Wieso sieht das Design von alten Autos alt aus?
14 Antworten
Wieso sieht das Design von alten Autos alt aus?
Ob etwas alt aussieht oder nicht, ist rein subjektiv. Optiken ändern sich, Trends gehen und kommen. Bestes Beispiel: Retrotrend. So eine Honda Super Cub, ein Ford Mustang oder VW Beetle sehen ebenfalls "alt" (im Sinne von "wie früher") aus, kommen aber gut an. Ich kenne eine ganze Reihe von Autos, welche für mich älter aussehen als ihre jeweiligen Vorgänger. BMW E90 im Vergleich zum E46, oder Opel Vectra C im Vergleich zum Vectra B beispielsweise. Der Begriff "alt" bedeutet oftmals auch, dass man sich an einer Optik schlichtweg sattgesehen hat, weil man sie bereits so oft zu Augen bekommen hat, eventuell vielleicht sogar unschöne Erlebnisse diverser Natur damit verbindet.
Bei dieser Kategorie darf man keinesfallls den RO 80 vergessen. Dessen Design ist nahezu zeitlos.
Der Opel Calibra wäre für mich auch ein Kandidat. Ich finde, der sieht von vorne gar nicht nach 80er Jahre aus.
Stimmt, den hatte mein Cousin so Ende der 90er als rotmetallicfarbenen Zweiliter, im originalen Zustand noch heute sehr zeitlos. Die Farbe müsste Riojarot gewesen sein, es war irgendein Sondermodell schon mit Doppelairbag, Baujahr ca. 1993/94.
Mir ist noch mein alter BMW E38 eingefallen. Meiner war zwar ein Vorfacelift von 1997, aber die Form an sich ist zeitlos und in gepflegtem Zustand macht ein E38 mehr her als seine ganzen Nachfolger. Der E65 sieht heute sehr alt aus, weil er zu modisch war - und auch der Mercedes W204 sieht inzwischen altmodisch aus, weil er damals zu trendig wirkte. Gleiches gilt für alle Audis aus der Zeit.
Sehr zeitlos und klar gezeichnet ist dafür der ab 2001 gebaute Toyota Corolla. Der sieht heute frischer und sportlicher aus als der Auris, der den Corolla 2007 vorläufig ablöste, bis er mangels Kundenakzeptanz bald wieder Corolla hieß. Der 2001er Corolla Steilheck wirkt innen wie außen heute noch solide, klassisch und doch modern, ohne modisch zu sein. Nur der klotzige, hässliche Kombi sieht aus wie ein Auto aus den 90ern.
Der war ja auch von Claus Luthe!
Ja, ein ganz Großer des Automobildesigns. Bei dem hatte man auch nicht den Eindruck, dass er ab der C-Säule keine Lust mehr gehabt hätte.
Der Opel Calibra wäre für mich auch ein Kandidat.
Ok.
Der Überflieger schlechthin was Zeitlosigkeit, Dauerhaftigkeit und ikonographische Bedeutung im Design betrifft, ist natürlich der 911er.
Der E65 sieht heute sehr alt aus
Den fand ich einfach nur abartig hässlich, selbst vor 20 Jahren schon. Alleine schon dieser buckelige Kofferraumdeckel, welcher ausschaut, als wäre er nachträglich von einem größeren Auto draufgebaut worden, und die dämlich dreinblickende Front, nee nee. Mit dem Modell begann für mich der optische Untergang der Firma BMW.
Thema Corolla / Auris: Das habe ich nie verstanden: Warum lässt man einen Qualitätsnamen ohne Not einfach so verschwinden? Dumme Entscheidung von Toyota Europa (anderswo in der Welt gab es den Namen Auris ja nicht, korrigiere mich bitte, sollte ich falsch liegen).
Ich fand auch das Facelift des E65 hässlich, wobei Designer Chr. Bangle auch das unfassbare Fiat Coupé gestaltete hatte - das bereits 2000 zum Ende seiner Zeit altbacken aussah, weil es 1994 zu modisch war. Der Entwurf Pininfarinas war andererseits aber kaum besser.
Der Name Corolla klang Toyota Europa nicht cool genug. Ich las mal in einem Artikel, dass der Name angeblich mit altmodischen, nicht begehrenswerten Rentnerautos verbunden wurde und man daher dachte, mit dem von "aurum" (lat. Gold) abgeleiteten Auris den Corolla wertig und edel wirken zu lassen, obwohl er formal und qualitativ ein Rückschritt war.
Der Überflieger schlechthin was Zeitlosigkeit, Dauerhaftigkeit und ikonographische Bedeutung im Design betrifft, ist natürlich der 911er.
Den finde ich interessanterweise designtechnisch eher wenig anziehend, was aber wohl primär daran liegt, dass mir Retrooptiken nicht sonderlich gut gefallen.
Interessante Diskussion, genau mein Geschmack!
Ja, leider. Nicht direkt was die Zuverlässigkeit angeht, aber eindeutig in der Verarbeitung des Innenraums und der Materialanmutung. Das wirkte alles deutlich billiger, auch liebloser gestaltet und formal weniger ausgewogen.
Ich messe die Qualität eines Fahrzeugs auch hinsichtlich Raumausnutzung, Design und Ergonomie - da war der Auris ab 2007 deutlich schlechter als der angeblich biedere Corolla. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass der Einfluss Frankreichs sehr groß war und die Japaner den Auris so europa-affin wie möglich haben wollten - der Auris wirkte nicht wie ein Japaner, sondern eher wie ein französischer Wagen, der einen Japse zu imitieren versuchte. Nicht schlecht und technisch solide, aber für Toyota enttäuschend, wenn man vorige Modelle kannte.
Der damalige Avensis war viel besser.
Zeitlose Formen gibt´s überall. Dieses Haus hier sieht für mich aus wie gerade fertiggestellt, ist jedoch Baujahr 1930:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/VT16_PD_zahrada.jpg
Zum 911er:
Den finde ich interessanterweise designtechnisch eher wenig anziehend,
Weil er eigentlich sehr schlicht gestaltet ist, keiner Mode folgte und auf irgendwelche Extravaganzen verzichtete, mag das so sein, hat aber vielleicht deshalb auch schon seit Jahrzehnten überlebt.
was aber wohl primär daran liegt, dass mir Retrooptiken nicht sonderlich gut gefallen.
Normalerweise kann ich mit Retrooptiken auch nicht sooo viel anfangen und denke da z.B. an den Beetle, Fiat 500 oder Mini. Es gibt allerdings ein Modell, bei dem ich den Retrolook ausgeprochen gut gelungen finde. Das ist die Alpine A110. Da bin ich als alter Alpine-Fahrer und -Fan aber möglicherweise auch voreingenommen.
https://radical-mag.com/wp-content/uploads/2018/10/@Alpine-A110-13-1920x1280.jpg
Auch hier sprichst du nur aus einer Pauschalisierung heraus. Es gibt uralte Autos, die nicht alt aussehen: https://www.zeit.de/auto/2011-05/bertone-oldtimer-versteigerung
Das ist subjektiv
Ich fände zB das Design eines BMW E38 immer noch zeitgemäß im Gegensatz zu der aktuellen prolloptik, die seit Jahren vorherrscht
Weil sie NICHT alle aus demselben Konstruktions- und Strömungsdesign stammen.
Früher verkaufte man Autos, weil sie einen bestimmten Charakter ausstrahlen wollten:
- VOLVO: Sicherheit
- Roadster aller Marken: Sportlichkeit und Chique
- Benz: Image
- Citröen: gediegenes Fahren
Diese Dinge benötigen bestimmte Konstruktionsmerkmale und -komponenten.
Heute kann das alles jeder Hersteller und baut das auch alles in seine Fahrzeuge ein. Deshalb sind die Autos, die der eine Hersteller baut, ebenso Kombinationen aus allen diesen Dingen, wie die Autos jedes anderen Herstellers auch.
Weiil sie nostalgischen Charme haben.
Es gibt auch zeitlose Formgebungen. Der Ford Mondeo Mk3 (2000-2007) oder der Opel Omega B als Facelift (1999-2004) könnten auch durchaus heute noch laufen - insbesondere der Mondeo. Der ist nie alt geworden, weil er auch nie so richtig ganz modern war, und der Omega könnte noch heute als konservative Limousine gehobene Kunden erfreuen - zumindest äußerlich und in dezenten Farben wie Starsilber oder Moonlandgrau; innen sieht er angejahrt aus.