Wie identifizieren transsexuelle das sie dem anderen Geschlecht angehören?

3 Antworten

´Weiblichkeit´ sieht für jede Person anders aus, es gibt, wenn man veraltete gesellschaftliche Geschlechterrollen außer Acht lässt, keine Eigenschaft die z.B. alle Frauen in sich tragen und Männer nicht.

Eine cis Frau weiß auch nur, worin ihre eigene Weiblichkeit besteht - das ist aber bei jeder Frau individuell. Daher kann eine trans Frau ihre eigenen erlebten Erfahrungen ebenfalls als weiblich empfinden und sich so identifizieren.

Ich bin der Überzeugung, dass Weiblichkeit im sozialen Sinne (das was die Wissenschaft als Gender bezeichnet) eh ein Konstrukt ist, was wir uns selbst auferlegt haben. Viel mehr als dass es die eine Weiblichkeit und die eine Männlichkeit gibt, würde ich davon ausgehen, dass es viele Formen von Weiblichkeit und Männlichkeit gibt, die für den Betrachter mehr oder weniger männlich/weiblich wirken können.

Wenn wir hiervon ausgehen, dann ist diese Diskussion mehr oder weniger hinfällig. Dann endet Geschlecht an den Geschlechtsorganen. Um sich hier einer Art von Weiblichkeit zuzuschreiben, braucht man die neue Rolle, die man einnimmt, eigentlich nur für sich selbst als weiblich zu definieren. Ich weiß, nicht viele Menschen sind Freunde dieses dekonstruktivistischen Denkens, aber ich denke, dass es in Hinblick auf den Naturzustand des Menschen der einzig sinnvolle Ansatz ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Student der Politikwissenschaft
Lamanini  13.02.2024, 19:53
ich denke, dass es in Hinblick auf den Naturzustand des Menschen der einzig sinnvolle Ansatz ist.

Andere Menschen sind also einfach unnatürlich?

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walp25  13.02.2024, 19:57
@Lamanini

Naturzustand des Menschen = Mensch ohne Gesellschaft/gesellschaftliche Verpflichtungen. Der Naturzustand ist der Ausgangspunkt, den poltische Theoretiker früher für ihre Ansätze verwendet haben. Beispielsweise die Vertragstheorien.

Ich nehme mir also einen Menschen außerhalb der Gesellschaft und überlege, wie dieser sich nun verhalten würde. In Hinblick of Dekonstruktivismus wäre dieser Mensch weder äußerst männlich noch äußerst weiblich in seiner Verhaltensweise. Das liegt daran, dass der Dekonstrutivist davon ausgeht, dass geschlechterspezifisches Verhalten erlernt und nicht angeboren ist.

Edit: Man sollte betonen, das der Naturzustand des Menschen ein Idealtypus ist. Den kann man in echt nicht beobachten.

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Lamanini  13.02.2024, 20:18
@walp25

Nur weil man Worte kompliziert benutzt, hat man nicht recht. Transidentität ist ganz normal, und auch nichts schlimmes.

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walp25  13.02.2024, 20:36
@Lamanini

Ja, wann hab ich denn etwas anderes behauptet?

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Lamanini  13.02.2024, 20:39
@walp25

Dein Text über den Naturzustand und Genitalien liest sich so.

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walp25  13.02.2024, 20:43
@Lamanini

Ich benutze den Naturzustand um herzuleiten, warum Geschlecht im sozialen Sinne ein überholtes Konzept ist. Weiblichkeit ist mMn nicht gleich Weiblichkeit und somit kann jede Person sich einer beliebigen selbst definierten Weiblichkeit zuordnen. Das ist mein Gedankengang.

Genitalien sind für mich mit die einzigen Dinge am Menschen, bei denen ich einen deterministischen Geschlechtsbegriff überhaupt als sinnvoll sehen würde.

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Von Experte LunarEclipse bestätigt

Schau dir mal den Fall David Reimer an. Er ist biologisch männlich geboren, wurde jedoch als Säugling im Genitalbereich operiert und als Mädchen erzogen. Das hat überhaupt nicht funktioniert - obwohl seine Familie ihn konsequent belogen hat, dass er ein Mädchen sei, war er tot unglücklich damit und als er mit 14 von seinem Schicksal erfuhr, wollte er sofort als der Junge leben, der er war.

Woher wusste David Reimer, dass er ein Junge ist, obwohl er aussah wie ein Mädchen? Er bekam sogar Östrogene, sodass ihm in der Jugend Brüste wuchsen. Dass er biologisch männlich war, konnte er nicht wissen.

Scheinbar ist bei Menschen irgendwo die Information "du bist ein Junge" oder anderes eingespeichert. Bei Transpersonen widerspricht diese Information dem biologischen Geschlecht - aber die Identität ist wichtiger. Sie macht uns als Menschen aus.

Ein trans Mann wie ich, weiß nicht wie es ist eine Frau zu sein vs. wie es ist ein Mann zu sein. Aber Transpersonen wissen einfach, wer sie sind und dass es sich richtig anfühlt.

orangade  13.02.2024, 19:40

Nachdem man ihm gesagt hatte, dass er als Junge geboren sei und sein Penis bei einer Beschneidung irreparabel geschädigt worden war, wollte er wieder Junge sein.

Daraus lässt sich nicht ableiten, dass er sich schon immer als Junge gefühlt hätte.

Unglücklich als Kind kann man aus vielen Gründen sein. Vielleicht war seine Mutter depressiv, weil ihrem Sohn der Penis amputiert wurde. Psychische Störungen der Eltern wirken sich negativ auf die Kinder aus.

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Devoid8  13.02.2024, 19:50
@orangade
Aber von Anfang an lief alles schief. Als die Mutter ihrer "Tochter" ihr erstes Kleidchen anziehen wollte, zerrte sie daran und versuchte es abzustreifen. "Ich dachte: Oh, mein Gott, sie weiß, dass sie ein Junge ist." Ihre Mitschüler verprügelten das Mädchen, das sich so gar nicht wie ein Mädchen benehmen wollte. Als sie in der Toilette im Stehen urinierte, wurde sie mit einem Messer bedroht.
Als Brenda ins Teen- ageralter kam, hatte sie mindestens einen Selbstmordversuch hinter sich. Sie lehnte ihren Körper immer mehr ab, ohne zu wissen warum. Trotzdem erklärte sie sich bereit, Östrogene zu nehmen. Damit ihr - wie es sich für ein Mädchen gehört - endlich Brüste wachsen würden.

Quelle

Money reported on Reimer's progress as the "John/Joan case", describing apparently successful female gender development, even after David informed his father at age 14 that he had always felt that he was a boy, bringing the experiment to an end

Quelle

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orangade  13.02.2024, 19:54
@Devoid8

Das sind die passenden Narrative, ja.

Was denkst du, wie sehr die Mutter unter Schuldgefühlen gelitten haben muss, weil ihr Kind wegen eines Fehlers kastriert werden musste. Das kann unbewusst auf das Kind übertragen worden sein, sodass der als Mädchen aufgezogene Junge sich mit seinem Körper und seiner Geschlechterrolle unwohl fühlte.

Der penisamputierte Junge und die Eltern hatten auch immer seinen körperlich gesunden Zwillingsbruder vor Augen.

Einzelfallstorys, die nacherzählt werden, sind zwar ganz unterhaltsam, aber von eingeschränkter wissenschaftlicher Brauchbarkeit. Es gibt andere Einzelfälle, die das Gegenteil belegen.

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Devoid8  13.02.2024, 20:09
@orangade

Das legst du dir schön zurecht, damit es in dein Narrativ passt. Im Gegensatz zu dir beruht meine Aussage aber auf Zitaten des Opfers und seiner Eltern.

Ich habe den Fall David Reimer angesprochen, um zu erklären, woher ein transidenter Mann weiß, dass er ein Mann ist. Dafür ist dieser Fall wunderbar geeignet.

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woaag  13.02.2024, 20:29
@Devoid8

Orangade äußert sich häufig transphob, mach dir nichts daraus

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Stoerfaktor5 
Fragesteller
 13.02.2024, 19:46

Naja, er hat gemerkt das er biologisch ein Mann ist und wollte sich von den lügen der Eltern freimachen.

Verstehe nicht was du mit diesem Beispiel sagen willst.

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Devoid8  13.02.2024, 19:52
@Stoerfaktor5

Nein. Er wusste nicht, das er biologisch männlich ist, bis sein Vater es ihm im Alter von 14 Jahren sagte.

David Reimer wollte jedoch davor schon nicht als Mädchen leben, war unglücklich mit seinem Körper und spürte, dass er eigentlich ein Junge ist. Obwohl er das nicht wissen konnte.

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StanDard1  13.02.2024, 20:19

"Woher wusste David Reimer, dass er ein Junge ist, obwohl er aussah wie ein Mädchen? Er bekam sogar Östrogene, sodass ihm in der Jugend Brüste wuchsen. Dass er biologisch männlich war, konnte er nicht wissen."

Er wusste es ja nicht, bis ihm das erzählt wurde! Ja, er kam mit anderen Mädchen nicht klar, weil er halt ein Junge war und andere Interessen hatte. Das Experiment sollte beweisen, das Geschlecht ein soziales Konstrukt sei, was aber ein absoluter Fehlschlag war, denn sie konnten bei ihm KEIN konstruiertes weibliches soziales Geschlecht anerziehen. Selbst hat er auch nicht auf Grund einer mystischen inneren "Genderidentität" sein wahres Geschlecht erforscht, sondern jemand musste ihm die Wahrheit beichten... Die Schlussfolgerung, dass das beweisen soll, dass die Info der Identität irgendwo gespeichert sein soll, ist also absoluter Schwachsinn.

"Aber Transpersonen wissen einfach, wer sie sind und dass es sich richtig anfühlt."
Ein Vergleich braucht eine Referenz, die habt ihr nunmal nicht. Punkt!

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Devoid8  14.02.2024, 08:49
@StanDard1

Doch, David hat es schon vorher geahnt. Siehe die Zitate irgendwo in den Kommentaren hier.

Aber du hast Recht, einem Jungen kann man nicht das weibliche Geschlecht anerziehen. Aber das gilt für cis Jungen genau so wie für trans Jungen.

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