Wie denken trans Menschen?

12 Antworten

Es ist viel weniger ein Gedanke sondern eher ein Gefühl.

Es ist nicht so, dass man irgendwann denkt ja ich wäre gerne eine Frau oder ein Mann. Wenn man auch wirklich Trans ist, dann ist es auch keine Phase.

Einige Transmenschen wissen schon als Kind, dass sie Trans sind oder eher männlich oder weiblich. Sie wissen in dem Alter zwar noch nicht was Trans überhaupt ist, aber ob man ein Junge oder ein Mädchen ist weiß man ja einfach. Somit ist es auch keine Jugendphase. Manche finden es auch erst mit 30 oder Älter raus.

Vorallem wenn die Pubertät anfängt merkt man als Transperson, dass das falsch ist was da gerade mit dem eigenen Körper passiert. Wenn man nicht Trans ist, dann passt das Geschlecht auch zu den Geschlechtsmerkmalen, aber bei Transleuten passt das einfach nicht zusammen.

Jede Transperson ist allerdings anders und jede Person macht damit desswegen auch andere Erfahrungen.

Ich persönlich habe es mit 12 ungefähr herausgefunden, ich hatte auch vorher schon echt Probleme mit der Pubertät und hatte auch einen Hass auf meine Geschlechtsmerkmale einfach weil ich mich damit nicht wohl gefühlt habe. Im Sommer bin ich beim heißesten Wetter mit Pullover herumgelaufen, dass niemand meine Brust sehen kann, aber dennoch habe ich mich eingesperrt gefühlt und gleichzeitig auch einfach Hilflos, da ich nichts daran ändern konnte und bevor ich es herausgefunden habe, wusste ich auch nicht, dass es Transmenschen gibt und somit konnte ich meine Gefühle auch nicht einordnen.

Ich habe dann Therapie angefangen, mit 13/14 Hormonblocker, mit 15 Hormone, mit 17 die Mastektomie (Entfernung der Brust) und jetzt bin ich 20 und habe bald meine nächste Op. Ich hatte auch noch nie Zweifel desswegen und fühle mich mittlerweile wohler in meiner Haut. Ich habe aber nie einfach so gedacht ja ich wäre gern ein Mann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin Trans ftm

Transpersonen haben kein Problem mit dem Denken, sondern mit dem Fühlen.

Sie fühlen sich nicht wie das Geschlecht, dass sie bei der Geburt zugewiesen bekommen haben.

Vermutlich werden sie einfach denken, irgenwas stimmt hier nicht.

Vielleicht kann man es mit Phantomschmerzen von jemandem vergleichen, der z.B. ein Bein verloren hat. Obwohl das Bein weg ist, kann der betroffene immer noch Schmerzen im Fuß fühlen.

Das Beispiel ist vielleicht nicht ganz akurat, weil es bei Transpersonen eben nicht um Nerven geht, die falsche Signale senden, sondern eher um Hormone, die der Körper produziert und Gehirnstrukturen, die ggf. eben dem gegenteiligen Geschlecht ensprechen.

Vielleicht hast du schon mal gehört, dass Männer und Frauen manches Unterschiedlich wahrnehmen. Männer haben üblicher Weise einen fokusierteren nach vorne gerichteten Blick, Frauen sind besser darin die Umgebung als Gesamtes zu erfassen. Bei Transpersonen kann das eben genau anders herum sein.

Das ist nun nur ein Aspekt von den Unterschieden, der einzeln betrachtet vielleicht noch keine Transperson ausmacht, aber wenn sich verschiedene solcher Unterschiede summieren kann es eben sein, dass man sich im falschen Körper fühlt.

Um diese Diskrepanz etwas einzudämmen, kann man sein Geschlecht eben anpassen lassen. Nicht alle Transpersonen wollen das ich glaube nur ein kleiner Teil möchte eine Operation, aber es kann halt helfen die Unstimmigkeiten zu reduzieren.

Im Gegensatz zur Geschlechtsangleichung kann man halt keine Gehirnstrukturen verändern. Daher ist eine geschlechtsangleichende OP für viele das einzige um sich "normaler" zu fühlen.

Im übrigen ist es halt wie mit allen Gefühlen. Man kann Gefühle nicht nachvollziehen, wenn man nicht selbst betroffen ist. Und selbst dann fühlt vermutlich jeder Mensch noch anders. Die Frage ist halt, wie man meinen kann, die Gefühle der anderen in Frage zu stellen.

Es ist auch nicht nett zu jemadem der um einen verstorbenen Angehörigen trauert zu sagen, er soll sich mal nicht so anstellen.

Garlond  30.04.2024, 07:05

Hihi, mir fällt gerade auf, dass Problem mit dem Denken haben ja tatsächlich eher die Transgegner.

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Manche denken: "Ich bin ein Mann" und manche "Ich bin eine Frau", so wie es den meisten Menschen geht. In der Pubertät ist man freilich öfter verunsichert und weiß nicht, wer man eigentlich ist. Das hat mir meine Tochter versichert, allerdings dass sie weiblich war, hielt sie für selbstverständlich. Aber nicht jeder fühlt sich in seiner gesellschaftlichen Geschlechtsrolle wohl.

Nein. Man fühlt sich über Jahre hinweg unwohl mit seinem Geschlecht und allem, was dazugehört (z. B. körperliche Merkmale wie Genitalien, Stimme, ... und soziale Sachen wie Pronomen/Name, ...) (also nicht alle trans Menschen fühlen sich mit allem unwohl, für viele sind manche Sachen auch okay).

Beispiel: Wenn du ein Junge bist (ich weiß jetzt natürlich nicht welches Geschlecht du hast, wir gehen einfach für dieses Beispiel davon aus) und ich sage z. B. über dich "Ich war gestern mit ihr ein Eis essen", wie würde es sich für dich anfühlen? Vermutlich nicht richtig. So fühlt es sich als trans Person an.

Oder wir gehen davon aus, dass du ein Mädchen bist und du hast im Gegensatz zu den anderen (biologischen) Mädchen aus deiner Klasse einen Penis (das soll jetzt natürlich nicht realistisch sein): das würde sich doch auch komisch für dich anfühlen, oder?

Ich hoffe, dass ich dir das Thema etwas näher bringen konnte.

Und an alle: denkt daran, auch wenn ihr ein Thema nicht versteht und absolut nicht nachvollziehen könnt, was eine Person zu manchen Sachen gebracht hat: seid einfach tolerant, niemand verlangt, dass ihr es versteht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – bin trans FtM
Und wenn ich mich wie superman fühle? Bin ich dann superman?

Nein. Und eine trans Frau weiß, dass sie keine biologische Frau ist.

So wie eine Stiefmutter weiß, dass sie nicht die biologische Mutter ist. Sie kann und darf sich aber trotzdem als Mutter fühlen. Und bei einer Adoption ist sie auch rechtlich.