Ist Deutsch effizienter als Englisch?
Im Englischen ist die Grammatik deutlich unkomplizierter als im Deutschen (Endungen etc.).
Die im deutschen eher unübliche Ausdrucksweise über die Worte verkürzenden Gerunds ist im Englischen der als guter Stil geltende Standard.*
Dafür sind die deutschen Endungen präziser (bzw. fall- und personenspezifisch), und eine präzise Sprache reduziert die Notwendigkeit von Nachfragen, die sich wiederum auf die Effizienz auswirken.
Viele Worte, vor allem komplexe und abstrakte Begriffe, sind im Deutschen länger als im Englischen. Es gibt aber auch Begriffe, die deutlich kompakter sind:
- Mut - courage
- Wut - anger
- Sinn - sense
- Zug - train
- Tor - gate
- Weg - path
Beim Sammeln habe ich herausgefunden, dass das vor allem aus dem germanischen abstammende, einsilbige Worte sind, die in der Regel eher einfach und direkt in ihrer Bedeutung sind.
(Das lässt sich womöglich auf die germanische Abstammung zurückführen - die Germanen waren eben eher einfach gestrickt, verglichen mit den Römern. Abstraktere Begriffe wurden aus dem Lateinischen entlehnt und durch die grammatikalische Adaption sehr lang.)
Würdet ihr insgesamt sagen, dass die Deutsche Sprache effizienter als die Englische ist?
*Um zu demonstrieren, wie unüblich ein Gerund-Stil im Deutschen ist, habe ich in diesem Satz bewusst viele Partizipialkonstruktionen verwendet.
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Jain würd ich sagen. Deutsch hat den Vorteil, dass Buchstaben öfter auch so ausgesprochen werden, wie man sie schreibt, aber das auch nicht immer:
- langes i, z. B.: wieso, Aussprache wiso
- stummes h, z. B.: stehen, Aussprache schten
- Vase, Aussprache Wase
- Vergangenheit, Aussprache Fergangenhait
Das Beste wäre also, das Alphabet anzupassen, um universell eine klare Aussprache für jede Sprache zu ermöglichen, und weniger bis garkeine spezifischen Ausspracheregeln befolgen zu müssen. Das Hatschek und Makron könnten im Deutschen dabei helfen:
- Wo wird zu Wō
- stehen wird zu štēn
- Vergangenheit wird zu Fergaňenhyt
Beim Y plädiere ich für eine Ausspracheverlagerung: Das Y hat ja garkeinen eigenen Laut, und wird aktuell im Deutschen benutzt als J oder manchmal als Ü. Daher bediene ich mich da aus dem Englischen: Why, Cry, Byte, usw. Und sieht auch besser aus, als wenn man immer "ai" schreiben müsste.
Es geht also ein Stück weit in Richtung Plansprache.
Englisch ist im Regelfall effizienter, alleine schon weil es einfacher ist. Deutsch hat einen Vorteil: Präzision.
Nimm 10 verschiedene Texte auf Deutsch, 10 auf Englisch und lass sie in ähnlicher Komplexität übersetzen, und du wirst merken, dass die deutschen Texte immer länger sind als die englischen, das ist mir bei meinen Schularbeiten z.B. immer aufgefallen.
Beide Sprachen haben ihre Vor und Nachteile
Größter Nachteil bei Englisch das Aussprache und Schriftform teilweise sehr unterschiedlich sind.
Was gerade bei Kinder im Lernprozess zu Komplikationen führen kann.
Allerdings ist Deutsch in dem Gebiet zwar besser aber auch nicht gerade gut.
Beispiele wären zb Polnisch und Finnisch sie werden auch phonetische Sprachen genannt
Nun, ob die Germanen "einfach gestrickt" waren, darüber kann man sicher streiten, klar ist aber, dass germanische Sprachen vor etlichen Jahrhunderten deutlich endungsreicher waren als z.B. das moderne Englisch. Auch hat die Anzahl der Kasus abgenommen im Laufe der Zeit.
Althochdeutsch hatte sehr viele Endungen:
Althochdeutsche Sprache – Wikipedia
"Die Abschwächung der Endsilben im Mittelhochdeutschen ab 1050 gilt als Hauptkriterium zur Abgrenzung der beiden Sprachstufen."
Die Endsilben wurden also erst im Laufe des Mittelalters abgeschwächt.
Altenglisch (Angelsächsisch) hatte mehr Endungen als modernes Englisch:
Altenglische Grammatik – Wikipedia
"Die Grammatik des Altenglischen zeigt deutlich die Verwandtschaft mit den anderen westgermanischen Sprachen und ähnelt daher noch eher der des Deutschen als der des heute gesprochenen Neuenglischen. Das Altenglische ist eine flektierende Sprache: Es werden bei Substantiven und Adjektiven die vier Kasus (Fälle) Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Dativ und bei Verben (im Singular) drei Personen unterschieden. Auch ein fünfter Kasus (der Instrumental) ist in Resten erhalten geblieben: So ist das altenglische Adverb hwȳ ‚warum‘ (ne. why) ein alter Instrumental des Pronomens hwæt ‚was?‘. Die Satzstellung war noch freier als im heutigen Englisch, wie sie es heute auch noch im Deutschen ist."
Englisch ist erst im Laufe vieler Jahrhunderte so geworden, wie es heute ist, und viele Endungen sind weggefallen oder abgeschwächt worden. Auch sind mehrere Kasus weggefallen (heute kann man nur noch Nominativ und Genitiv-s erkennen, sowie einige gebeugte Formen bei den Personalpronomen).
"Courage" hat einen französischen (also ultimativ lateinischen) Ursprung, und Mut ist ein germanisches Wort, von *modaz (war also mal zweisilbig). Solche Pärchen gibt es öfters, und Englisch hat recht viel lateinische oder französische Wörter übernommen, vor allem seit der normannischen Periode.
Englisch isoliert mehr, das heißt, dass die Wortstellung wichtig ist. Deutsch flektiert mehr, das bewirkt eine flexiblere Wortstellung, hat aber auch zur Folge, dass man eben Flexionsendungen nutzen muss. Das sind nur unterschiedliche Realisierungen, mit Effizienz hat das eher wenig zu tun, meiner Ansicht nach.