Hätte es nachhaltig den Frieden gesichert, wenn die Ukraine die Atomwaffen behalten hätte?

8 Antworten

Hallo

Hätte es nachhaltig den Frieden gesichert, wenn die Ukraine die Atomwaffen behalten hätte?

Eine rein hypothetische Frage...

JA… davon ist auszugehen

Jedoch... eine glaubhafte Abschreckung besteht durch eine gesicherte Zweitschlagsfähigkeit.

UND so einfach ist es doch wieder nicht... es fehlten die Abschusscods und Geld.

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Als am Morgen des 24. Februar 2022 gleichzeitig von Süden, Osten und Norden, russische Panzer in die Ukraine rollten und Putins Vernichtungskrieg auf die Ukraine begann, war die Welt nicht mehr, wie sie vorher war.

Ein Krieg, der 2014 begann, mündete in einer Chronik des Schreckens. Tägliche, unzählige Kriegsverbrechen, durch russische Angriffe, auf die Zivilbevölkerung der Ukraine, Kindergärten, Krankenhäuser, Geburtsstationen, Pflegeheime, Altersheime, zivile Wohnhäuser, Putin lässt nichts aus, was Terror an der ukrainischen Bevölkerung verspricht.

Wenige Wochen später, Anfang März 2022, mit Putins Drohungen, der in Alarmbereitschaft versetzten Atomwaffen und einem Manöver, atomar bewaffneter russische U-Boote und mobiler Raketeneinheiten... ließ Frankreich seine Atom U-Boote auslaufen.

Frankreich lässt seine Atom-U-Boote auslaufen

Als Antwort auf den jüngsten russischen Atomwaffenalarm versetzt Frankreich seine nukleare U-Boot-Flotte in Bereitschaft. Und testet nicht ganz zufällig eine Atomrakete.

Die französische Marine hat drei ihrer vier atomwaffenbestückten Unterseeboote zu Wasser gelassen und auf Patrouille geschickt. In normalen Zeiten ist immer nur eines der U-Boote unterwegs. Dass gleich deren drei die Militärwerft in Brest (Bretagne) verlassen haben, ist seit der Entwicklung der nuklearen "Force de Frappe" noch nie vorgekommen. Eine offizielle Bestätigung für den Schritt gab es nicht. Die französische Marine informiert aus Prinzip nie über die Bewegungen ihrer atomaren Unterseeflotte. Die Meldung stammt von einem Journalisten. Dass sie trotzdem durchsickerte, lässt darauf schließen, dass Paris mit dem Auslaufen der U-Boote ein Signal nach Moskau schicken will.

Frankreich hatte schon am 1. März, also kurz nach Beginn der russischen Invasion und der Alarmbereitschaft des russischen Atomwaffenarsenals, ein zweites U-Boot aktiviert. Jetzt folgt ein drittes.

Frankreich verfügt über gut 300 Atomsprengköpfe. Jeweils drei der vier Atom-U-Boote (Le Triomphant, Le Téméraire, Le Vigilant und Le Terrible) sind mit je 16 Raketen ausgerüstet, die jeweils bis zu sechs Sprengköpfe tragen können.

Es "sickerte durch", die U-Boote sind maximal bewaffnet.

Frankreichs 300 Sprengköpfe erreichen zusammen eine Schlagkraft von 2.000 Hiroshima-Atombomben.

Zeitsprung | 1991

Mit dem Niedergang der Sowjetunion wurde die Ukraine quasi über Nacht zur 3. größten Atommacht der Welt...

In der Ukraine waren zu der Zeit, auf ukrainischem Territorium fast 5.000 Atomwaffen stationiert.

Als Vergleich... Atomwaffen heute

Heute bedrohen uns immer noch mehr als 12.000 Atomwaffen, wovon mehr als 3.700 sofort einsatzbereit sind - genug um die Welt mehr als einmal zu zerstören.

Geschätzte 2.000 dieser Atomwaffen werden in höchster Alarmbereitschaft  gehalten. Sie sind innerhalb weniger Minuten zum Start bereit, falls die USA oder Russland von einem atomaren Angriff der Gegenseite ausgehen.

  • USA: 5.040
  • Russland: 5.580
  • China: 500
  • Frankreich: 290
  • Großbritannien: 225
  • Indien 172, Pakistan 170, Israel 90, Nordkorea 50
ABER...

In den Hochzeiten des Kalten Krieges waren allein in Westeuropa 7.300 US-Atomwaffen stationiert. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges im Jahr 1986 gab es weltweit 70.300 nukleare Sprengköpfe.

1991 | Der Ukraine fehlte die Verfügungsgewalt.

Sie hatten weder Kontrollsysteme, noch Startcodes, für die Atomwaffen. Hätte es eine Lösung dafür gegeben und hätte die Ukraine es sich finanziell leisten können, so könnte die Ukraine heute in Frieden leben. Es hätte weder die Besetzung der Krim gegeben, noch die Invasion 2022.

30 Jahre Budapester Memorandum "Ohne dieses Papier gäbe es den Krieg nicht" Die fatalen Folgen des Verzichts auf Atomwaffen

Vor 30 Jahren gab die Ukraine ihre Atomwaffen an Russland ab. Die Sicherheitsgarantien, die das Land im Gegenzug erhielt, waren die Tinte nicht wert, mit der sie unterzeichnet wurden.

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Die Ukraine war neben RusslandBelarus und Kasachstan eine der vier ehemaligen Sowjetrepubliken, auf deren Territorium nach Auflösung der Sowjetunion Atomwaffen stationiert waren. Nach Erlangung der Unabhängigkeit befanden sich im Herbst 1991 auf dem Territorium der Ukraine insgesamt 176 strategische  Interkontinentalraketen  mit zusammen 1.240 Atomsprengköpfen:

  • 130 ICBMs vom Typ SS-19 mit je sechs Sprengköpfe;
  • 46 ICBMs vom Typ SS-24 mit je zehn Sprengköpfen.

Die Luftwaffe verfügte auf den Basen Chmelnizki und Perwomajsk über insgesamt 42 schwere atomwaffenfähige Tupolev-Bomber, die mit insgesamt 592 luftgestützten Cruise Missiles (ALCMs) vom Typ AS-15 ausgestattet waren. Diese Bomberflotte setzte sich zusammen aus:

  • 22 Tupolev-95 („Bear“) mit jeweils 16 AS-15 ALCMs (luftgestützte Marschflugkörper);
  • 20 Tupolev-160 („Blackjack“) mit jeweils 12 AS-14 ALCMs.

In der Ukraine waren im Jahr 1991 insgesamt 1.832 strategische Nuklearsprengköpfe stationiert. Darüber hinaus befanden sich ca. 3.000 taktische Atomwaffen auf ukrainischem Territorium. So waren in der Ukraine zu jener Zeit fast 5.000 Atomwaffen vorhanden. Sie hatte damit das drittgrößte Atomwaffenarsenal der Welt. Alle Kontrollsysteme waren jedoch in Russland und die ukrainischen Militärs hatten keine Startcodes für die Atomwaffen, die mit PAL-Sperren ausgestattet waren. Somit hatte Kiew keine direkte Verfügungsgewalt über diese Atomwaffen.

Bereits im Dezember 1991 hatte der damalige ukrainische Präsident Krawtschuk Vereinbarungen in Minsk und Almaty unterzeichnet, in denen er auf die operationelle Verfügungsgewalt über alle nuklearen Streitkräfte verzichtete und auf das Hauptquartier der GUS-Staaten in Moskau übertrug. Alle konventionellen Streitkräfte der Ukraine wurden nationalisiert und das Militärpersonal im Land verpflichtet, ein neues Gelöbnis abzugeben.

Es folgte eine lange Diskussion über die Legitimität der GUS-Kontrolle über die strategischen Atomwaffen auf dem ukrainischen Territorium. Die ukrainische Führung war hier heterogen in ihrer Meinung. Die USA forderte die Ukraine auf, den START-1-Vertrag und die Lissaboner Protokolle im Mai 1992 zu unterzeichnen und die Atomwaffen abzugeben. Aber das ukrainische Parlament verzögerte die Ratifizierung des Vertrages über Monate und fügte eine lange Liste von Bedingungen hinzu, die Russland und die USA nicht akzeptierten. Krawtschuk erklärte, dass die Ukraine doch die „Verwaltungskontrolle“ der Waffen wieder an sich genommen hätte. Es wurde sogar behauptet, dass die Atomwaffen und alle nukleare Materialien Ukraine gehören würden. Am 4. April 1992 forderte Krawtschuk, dass das Militärpersonal der nuklearen Streitkräfte ebenfalls das Gelöbnis für die Ukraine abgeben oder zurücktreten müssten. Allerdings folgte fast niemand dieser Aufforderung.

Russland lehnte alle ukrainischen Behauptungen über die Kontrolle und den Besitz der Atomwaffen ab. Der Kreml forderte, dass die Ukraine die strategischen Atomstreitkräfte von der Alarmbereitschaft herunterstufen, außer Betrieb nehmen und an die Russische Föderation übergeben müssten. Fast zwei Jahre lang gab es einen bitteren und komplexen Streit zwischen den beiden Staaten über den Status und die Zukunft der Atomwaffen auf dem ukrainischen Territorium.

Bis 1993 wurde deutlich, dass die Ukraine die nuklearen Streitkräfte nicht halten konnte. Belarus und Kasachstan waren schon dabei, ihre Atomwaffen zurück zu geben; damit blieben die GUS-Streitkräfte lediglich nur noch in Russland und die Ukraine. Am 15. Juni 1993 wurde bei einem Treffen der GUS-Verteidigungsminister versucht, durch den Rücktritt von Oberbefehlshaber Schaposchnikow die GUS-Streitkräfte aufzulösen und sie praktisch unter russisches Kommando zu stellen. Die Ukraine wollte zunächst erneut versuchen, die Kontrolle über die Atomwaffen zu erlangen. Doch bei einer Inspektion des Atomwaffendepots tauchte ein neues Problem auf: Die Lagerung einer sehr hohen Zahl von Sprengköpfen – fünf Mal der vorgesehenen Kapazität – stellte eine gravierende Sicherheitsgefahr dar. Nur die russische Armee wäre technisch in der Lage gewesen, diese Frage zu lösen, sagte General Sergejew, Befehlshaber der russischen Raketenstreitkräfte. Diese nukleare Gefahr stellte er vor den internationalen Medien auch dar und behauptete, die Ukraine wäre mit dem Problem überfordert. Danach ließ er eine russische Delegation von Ingenieuren durch ein technisches Gutachten über die Situation im Atomwaffendepot seine Aussagen bestätigen. Anscheinend hatten auch Komponenten innerhalb der Sprengköpfe ihre Betriebsdauer überschritten und sollten deaktiviert werden. Der ukrainische Verteidigungsminister Morozow erklärte daraufhin, dass die Atomwaffensysteme außer Betrieb genommen werden, die Sprengköpfe von den Raketen abmontiert und – gemeinsam mit den Russen – zunächst in der Ukraine sicher gelagert werden, bis die Ratifizierung des START-I-Vertrages im Parlament abgestimmt wird.

Im Sommer 1993 begann der ukrainische Präsident Krawtschuk, einen Verhandlungsplan zu erarbeiten, um die Rückgabe der Atomwaffen umzusetzen. Wichtig waren drei Bedingungen: Sicherheitsgarantien der Atommächte über die Souveränität der Ukraine, Entschädigung für das in den Waffen enthaltene Nuklearmaterial und technische Unterstützung für die Demontage inklusiv Umweltsanierung. Diese Verhandlungsposition war fruchtbar: Am 27. Juli 1993 unterschrieb die USA und die Ukraine das Nunn-Lugar Memorandum in Kiew und die USA versprachen 175 Millionen US-Dollar für die Demontage der SS-19-Raketen.

Im September 1993 trafen sich russischer Präsident Jelzin und ukrainischer Präsident Krawtschuk in Stalins ehemaligen Jagdhaus in Jalta. Dort sollten die offenen Fragen auf den Tisch gelegt werden. Gazprom stellte 25% der Gaslieferungen an die Ukraine ein und drohte, falls sie keine Vereinbarungen in Jalta erzielen, das Gas vollständig abzudrehen. Jelzin bot beim „Massandra Gipfel“ jedoch an, wenn die Ukraine alle Atomwaffen abgebe, würde Russland einen Schuldenerlass in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar für Gas und Öl erteilen und Entschädigungen zahlen. Geschwächt durch die wirtschaftliche Rezession, angesichts einer düsteren Zukunft ohne Öl und Gas stimmten Präsident Krawtschuk, Premier Kutschma und die ukrainische Regierung den russischen Bedingungen zu. Dieses Ergebnis wurde scharf in der Ukraine kritisiert und Verteidigungsminister Morozow trat zurück.

Die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine erreichten in dieser Zeit einen historischen Tiefpunkt. Deswegen ergriffen die Vereinigten Staaten die Gelegenheit und setzten sowohl die ukrainische als auch die russische Regierung so unter Druck, dass innerhalb weniger Monate ein neues internationales Abkommen ausgehandelt, unterzeichnet und in die ersten Phasen der Umsetzung überführt wurde.

Die trilaterale Erklärung wurde am 14. Januar 1994 in Moskau von den Präsidenten der drei Staaten Ukraine, Russland und die USA von Clinton, Jelzin und Krawtschuk unterzeichnet. Diese beinhaltete ein Statement, eine Anlage und sechs geheime Briefe. Diese Dokumente sahen vor, dass die Ukraine alle strategischen Sprengköpfe auf ihrem Territorium an Russland zur Beseitigung übergibt und im Gegenzug Sicherheitsgarantien, eine Entschädigung für den Handelswert des hochangereichten Urans und Unterstützung unter dem Nunn-Lugar-Programm für die Beseitigung von Interkontinentalraketen (ICBM), ICBM-Silos, Bombern und anderer Infrastruktur auf ukrainischem Territorium erhält.

Am 5. Dezember 1994 wurde Ukraine offiziell Mitglied des nuklearen Nichtverbreitungsvertrages (NVV), der START-I-Vertrag tritt in Kraft und das Budapester Memorandum wurde mit den ehemaligen sowjetischen Republiken unterzeichnet.

Mit dem Budapester Memorandum verpflichteten sich die USA, Russland und Großbritannien die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit von Belarus, der Ukraine und Kasachstan zu garantieren, wenn diese im Gegenzug auf den Besitz von Nuklearwaffen verzichten würden. Auch die Volksrepublik China und Frankreich haben nachträglich ergänzende Erklärungen mit ähnlichen Inhalten abgegeben. Im Gegenzug sollten diese Länder auf den Besitz von Nuklearwaffen verzichten.

Quelle: Atomwaffen A-Z

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Aus der Geschichte lernen, mehr bleibt nicht. Aber exakt dieser Lernprozess verläuft aktuell in der Europäischen Union. Die NATO ist um 2 Partner stärker und die EU, allen voran Deutschland, wird sich in den nächsten Jahren bis auf die Zähne bewaffnen. In Deutschland wird es zur stärksten, konventionellen Armee Europas führen und auch eine Lösung für eine glaubhafte atomare Abschreckung der EU, wird sich finden.

Es ist der logische Schluss... leider

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Alles Gute Dir... und bleib gesund

Gruß, RayAnderson  😉

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 - (Deutschland, Geschichte, USA)  - (Deutschland, Geschichte, USA)

Mogli333  25.07.2025, 10:12

Viele interessante Hintergrundinformationen. Bleibt die Erkenntnis: Traue nie einem verlogenen Putin und lasse dich weder von ihm bezirzen noch unter Druck setzen mit dem Ergebnis, seinen Drohungen nachzugeben. Putin versteht nur die Sprache der Stärke.

RayAnderson  25.07.2025, 22:13
@Mogli333

Danke, es ist ein komplexes Thema. Die Ukraine war nicht in der Lage die Bestände zu halten, aber bereits 10% davon wären deutlich mehr als Frankreich aktuell zur Verfügung steht. Bereits Frankreichs Potenzial entspricht 2.000x Hiroshima.

Ich vermute mal, wenn die Ukraine jetzt noch Atomwaffen hätte, htäät Russland nicht einmal den Versuch unternommen, die Krim zu annektieren. Wirklich sicher bin ich mir dabei jedoch nicht.


Mogli333  25.07.2025, 10:16

Da kannst du dir ganz sicher sein. Putin mit seinen Minderwertigkeitskomplexen und seinem psychopathischen Gekränktsein vergeht sich nur an Schwächeren.

Hätte das die Ukraine gemacht, und hätte auch alles so funktioniert, dann gäbe es diesen Krieg vermutlich nicht. Aber es ist müßig darüber nachzudenken, weil wir jetzt in einer anderen Realität leben.

Hallo,

wäre die Ukraine eine Atommacht geblieben,
wäre ihre Unabhängigkeit, und der politische Zugang zum Westen, versperrt gewesen.

Denn damals ging die Welt,
von einem ganz anderen Russland aus.

Also ganz andere Voraussetzungen.

Hansi

Nein, davon ist mMn nicht auszugehen.

Außerdem wäre die Ukraine wohl dann nie unabhängig geworden...