Sozialer Pflichtdienst für Jugendliche
In letzter Zeit werden der gesellschaftliche Zusammenhalt und mögliche Lösungsansätze des Fachkräftemangels krampfhaft diskutiert. Der CDU hat in dieser Hinsicht der Pflichtdienst wieder ins Spiel gebracht. Sollte es Ihrer Meinung nach eine Verpflichtung vom Staat für junge Menschen deutschlandweit geben, sodass sie im sozialen Bereich für einen bestimmten Zeitraum tätig sein sollen?
Befürworter sind der Auffassung, dass eine solche Maßnahme zu einem Sprungbrett für die Zukunft und als Orientierung für einen Bildungs- und Berufsweg wird. So kann der Nachwuchs sein eigenes Horizont erweitern und über den Tellerrand schauen, relevante Einblicke in gesellschaftsrelevanten Prozessen bekommen. Die Kontinuität wird gesichert und die Jugend wird später als Erwachsenen womöglich tiefer im sozialen und politischen Geschehen eingebunden.
Es lässt sich nicht leugnen, dass die Rahmenbedingungen sofort verbessert werden müssen - zurzeit erhalten Zivis z.B. weniger als den Mindestlohn. Es wäre wünschenswert, dass ausgebildete Betreuer und mehr Wahl zur Verfügung stehen.
Mit 18 Jahren kann man nicht immer ganz klar wissen, was einer mit dem eigenen Leben tun möchte. Viele ziehen auch nicht einmal den sozialen Dienst in Betracht. Infolgedessen wäre eine vermutliche Pflicht ein wichtiger Antrieb. Es könnte auch so gestaltet sein, dass es in der Schulzeit ist und wer keine Lust darauf hat, kann stattdessen im Unterricht sein.
33 Stimmen
9 Antworten
Ich habe in den 80ern Zivildienst geleistet. War für mich eine gute Zeit, und fast alle meine Kollegen waren hoch motiviert.
Man muss allerdings anmerken dass es Kriegsdienstverweigerern damals (70er / 80er Jahre) sehr schwer gemacht wurde zu verweigern. Es gab noch die unsägliche »Gewissensprüfung«, und auch gesellschaftlich war man geächtet. Die Folge war, dass es eine Art natürliche Auslese gab: nur hoch motivierte Jungs haben verweigert und Zivildienst geleistet. Die Bequemen und die Luschen gingen alle zum Bund.
Wenn man soziale Dienste zum Pflichtdienst macht, dann hat man dort auch die Luschen dabei. Ich bin gegen ein erneutes Auswahlverfahren mittels Gewissensprüfung. Aber ich befürchte, dass die Qualität der Sozialdienstleistenden leiden wird.
Mit Zwangsarbeit löst man keinen Fachkräftemangel.
Leute die dort nicht arbeiten wollen werden auch keine gute arbeit leisten. Gleichzeitig haben wir überall einen Fachkräfte Mangel. Die leute die dann zb gezwungen werden unproduktiv im Altenheim zu arbeiten fehlen in andeen Branchen wo sie aufgrund der persönlichen Eignung vernünftige Arbeit leisten würden.
entwickelte sich dann als eine große Stütze des Sozialsystems in Deutschland
Nur weil sich kaum jemand gewehrt hat.
Unrecht war es früher auch schon. Nur weil die Menschen das aufgrund von Gehirnwäsche nicht eingesehen haben und sich gebeugt haben ändert das nichts daran. Vor 600 Jahren war Leibeigenschaft auch noch normal, vor gut 100 Jahren war es selbstverständlich das Frauen kein Wahlrecht haben oder vor wenigen Jahrzehnten durfte der Ehemann seine Frau noch ganz legal vergewaltigen. Zeiten ändern sich zum Glück und die Menschen lernen dazu.
Zu meiner Zeit wurde verweigern schon nicht mehr negativ aufgefasst. Wer zb einen LKW Führerschein machen wollte ist lieber zur Bundeswehr gegangen, wer lieber in der Heimat bleiben wollte hat eher Zivildienst gemacht. In der Berufsschule wurde da völlig wartungsfrei über pro und contra diskutiert. Aber man kannte es nicht anders und hat als gegeben hingenommen das eins von beiden machen muss. Ich bin durch Schule, Ausbildung und anschließendes Studium zum Glück solange zurück gestellt worden das ich am Ende für den Quatsch zu alt war und ganz drum herum gekommen bin. Übrigens ähnlich wie meine drei Brüder oder mein Vater. Keiner von uns hat einen zivil oder Wehrdienst gemacht. (Mein jüngster Bruder ist etwas jünger, da war die Wehrpflicht schon ausgesetzt)
Heute würden sich völlig zurecht viel mehr junge Leute aktiv gegen dieses Unrecht wehren. Ich bin sogar so optimistisch zu behaupten das der Staat nicht in der Lage wäre dies tatsächlich durchzusetzen. Eher bilden sich lange Warteschlangen vor Gerichten und Arztpraxen.
....aber für alle Jugendliche die in Deutschland leben.....nicht nur für die "Kartoffeln".
Ich arbeite im sozialen Bereich und bin klar dagegen. Zwar bin ich definitiv für Anreize, freiwillig ein soziales Jahr o.ä. zu absolvieren, jedoch gegen Zwang. Und, ganz ehrlich: Es geht um einen FACHkräftemangel. Den werden teils extrem unmotivierte und für gewisse Felder nicht zu gebrauchende Jugendliche nicht lösen. Nicht jeder kann alles und nicht jeder will alles.
In Österreich haben wir nach wie vor eine Wehrpflicht und junge Männer müssen entweder Grundwehrdienst oder Zivildienst ableisten. Der Zivildienst ist kaum etwas anderes als das, was du da beschreibst, und sie haben deutlich weniger Rechte als "normale" Arbeitnehmer und bekommen deutlich weniger Geld. Zum einen halte ich das für extrem unfair und zum anderen arbeite ich wo, wo wir immer wieder mal Zivis haben und muss aus Erfahrung berichten, dass der eine oder andere Zivi deutlich mehr Arbeit macht als uns erleichtert.
Angefangen bei Tätigkeiten wie Staubsaugen oder Rasenmähen, die selbst mit Erklärung im Anschluss nicht eigenständig erledigt werden konnten. Oder junge Männer, die ständig ihre Mutter anrufen, anstatt uns um Hilfe zu fragen.
Sollte es Ihrer Meinung nach eine Verpflichtung
Nein !!
Der Staat sollte mal langsam aufhören mit dem Wort Pflicht, der Staat ist kein Vormund.
Die Geschichte widerspricht dir da. Den Dienst an der Waffe zu verweigern musste man sich erkämpfen. Daraufhin wurde der Zivildienst für diese sogenannten "Drückeberger" eingeführt, dieser entwickelte sich dann als eine große Stütze des Sozialsystems in Deutschland.