Wird Housing First die Obdachlosigkeit beenden?
Das Projekt Housing First verspricht derzeit die Abschaffung der Obdachlosigkeit, in dem man den Obdachlosen ganz einfach am Anfang eine Wohnung gibt. Erprobt wurde dies in Finnland zu einer Zeit, als man dort ebenfalls ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt hat.
Und dort hat es zu dieser Zeit 77 Prozent der Obdachlosen geholfen, wovon dann 33 Prozent die Wohnungen auch halten konnten.
Der Rest landete wieder auf der Straße.
Dennoch predigt man dieses Projekt derzeit Europa weit als Allheilmittel und will die Gelder für die sonstigen Obdachloseneinrichtungen deshalb streichen.
Glaubst Du, dass man mit Housing First die Obdachlosigkeit beenden kann?
21 Stimmen
11 Antworten
Niemand predigt das als Allheilmittel. Warum es allerdings blöd ist, mindestens eine Drittel zu helfen, bleibt auch unklar.
Ich bin auch der Meinung. Was ich allerdings grundsätzlich gut finde ist, was der Rat der Stadt Köln vor seiner Sommerpause beschloss. Das Kölner Konzept zur Bekämfpung von Wohnungslosigkeit. Ein Punkt sieht konkret vor die Zeit, die Menschen in Einfachhotels untergebracht sind zu begrenzen und die Mittel die dadurch frei werden für die Schaffung von Wohnraum zu nutzen der auch für Housing First genutzt werden kann. Macht natürlich auch nur dann Sinn wenn man Wohnraum hat, wo man die Menschen unterbringen kann und sich das Rad also nicht erneut von vorne dreht.
Es sind über zwei Drittel denen damit geholfen wäre. Sieht man in Finnland.
Sogar 4/5. Und gestrichen werden die Hilfen für die Obdachlosenhilfe auch nicht, denn die betreuen die nun nicht mehr Obdachlosen, damit diese ihre Wohnung halten können.
In Ländern wie Finnland, wo es das gibt, behalten über 80% der ehemaligen Odachlosen auch ihre Housing-First-Wohnung.
Für den allergrößten Teil beendet Housing First also die Obdachlosigkeit.
Therapie und geregeltes Leben.wird so erst möglich. Der Ansatz ist also richtig.
Nicht wie bei uns, wo man erst seine "Wohnfähigkeit" nachweisen muss - wie auch immer man das ohne Wohnung auch beweisen soll...
Über die Begriffe Wohnfähigkeit beziehungsweise Mietfähigkeit sprach ich im Laufe der Jahre mit Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern die ich kenne. Ja, ich finde diese Bezeichnungen schwierig und ja, wie soll man das nachweisen ohne Wohnung.
Für letzteres sind meinem Verständnis Angebote wie die Unterbringung in Wohnheimen oder Betreutem Wohnen (BeWo) gedacht. Beachten die Menschen weitestgehend die Hausordnung? Wie kommen sie ihren häuslichen Pflichten nach (Reinigung zum Beispiel)?
Wie kommen sie ihren häuslichen Pflichten nach (Reinigung zum Beispiel)?
Das müssen junge Erwachsene die ihre erste Wohnung beziehen auch nicht zuerst nachweisen.
Nein, ich bleibe dabei: Gebt den Leute unbürokratisch schnell eine eigene Wohnung. Dann gerne mit Pflicht zur ambulanter BeWo. Dann kommt mehrmals wöchentlich ein Betreuer vorbei und schaut wie das klappt und kann bei Problemen schnell intervenieren.
In einem Wohnheim hätte ich auch keine Lust den Dreck anderer Leute wegzumachen um zu beweisen dass ich meine Wohnung sauber halten werde.
Es sollte lediglich die Wiedergabe einer Information sein. Mehr nicht.
Nicht wie bei uns, wo man erst seine "Wohnfähigkeit" nachweisen muss - wie auch immer man das ohne Wohnung auch beweisen soll...
Housing-First gibt es auch in Deutschland schon eine ganze Weile z.B. in Berlin
Berlin ist ja auch eine sehr soziale Stadt.
Aber das sind wohl einzelne Projekte und nicht flächendeckend in Deutschland.
Und unfassbarer Weise ist ein Obdachloser an die Stadt gekettet in der er zuletzt gemeldet war bezüglich Sozialleistungen.
Zieht er woanders hin bekommt er da nichts.
Es gibt kein Argument dagegen. Grundlage ist natürlich ein guter sozialer Wohnungsbau - und dieser wird schlechter, nicht besser.
Der Staat kommt seiner Verantwortung, denen die durchs Raster fallen zu helfen, nicht entsprechend nach und hier muss nachgebessert werden.
Gerade wenn für praktisch alle weiteren Schritte aus der Obdachlosigkeit zu kommen, eine Wohnung notwendig ist.
Häufig brauchen solchen Menschen eine feste Struktur und therapeutische Hilfe - nicht die Missgunst von Menschen, die bisher noch nicht durchs Raster gefallen sind.
Doch eines. Da Housing First alleine die Obdachlosigkeit nicht beenden wird, wäre es grob fahrlässig, sämtlichen anderen Projekten das Geld zu entziehen.
Deshalb sollte man die anderen Projekte weiterhin unterstützen und es als Ergänzung zu bisherigen Maßnahmen sehen.
Niemand will die Gelder entziehen, hat man in Finnland auch nicht gemacht, Du nutzt das aber einfach als Argument gegen Housing First.
Nein, willst Du nicht. Sonst würdest Du nicht immer Deine längst widerlegten oder eingeordneten Fakten wiederholen.
Doch: Ich möchte schon wissen, was Menschen dazu veranlasst mehrere Profile anzulegen, um so zu tun als würden mehrere eine Meinung teilen.
Ich habe das gestern gesichert, als knapp hintereinander zwei hiesige Profile auf die Idee kamen 9,1 x 10 = 910. Eher sehr unwahrscheinlich.
Und die Fakten sind:
Es gibt in den USA flächendeckend diese Zeltdörfer. Sonst würden die Obdachlosen dorthin ziehen, wo es besser für sie ist.
Und die sind eine Folge von Housing First.
Vielleicht solltest Du Dich mal mit Elisabeth Hammer unterhalten, da Du meine Meinung nicht hören willst: https://www.neunerhaus.at/blog/eine-loesung-fuer-alle/
Auch ich habe dir bereits erklärt, weshalb Österreich es sich natürlich leisten kann, in beides gleichzeitig zu investieren zutun.
Die Leute müssen mal verstehen, dass die meisten dauerhaft Obdachlosen psychisch gestört oder geistig behindert sind. Die leben nicht freiwillig auf die Straße, sondern ihr Gehirn ist beschädigt und läuft im Überlebens-Notprogramm.
Obdachlosen ein Dach überm Kopf zu verschaffen ist ein richtiger erster Schritt, aber was passiert, wenn man Leute in diesen Wohnungen allein lässt, die nicht ganz richtig im Kopf sind, das kann einem jeder beliebige Vermieter sofort sagen.
Bei diesem Projekt lässt man die Obdachlosen nicht alleine, sondern sie werden intensiv betreut.
Deshalb stimmt auch die Aussage des Fragestellers nicht, dass zugunsten des Housing First alle Mittel der Obdachlosenhilfe gestrichen wird.
Das ist meiner Meinung nach ein nicht unwichtiger Punkt, den viele öffentliche Verwaltungen und die Politik nicht mitdenken wenn sie darüber reden das sie die Obdach- und Wohnungslosigkeit von Menschen überwinden wollen. Betreuungsangebote für die Menschen.
In Köln zum Beispiel gibt es im Hilfesystem verschiedene Unterbringungsangebote. Viele, wo Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter vor Ort sind oder regelmäßig vorbeischauen. Bei den Einfachhotels ist das bis auf drei Ausnahmen nicht der Fall. Ein Fehler. Weil die Mitarbeitenden vor Ort fachlich nicht dafür qualifiziert sind sich auch noch um die Betreuung der untergebrachten Menschen zu kümmern.
Housing First ist ein relativ neuer, in den USA entwickelter sozialpolitischer Ansatz beim Umgang mit Obdachlosigkeit. Er bildet eine Alternative zum herkömmlichen System von Notunterkünften und vorübergehender Unterbringung. Der Ansatz ist klar formuliert: Eine obdachlose Person oder eine Familie braucht als erstes und wichtigstes eine Wohnung. Andere Probleme können auch noch nach dem Einzug in eine Wohnung angegangen werden; obdachlose Menschen müssen also nicht wie im bisher gängigen Stufenmodell erst einmal ihre „Wohnfähigkeit“ beweisen.
In dem Artikel findet ihr Berichte und viele FAQ zu Housing First
Housing First ist also ein sehr gutes Mittel um Menschen aus der Obdachlosigkeit zu helfen. Alle wird man damit aber sicherlich nicht erreichen können. So das auch herkömmliche Angebote sicherlich weiterhin zur Verfügung stehen sollten.
Was es seit Ende der 1990er Jahre gibt, entwickelt von Sam Tsemberis, sollte man nicht als relevativ neu bezeichnen.
Ich bin kein Gegner von Housing First. Ich bin gegen die Streichung der Mittel für andere Projekte.