Grenzen historischer Schuldvergleiche

Ja 50%
Nein 50%

22 Stimmen

7 Antworten

Mord bleibt Mord und Massenmord bleibt Massenmord. Nur weil eine betreffende Person keine Ahnung von Ethik hatte und daher unethisch handelte, macht die Schuld nicht geringer, maximal etwas weniger unentschuldbar,

Dschingis Khan hätte wissen können, dass sein Verhalten brutal und unangemessen war. Ein Constantinus I. wusste, dass es ethisch unvertretbar war seine eigene erste Frau und ältesten Sohn beseitigen zu lassen und wurde dennoch in der griechisch-orthodoxen Kirche heilig gesprochen.

Schon der Augustus Hadrianus (117-138) beseitigte das Tötungsrecht eigener Slaven, da auch Slaven ein Menschenrecht besitzen und ihr Leben anders, als das einer Sache zu bewerten ist. Das neue Gesetz wurde vom Senat bestätigt und war der Beginn des Antiken Humanismus, dass alle Menschen aller Schichten betraf.

Sein direkter Nachfolger ging sogar noch einen Schritt weiter, als Augustus Antonius Pius (138-161) Kriege für unethisch erklärte und diese soweit wie irgend möglich vermied.

Sieger schreiben die Geschichte, daher ist ein Augustus Constantinus I. als Konstantin der Große bis heute angesehen, obwohl er zu den berechnendsten, kaltblütigsten, jedoch auch strategisch fähigsten Herrführern gehörte. Das Massaker an den Sachsen bei Verden durch Karl den Großen, wird bis heute relativiert.

Der einzige wirkliche Unterschied ist die industielle brutale Vorgehensweise dieses brutalen Typen mit Schnautzer und die Sinnlosigkeit seines Vernichtungskrieges. Das gab es in dieser extremen Form zuvor wohl nicht.

Selbstverständlich sind weiter zurück liegende Ereignisse nicht mehr so relevant für die heute lebenden Völker und Menschen, denn es gibt keinen direkten Bezug. Dieser Massenmöder des 20. Jahrhunderts übte Taten aus, dessen negative Auswirkungen bis in die Gegenward reichen. Es leben Menschen, die damals ihre Eltern oder Großeltern auf brutale, menschenverachtende Weise verloren haben und daher ist es als besonders negativ und verachtenswert zu sehen.

Da ich die ganze Zeit beim schreiben ein Lied hörte, was im allerweitesten Sinn mit dem Thema zumindest ansatzweise zu tun hat und zugegeben, mir das Lied sehr gefällt, kommt es hier als Abschluss. https://youtu.be/qeqmjfCjQ0M

Woher ich das weiß:Hobby
Nein

Natürlich wird sich nie zu 100% noch mal ein und dieselbe Situation übertragen. Aber wenn man immer nur sagt "Das kann man nicht miteinander vergleichen!" lassen sich aus der Geschichte auch keine Lehren ziehen. Deshalb sind Vergleiche absolut wichtig. Weil sonst wird Geschichte zum reinen Interessenshobby.

Nein

Mord bleibt Mord, egal ob im Mittelalter oder in der Gegenwart.

Alle Menschen sind Kinder ihrer Zeit und man muss sie aus ihrer Zeit heraus bewerten. Das heißt nicht ihre Taten zu entschuldigen oder gutzuheißen.

Die Welt der Vergangenheit war anders, vor allem gewalttätiger als unsere. Die Menschen waren natürlich anders sozialisiert und geprägt als wir. Die Menschen der Vergangenheit waren auf eine Weise unwissend, die wir uns heute kaum vorstellen können.

Die Vergangenheit ist ein fremdes Land.

Auch wir werden von unseren Nachgeborenen eines Tages bewertet werden und wir können nur hoffen, dass sie uns aus unserer Zeit heraus bewerten, nicht aus ihrer.

Nein

Das hat nichts mit dem Zeitalter sondern mit unterschiedlichen oder eben nicht unterschiedlichen Moralvorstellungen zu tun.

Die Genfer Konvention gab es 1920 übrigens noch nicht.


Nooppower639 
Beitragsersteller
 02.06.2025, 22:22

Ich sehe das ähnlich. Moral ist keine feste Größe, sie entwickelt sich mit der Zeit. Gewalt im 13. Jh. war Teil eines anderen Normensystems als im 20. Jh. Das heißt nicht, dass der Tod damals 'weniger schlimm' war – aber das Handeln muss man im jeweiligen Kontext bewerten. Wer das ignoriert, vergleicht Äpfel mit Raumfahrt oder?

Die Genfer Konvention gab es 1920 übrigens noch nicht.

Die erste Genfer Konvention stammt von 1864. Schon im Ersten Weltkrieg (1914–1918) waren bestimmte Kriegsregeln formal etabliert. Dass sie missachtet wurden, ändert nichts an ihrer Existenz.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Genfer_Konventionen