Woher kommt das Gehasse von deutschen Synchros?
Woher kommt oder kam dieses Gehasse von deutschen Synchros ausländischer Filme und Serien? Das gab es vor ein paar Jahren kaum.
Und außerdem haben wir in Deutschland ja sogar noch ziemliches Glück, weil wir ja richtig gute Synchros haben im Vergleich zu vielen anderen Ländern.
10 Antworten
Synchro-Bashing ist ein Sport, der glaube ich in den Neunzigern aufkam. Damals war es erstmals in größerem Umfang möglich, Filme und Serien im Original zu sehen. Und das hatte mehrere Konsequenzen:
- Die Leute merkten, daß die Originalstimmen Dimensionen bieten konnten, die in der Synchronisation gewöhnlich fehlen. Das betrifft einerseits die Intensität der Sprecher (da sind, wie viele angemerkt haben, deutsche Synchronsprecher im allgemeinen ziemlich gut), andererseits aber auch Akzente oder Dialekte, die beim Übersetzen schwer beibehalten werden können und daher verlorengehen (wenn man versucht, sie irgendwie beizubehalten, dann wirken sie meist lächerlich).
- Gesprochenes Englisch ist schwer, und überfordert oft auch die Übersetzer (die vermutlich vor allem bei Serien unter enormem Zeitdruck arbeiten müssen), und da kommen dann schon Fehlübersetzungen heraus wie “I have a lock” (=Zielperson gefunden) zu „Ich habe ein Schloß“ (angeblich ist das in irgendeinem Film mit Schwarzenegger passiert). Ich erinnere mich auch an eine Folge von Star Trek, in der ophidians vorkamen — damit wurden irgendwelche schlangenförmigen Aliens bezeichnet, aber in der Synchro wurden daraus Ophidianer, und das klang wie ein Eigenname für diese Spezies, weil das Wort im Deutschen nicht üblich ist. Und ich war beim Sehen völlig verwirrt, weil ich nicht wußte, woher die Figuren den Namen der unbekannten Spezies kennen.
- Wortwitze sind natürlich immer hit-&-miss.
- Die bösartigste Form von Synchro-Mißbrauch ist die Filmzensur, und da fällt mir einiges ein, von Casablanca bis Starship Troopers. In diesem Fall dient die Synchronisation dazu, die originalen Themen des Films zu verschleiern oder zu verfremden.
- Aus all diesen legitimen Gründen heraus ergibt sich der illegitime: Snobismus. Wenn man Filme im Original sieht und ein paar Mal bemerkt, daß die Synchronisation in ein paar Fällen versagt oder gar aktiv gepatzt hat, dann kann man sich leicht einbilden, daß man selbst die Filme besser, authentischer und intellektueller konsumiert als die tumbe Masse, die an die schrottigen Synchros gebunden sind. Und wer sich erfolgreich davon überzeugt hat, zur Elite zu gehören, der wird der Plebs gerne seinen eingebildeten Status unter die Nase reiben oder lästigen Missionierungseifer zeigen.
Ich würde nicht sagen das ich sie generell "hasse", aber besonders im Anime Bereich hat sie stark nach der Pokito Ära Anfang 2000er nachgelassen. Da man lieber billig und schnell synchronisieren wollte, um mehr Anbieten zu können. Dabei hat man verstärkt auf Anfänger gesetzt, als auf die Altgedienten, da diese logischerweise auch mehr Geld verlangen konnten.
Viele Stammsyncronsprecher sind verstorben, im Ruhestand oder eben anderweitig nicht verfügbar. Mit der neuen Stimme passt das nun einfach nicht mehr.
Beispiele:
Das erste mal negatives hab ich bei Fluch der Karibik mitbekommen, als die Stimme von Johnny Depp gewechselt hat. Aber nur hören sagen, weil ich den im Original gesehen hatte.
Diego und Manni im letzten Ice Age
Pumba und Timon in der König der Löwen Realverfilmung
Beim neuen Pumuckl ham sie keinen neuen genommen, sondern per Computer Hans Klarin nachgestellt. DAS hat sich gelohnt!
Der neue Maui bei Vaiana 2 passt jedoch ganz gut. Da hat sich Andreas Bourani vllt noch nicht in nem Jahrzehntelangen Franchise etabliert. Ich bin aber sooo froh, dass Lina Larissa Strahl wieder dabei ist.
Was allerdings noch ein anderes Thema ist: üble Übersetzungsfehler. Da wird wohl inzwischen zuoft die KI verwendet. Beispielbei Bibi und Tina: "Feuer im Loch!"wegen "Fire in the Whole". Bei den Liedtexten von "Wish" und "Vaiana 2" ist auch irgendwie was schiefgegangen. Wobei da wohl auch das Original etwas holprig ist.
Wird denn wenigstens sachlich-konkret Kritik geübt, also an mangelhaften Drehbüchern und Fähigkeiten usw? Oder ist das einfach nur blödes "gehate" von Leuten, die zu dämlich sind die Originaltonspur zu wählen?
Und außerdem haben wir in Deutschland ja sogar noch ziemliches Glück, weil wir ja richtig gute Synchros haben im Vergleich zu vielen anderen Ländern.
So sehe ich das auch. Wer mal Synchronisationen hatte, bei denen quasi eine Art Erzähler das Geschehen notdürftig reportagenartig kommentiert, der weiss danach dafinitv, was man in Deutschland so hat an der Synchronisation.
Ich kenne da eher so vereinzelte elitäre Snobs, die weltmännisch selbstredend "nur die Originalfassung" goutieren, da in jedweder deutschen Synchronisation alleine durch die Übersetzung bereits einiges "verfälscht" würde. Die verziehen beinahe angewiedert das Gesicht bei Synchronfassungen und würden am liebsten anderen Leuten vorschreiben, dass sie Filme nur im Original zu sehen hätten, fast schon ein wenig naziartig.
Das Argument, dass durch Synchronisation einiges verlorengeht ist dabei natürlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber in den allermeisten Fällen geht es dabei IMO bloss um irgendwelche Nuancen und wenn der allgemein bestenfalls bloss auf Schulenglischniveau hörende Germane dann andere wesentliche Teile des Filmes nicht mehr versteht, dann ist der "Gewinn", den er durch die OV macht, für mich nicht mehr vorhanden und es ist eher im Gegenteil ein negativer Effekt entstanden. Und natürlich muss man improvisieren, denn wenn ein Darsteller z. B. mit einem regionalen britischen Dialekt (Manchester o. Ä.) spricht, dann kann man das nur indirekt lösen, indem man dem halt einen deutschen Regionaldialekt verpasst ("berlinern" vielleicht).
Und solange es auch für "hochkulturelle" Leute völlig OK ist, den Shakespeare auf deutsch zu lesen, solange geht jede banale Film-Synchro völlig klar. Zumindest mit den (hohen) deutschen Standards.
würden am liebsten anderen Leuten vorschreiben, dass sie Filme nur im Original zu sehen hätten
Haben Leute bei mir auch schon versucht 😅
Keine Ahnung, ich finde deutsche Synchros meistens sogar besser als die original Stimmen.
Ich denke, ein gewisser Teil der Leute, die Synchros hassen, kennt von den meisten Filmen die deutsche Synchro nicht mal, weil sie ihr gar keine Chance geben und somit eigentlich gar nicht wissen, ob sie wirklich so schlecht ist. Habe einfach den Eindruck, dass einige Leute heutzutage Synchros einfach Prinzip hassen und meinen, was Synchro ist, ist automatisch schlecht.