Danke für Deine Frage, zu diesem sehr komplexen Thema.
Eine kontinuierliche Abgabe von Nikotin, mittels Nikotinpflastern, an Nichtraucher, also nicht abhängigen Personen, hat ergeben, dass sich zwar in der ersten Nacht eine Verkürzung der REM-Schlafphase ergibt. Diese wird aber in Folgenächten wieder aufgeholt, durch verlängerte REM-Schlafphasen.
Daraus lassen sich vorsichtige Schlüsse ziehen, dass das Nikotin hier nicht das Problem zu sein scheint. Das Problem scheint zu sein, die Tabakabhängigkeit mit all seinen Facetten.
Eine Dosierung mittels Nikotinpflastern führt ebenso zu diversen Unbekannten, da Nikotin, auf diese Art, kaum über die Haut aufgenommen wird. Menschen reagieren individuell. Hier alleine nur die passende Dosierung zu finden, ist schwer genug.
Man beachte die eingebauten Konjunktive, denn endgültige Erkenntnisse darüber sind noch nicht bekannt. Es existieren Ansätze.
Hier empfiehlt sich definitiv für jeden Raucher, das Rauchen einzustellen. Dafür existieren seit Jahren diverse Hilfsmittel. Es ist nicht mehr so, wie noch vor 20 Jahren oder davor, dass eine Tabakabhängigkeit nur mittels kaltem Entzug bekämpft werden kann.
Durch die Einflussnahme von Nikotin auf den Schlaf, ist die Fragestellung, welche Wirkung Nikotin auf den gestörten Schlaf depressiver Patienten ausübt, von besonderem Interesse. Depressive Patienten weisen eine Veränderung der Schlafstruktur auf. Dies zeichnet sich hauptsächlich durch eine verkürzte REM-Latenz und durch vermehrten REM-Anteil am Gesamtschlaf aus. Dies konnte in den Baseline-Messungen von Haro et al., (2004) auch polysomnographisch festgestellt werden. Depressive zeigten gesunden Kontroll-Probanden gegenüber neben den erwähnten Änderungen des REM-Schlafes einen verkürzten Gesamtschlaf, verlängerte Einschlaflatenz und geminderte Tiefschlafphasen. Die Änderungen des REM-Schlafes gelten jedoch hauptsächlich als symptomatische Marker von Depression. In der akuten Entzugsperiode bei gesunden Rauchern zeigte sich eine Zunahme von REM-Schlaf. Dies entsteht möglicherweise durch die Kompensation der chronischen Suppression des REM-Schlafes während des Rauchens. Deswegen ist anzunehmen, dass Nikotinzufuhr bei depressiven Patienten zu einer Verringerung des erhöhten REM-Schlafes führen und dadurch einen positiven Effekt erzielen könnte. Salin-Pascual et al. untersuchten die Wirkung von Nikotinpflastern in den aufgeführten 3 Studien an nicht-rauchenden depressiven Probanden. In den Studien wurde das Nikotinpflaster nur für einige Tage appliziert. Das einzige auffällige Ergebnis aller Studien in der PSG war die Zunahme der Gesamt-REM-Zeit. Weiterhin zeigte sich für die Evaluation der depressiven Symptome in HAM-D eine hochsignifikante Besserung der Stimmung nach Nikotinzufuhr...
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Zu Deiner 2. Frage...
...ist Nikotin schlecht für die Gehirnentwicklung beim letzten Teil der Entwicklung?
Der aktuelle Stand der Wissenschaft geht eher nicht davon aus, dass es hier negative Einflüsse auf die Entwicklung des menschlichen Gehirns haben könnte. Auch hier bitte die Konjunktive beachten. Sowohl das menschliche Gehirn, als auch Nikotin, als Wirkstoff, sind hoch komplex. Versuche an Tieren lassen sich nur sehr bedingt auf den Menschen übertragen.
Leider wurde fast ein Jahrhundert versucht dem Nikotin etwas anzudichten, statt es wissenschaftlich zu erforschen. In vielen Bereichen sind erste Erkenntnisse vorhanden. In manchen Bereichen wird Nikotin bereits, teils sehr erfolgreich als Wirkstoff für komplexe Krankheitsbilder eingesetzt.
Ich habe dazu sehr ausführlich in einer anderen Antwort berichtet, die jedoch auf Grund der Länge der Ausführungen, nicht kopiert werden kann. Deswegen möchte ich mit dem angegebenen Link verweisen.
Dass Nikotin, auf vielfältiger Art, eine positive Wirkung auf das Gehirn haben kann, ist mittlerweile recht gut belegt, siehe verlinkte Antwort.
Was leider noch immer falsch dargestellt wird, ist die allgemeine Wirkungsweise von Nikotin. Nikotin mag ein Nervengift für Insekten sein, aber Menschen sind keine Käfer. Hier sollte stets die Dosierung, bzw. Menge pro Körpergewicht beachtet werden.
Nikotin ist mengenmäßig wechselwirksam. Das bedeutet, je nach Menge eine andere Wirkung. Eigentlich, bei niedriger Dosierung, verhält sich Nikotin als Stimulans, aufputschend. Das äußert sich auf vielfältige Weise, auch im Gehirn. Es erhöht die Aufmerksamkeit, das kurz- aber auch Langzeitgedächtnis und es erhöht die Lebensfähigkeit von Zellen allgemein. Bei höherer Dosierung kann Nikotin beruhigend wirken. Damit Nikotin toxisch auf den menschlichen Organsimus wirkt, sind Mengen nötig, die weit abseits einer üblichen Nutzung stehen. Es hat seine Gründe, warum Nikotin nicht für einen Suizid verwendet wird. Es müsste intravenös gespritzt werden. Dafür würde dann aber bereits ein wenig Luft genügen.
In 2 Situationen wird, aus Gründen der Vorsicht, von der Einnahme von Nikotin abgeraten. Es betrifft Schwangere und Menschen mit der Diagnose Krebs. Jedoch bereits bei Schwangeren empfehlen viele Gynäkologen nicht von der Einnahme von Nikotin ab. Du siehst, auch hier bestehen keine abschließeneden Erkenntnisse. Die Vorsicht rät jedoch stets davon ab, zu experimentieren.
Was Krebspatienten betrifft, scheint erwiesen, dass hier von Nikotin eher abzuraten ist. Das Problem dabei, hier dreht sich die eigentlich sehr positive Wirkung von Nikotin um und könnte kontraproduktiv wirken. Gemeint ist die Lebenserhaltende Wirkung des Nikotins auf menschliche Zellen. Bei Karinomen könnten hier auch Krebszellen tendenziell erhalten werden.
Da Nikotin nicht grundsätzlich zerstörend, sondern erhaltend auf menschliche Zellen wirkt, ist eher davon auszugehen, dass es, zumindest ab einem gewissen Stadium, der Entwicklung des Gehirns nicht negativ, sondern eher positiv wirkt.
Die vielfältige Wirkung des Nikotins auf das Gehirn beruht in erster Linie darauf, dass es das "cholinerge" System aktiviert. Diese Nervenzellen können Acetylcholin synthetisieren und freisetzen, einen der wichtigsten Botenstoffe im Gehirn. Er spielt eine Rolle bei ganz unterschiedlichen kognitiven Prozessen, da die zugehörigen Rezeptoren in zahlreichen Hirnregionen wie dem Hippocampus und dem Präfrontalkortex zu finden sind. Darüber hinaus vermittelt Acetylcholin an der so genannten motorischen Endplatte – das ist die Kontaktstelle zwischen Nerven und Muskelzelle – Nervenimpulse an die Muskeln.
Etwas sollte auch nicht völlig außenvor bleiben.
Nikotinprodukte stehen seit 2009 auf der WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimittel. Damit sind die NET Produkte (Nikotinersatztherapie Produkte) gemeint.
Quelle: WHO (World Health Organization)
Für Nikotinprodukte existiert keine Altersbeschränkung, solange es in Apotheken erworben wird. Es ist rezeptfrei erhältlich.
Ohne Altersbeschränkung bedeutet in diesem Fall ab 12 Jahren.
Bei Personen von 12 Jahren bewegen wir uns bei Menschen, bei denen sich die Entwicklung des Gehirns noch jahrelang weiter entwickeln wird. Das spricht auch eindeutig dafür, dass hier keine negativen Entwicklungen zu erwarten sind.
Nachfolgend eine Liste der natürlichen Eigenschaften von Nikotin, sowohl die positiven, als auch negativen. Das betrifft die Wirkung auf das menschliche Gehirn, aber auch auf andere Teile des menschlichen Organismus.
Positive Eigenschaften von Nikotin:
- Steigerung der psychomotorischen Leistungsfähigkeit
- Steigerung der Aufmerksamkeit (Konzentration)
- Steigerung der Gedächtnisleistung
- Verringerung des Appetits (fördert die Regulierung des Körpergewichtes)
- Erhöhung des Stoffwechsels
- Überlebensfähigkeit von Zellen wird erhöht
- Erhöhung der Ausdauer (Sport)
- Antibakterielle Wirkung
- Positive Wirkung bei Depressionen
- Positive Wirkung auf Morbus Parkinson
- Positive Wirkung auf Alzheimer
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa mit Nikotin behandelbar
- Positive Wirkung bei Tourette Syndrom
- Positiver Einfluss bei Schizophrenie möglich
Negative Eigenschaften von Nikotin:
- Nikotin sollte bei einer Schwangerschaft vermieden werden, da es sich negativ auf das Embryo auswirken kann. (ist nicht erwiesen)
- Nikotin ist nicht krebserregend, aber kann bei vorhandenen Karzinomen das Wachstum dieser begünstigen. (ist nicht erwiesen) Bei Verdacht auf Krebs sollte auf das Nikotin verzichtet werden.
- verfügt über ein minimales Abhängigkeitspotential, aus denen aber keine Abhängigkeiten resultieren
Das sind die natürlichen Eigenschaften von Nikotin, wie sie abseits vom Tabakkonsum wirken.
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Alles Gute Dir... und bleib gesund
Gruß, RayAnderson 😉