Wieso dürfen Anwälte nicht die Wahrheit sagen?

3 Antworten

Aber wenn man weiß, dass ein Anwalt nicht lügen darf vor Gericht, wäre es doch sehr unklug, ihm gegenüber die Tat zu gestehen (wenn man wirklich schuldig ist). Dann wäre es doch sinnvoller, auch ihm gegenüber seine Unschuld zu beteuern.

Und natürlich darf er die Wahrheit sagen (der Anwalt).
Ob er es dann immer macht, ist eine andere Frage.

"Anwälte sind in seltenen Fällen verpflichtet, ein Geheimnis offenzulegen.
Sie müssen Behörden oder Betroffene benachrichtigen, wenn sie bestimmte Straftaten verhindern können (Landesverrat, Mord, Totschlag oder Geld- oder Wertpapierfälschung).

Bei Mord darf ein Rechtsanwalt als Verteidiger nicht mehr auf unschuldig plädieren, wenn ihm der Mord gestanden wurde."

Das hat mir die Bing KI eben erzählt.

Ich glaube Anwälte haben da andere Methoden. Wenn sie wissen, dass ihr Mandant z.B. ein Kind wirklich vergewaltigt hat, dann gibt er sich vielleicht nicht mehr sooo viel Mühe damit, den Mandanten frei zu bekommen.

Ein Anwalt lebt nunmal von seiner Reputation und die steigt und fällt mnit seinen gewonnenen Prozessen.

Glaube auch, dass es ganz schöne Vertraunskonflikte geben würde, wenn ein Anwalt nicht an der Verteidigung seines Mandanten sondern dessen Verurteilung mitwirken dürfte


WasZum09 
Fragesteller
 23.05.2024, 22:46

Ja die haben eine schweigepflicht. Der Mandat kann sogar direkt sagen dass er eine Tat begannen hat. Ändert nichts 😭😭😭

https://youtube.com/shorts/QUf-W5oxILk?si=V-a4aUWw2kOso9kX

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Zweistein2k22  23.05.2024, 22:49
@WasZum09

Das muss der Mandant ja auch eventuell. Stell dir vor dir wird vorgeworfen, du hast jemanden heimtückisch umgebracht und in wahrheit war es ein Streit und dein Kollege ist auf die Gleise vor den Zug gefallen. Der kann dich ja nur gut verteidigen, wenn er weiss, was passiert ist.

Ich weiss es ist mies, aus deiner Perspektive betrachtet. Solltest du irgendwann mal Hilfe von einem Anwalt benötigen, dann bist du aber froh darüber, dass er Schweigepflicht hat

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OlliBjoern  23.05.2024, 23:12
@Zweistein2k22

Ja, aber in diesem Falle ist der Mandant ja gerade unschuldig (bzw. genauer gesagt nicht des Mordes schuldig, sondern nur eines geringeren Vergehens). Aber wenn man sich nun einen Fall vorstellt, in dem der Mandant tatsächlich heimtückisch jemanden umgebracht hat, was dann?

Wäre es dann wirklich sinnvoll, dem Anwalt alles zu erzählen?!

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Zweistein2k22  23.05.2024, 23:13
@OlliBjoern

Ja klar, nur wenn er alle Details kennt, kann er dich bestmöglich verteidigen, Und genau deswegen hat er Schweigepflicht

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OlliBjoern  23.05.2024, 23:16
@WasZum09

Doch, das scheint etwas zu ändern. Bei Mord darf der Anwalt nicht mehr auf unschuldig plädieren (wenn der Mord ihm gestanden wurde).
Es kann aber bei anderen Vergehen anders aussehen.

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Zweistein2k22  23.05.2024, 23:23
@OlliBjoern

Ja bei Mord, ist halt ein besonderes Thema. Trotzdem hat er nur die Möglichkeit die beste Verteidigungsstrategie zu erarbeiten, wenn er Kenntnis von den echten Umständen hat. In jedem Szenario. Gut da hast du Recht... einen Mord zu gestehen macht vielleicht keinen Sinn, da geht es halt drum was bewiesen werden kann, ob man sich die Möglichkeit offen hält, dass der Anwalt auf Freispruch plädieren kann oder aufgrund der Beweislage der Freispruch sowieso ausgeschlossen ist

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OlliBjoern  23.05.2024, 23:30
@Zweistein2k22

Ok, du hast aber auch Recht, denn bei vielen kleineren Vergehen gilt das Schweigegelübde, wenn ich das mal so sagen darf. :)

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Zweistein2k22  23.05.2024, 23:38
@OlliBjoern

Jetzt bin ich selber neugierig geworden ^^

Trotzdem gibt es einige spezifische Situationen, in denen die anwaltliche Schweigepflicht aufgehoben werden kann oder muss. Hier sind die wichtigsten Ausnahmen:

1. Einwilligung des Mandanten

Der Mandant kann den Anwalt von der Schweigepflicht entbinden. Diese Einwilligung muss ausdrücklich und nachweislich erfolgen.

2. Notwehr und Notstand

Nach § 34 StGB (rechtfertigender Notstand) kann die Schweigepflicht in extremen Notfällen aufgehoben werden, wenn durch das Schweigen des Anwalts eine unmittelbare Gefahr für Leib, Leben, Freiheit oder ein anderes Rechtsgut abgewendet werden soll.

3. Offenbarungspflicht nach § 138 StGB

Anwälte sind verpflichtet, bestimmte geplante Straftaten, von denen sie Kenntnis erlangen, anzuzeigen. Dazu gehören vor allem besonders schwere Straftaten wie Hochverrat, Mord, Totschlag und Völkermord. Die Anzeigepflicht besteht jedoch nur, wenn die Straftat noch verhindert werden kann.

4. Verteidigung eigener Interessen

Nach § 356 StGB kann die Schweigepflicht aufgehoben werden, wenn der Anwalt zur Verteidigung eigener rechtlicher Interessen eine Offenbarung tätigen muss, etwa in einem Fall, in dem der Anwalt selbst strafrechtlich verfolgt wird.

5. Berufsrechtliche Verpflichtungen

Bestimmte berufsrechtliche Verpflichtungen können die Schweigepflicht aufheben, zum Beispiel in Fällen der Geldwäschebekämpfung. Nach dem Geldwäschegesetz (GwG) sind Anwälte unter bestimmten Umständen verpflichtet, Verdachtsfälle von Geldwäsche zu melden.

6. Gerichtliche oder behördliche Anordnungen

Ein Gericht oder eine Behörde kann in bestimmten Fällen eine Ausnahme von der Schweigepflicht anordnen. Dies kann im Rahmen von strafrechtlichen Ermittlungen geschehen, insbesondere wenn es um schwerwiegende Straftaten geht und keine milderen Mittel zur Aufklärung zur Verfügung stehen.

7. Gefahr im Verzug

In Situationen, in denen unmittelbare Gefahr für Leib und Leben besteht, kann die Schweigepflicht zugunsten des Schutzes dieser Rechtsgüter aufgehoben werden.

Zusammenfassung

Obwohl das Anwaltsgeheimnis in Deutschland sehr streng ist, gibt es Ausnahmen, insbesondere bei der Verhinderung schwerer Straftaten, der Verteidigung eigener Interessen und bestimmten gesetzlichen Verpflichtungen. Diese Ausnahmen sind jedoch eng begrenzt und dienen in der Regel dem Schutz höherwertiger Rechtsgüter wie Leben und Gesundheit.

Anwälte müssen stets sorgfältig abwägen und gegebenenfalls rechtlichen Rat einholen, bevor sie die Schweigepflicht brechen, da eine unberechtigte Offenlegung erhebliche rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

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Zweistein2k22  23.05.2024, 23:43
@OlliBjoern

Geht ja nicht darum Recht zu haben, sondern dem Fragesteller zu helfen :) Jetzt sind wir alle schlauer

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Sabine483  24.05.2024, 03:21
@OlliBjoern

Vorallem - wer weiß, dass der Angeklagte seinem Anwalt einen Mord gestanden hat?

Der Anwalt ist ja dazu da das "bestmögliche" für seinen Mandanten rauszuholen, damit verdient er sein Geld. Ob er den Fall annimmt ist wieder eine andere Sache

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Die Beweislast in einem Strafverfahren liegt beim Staat. Der Angeklagte muss gar nichts beweisen. Es reicht also für die Verteidigung aus, das Gericht davon zu überzeugen, dass die Beweislage bzw. Indizienlage für eine Verurteilung nicht ausreicht.