Hallo zusammen,
ich habe von einem interessanten Rechtsfall in Qingdao, China (Mai 2025), gelesen und frage mich, wie so etwas in Deutschland gehandhabt würde. Hier die Details:
Der Fall: Eine Frau (Liu) lief auf dem Gehweg, telefonierte und drehte sich plötzlich um. Dabei stieß sie mit einem Mann (Wang) zusammen, der hinter ihr ging. Liu brach sich den Oberschenkelknochen (Schweregrad 10) und forderte 188.000 CNY (~24.500 €) Schadensersatz. Wang argumentierte, Liu sei schuld, weil sie sich unerwartet umgedreht habe. Überwachungskameras zeigten, dass kein Notfall vorlag.
Das Gericht entschied: Liu trägt die Hauptschuld (wegen des Umdrehens), Wang die Nebenverantwortung (weil er keinen „sicheren Abstand“ hielt). Am Ende einigten sie sich auf 70.000 CNY (~9.100 €). In China wurde viel über „sicheren Abstand“ für Fußgänger diskutiert, ein Konzept, das aus dem Verkehrsrecht für Autos stammt.
Meine Fragen:
Wie würde so ein Fall in Deutschland geregelt?
Wäre die abgelenkte Fußgängerin (Liu) hauptsächlich schuld, oder würde der hinterhergehende Fußgänger (Wang) auch deutlich zur Verantwortung gezogen, weil er nicht ausgewichen ist?
Würde die Haftpflichtversicherung das abdecken? Was wäre eine realistische Entschädigung für einen Oberschenkelbruch?
Würde in Deutschland über „sicheren Abstand“ für Fußgänger diskutiert, oder ist das eine chinesische Besonderheit?
Kennt ihr ähnliche Fälle in Deutschland?
Was ich weiß:
Nach §823 BGB haftet man für fahrlässig verursachte Schäden, und Fußgänger müssen Rücksicht nehmen. Die Haftpflichtversicherung ist bei uns weit verbreitet, daher vermute ich, dass solche Fälle meist außergerichtlich geklärt werden. In China hat der Fall Aufsehen erregt, weil die Regeln für Fußgänger unklar sind – ist das in Deutschland klarer geregelt?
Danke für eure Einsichten! Mich interessieren besonders rechtliche oder versicherungstechnische Perspektiven, oder ob ihr von ähnlichen Vorfällen in Deutschland gehört habt.