Lebt Jesus auf den Kreuzdarstellung in der Kirche eigentlich noch und was hat es eigentlich mit diesen Märtyrern und heiligen in der Kirche auf sich?
Warum sind die so beliebt? Also die Darstellung der Wunden und all das? Als Kind hat mich das immer an diese Hellraiserfilme erinnert. Gibt es da ideologisch einen Zusammenhang?
Lebt Jesus da noch auf den Kreuzen mit Corpus in der Kirche oder stellt das schon die Leiche von Jesus da, die am Kreuz hängt?
6 Antworten
Hi Angulimala,
die Märtyrer sind starke Vorbilder für gläubige Christen. Die Gläubigen damals, haben wirklich geglaubt das Jesus das Bild Gottes ist, dass er Menschen von Lepra geheilt hat, Menschen vom Tod auferweckt hat. Das er der einzige Weg zu Gott ist, der sich als Vater zeigt. Was interessant ist, wenn da gar nichts dran wäre, warum sind wirklich Viele Menschen für diesen Glauben an Jesus freiwillig in den Tod gegangen? Wer würde freiwiillig für eine Sache sterben, die er nicht erlebt hat und nicht fest davon überzeugt wäre?
Ich glaube echte Gläubige, die glauben das Jesus ihr Herr ist, werden von Anderen Menschen getötet weil sie an Gott glauben. Muslimisch motivierte Attentäter gehen in den Tod um etwas zu bekommen von ihrem Gott. (Töten andere feindliche Menschen um z.B. Jungfrauen zu bekommen). Das sind zwei unterschiedliche Glauben. Der eine Gott verlangt etwas, der Andere gibt sein kostbarstes in den Tod um uns seine Liebe zu erweisen. Aber klar Kreuzzüge waren auch angeblich vom Glauben an Jesus motiviert. Da können wir wahrscheinlich lange diskutieren. Starke Gegenfrage von dir!
"Wer würde freiwiillig für eine Sache sterben, die er nicht erlebt hat und nicht fest davon überzeugt wäre?"
Ich finde die Aussage aber jetzt wo ich sie nochmals lese ganz interessant. Weil die Muslime blicken ja auf eine große Gemeinde, die alle sagen, dass das stimmt.
Aber ob ich bereit wäre so wie Paulus durch die Welt zu reisen und mein Leben zu riskieren für etwas von dem ich nicht zu 100 Prozent überzeugt bin ...?
In der Regel stellen die Kruzifixe bereits den gestorbenen Jesus dar. Man sieht es an der Seitenwunde, die von dem Lanzenstich herrührt, mit dem die römischen Soldaten sich des bereits eingetretenen Todes vergewisserten.
Es gibt aber auch Ausnahmen. Das Kreuz von San Damiano stellt den Gekreuzigten gleichzeitig als den Auferstandenen mit großen offenen Augen dar.
Es gibt auch romanisch Kreuze vom Volto-Santo- oder Lucca-Typ, die Christus als mit einer Manteltunika bekleideten Auferstandenen zeigen.
Viele Kreuze der Gotik heben jedoch das Leiden Christi hervor. Christus wird damit als mit dem Leiden der Menschen verbunden dargestellt. Am bekanntesten ist vielleicht das Bild auf dem Isenheimer Altar, der ursprünglich in der Kapelle eines Hospitals, eines Siechenhauses stand. Man berichtet, dass die unheilbar Kranken, die man dort unterbrachte, als erstes zu diesem Altar gebracht wurden. Sie sollen dabei sehr ruhig geworden sein. Sie erkannten: dieser Heiland hat gelitten wie wir jetzt leiden, - er ist einer von uns! Das ist die Motivation dahinter. Die Frömmigkeitsform dieser Zeit nennt man Devotio moderna.



Das letzte Bild ist schrecklich! Da wird doch keiner ruhig!Höchsten weil er unter Schock steht. Schreckliches Bild!
Aus der Sicht einer Wohlfühlgesellschaft hast du sicher recht.
Aber für die Menschen im Mittelalter war das Alltagsrealität. Auch so im ganz normalen Leben.
Ich musste mit solchen Bildern auch erstmal klarkommen...
"Aus der Sicht einer Wohlfühlgesellschaft hast du sicher recht."
Das Bild ist einfach nur eine optische Prügelstrafe. Die war damals schlecht und ist sie auch heute - nur heute weiß man das.
Ich bin sicher, dass das Lebensgefühl damals ein völlig anderes war. Und auch die Art zu glauben. Die Leute haben solche Kreuzesdarstellungen ja selbst hergestellt bzw. bestellt und gekauft.
Aber ich kann deine Aversionen sehr gut nachvollziehen. Ich habe ähnlich empfunden und habe sehr mit solchen Bildern gerungen. Dass du dich auch darüber aufregst, heißt, dass sich was bei dir tut, dass du dabei bist, was zu kapieren. ;-)
Damals war das Lebensgefühl ein anderes. Es ging auch um Macht und Kontrolle. Solche Gemälde waren für die einfachen Menschen damals überwältigend und machten sie gläubig.
Dass es beruhigend sein soll war niemals die Intention. Es sollte ein Gefühl von Ehrfurcht und Schrecken erzeugt werden - auch um Menschen zu kontrollieren.
Die pädagogischen Ansätze waren andere. Die Frage, ob der Mensch von Grund auf gut oder böse ist. Und man dachte er ist von Grund auf böse und muss geprügelt werden.
"Es ging auch um Macht und Kontrolle."
Interessanterweise war die Devotio moderna, aus der diese Bildnisse erwuchsen, eine revolutionäre Basisbewegung, die von der "offiziellen" Kirche, z. B. dem Dominikanerorden, bekämpft wurde. Nur konnte man ihren Vertretern keine Ketzerei vorwerfen, weswegen sich die Bewegung durchsetzte.
Bis dato wurde Jesus als Pantokrator, als ein im Himmel thronender Herrscher dargestellt. Damit wurde die Herrschaft der Kirche über die Welt (auch über das Kaiserhaus!) symbolisiert.
Aber nun war Christus plötzlich ganz unten. Bei den Armen, den Gepeinigten, - bei den Delinquenten auf dem Galgenhügel vor der Stadt. Das passte der Amtskirche und dem Klerus garnicht.
Okay, die Bilder von Matthias Grünewald sind überhaupt nicht beruhigend. Und waren es auch nie und waren nie gedacht beruhigend zu sein. Isenheimer Altar – Wikipedia
Wenn die Menschen denen man das gezeigt hat ruhig wurden, dann vor Entsetzen.
Ja, die Gesellschaft war damals verrohter als heute. Heute würde man Kindern keine Märchen (also echte Märchen) vorlesen oder sie zuschauen lassen, wenn Menschen hingerichtet werden.
Aber mir graut irgendwie echt vor einem Kreuz mit Korpus plötzlich. Weil da wirklich im eins zu eins Modell eine Leiche hängt, die grauenhaft hingerichtet wurde. Seltsam, dass man sowas zur schau stellt während man Fleisch und Blut von dieser Leiche konsumiert. Vor allem, dass man Kindern sowas schreckliches zeigt. Also z. B. den Kreuzweg! Das schaut wirklich aus wie aus so einem Hellraiser -Film. Diese Figuren könnten da auch irgendwo dabei stehen.
Das zweite Bild ist relativ harmlos ... Das ist so der "free-hugs-Jesus".
*lach* - Der zweite jesus stammt übrigens aus der Romnik, also merh die Pantokrator-Tradition.
Noch mal zu Gunewald: Auf dem Auferstehungsbild, das an normalen Werktagen gezeigt wurde, hat Christus immer noch die Zeichen seines Leidens am Körper! Ich glaube, dass da viel Identifikation der Siechen mit diesem Christus stattfand und im Zusammenhang mit der Auferstehung aucgh mit Hoffnung verbunden war. Das waren ja alles Sterbende.
Oh, es fehlen ein paar Buchstaben. Die Bildschirmtinte war wohl alle! ;-)
Da wo Jesus nach oben sieht, hat er demnach noch gelebt, denn sonst hätte er am Kreuz nicht mehr seinen Kopf nach oben richten können. Wo er am Kreuz seinen Kopf gesenkt hat ist dies so nicht eindeutig festzustellen, denn da wurde ihm noch nicht die Lanze zum Test seines Todes in die Seite gestoßen.
Nur zwei der Bilder zeigen eine Darstellung von Jesus.
Nach der Kreuzigung hat er noch gelebt, also zeigen die Darstellungen in den Kirchen den noch lebenden und leidenden Jesus. Er leidet, weil er (angeblich) alle Sünden der Menschen auf sich genommen hat.
Die Darstellung hätte keinen Sinn, wenn er bereits tot wäre.
Doch, und es gibt offensichtlich beide Darstellungen auf Kreuzen!
Es hat ja beides eine Zentrale Bedeutung das Leid und der Tod am Kreuz!
Ich weiß, das andere sind Märtyrer - bzw. der heilige Franz und das andere ist der heilige Sebastian (der mit den Pfeilen).
Auf dem zweiten Bild ist Jesus aber glaube ich schon tot oder also dort wo der Kopf herunterhängt.
Jesus wird nicht ohnmächtig! Der ist entweder tot oder munter.
Ohnmächtig. Bedeutet ohne Macht. Machtlos ...
Nein, nicht bei Bewusstsein, das konnte er da er wahrer Mensch war.
Und bei der evangelischen Kirche gibt es ein leeres kreuz (ohne das Jesus daran hängt) als Zeichen das er den Tod besiegt hat
Ja, aber das Kreuz bleibt noch immer das Folterinstrument der Römer! So oder so ...
Ja und das erinnert uns daran das Jesus für uns sich foltern ließ und du wenn du das Kreuz siehst umso dankbarer wirst das du gerettet bist
Ja, dann kann ich gleich die Leiche drauf lassen.
Beide Darstellungen sehen wir von Jesus am Kreuz, weil beides Zentral ist das Leid und der Tod Jesu. Er gibt sein Leben aus freien Stücken für uns, als Liebesbeweis damit wir seine Liebe fassen mögen, die die Liebe Gottes ist die auch in uns gefunden werden will.
Die Martyrer, ihre Verklärungen und Darstellungen werden wohl durchaus etwas mit der Sci-Fiction von heute gemeinsam haben denke ich, aber weniger in den Bildern (mir waren Wolken nie "immer" Tiere oder Bilder).
Zumindest diente es einer Unterhaltung die Menschen faszinierte, und wohl in beidem muss man die Fantasie dahinter wissen sonst wird es einem eine Falle von leeren Worten nach Art der Menschen, denke ich.
"Wer würde freiwiillig für eine Sache sterben, die er nicht erlebt hat und nicht fest davon überzeugt wäre?"
Du meinst wie die muslimischen Attentäter?