Kann man eine gestellte Diagnose von einem Psychologen und die damit einhergehenden Aspekte ernst nehmen?
26 Stimmen
12 Antworten
Psychologen diagnostizieren nicht nach Gefühl. Auch für psychische Krankheiten und Störungen gibt es einen Kriterienkatalog; also welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit man von dieser Krankheit sprechen kann. Und das ist natürlich nicht so einfach, wie es sich hier jetzt liest.
Es gibt aber, wie immer keine 100% Sicherheit. Soll heißen, es gibt Krankheiten, die sich Krankheitsbilder teilen und deswegen kann es sein, dass Krankheiten nicht richtig diagnostiziert werden.
Nicht umsonst gibt es Therapeuten mit Spezialausbildungen (zB Trauma-Therapie).
Es gibt gute und weniger gute Psychologen und die Guten erkennst du daran, dass sie dir bei multiplen Diagnosen der Vorgänger noch einmal eine komplette Diagnostik anbieten um zu verifizieren, was wirklich bei dir los ist.
Mein Supervisor sagte mal, wenn Leute mit 5 Diagnosen (bspw. BPS, Anorexie mit Bulimie, PTBS, Schizophrenie, ADHS und/oder Autismus) zu ihm kommen, dann bleiben meist nach der eingehenden Diagnostik noch 2, maximal 3 Diagnosen übrig, weil die anderen schlicht Symptome waren, aber eben keine eigenständige Krankheit.
Das ist nicht ungewöhnlich. Entscheidend für dich ist, dass du niemals Therapeuten Hopping betreibst, denn auch hier: 2 Therapeuten=3 Meinungen und das ist Mist.
Wenn du z.B. gerade eine gute Phase hast, wird der Therapeut eine leichte/mittelgradige Depression diagnostizieren. Gehst du aber 2 Monate später mit einem absoluten Tief zu einem anderen... tja, da haben wir es wieder.
Entscheidend ist: du musst dich wohlfühlen bei dem Therapeuten und intrinsisch mit ihm arbeiten wollen, dann kann man auch wirklich viel verändern und sich zum Positiven entwickeln.
Weisst du, kleine in der Norm sich abweichende Sachverhalte sind völlig normal. Z.B statt schwer „. „ halt nur „. „ soweit so klar. Mir wurde aber von der Fachstelle eine schwerwiegende Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, keiner der vorsngegangenen Psychologen konnte dies „ sehen“. Man schrieb auch im Bericht „ man verstehe es gar nicht, der Fall sei vollkommen klar“
Darum ist auch meine Frage etwas provokant verfasst.
Die Frage wäre hier: wie haben die anderen beiden Therapeuten mit dir die Diagnostik gemacht? Ist dort gezielt danach gesucht worden oder konnte es nur durch die Fachstelle, die ja explizit nach sowas suchen, gefunden werden? All das sind Aspekte, die man zu leicht übersieht und natürlich würde ein Traumatherapeut eher ein Trauma erkennen, als ein Tiefenpsychologe (nur als Beispiel und keinesfalls Anspruch auf vollständige Richtigkeit).
Ja, da hast du natürlich recht. Der Blickwinkel ist anders. Fairerweise muss ich noch dazu sagen, die Fachstelle hatte viel mehr Infos zur verfügung( dauert zu lange zum erklären) sie haben sehr umfangreich abeklärt( auch ausserhalb des Zimmers) wenn du verstehst was ich meine. Die zwei Psychologen waren im zweifel auf meine Informationen angewiesen, das wars.
Du musst hier gar nichts erklären und ich danke dir sehr für deine Erläuterung. Genau das meinte ich eben auch, was du gerade so schön bestätigt hast. Es ist immer im Zusammenhang zu sehen und genau das, was bei dir war, bestätigt auch das, was ich im Alltag erlebe.
Es sei denn, man hat kein gutes Gefühl bei der Diagnose.
Dann sollte man sich eine Zweitmeinung einholen. Ist aber bei allen Krankheiten so, die einer Behandlung bedürfen
Nur bei der Einschätzung eines Wiederholungstäters und seiner Gefährdung für die Öffentlichkeit, da hätte ich evtl. bedenken. 😳
In den Tags steht unter anderem "Autismus" und "ADHS", also gilt meine Antwort nur für diese beiden Entwicklungsstörungen (überwiegend für Autismus, aber ich denke, man kann das zumindest teilweise auch auf ADHS übertragen):
Nein, kann man in diesem Fall nicht, da Psychologen nicht auf Autismus/ADHS spezialisiert sind und offizielle Diagnosen in dieser Richtung ausschließlich von einem Neurologen oder wahlweise auch Psychiater gemacht werden können, welche auf Autismus und/oder ADHS spezialisiert sind. Was leider nur wenige sind.
Psychologen oder andere, nicht-spezialisierte Ärzte können allerhöchstens Verdachtsdiagnosen stellen, aber ob du diesen glaubst und versuchen möchtest, an eine offizielle Diagnose zu kommen, ist ganz alleine deine freie Entscheidung. Könnte der Arzt Recht haben? Absolut. Könnte er falsch liegen? Absolut.
Differenzialdiagnostik ist vor allem bei sowas - aber auch generell - ziemlich wichtig.
Wie es bei Schizophrenie, Borderline usw. aussieht, weiß ich nicht, deshalb kann und werde ich dazu nichts sagen.
Angststörungen zumindest können jedoch von einem Psychologen diagnostiziert werden, falls mich nichts täuscht.
Einen guten Psychologen/Psychiater/Neurologen usw. erkennst du daran, dass er sich lange mit dir (und eventuell Familienmitgliedern etc., falls nötig/möglich) unterhält, er dir viele Fragen stellt, er sehr gründlich ist, alle möglichen anderen Störungen/Krankheiten mit einkalkuliert, dass er dir zuhört und dich versteht, dass er seine eigenen Kompetenzen nicht überschreitet (z.B. sagt: "Ich bin nicht auf Autismus spezialisiert und kann daher keine Diagnose stellen, aber ich kann Sie an einen Facharzt überweisen", sollte das der Fall sein). Auch daran, dass er dir alle Fragen beantwortet und dass er dir genau erklärt, wie er zu dieser Diagnose/diesen Diagnosen kam.
Und - das ist auch sehr wichtig - daran, dass er (das gilt speziell für Ärzte, die sich z.B. auf Autismus oder ADHS spezialisiert haben) sich möglichst up-to-date hält. Das macht nämlich nicht jeder, obwohl das so wichtig ist. Leider sorgt das dafür, dass zu viele noch immer an alten Klischees, Vorurteilen, Verallgemeinerungen, Halbwahrheiten sowie Falschinformationen festklammern und dadurch wiederum können Fehldiagnosen entstehen, während andere Menschen dadurch komplett durchs Raster fallen und übersehen werden, da sie nicht dem stereotypischen Bild einer Störung entsprechen. (Aka. ihr Informationsstand hat sich seit Abschluss des Studiums nicht mehr aktualisiert.)
Aprobierte Psychologen dürfen durchaus Diagnosen stellen. Auch Autismus Diagnosen. Auch andere Ärzte "dürfen" die Diagnose stellen. Ob das sinnvoll ist sei mal dahingestellt.
Man kann teilweise Probleme bekommen wenn man mit einer psychologischen Autismus Diagnose einen Grad der Behinderung beantragen will. Dann reicht es wenn die Diagnose von einem Facharzt (Psychiater oder Neurologe) bestätigt wird.
Bei mir warxes umgekehrt, Zwei Fachleute meinten unsbhängig voneinander „ xY und XY“ eine dannach komsultierte „ Fachstelle“ hat danoch zusätzlich etwas diagnostiziert, und etwas aberkannt.