

Und bedeutet das im Umkehrschluss, dass jemand, der "eigene" Kinder hat, dadurch schon qualifiziert ist, Anderen Ratschläge zum Thema Erziehung zu geben?

Und wie sieht das dann bei Eltern aus, die ihre fünfjährigen Kinder in Obhut geben und diese in Wohngruppen aufwachsen? Sind dann die leiblichen Eltern kompetenter, oder die Erzieher:innen?

alterzapp  02.12.2024, 06:56
@kurznachgehakt

Du solltest es noch einmal alles lesen. Wieso können sich die Leute heutzutage bloss so schlecht Textinhalte erschließen?

Kuestenflueg248  29.11.2024, 15:21

dies pädagogikerinnen haben eben die phase der antiautoritären nicht erziehung genossen ? mussten selbst in de welt klarkommen .?

Mellii03 
Beitragsersteller
 29.11.2024, 14:21

Menschen sind nicht Perfekt, Eltern auch nicht. Ganz klar. Jedoch ist emotionaler Missbrauch vermeidbar. Ich sage auch nicht das, wenn einem einmal so ein Satz rausrutscht das Kind davon geschädigt ist. Wenn man ein Kind aber in dauerschleife emotionalen Missbrauch antut, hinterlässt dass Spuren. Extreme Spuren. Es ist keine Entschuldigung zu sagen: "Du bist Pädagogische Fachkraft, wir Eltern haben es schwerer". Dass ist einfach pures verleugnen. Wieso nicht einfach sagen: "Ja ich war kein perfektes Elternteil. Dass konnte ich reflektieren. Ich habe mein Kind oft ungerecht Behandelt. Aber jetzt weiß ich dass ich fehler gemacht habe. Ich werde es bei meinen Enkelkindern besser machen."

Ich will die Menschen dazu bewegen über sich selber zu reflektieren. Sich Fehler einzugestehen. Aber vorallem Personen zwischen 45+ haben große Probleme damit. Erziehung war damals anders, aber zum Glück entwickelt diese sich.

alterzapp  29.11.2024, 15:22
@Mellii03

Man kann eine Ausbildung machen und da viel theoretische Sachen lernen. Man kann da natürlich keinerlei Erfahrungen sammeln. Man kann dann aber im Job Erfahrungen sammeln. Aber natürlich nur was man selber erlebt, kann man auch erfahren. Wenn man also selber keine Kinder groß gezogen hat, dann hat man da auch genau Null Erfahrung drin. Dann kann man vielleicht die Leute mal auf das eigene Wissen hinweisen, aber sie belehren zu wollen steht dir nicht zu. Nicht mal in einer Diskussion.

Erst wenn du selber ein Schreikind großgezogen hast, dann hast du darin Erfahrung und Wissen. Das kannst du dir bestimmt jetzt überhaupt nicht vorstellen, aber dann hast du auch sogar ein gewisses Verständnis für zumeist ganz junge Eltern, die aus voller Überforderung ihr Kind mal so geschüttelt haben, das es dabei vielleicht sogar verletzt wurde. Das bedeutet nicht es gut zu heißen, aber es bedeutet Verständnis für solch eine Situation aufbringen zu können.

Das muss du alles noch lernen und bis dahin solltest du niemanden zurechtweisen.

Wieso werden Kinder noch immer nicht, als eigenes Individuum angesehen, welches genau gleich viel Wert ist, wie ein Erwachsener?

Was hat Wert haben mit ernst nehmen zu tun? Kinder sind genauso wertvoll wie Erwachsene aber aufgrund ihrer fehlender Lebenserfahrung kann ich sie nicht komplett ernst nehmen. Wenn meine Tochter erzählt sie ist heute 5 Meter weit gesprungen , dann nehme ich sie nicht ernst. Weil ich weiß dass das nicht möglich ist und sie einfach nicht weiß wie weit 5 Meter wirklich sind
Genauso nehme ich sie nicht ernst wenn ich ihr nicht fernsehen erlaube und sie dann sauer ist und sagt, dass sie mich nie wieder lieb haben wird.

"Gib der Oma ein Kuss, sonst ist sie traurig"

hier kommt drauf an wie groß die Abneigung ist. Mag ich es nur einfach nicht da tun ich das auch der Oma zu liebe. hasse ich das, dann mache ich es sicher nicht.

"Ich klopfe doch nicht an der Zimmertür meiner 4Jährigen und frage ob ich reinkommen darf... Soweit kommt es noch"

das habe ich noch nie jemanden sagen gehört Man klopft eher nicht an da es bisher einfach noch nicht nötig war. Ich werde anklopfen sobald mein Kind nicht mehr einfach ins WC geht und mir was zeigen will, wenn ich da sitze. Also wenn es gelernt hat was Privatsphäre ist. Solange es ihm aber nicht stört, besteht kein Grund anzuklopfen. Und ich kenne keinen 4 jähirgen der darauf pocht.

"Räum auf, sonst hole ich den blauen Sack"

die Aussage kommt nicht von irgendwo her. Das nennt man Erziehung. Wenn ich 20x gesagt habe sie soll ihr Zimmer aufräumen und es passiert nichts dann wird eine Warnung ausgesprochen. Wird die nicht beachtet dann gibt es ebene eine Konsquenz. dann räume ich wirklich alles in den blauen Sack was rumliegt. Klingt hart aber ich bin mir sicher bei der nächsten Aufforderung, dass das Zimmer aufgeräumt gehört, wird das dann ziemlich schnell gemacht.
Hättest du denn eine andere Idee wie man den Teenager dazu bringt das Zimmer aufzuräumen ohne das es Konquenzen gibt wenn er es nicht tut? Muss ja nicht der blaue Sack sein, kann auch Handy Verbot etc sein. Bin aber ein Fan davon dass die Strafe was mit der Handlung zu tun hat.

"Hör auf zu heulen, sonst gebe ich dir einen Grund dafür"

in was für einen Umfeld wohnst du bitte das dir Schläge angdroht werden? das hat zu mir nie jemand gesagt und ich werde das auch nie zu meinem Kind sagen. Auch einfach weil das eine Drohung ist die ich nie ausführen werde. Somit lernt mein Kind nur, dass ich eh nur leere Drohungen machen. Das allein ist schon der Grund wieso ich das nie androhen würde.

"Gehorch sonst kommt der Weihnachtsmann nicht"

habe auch noch nie gehört dass jemand damit gedroht hat. Das würde sowieos nur bei ganz kleinen Kindern wirken. Ein Teenager lacht dich dann aus.

"Ein Indianer kennt keinen Schmerz + "Ein Junge weint nicht, sei Stark"

auch ein Spruch den Kinder in der Nachkriegszeit sicher oft zu hören bekommen haben. Heutzutage ist der aber total überholt und ich kenne auch keinen der das zu seinen Kindern sagen würde.

Solche Sätze und noch viele mehr sind leider noch heute absolute Realität. 

nein das stimmt nicht, ein Großteil davon nicht. Und wenn das bei dir in deinem Umfeld noch so ist, dann liegt es eher am Umfeld...

Eine Autoritäre Erziehung sollte ein für alle male der Vergangenheit angehören

autoritäte Erziehung ist nichts schlechtes. Ich erziehe auch so. Es kommt aber auf das wie an. Bei mir gibt es Regeln an die man sich halten muss. die werden genau kommuniziert und auch begründet. Die Konsquenzen wenn man die nicht befolgt sind bekannt. Meine Tochter weiß auch dass ich keine leeren Drohungen ausspreche.
Das führt dazu dass ich einen lockeren Erziehungsstil habe. Meine Tochter weiß was sie machen darf und was nicht und hält sich daran. Dadurch weiß ich das ich ihr Vertrauen kann und sie hat viele Freiheiten. Sie hat also dank autoritärerer Erziehung viele Freiheiten.

Ich habe es letztens wieder bei einem Freund in einem Idoor Spielplatz gesehen. Ich habe meine Tochter gerufen weil sie sich dickere Socken anziehen sollte (der Boden war echt kalt). sie kam her, hat es getan und konnte sofort weiter spielen. Die Tochter von dem Bekannten gab zwar her, wollte die Socken nicht anziehen und ist wieder weg gelaufen. Er hat es akzeptiert. Später hat er es noch mehrmals versucht sie zu überreden die Socken anzuziehen... hat nicht geklappt. Er war verwundert wieso das bei meiner Tochter gleich geklappt hat - die ist ja so lieb und hört auf uns. Habe ihm dann erklärt dass bei uns es so ein Verhalten wie von seiner Tochter nicht gegeben hätte. 1x weglaufen und ich würde ihr sagen "du ziehst die Socken an, der Boden ist zu kalt, du könntest sonst krank werden". will sie das nicht dann drohe ich meiner einer Konsquenz die eben mit ihrem Verhalten zu tun hat " wenn du das nicht tust müssen wir leider heimfahren. ich kann nicht riskieren das du krank wirst" - und schwups - schon hätte sie die Socken angehabt.
Das lustige dabei ist. Er hat das nachher zu seiner Tochter gesagt - und rate mal wer dann sofort die Socken angezogen hat.

Ich befürchte er hätte aber seine Drohung nicht wahr gemacht, wenn sie das nicht getan hätte. und dann hätte das Kind nur gelernt, dass es eh alles tun kan was es wil. der Papa droht nur aber er führt die Drohungen eh nicht aus..


Mellii03 
Beitragsersteller
 29.11.2024, 15:28

Ich antworte auf deine Antwort mal von unten nach oben. Erstmal danke für deine Ausführliche Antwort!

Kinder brauchen von Anfang an klar und logische Regeln, Grenzen und Konsequenzen. Deine Kinder bekommen diese von dir und deine Tochter hat deswegen die Socken auch direkt angezogen. Dem Papa fällt es vermutlich schwer für klare Verhältnisse zu sorgen "weil es manchmal leichter ist, einfach etwas durchgehen zu lassen". Dass erlebe ich sehr oft bei Eltern. Manchmal wollen Eltern auch in der Öffentlichkeit, einem "Konflikt" mit dem Kind aus dem Weg gehen und lassen deshalb auch viel durchgehen. Und dass ist eben falsch. Kinder kennen diese "Lücken" nämlich und nutzen diese dann natürlich auch. Die Konsequenz mit dem nachhause fahren wäre vielleicht etwas extrem, weil du sagst es selber, er wäre der "Drohung" nicht nachgegangen. Einfacher wäre zu sagen: "Es ist wirklich kalt und kann nicht riskieren das du krank wirst, deswegen können wir uns solange hier am Tisch zusammen beschäftigen bis du bereit bist dir die Socken anzuziehen."

Bei der Autoritären Erziehung ist ein starkes Machtgefälle. Es wird dass gemacht was ein Elternteil sagt. Es wird auch nicht wirklich nach der Meinung des Kindes gefragt und es wird dem Kind auch kaum Wahlmöglichkeiten gelassen. Es wird um Grunde alles vom Elternteil bestimmt.

Unter anderem sind Auswirkungen: Kinder sind unselbstständiger, da diese immer nur dass machen mussten was ihnen gesagt wurde. Sie sind weniger Experimentierfreudig. Sie entwickeln keinen eigenen Willen, weil sie das Gefühl vermittelt bekommen haben, für das Elternteil alles machen zu müssen, damit es glücklich ist.

Dass was du bezüglich deiner eigenen Erziehung beschrieben hast, hört sich dementsprechend für mich nicht nach einem Autoritären Erziehungsstil an :)

Die Sprüche oben habe ich oft in meiner Umgebung gehört, dass stimmt. Ich habe die Frage ja auch nie in Bezug auf meinen Beruf gestellt :) ich weiß dass noch immer viele Jugendliche solche Sätze zuhören bekommen, durch das Internet.

Bezüglich aufräumen: Du redest vom eigenen Zimmer der Jugendlichen. Vielleicht fragst dich zunächst mal, wieso es DICH stört das das Zimmer unaufgeräumt ist? Ein Zimmer sieht oft so aus, wie man sich fühlt. Vorallem bei Jugendlichen ist ordentlich was los im Kopf. Man hat den drang immer selbstständiger und unabhängiger zu werden. Es herrscht viel Chaos im Kopf. Dementsprechend auch im Zimmer. Vielleicht fragst du deine Tochter einfach mal ob es was gibt, was sie unterstützen würde ihr Zimmer sauber zu halten? Es muss ja auch irgendwo aus ihrem eigenen Willen heraus kommen, dass es ihr wichtig ist, wie ihr Zimmer aussieht. Es kann auch einfach sein das aufräumen aktuell nicht wirklich einer ihrer Prioritäten ist. Ich denke schon, dass wenn du deine Tochter einfach mal lässt, dass es ihr selber viel zu wider wird und von selbst anfangen würde ihr Zimmer aufzuräumen. Trau deiner Tochter mehr zu. Es ist ihre Verantwortung ihr Zimmer aufzuräumen. Es kann aber auch sein, dass sie absolut überfordert mit der Unordnung ist da könnte es dann helfen wenn du dich mit ihr zusammen setzt und ihr vielleicht ein Putzplan zusammen erstellt?

Tatsache ist jedoch: So eine Aktion (mit dem Müllsack) kann von einem Kind zurecht als gewaltvoll und übergriffig und verletzend empfunden werden, denn wenn ich – ob angekündigt oder nicht – die Besitztümer eines anderen Menschen anrühre und wegschmeiße, zeige ich damit nicht nur Respektlosigkeit vor diesen Dingen sondern auch vor der Privatsphäre und Autonomie des Kindes.

Thema anklopfen: Natürlich wird ein 4Jähriges Kind vermutlich nicht erwarten das angeklopft wird, weil es bis dahin noch nicht weiß was Privatsphäre ist. Man kann dem Kind aber sehr wohl beibringen dass dies wichtig ist. Aber auch nur, wenn es einem selbst wichtig ist. Dein Beispiel mit dem WC ist sehr gut dafür. Anscheinend war es für dich noch nicht wichtig genug, das deine Privatsphäre gewahrt wird. Und dass ist auch in Ordnung und von Familie zu Familie unterschiedlich. Wenn jedoch mal die Tür zum Kinderzimmer verschlossen wurde, ist es wohl ein Zeichen dafür, dass das Kind gerade alleine sein will und dann sollte man auch klopfen.

Thema Familienangehörige Küssen: Wenn ein Kind "Nein" sagt, hat es die selbe Bedeutung, wie wenn eine Erwachsene Person eine Berührung nicht möchte. Ein Kind zu zwingen eine Person zu küssen, führt dazu dass das Kind keine Grenzen bezüglich des eigenen Körpers setzen kann. Dass könnte sehr gefährlich werden, bezüglich sexuellen Missbrauchs. Vorallem, weil sexueller Missbrauch vorallem in der eigenen Familie stattfindet. Kinder müssen wissen, dass diese nicht einfach angefasst werden dürfen, auch nicht von der eigenen Familie. Sie müssen wissen dass sie "Nein" sagen dürfen.

Nordlicht979  29.11.2024, 18:22
@Mellii03
Bei der Autoritären Erziehung ist ein starkes Machtgefälle. Es wird dass gemacht was ein Elternteil sagt. Es wird auch nicht wirklich nach der Meinung des Kindes gefragt und es wird dem Kind auch kaum Wahlmöglichkeiten gelassen. Es wird um Grunde alles vom Elternteil bestimmt.

Starkes Machtgefälle ist normal und ergibt sich aus der natürlichen Überlegenheit der Eltern. Darin kann ich nichts Schlechtes erkennen. Es stellt sich lediglich die Frage, ob diese Macht klug eingesetzt wird oder missbraucht wird.

Autoritäre Erziehung muss nicht bedeuten, dass alles von den Eltern bestimmt wird. Vielmehr legen Eltern fest, was die Kinder alleine entscheiden dürfen und was nicht.

Unter anderem sind Auswirkungen: Kinder sind unselbstständiger, da diese immer nur dass machen mussten was ihnen gesagt wurde. Sie sind weniger Experimentierfreudig. Sie entwickeln keinen eigenen Willen, weil sie das Gefühl vermittelt bekommen haben, für das Elternteil alles machen zu müssen, damit es glücklich ist.

Die mögliche Unselbstständigkeit ist nicht absoluter Fakt. Es kommt eben darauf an, ob das Kind - und später der Jugendliche - Freiräume für eigene Entscheidungen erhält bzw. sich erkämpft.

Osterkarnigel  29.11.2024, 15:20

Ich sehe ich bin nicht der einzige der einen Roman geschrieben hat :D

Diese Aussagen haben doch nicht zwingend etwas mit "nicht ernst nehmen" zu tun. Teils werden eben einfach spezielle Werte vermittelt, von denen man natürlich halten kann, was man will.

Die ersten drei Beispiele finde ich, je nach Kontext, nicht mal schlimm, auch wenn sich über die spezielle Wortwahl streiten lässt.

Im Grunde ist Erziehung eben ein sehr persönliches und individuelles Thema. Nicht jedes Kind tickt gleich, ebenso nicht jedes Elternteil. Ich finde die Annahme, dass es nur ein richtigen Erziehungsansatz gäbe und alles, was nicht in dieses Schema passt, ein Kind ruiniert, sehr naiv.


Mellii03 
Beitragsersteller
 29.11.2024, 15:30

Danke für deine Antwort!

Das habe ich mich auch schon immer gefragt- und es gibt keine belastbare Begründung für diese Sätze.

Ich habe sie gehasst und mich bemüht sowas nicht zu sagen und meine Kinder ernst zu nehmen, VOR ALLEM meine Kinder ernst zu nehmen.

Trotzdem habe ich andere Fehler gemacht und eine meiner Töchter hat sich von mir leider auch nicht ernst genommen gefühlt.

Manchmal ist es Hilflosigkeit, machmal mangelndes Verständnis, oder auch mangelnde Empathie dem gegenüber, was dem Kind gerade wichtig ist (weil es einem selbst völlig unverständlich ist, dass so etwas wichtig sein könnte)

Und auch mangelnde Empathie dafür, was ein "so dahingeworfener Satz" bei einem Kind anrichten kann, weil es den Eltern ja gefallen möchte.

Meine Mutter ( Jahrgang 1937) meinte mal ich sei mit meinen Sorgen ja auch nie zu ihr gekommen. Ja bitteschön, wer geht denn mit seinen Sorgen zu einer Person die einen mit Plattitüden abspeist oder komplett abbügelt?!

Ich hab ihr gesagt, sie hätte mich als Kind ja auch nicht ernst genommen. Ihre Antwort: Kinder kann man ja auch nicht ernst nehmen!

Soviel dazu...


Mellii03 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 22:31

Danke für deine Antwort, danke für deine Reflexion! Ich habe es ebenfalls gehasst nie ernstgenommen worden zu sein, ganz im Gegenteil, ich wurde immer ausgelacht. Dass ist ein schreckliches Gefühl. Für das Kind fällt gerade die Welt zusammen, befindet sich in einem Gefühlsquaos, man ist den Eltern dermaßen "ausgeliefert" und dann wird man auch noch ausgelacht.

adianthum  28.11.2024, 22:33
@Mellii03

Ja, Eltern können ganz schön scheiße sein.

Vor allem scheint den wenigsten klar zu sein, welchen Einfluss oder welche Macht sie über ihre Kinder haben.