Ich stieg in den Bus ein, der Tag lag ruhig vor mir, und doch spürte ich ein leises Flattern in meiner Brust. Ich setzte mich auf einen Viererplatz, schaute aus dem Fenster, während die Welt an mir vorbeizog.
Da war er. Sofort fielen mir seine strahlenden blauen Augen auf. Er stand mit seinem kleinen Bruder hinten im Bus – eine stille Präsenz, die ich irgendwie sofort wahrnahm, ohne ihn direkt anzusehen. Etwas in der Luft schien sich zu verändern, als ob eine sanfte Welle durch den Raum ging.
Als der Bus weiterfuhr und ein Platz frei wurde, setzte er sich – ganz nah bei mir. Nicht aus Aufdringlichkeit, sondern einfach, weil das Leben manchmal Wege kreuzt, ohne großes Aufsehen. Ich hörte Musik, war ganz in meiner eigenen Welt und doch… spürte ich ihn. Seine stille Entscheidung, sein Handy wegzulegen, als ob auch er spüren konnte, dass hier etwas anderes wichtiger war. Etwas Unsichtbares, aber Echtes.
Als ich zum Aussteigen drückte, hörte ich ihn leise zu seinem Bruder sagen: "Komm." Und wir stiegen gemeinsam aus, als wären unsere Wege für einen winzigen, kostbaren Moment miteinander verwoben. Ich wollte die Straße überqueren, wusste nicht recht, wohin zuerst – und auch er schien zögerlich, als ob er meinen Weg fühlen wollte. Wir liefen kurz in dieselbe Richtung, dann wählte ich eine andere Route, drehte mich wie von einer unsichtbaren Hand geführt noch einmal um… und sah ihn. Seine Bewegung, sein Zögern, sein Rückzug – all das sprach eine Sprache, die nicht in Worten greifbar ist.
Vielleicht war es ein Missverständnis. Vielleicht auch eine zarte Berührung auf Seelenebene, so flüchtig und doch so wirklich. Aber was auch immer es war: Ich habe ihn gespürt. Und er – auf seine stille Weise – hat auch mich gespürt. Ich kriege ihn seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Ich begegnete ihm seitdem auch nie wieder.