Warum ist die Unterschicht in Deutschland so festgekrustet und kommt nicht aus dem Sumpf raus?

8 Antworten

Weil der Kapitalismus Betroffenen ausreichend oft die Flügelchen stutzt.

Würde die "Unterschicht" ernstlich in Bewegung geraten, würde das zu Lasten des Kapitalismus gehen, bei dem es primär um den Erhalt und das Wachsen des Vermögens der einen wenigen und die Verarmung der anderen vielen geht.

Wichtig ist aber, dass die fleißigen Bienchen niemals den Glauben daran verlieren, dass es besser werden kann. Nur so leisten sie brav ihren Beitrag.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich denke rational. Kann ich nur empfehlen.

Weil sich die sogenannte Oberschicht komplett asozial verhält und alle anderen systematisch ausplündert. Ist es da nicht legitim zu sagen "bei dieser Ratrace mache ich nicht mehr mit."? Der Zustand der deutschen Wirtschaft hat nichts mit den Bürgergeldempfängern, a.k.a Unterschicht zu tun. Sondern mit dem jahrzehntelangen Versagen eines narzisstisch, auf sich selbst fixierten Managements. Jetzt müssen wieder die vielen Angestellten und Arbeiter für die Fahler ihrer Managements den Kopf hinhalten – bekommen weniger Lohn oder werden gekündigt. Zum Dank dafür werden sie als dämliche Unterschicht beschimpft. Gehts noch?


Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 10.12.2024, 22:39

da ist was dran.

Gewohnheit? Resignation? Die Einstellung "wozu - geht doch auch so"?

Sich Bildung anzueignen - in der Schule ein wenig Einsatz zu zeigen - ist nicht wirklich schwierig. Wenn man erstmal Erfolgserlebnisse hatte, dann ist das an sich ganz leicht. Diese Erfahrung machen vielleicht die Wenigsten.


Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 10.12.2024, 22:23

Da ist was dran. Manche fÜhlen sich eventuell schon in der Schule für den Rest des Lebens aussortiert.

AriZona04  10.12.2024, 22:26
@Rotfuchs716

Hmh. Das glaube ich nicht. Denn wer sich aussortiert fühlen würde, bekommt ja ständig gesagt, dass es an ihm selbst liegt: Derjenige kann ja sein Leben durchaus verändern. Wir leben ja mit der Möglichkeit, jede Schulart erreichen zu können!

na ja schau dir mal andere Länder an, wer einmal im Slum ist. Der bleibt auch dort. Sind halt verschiedene Faktoren, die das zementieren. Wobei hier gibt es immerhin Bürgergeld und eine Wohnung. Dort gibt es nichts. Vielleicht einen Verhau aus Wellblech und 4 Toiletten oder 1 Wasserhahn für 20.000 Menschen.


Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 10.12.2024, 22:22

auf welche Länder beziehst du dich im Vergleich?

CliffBaxter  10.12.2024, 22:23
@Rotfuchs716

auf Länder, die viele Menschen haben und eine breite Unterschicht. Indien z.B. oder Südamerika, gibt doch viele Beispiele.

Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 10.12.2024, 22:24
@CliffBaxter

Indien ist übervölkert. Südamerika geht garnicht so schlecht.

CliffBaxter  10.12.2024, 22:29
@Rotfuchs716

gar nicht so schlecht? Schau dir die Slums um die Mio. Metropolen, wie São Paulo, Rio de Janeiro oder Salvador an, die heißen dort Favelas. Findest ein ähnliches Bild, wie in den Slums von Indien oder sonst wo.

Diese Leute fallen entweder durch das gesellschaftliche Raster und bekommen viele Möglichkeiten weder aufgezeigt noch erklärt, so dass sie diverse Perspektiven gar nicht nutzen können, weil sie nichts davon wissen - oder sie haben gar nicht das Interesse, ihre Lage zu verbessern, sind zufrieden, haben resigniert, Vater Staat zahlt's ja. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte, das ist auch meine Erfahrung über viele Jahre in Beruf, Ehrenamt, Gemeinderat und anderen Bereichen. Ansonsten ist es schwer, aus vorgefertigten Rollen auszubrechen. Ging mir auch so - ich wuchs als "Ausländerkind" auf und wurde schon im Kindergarten stigmatisiert und gegenüber "guten deutschen Kindern" oft benachteiligt. Es war extrem schwer, aus der Loser-Rolle nach dem Motto "ach, der ist ja nur so ein Ausländer da, so ein Albaner" rauszukommen, geschafft habe ich es nur über einen eisernen Willen, Glück, gute Arbeit und einen Geistlichen, der es gut mit mir gemeint hat.

Als Jugendlicher habe ich gemerkt, dass wir "Ausländer" viele Infos vorenthalten bekamen, mit uns viele nichts zu tun haben wollten und uns viele Chancen nicht aufgezeigt werden sollten. Das begann bei der Berufsberatung, wo sich mit "uns" keiner Mühe gab und endete damit, dass wir nicht auf Fördermöglichkeiten, berufliche Hilfen oder sonstige Angebote hingewiesen wurden, während den "guten deutschen Jugendlichen aus guten, geselligen Familien" regelrecht zu Kreuze gekrochen worden sind - die meisten haben es hingenommen, ich wollte "mehr" haben und mich hervortun dafür, dass wir so verkannt und übervorteilt werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 10.12.2024, 22:21

welche Regionen hast du beobachtet?

rotesand  10.12.2024, 22:24
@Rotfuchs716

Typisches deutsches Vorstadtgebiet, katholische Prägung, Arbeitermilieu; einfache, sparsame Leute, die sich für "anständig" halten, in die Kirche gehen, irgendwann ein Eigenheim abbezahlt und einen Mercedes gekauft hatten und zwar oft absolut unangenehm sind, aber zumindest "solide Leut", wie man es noch in den 90ern gesagt hätte.

Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 10.12.2024, 22:26
@rotesand

sind diese jetzt abgerutscht oder da geblieben wo sie wirtschaftlich und sozial waren?

rotesand  10.12.2024, 22:28
@Rotfuchs716

Das waren alles einfache Fabrikarbeiter, mancher war vielleicht Vorarbeiter oder hatte es ins Büro geschafft. Die sind heute allesamt im Rentenalter, teilweise dürften sie auch gestorben sein. Ich habe keinen Kontakt mehr und wohne auch schon lang nicht mehr in meiner Heimat.