Da ich u.a. immer wieder auch in Lehrgängen damit konfrontiert werde, bzw. solche Themen aufkommen, möchte ich hier etwas dazu aus fachlicher Sicht eines Gutachters, bzw. Leiter der Forensik Herrn Dr. Marggraf aus einem seiner Vorträge mit einbringen und hoffe, dass es etwas Licht in die Antworten bringen kann.
Erstmal gibt es, wie schon von anderen beschrieben, eine sog. Kernpädophilie (sexuell ausschließlich durch Kinder von 0-ca. 11/12 Jahren erregbar) und pädophile Nebenströmungen, die sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können.
Während Menschen mit einer Kernpädophilie i.d.R. keinerlei wirklich sexuelle Beziehung zu anderen Erwachsenen aufbauen können, sind Menschen mit pädophilen Nebenströmungen (nachfolgend PN genannt) durchaus in der Lage, erfüllte Beziehungen zu führen, ohne je bei Kindern übergriffig zu werden oder in einer anderen Art (Besitz von inkriminierten Daten) aufzufallen. Nach neuesten Studien haben ca. 10-15% der Bevölkerung solche PN, die von absolut unterschwellig, bis zu durchaus wahrnehmbar und auch teils in bestimmten Situationen (unglückliche Beziehung, Unfähigkeit einen Partner/in zu finden usw.) die dominierende Rolle übernehmen, so dass es dort dann zu einem Verlangen nach Bildern/Videos oder sogar der aktiven Suche nach Kindern kommen kann, aber wie ich sagte, es gibt dort sehr viele Ausprägungen, die hier jeden Rahmen sprengen würden, wenn ich sie aufzählen würde.
Entscheidend ist nun folgendes: Wenn die Person sich dir gegenüber dazu äußert, dass er PN hat und ggf. schon in Therapie ist oder war, zeigt das überaus deutlich, dass er dieses Problem erkannt hat und aktiv dagegen arbeitet, was nicht selbstverständlich ist. Die allermeisten Menschen, bei denen PN bestehen, reden nie darüber und leben dies eben auch nicht aus, weil sie sich sehr gut im Griff haben und eine Beziehung zu einer erwachsenen Person für sie absolut erfüllend ist. Aus diesem Grund heraus besteht für mich erstmal kein erkennbarer Grund, warum ein Kennenlernen und eine potentiell daraus erwachsene Beziehung nicht möglich sein könnte. Hier darfst du dich auf dein Bauchgefühl verlassen und natürlich auch eine gewisse Vorsicht walten lassen.
Wie von anderen geschrieben, ist es natürlich nicht verkehrt, gerade am Anfang erstmal zu gucken, wie geht er mit mir um, wie verhält er sich meinem Kind gegenüber. Sucht er sehr viel Nähe zu ihm oder äußert er gar den Wunsch von sich aus, mal mit dem Kind allein zu sein usw. All das wären Zeichen, die dich vorsichtig werden lassen sollten und wenn diese Zeichen am Anfang wären, würde ich die Sache beenden und ihm auch sehr klar kommunizieren, dass er wohl doch ein größeres Problem hat, als er denkt und ihm raten, noch mal mit seinem Therapeuten zu reden und daran zu arbeiten. Dies ist aber eben nur ein Beispiel und nicht allgemeingültig.
Ich finde dieses Thema sehr sehr schwierig, denn gerade bei dieser Paraphilie gibt es so unfassbar viele Facetten, dass es unmöglich ist, in angemessener Kürze alles zu erfassen. Nicht umsonst ist der Bedarf an Therapeuten und Gutachtern heute größer denn je, denn wie ich oben schon sagte: bei ca. 10-15% der Bevölkerung sind PN vorhanden und noch mal: die meisten von ihnen werden nie auffällig, weil die Ausprägung a) sehr gering und nicht belastend oder b) sie sich so im Griff haben, dass von ihnen keinerlei Gefahr ausgeht und abschließend noch c) sie ausschließlich durch Bilder und Videos solche PN ausleben, wenn sie auftreten und im realen Leben den Kontakt und gerade intimen Kontakt zu Kindern meiden, weil sie ihn als unangenehm und schambehaftet empfinden.
Allen, die bis hier hin gelesen haben, danke ich herzlich und hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken!