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Wie steht der Feminismus dazu, dass Frauen auch Täterinnen sein können?

Diskussionen zu Feminismus, Gleichberechtigung und das Verhältnis der Geschlechter gibt es hier viele. Ich möchte einen Aspekt ansprechen, den ich in den bestehenden Diskussionen noch nicht gefunden habe.

Als Kind habe ich körperliche und seelische Gewalt nicht nur durch Männer, sondern auch durch weibliche Heimerzieherinnen erlebt. Auch meine damalige Stiefmutter hat massive psychische Gewalt gegenüber meiner Schwester und mir ausgeübt. Das sind belastende, teils auch traumatische Erinnerungen. Mir kommt es vor (zumindest in der medialen Diskussion), als wenn die Tatsache, dass Frauen auch Täterinnen sein können, bis heute oft ein Tabuthema ist. Oder täuscht dieser Eindruck?    

Natürlich sind Frauen sehr viel häufiger von sexistischer Gewalt und Diskriminierung betroffen als Männer, das will ich nicht in Abrede stellen. Sie können aber auch Täterinnen sein.

Für mich mit meiner traumatischen Kinderheimgeschichte war es wichtig und heilsam, die übergriffigen Heimerzieherinnen im Nachhinein als Täterinnen (und nichts anderes) benennen zu dürfen. Das war die Voraussetzung, damit ich später als erwachsener Mann ein einigermaßen gesundes Verhältnis zu Frauen entwickeln konnte.

Die Erkenntnis, dass es auch unter Frauen miese Menschen und Täterinnen gibt, führt (das hat mich selbst überrascht) eben nicht zu Hass auf Frauen, sondern im Gegenteil: Erst nachdem ich die Wut und die Ohnmacht gegenüber den Täterinnen von früher zulassen konnte, war ich in der Lage, diese Gefühle nicht mehr (unbewusst) auf Frauen von heute zu übertragen.

Im Ergebnis kann ich heute offener, liebevoller und weniger angstbesetzt mit Frauen umgehen. Mir wurde auch bewusst, dass ich heute als Erwachsener gezielt nach liebevollen und empathischen Frauen Ausschau halten kann – und eben nicht mehr dem Täterinnentyp aus der Kindheit ausgeliefert bin.

Meine abschließenden Fragen dazu: Werden solche Zusammenhänge auch im Feminismus) akzeptiert? Wird anerkannt, dass auch Männer und Jungs schlechte und sogar traumatische Erfahrungen mit Frauen haben können? Dass diese Erfahrungen aufgearbeitet werden müssen und verwerfliches Verhalten benannt werden muss, auch wenn es von einer Frau (zum Beispiel einer übergriffigen Erzieherin oder Stiefmutter) kommt?

(Seht es mir nach, dass ich gesellschaftliche und persönliche Aspekte vermische, ich kann das voneinander nicht trennen.)

Männer, Frauen, Feminismus, Gleichberechtigung

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