Wieso ist in der Tierwelt ein Männchen mit mehreren Weibchen zusammen?

5 Antworten

Es gibt im Tierreich verschiedene Paarungssysteme:

  • Monogamie (Paarbindung): je ein Männchen und ein Weibchen bilden ein Paar
  • Polygynie (Haremsbildung): ein Männchen paart sich mit mehreren Weibchen
  • Polyandrie: ein Weibchen paart sich mit mehreren Männchen
  • Polygynandrie (Promiskuität): sowohl Männchen als auch Weibchen paaren sich mit mehreren Fortpflanzungspartnern

Welches Paarungssystem sich bei einer Tierart ausbildet, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Die Evolution sagt doch eigentlich: „Streu deine Genetik rum“

Hier muss man sagen: ja, aber ...

Ganz allgemein verfolgen Männchen und Weibchen unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien. Biologische Grundlage ist die Anisogamie der Geschlechter, die zu einer Ungleichverteilung des elterlichen Investments führt - meist zu Ungunsten der Weibchen. Die Gameten, die Männchen produzieren, sind die Spermien. Spermien sind klein, meist beweglich und enthalten nur wenig Energie, sie werden dafür in großer Zahl und meist zeitlebens produziert. Weibchen dagegen produzieren (oft zeitlich begrenzt) wenige, dafür sehr große Gameten, die reich an Energie (Nährstoffen) sind, nämlich die Eizellen (die menschliche Eizelle ist mit knapp 1 mm Durchmesser mit bloßem Auge sichtbar und das Hühnerei ist nichts anderes als die Eizelle der Henne). Das Investment in die gemeinsame Zygote (befruchtete Eizelle) ist auf Seiten des Weibchens also viel größer als das des Männchens, das mit seinem Samen praktisch nur seine Gene und sonst nichts beisteuert. Bei Säugetieren kommen außerdem noch die Kosten der Schwangerschaft und die Milchbildung hinzu, die allein das Weibchen trägt. Die Fortpflanzungsstrategie der Männchen sieht daher so aus, sich möglichst mit vielen Weibchen zu paaren und diesen die Aufzucht der Jungen zu überlassen. Die Fortpflanzungsstrategie der Weibchen sieht hingegen so aus, möglichst viele Nachkommen groß zu bekommen - es kann sich hinsichtlich seines Investments einfach nicht erlauben, viele Junge zu verlieren, v. a. da die Anzahl seiner möglichen Nachkommen begrenzt ist. Das Weibchen sollte deshalb selbst immer fit und in guter Kondition sein, damit es sich um seinen Nachwuchs kümmern kann. Wenn du nun behauptest, dass die Evolution "sagt", man solle seine Genetik rumstreuen, scheint das zumindest für die Männchen zutreffend zu sein. Nun kommt aber das Aber.

Diese Strategie funktioniert nur dann, wenn das Männchen es sich leisten kann das Weibchen allein zu lassen. Bei vielen Arten ist die Aufzucht der Jungen so pflegeintensiv, dass es dafür beider Eltern bedarf. Bei den meisten Vogelarten etwa ist das der Fall, weshalb bei der Nehrzahl der Vogelarten monogame Bindungen üblich sind, allerdings oft nur saisonal und in vielen Fällen rein sozial - Seitensprünge kommen bei Vögeln bei beiden Geschlechtern oft vor. Und auch Menschenkinder sind pflegeintensiv, sodass der Vater mit helfen muss. Das "ich schwängere eine Frau und gehe dann zur nächsten" funktioniert bei unserer Art einfach nicht. In der Steinzeit war die Überlebensrate von Halbwaisen nur halb so hoch wie die von Kindern, die beide Elternteile noch hatten. Ein Sozialstaat, der Alleinerziehende unterstützt, ist eine neuzeitliche Erfindung.

Ob sich eine Haremsstruktur entwickeln kann, hängt außerdem davon ab, ob es den Männchen gelingt, Weibchen zu monopolisieren. Das bedeutet, ob es den Männchen möglich ist, feste Territorien zu besetzen und zu verteidigen, die Weibchen anziehen. Seeelefantenweibchen etwa müssen ihre Jungen an Land bekommen. Es ist für die Bullen deshalb recht einfach Weibchen zu monopolisieren, indem sie Strandabschnitte besetzen und gegen andere Bullen verteidigen. Am jeweils eigenen Strandabschnitt hat der Bulle dann das Paarungsvorrecht. Auch Gorillas können Weibchen gut monopolisieren, sodass sich hier eine Haremsstruktur ausbilden konnte. Gorillas fressen hauptsächlich Grünpflanzen, die sie fast überall finden. Eine Gruppe bewegt sich daher im Schnitt nur wenige Meter ro Tag vorwärts. Bei Schimpansen ist das anders. Sie fressen eher Früchte, die weit verstreut sind. Hier gelingt es den Männchen nicht, die Weibchen an sich zu binden, weil sie auf der Suche nach Nahrung (wir erinnern uns: die Fortpflanzungsstrategie der Weibchen lautet, immer in guter Kondition zu sein, damit man die Jungen optimal versorgen kann) weit umher wandern. Bei Schimpansen konnte sich deshalb keine Haremsstruktur ausbilden. Hier herrscht Promiskuität vor.

Auch beim Menschen können sich Haremsgesellschaften nur bilden, wenn es dem Mann gelingt, Frauen zu monopolisieren. Bei den Massai etwa hängt die Anzahl der Frauen, die ein Mann sich "leisten" kann, von der Größe seiner Rinderherde ab. Männer, die wenige Rinder haben, haben nur eine Frau. Und damit kommen wir zu einem dritten Faktor, der zumindest beim Menschen darüber entscheidet, welches Paarungssystem sich entwickelt: die Kultur.

Aber bei Menschen wird sowas als uncool oder unmoralisch gesehen.

Sicher? In unserem Kulturkreis ist das vielleicht so. In der Mehrheit der verschiedenen menschlichen Kulturen ist das jedoch anders, z. B. bei den Massai in Ostafrika, die ich oben schon erwähnt habe. In 83 % der menschlichen Kulturen herrscht Polygynie vor. Dass in einer Kultur Monogamie vorherrschend ist, ist eher selten (16 %) und 1 % der Kulturen kennt Polyandrie.

In unserem Kulturkreis ist historisch die Monogamie als vorherrschende Beziehungsform gewachsen. Alternative Paarungssysteme erscheinen uns deshalb als fremd oder ungewöhnlich. Was allerdings nicht heißt, dass Untreue in unserer Gesellschaft ein unbekanntes Phänomen ist. Und in den letzten Jahren wird unsere Gesellschaft auch offener für alternative Konzepte wie offene Beziehungen oder polyamore Partnerschaften.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

in der tierwelt ist auch ein weibchen mit mehreren männchen zusammen. oder das männchen wechselt bei bedarf das geschlecht und wird zum weibchen.

ein menschenmann ist normalerweise nicht in der lage für die kinder von mehr als einer partnerin zu sorgen. es geht nicht nur ums vermehren, sondern in erster linie darum, den nachwuchs grosszukriegen.

Das kommt voll auf die Tierart an, es gibt monogame Beziehungen unter Tierarten, garkeine Beziehungen sondern nur die Paarung und auch polyamorie

Es gibt genügend Tiere, die sich permanent an einen Partner binden. Es ist nicht nur der Mensch, dem das (oft) sehr wichtig ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin u. A. Tierphysiotherapeutin u. Tierchiropraktikerin

ich finde es gescheiter, wenn nicht alle testosteronplatzenden Starken ihre Genetik verstreuen.