Wie empfindet ihr das Leben in der DDR zu heute?
Die Frage geht an diejenige die in der DDR gelebt haben
24 Stimmen
6 Antworten
Damals war es aber sehr viel schlechter.
Heute kann ich meine Verwandten und Freunde im Westen besuchen. Ich kann dahin reisen, wohin ich will.
Erst der Mauerfall ermöglichte mir eine richtige Jugend mit Großraumdiskotheken, grenzenlosen Unternehmungen, Konzerten von Lieblingsstars und kaufen, was ich will.
Heute haben wir vielfältige Vereine hier, es gibt volle Regale, man kann seine Hobbys ausleben.
Wir haben unser Haus endlich richtig sanieren können, in der DDR fehlte es an Baumaterial.
Heute in der Schule könnte ich viel mehr auswählen: weniger Naturwissenschaften, mehr Sprachen, bessere Möglichkeiten in Kunst, kein jahrelanges Diktat in Werken.
Meine Großeltern wurden in der DDR enteignet.
Im Lehrbetrieb habe ich damals auch mit etlichen Neidern zu tun gehabt, die mir meine Lehrstelle nicht gegönnt haben. Von wegen duftes Kollektiv! Es wurde gepetzt, wenn jemand einen Krankenschein gebracht hatte und dann beim einkaufen in der Kaufhalle gesehen wurde.. Es gab Verräter, so dass manche nicht mal allein zu Geburtstagen in den Westen reisen durften. Und die wenigsten Leute hatten einen ganzen Arbeitstag voll zu tun. Denn es gab viel zu wenig Arbeit für so viel Personal. Allein die großen Verwaltungen waren völlig ineffizient.
Für viele gute berufliche Positionen musste man der SED beitreten. In den 80ern stand darauf auch zwingend der Kirchenaustritt.
Wir hatten Westfernsehen und Westbesuch. Jeder Mensch sah, dass uns der Westen haushoch überlegen war.
Ich hatte nie Probleme, mich in den Kapitalismus einzufinden. Arbeitslos waren wir alle mehrfach, das haben wir gemeistert. Es ist niemand verhungert.
Die 90er wären für mich soweit in Ordnung gewesen, wenn alles in Ordnung gewesen wäre. Ich habe keinen Luxus erwartet, den brauche ich nicht. Ich habe die Jahre hindurch gesehen, wie man alles in das heutige System umgemodelt hat und ich konnte nichts dagegen tun (wenigstens mich selbst da rausbringen).
Auch der Westen, der gesamtdeutsche Staat täte wohl lieber irgendwie anders funktionieren, die Leute stören da nur mit ihren Bedürfnissen ~ das dachte ich erst heute morgen, wie ich in "Live nach 9" (ARD) den Beitrag über den Mangel an öffentlichen sanitären Einrichtungen sah. In Island, könnte ich mir denken, kriegen sie das gratis hin ...
Ich gehör sicher nicht zu denen, die behaupten, dass wir allesamt 24 Stunden am Tag unter dem Knüppel der Stasi gelitten hätten. Ich hatte eine prima Kindheit und bin dankbar, nicht in der heutigen Zeit zur Schule gehen zu müssen.
Aber es war nun mal eine Gesellschaft des Mangels und der Doppelzüngigkeit. Über die Antenne blickten fast alle mit Bewunderung in den Westen. Als Single hätte mir höchstens eine bemooste Wohnung mit Regenwasser-Eimern zugestanden, die Autos sind einem unterm Hintern weggerostet (weil sie jahrzehntelang halten mussten), und viel weiter als in den Thüringer Wald kam man halt nicht.
Für mich haben sich die Verheißungen der Wiedervereinigung zum großem Teil erfüllt, aber ich hatte eben auch einiges Glück. Viele hat die Nachwendezeit mit Abwicklungen, ABM und Alteigentümern so kalt erwischt, dass ich die blauen Antworten absolut nachvollziehen kann. Zurecht fühlen sich viele in ihrem Job unfreier als damals, vor allem aufgrund der Führungsgepflogenheiten und der oft mangelnden Kollegialität unter den Mitarbeitern.
Die Grundangst vor sozialem Abstieg war in der DDR kein Thema. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt.
Trotzdem wünsch ich sie mir nicht zurück.
Es ist halt müßig. Der Wettstreit Ost-West hätte nur ökonomisch gewonnen werden können.
Die Art, wie die DDR zuende ging (in Feierlaune, ohne einen Schuss) sagt sicher auch etwas über den Charakter des Staates aus.
Und: Sie waren ernsthaft für den Frieden. Zumindest das muss man ihnen anerkennen.
Schwerter zu Pflugscharen, so hieß das wohl. Einem wird Angst und Bange, wenn man das mit Putin beobachtet, den ich mal toll gefunden habe, jetzt natürlich nicht mehr.DDR bleibt in den Herzen ihrer Fans bestehen, sicher werden da Probleme auch klein geredet aber was man in der BRD zur DDR wusste: von der damaligen BRD so gewollt: wurde ja nie umsonst als Ost-Zone bezeichnet, man lebte als DDR-Bürger auch nie von Luft und Liebe..
Es gibt da eine schöne Metapher von "Keimzeit", die ich sehr treffend finde:
Flugzeug ohne Räder
Ich empfand das Leben in der DDR "unbeschwerter" als heute. Nach meiner Schulbildung hatte ich eine (Wusch-)Lehre mit Berufsabschluss, eine Wohnung und (für meine Verhältnisse genug) Gehalt. Auch wenn ich keinen Videorecorder hatte oder nicht unbeschränkt in das Ausland reisen konnte/durfte, hatte ich nichts vermisst. Ich kannte es nicht anders...
Man hatte sich entweder als DDR-Mensch mit der Mauer abzufinden - bin Jahrgang 1964, da stand das Ding ja schon! - oder man suchte nach Mitteln und Wegen, raus zu kommen.
Schule: i.O., abgesehen von schrägen Lehrern, die entweder keine Lust oder keine Ahnung hatten, wie man Kindern was beibringt, die den Stoff nicht verstehen, waren aber wenige.
Ausbildung: i.O., auch wenn es nicht für jeden den Traumberuf gab, wenn eben Zensuren nicht stimmten
Beruf: naja: war zwar nicht mein Traumberuf, aber wurde durchgezogen: Lehrzeit ohne Heulerei oder hab mich gar nicht gewagt, da was abzubrechen, Elternhaus hätte das gar nicht erlaubt. Wende oder auch kurz vorher: wenn die DDR-Bürger den Kapitalismus wollten: bitte sehr! War vorher zu sehen, das man auf dem Gebiet der ehemaligen DDR den selben Kram bekommt, wie er schon auf dem anderen deutschen Teil ewig bestand. Und nun muss es gar Ostbeauftragte geben? Empfinde ich auch als Verhöhnung, denn zwei so unterschiedliche Systeme: vereinige die mal als Politiker! Kohl wurde mit faulen Tomaten usw.beworfen, als er sich irgendwie für das zu lange Ausbleiben der blühenden Landschaften wsl.rechtfertigen wollte: das war die Antwort von enttäuschten Deutschen, ach ja: von vielen einst nur als jene beleidigt, die in der "Zone" lebten. Unterschiede zwischen Ost und Wes können nur jene begreifen, die auch mal Besuch machen in der alten BRD, wo man Pfleger usw.viel besser behandelt und bezahlt, als im Osten, als hätten sich ehemalige DDR-Leute für irgendwas zu entschuldigen? Klar (nicht ernst gemeint!) dafür, nicht in der alten BRD geboren worden zu sein.
Mir ging es in der DDR nicht schlecht, man durfte ja auch reisen! War "nur" eine riesige Umstellung, plötzlich auch arbeitslos werden zu können, weil man nicht dem Ruf der Bahnführung folgen wollte:"auf nach Wheil am Rhein, oder man nehme die Abfindung!" Nicht jeder ehemalige DR-Beschäftigte konnte sofort in den alten Westen umziehen, viele wollten es auch nicht..Ich fühlte mich bei der DDR-Bahn wohl, vergleicht man die Zustände (als Beispiel!): eine einzige Katastrophe!
hab das mit großem Interesse überflogen (lese ich evtl.noch einmal..) Auto: na, gab mehr als nur den Trabbi, meine Eltern und ich kamen mit einem anderen Auto (was auch kein Westauto war, nur hab ich komischerweise die Marke vergessen?!) bis nach Rokytnice - damalige CSSR, heute Tschechei - fuhren da Skie. Auto könnte ein Lada gewesen sein oder Moskwitsch, Wartburg war es jedenfalls nicht. Ein Kumpel hatte einen Trabbi, da machte es Spaß mitzufahren auch mein Partner hatte einen Trabbi, den er hegte und pflegte: fahren ja heute noch Kultautos umher: eben die so belachten Trabbis, aber mit denen konnte man wsl.kaum einen tot fahren, die Angst kommt bei mir heutzutage hoch, wenn ich Unvernünftige mit den zu schnellen Autos rasen sehe: ohne Rücksicht auf Verluste, das nur nebenbei..DDR: anders gewesen: dann könnte man sie sich zurückwünschen, aber nicht mit den alten Männern oben an der Spitze, die wohl keine Kritik ertrugen..