Wer versteht das Rentensystem?

9 Antworten

Die Rente wird ja umlagemäßig finanziert, d. h. das was die aktuell erwerbstätigen (Nur die Angestellten und nur sehr wenige Selbständige) einzahlen, wird direkt an die aktuell vorhandenen Rentner ausgezahlt. Umlagefinanzierung nennt man das auch.

Die Geburtenraten seit den Babyboomern (1960-1970er Jahren) gehen jedoch immer weiter zurück. So kommen auf Dauer auf einen zukünftigen Rentner nur noch ein bis 1,2 (Eins-Komma-Zwei!) Angestellte, die dessen Rente bedienen. Das durchschnittliche Monatsgehalt beträgt in Deutschland um die 4.100 Euro. Legt man den Beitragssatz zur Rentenversicherung von aktuell 18,6 % zugrunde kommt dabei eine Rente von ca. 760 Euro monatlich raus.

Verschärft wird das Problem, das aktuell gut 50 % der jungen Menschen studieren bis sie im Schnitt 30 Jahre alt sind, bis sie in Lohn und Brot stehen und damit auch aktiv etwas in die Rentenkasse einbezahlen.

In den 1970er- bis 1990er-Jahren war es nicht unüblich, bereits mit 15-20 Jahren in Lohn und Brot zu stehen!

Darüber hinaus werden die Menschen durch den medizinischen Fortschritt immer älter. Aktuell Neugeborene können mit einer Lebenserwartung von gut 100 Jahren rechnen, wenn es mit dem Fortschritt so weiter geht.

Zusammengefasst eine immer kürzere Einzahldauer ("ich möchte gerne erst Mal schauen was ich im Leben so mache") gepaart mit einer immer längeren Rentenbezugsdauer (90-100 Jahre Lebenserwartung) belasten den Finanzapparat bereits jetzt derart stark, dass der Staat momentan schon ein Drittel seiner gesamten Steuereinnahmen in das Rentensystem reinbuttern muss.

Diese Wahrheit lässt sich binnen Minuten recherchieren nur thematisiert wird es in der aktuellen Tagespolitik nicht so gerne, sondern von den meisten eher verdrängt, weil es halt eine sehr unangenehme Wahrheit ist.

Woher ich das weiß:Recherche

So kompliziert ist das Rentensystem gar nicht. Es basiert darauf, dass die aktuellen Beitragszahler die aktuellen Renten finanzieren. Das funktioniert sehr gut, solange mindestens 3 Beitragszahler auf einen Rentner kommen - vorausgesetzt, es werden durchschnittlich 45 Jahre lang eingezahlt und der Rentenbezug dauert durchschnittlich 15 Jahre.

Durch die demographische Entwicklung kommen wir in den nächsten Jahren in eine Schieflache, weil immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner sorgen müssen. Das zweite, größere Problem sehe ich in der Lohnpolitik, denn die Ausweitung des Niedriglohnsektors und zunehmende Arbeitslosigkeit macht es vielen Beschäftigten unmöglich, angemessen für das Alter vorzusorgen.

Minister Heil hat eine umfangreiche Rentenreform angekündigt, bei der das Umlagesystem insofern modernisiert werden soll, dass man langfristig auf dem Kapitalmarkt anlegt, um die Rente zukunftssicher zu machen - in Schweden klappt das z.B. ganz gut. Dazu muss allerdings ein einmaliger Milliarden-Betrag zur Verfügung gestellt werden, denn die Rentenversicherung baut keine Rücklagen auf.

Trotzdem werden wir nicht darum herumkommen, die Rentenversicherung zu entlasten. Dafür gibt Möglichkeiten:

  • Weitere Bundeszuschüsse aus Steuergeldern (bisher 100 Milliarden € jährlich - vorwiegend für versicherungsfremde Leistungen wie z.B. der „Mütterrente“)
  • gezielte Zuwanderung von Fachkräften (dazu muss der Standort Deutschland attraktiver für Ausländer werden)
  • Erhöhung des Beitragssatzes (das wäre kontraproduktiv, denn es würde jede Zusatzvvorsorge erschweren)
  • Anhebung der Altersgrenzen für den Rentenbeginn (angesichts der demographischen Entwicklung in Zukunft sicher unvermeidbar)
  • Einbeziehung aller Arbeitenden in die gesetzliche Rentenversicherung (auch alle Selbständigen, alle Berufe mit einer berufsständischen Altersvorsorge, Beamte)
  • Überarbeitung des Betriebsrentenstärkungsgeseetzes (durch Steuer- und Beitragsfreiheit nicht nur in der Ansparphase, sondern auch bei Auszahlung)

Das alles muss auf den Prüfstand. Die seinerzeit eingesetzte Rentenkommission hat im März 2020 einige Vorschläge dazu gemacht, die hoffentlich noch irgendwo im Schreibtisch aufzufinden sind.

geheim007b 
Fragesteller
 24.01.2023, 13:13

schöne Zusammenfassung, es gäbe auch die Möglichkeit die Wochenarbeitzeit zu erhöhen (z.B. 50 Stunden statt 40 oder sogar nur 38), Urlaubsansprüche zu reduzieren oder einiges mehr. Das sind alles mittel, um das System eine weile noch am laufen zu halten, trotz allem ist der alles entscheidende Faktor die Anzahl der Einzahler minimum stabil zu halten oder eben die Parameter drastisch zu streichen. Um die 1.5 Geburtenrate auszugleichen brauchen wir minimum 200.000 qualifizierte Einwanderer möglichst mit 20 jahren die direkt hier anfangen zu Arbeiten 45 Jahre lang.

Reformen sind gut, auch ein einmaliger Steuerzufluss (k.a. wie hoch, wird aber in die Billiarden gehen) und wohlgedrungen eben auch die verstärkte Kapitalmarktnutzung). Beim Zuschuss ist die Frage wie wir das im Haushalt finanziert bekommen und bei der Kapitalmarktnutzung ist es eben ein Risiko. Das hat dann aber nichts mehr mit der umlagefinanzierten Rente zu tun.

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okieh56  24.01.2023, 13:26
@geheim007b

Die Rente bleibt trotzdem umlagenfinanziert - der Kapitalertrag wäre nur ein Zuschuss. So ist es in Schweden auch. Dort bekommen aber auch 90% der Rentner eine ordentliche Betriebsrente (was früher auch hierzulande in Großbetrieben üblich war).

Wie wir das alles finanzieren wollen, frage ich mich allerdings auch. Aber es scheint ja momentan kein Problem zu sein, mit 100 Milliarden € und mehr herumzuwerfen.

Infolge der ungesunden Lebensweise unserer Jugend löst sich vielleicht in 40 Jahren auch das demographische Problem ;-)

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UbuRoi  24.01.2023, 18:14
@geheim007b

Wenn die Arbeitsstunden pro Arbeitnehmer erhöht werden, fallen weitere Arbeitsplätze weg.

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geheim007b 
Fragesteller
 24.01.2023, 19:47
@okieh56

den begriff des sozialverträglichen Ablebens hat die SPD schon in den 2000ern geprägt :).

Ich kann es nicht nachvollziehen ob diese 100 Mrd. nur für Sonderaufwendungen ausgegeben werden müssen, ich kann nur errechnen dass eine Umlagefinanzierung auf einem Niveau über dem existenzminimum auf dauer mit schrumpfender Bevölkerung nicht gehen wenn man nicht massiv an den Stellschrauben spielt. Eine Rente ab 90 würde vermutlich dauerhaft Gewinne in die Kassen spühlen so lange die Geburtenrate nicht unter 0.1 fällt oder so :).

Wir werden es sehen, aber ich beobachte und warne vor dem Rentenproblem schon seit über 15 Jahren und es entwickelt sich alles genau so wie ich es erwartet habe. Man zieht die Stellschrauben an bis irgendwann das Gewinde kaputt geht :-). Die nächsten 30 Jahre werden zeige wie es läuft, ich bin wirklich sau froh dass ich nicht einzahlen muss.

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okieh56  24.01.2023, 20:29
@geheim007b

Als Selbständiger hast du ja auch keinen Arbeitgeber, der die Hälfte trägt. Du müsstet viel älter werden, um die eingezahlten Beiträge wieder raus zu bekommen als ein Beschäftigter.

Nicht wenige Selbständige zahlen nichts ein und leben im Alter von Grundsicherung. Ich kenne einige von ihnen.

Ich hoffe, dich betrifft das nicht und du hast eine gute private Altersvorsorge.

Ich bin froh, dass ich seit kurzem im Ruhestand bin und eine sehr gute Rente habe. Spätestens mit Mitte 70 habe ich die eingezahlten Beiträge wieder raus. Allerdings ist das nicht mein einziges Einkommen, denn damit allein hätten meine Frau und ich unseren Lebensstandard nicht halten können.

Überhaupt ist es so, dass die meisten Rentner nicht allein von ihrer Rente leben. Die Rente macht durchschnittlich 75% der Einkommen der Rentenempfänger aus und fast 5 Millionen Rentner haben nach dem Tod des Ehepartners zwei Renten.

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geheim007b 
Fragesteller
 24.01.2023, 21:09
@okieh56

ich könnte mich natürlich gesetzlich Rentenversichern, habe zum Glück auch die Wahlmöglichkeit anderweitig investieren zu können (z.B. immobilien) oder eben auch in die eigene Firma die dann auch ohne mich in aktiver Rolle weiter läuft (tatsächlich bin ich allerdings relativ sicher bis weit über 70, bzw. so lange es geht zu arbeiten weil die Arbeit schlichtweg ein Teil von mir ist und ich sie hoffentlich auch dann noch gern machen werde). Natürlich wird die Zukunft immer unberechenbarer, so Dinge wie Corona haben massive Rückschläge gekostet und möglich ist alles. Stand heute ist aber dass ich (fast) aufhören könnte zu arbeiten und meine Firma dennoch genug erwirtschaften würde, um mich über der Grundsicherung zu halten (+ einnahmen wie aus Miete). Damit kann ich Problemlos leben, denn schon heute sind meine privaten Ausgaben sehr gering weil ich nicht viel brauche um glücklich zu sein.... und ich bin auch nicht der einzige im Haushalt mit einnahmen.

Aber das bringt alles nichts wenn die Welt um einen herum kaputt geht, wenn Altersarmut zur Regel wird mit allen Begleiterscheinungen die das so mit sich bringt und vor dieser Welt fürchte ich mich. Und es ist nicht nur die Rente, es sind so viel mehr Probleme die auf uns zukommen in einer nicht allzu fernen zukunft. Eine andere Prognose ist die Digitale Revolution die erstmal deutlich mehr Arbeitsplätze vernichten wie schaffen wird. Nehmen wir allein das Thema autonome Autos... die sind billiger als Busfahrer, Zugfahrer, LKW Fahrer, Taxifahrer, Paketfahrer usw... das ettliche Millionen. Als folge davon fallen die Kosten für den Transport und die geschwindigkeit nimmt zu. Es gibt keinen bedarf mehr an teuren Einzelhandelsflächen, auch z.B. bei Lebensmitteln. Das ganze kommt aus automatisierten Hochregallagern und wird innerhalb weniger Stunden von fahrenden Lieferdronen ausgefahren.... bequem nach Hause.... gegen Aufpreis auch Express.

Oder nehmen wir ChatGPT welches jetzt schon in aller munde ist. Ich lasse einfache Teilaufgaben (umschreiben von Artikeln) jetzt schon testweise über ChatGPT laufen, das kostet mich nicht mal einen Cent wofür ich früher einer Mitarbeiterin um die 10€ gezahlt habe, bzw. es für 5€ auch habe extern machen lassen von einer billigselbstständigen. Das ist ja aber erst der Anfang, die Entwicklung wird in den nächsten 5 Jahren noch deutlich weiter gehen und die Anwendungsmöglichkeiten sind gigantisch.

Kurzum... ich sehe auch da riesen Probleme auf den Arbeitsmarkt zukommen, aber niemand der sich ernsthaft mit alternativen Steuersystemen (z.B. das besteuern von Maschinen / KIs wenn diese menschliche Arbeitskraft ablösen) auseinander setzt. Ich denke wir werden irgendwann ein model Startrek haben, mit bedingungslosen Grundeinkommen für jeden.... ABER die nächsten 80 Jahre werden sehr sehr sehr schwer für die Menschheit werden, mit einer sehr großen verliererschicht. Ich werde hoffentlich nicht darunter sein, aber ich würde mir dennoch wünschen dass frühzeitig Vorsorge getroffen wird.... beim Rentensystem, beim Steuersystem und bei allen anderen. Nur wenn heute schon für morgen mitgedacht wird.... ich sehe das nur absolut nicht.

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okieh56  24.01.2023, 21:43
@geheim007b

Du sprichst mir aus dem Herzen.

Auch wenn ich nicht so sehr schwarz sehe wie du, hast du im Grundsatz recht. Die Arbeitswelt wird sich drastisch verändern. Unsere Enkel und Urenkel werden eine andere Welt erleben als wir. Aber das konnte man vor 100 Jahren auch sagen. Die Entwicklung geht nur immer schneller voran.

Du hast alles richtig gemacht und wirst deinen Ruhestand genießen können, so wie ich es momentan tu.

Alles Gute!

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sarah3  06.02.2023, 18:46

Fast richtig bis auf das Einbeziehen weiterer Zahler, da dies nur weitere Ansprüche erzeugt

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okieh56  06.02.2023, 20:00
@sarah3

Selbstverständlich erwachsen daraus Ansprüche. Aber dafür werden auch Beiträge gezahlt. Es kann nicht sein, dass gerade Gutverdiener sich aus dem Sozialsystem raushalten.

Allein mit den Beiträgen ist die Rente schon lange nicht mehr finanzierbar - ca. 25% muss der Bund zuschießen - vor allem für sog. versicherungsfremde Leistungen.

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sarah3  06.02.2023, 21:16
@okieh56

Da die Rente auf en

Äquivalenzprinzip beruht, funktioniert deine Argumentation nicht sorry nein.

Den Fehler hat Adenauer mit dem Spruch Kinder bekommen die Leute immer gemacht. Das hätte man mit dem Pillenknicknin den 70er korrigieren müssen

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okieh56  06.02.2023, 21:34
@sarah3

Es funktioniert, wenn die Renten nicht allein mit den Beitragszahlungen finanziert werden, sondern zunehmend aus Steuern. Allein durch die Modernisierung der Produktion fallen Beiträge weg, denn Roboter zahlen keine Sozialversicherungsbeiträge - sie bringen aber Gewinn und dieser wird versteuert.

Was hast du gegen eine vernünftige Familienplanung?

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sarah3  06.02.2023, 23:53
@okieh56

Nichts aber gegen Kartenhäuser die man schon vor 50 Jahren hätte Umbauen müssen und nein Maschinenstwuern führen schlicht zur Abwanderung

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okieh56  07.02.2023, 12:33
@sarah3

Von Ökonomie scheinst du nicht viel zu verstehen.

Maschinen und Industrieroboter sorgen für Wachstum und damit für mehr Wohlstand, nicht für Abwanderung. Ganz im Gegenteil, sonst würden nicht so viele Menschen aus „Entwicklungsländern“ nach Deutschland kommen wollen.

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sarah3  07.02.2023, 14:38
@okieh56

Maschinensteuern führen zur Abwanderungen von FIRMEN - dachte soweit kannst du denken

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okieh56  07.02.2023, 16:43
@sarah3

Nicht die Maschinen zahlen Streuen, sondern diejenigen, die davon profitieren. Auch in anderen Ländern muss man den Gewinn versteuern.

Das Steuersystem ist progressiv. Je höher die Einnahmen, desto höher der Steuersatz. Er war in Deutschland war der Spitzensteuersatz mal bei 52% und beträgt jetzt nur noch 42%, der Höchststeuersatz 46%.

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sarah3  07.02.2023, 17:42
@okieh56

siehe heute schon wo Amazon und co ihre Gewinne versteuern. Den Steuer- und Subventiotionswettbewerb solltest du kennen.

Wg dem Soli liegt der spitzensteuersatz höher als von dir angenommen.

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okieh56  07.02.2023, 17:43
@sarah3

Der Solidaritätszuschlag ist keine Steuer - aber längst nicht mehr gerechtfertigt.

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sarah3  07.02.2023, 17:48
@okieh56

Höchststeuersatz sind damit 45 (nicht 46) plus 5,5% also 50,5% - ganz früher waren es 56%. Wobei man nicht vergessen darf, dass der Verlauf nie wirklich an die kalte Progression angepasst wurde

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sarah3  07.02.2023, 18:00
@okieh56

Wurde gerade anders entschieden mit der Gerechfertigkeit und natürlich ist er eine Steuer und daher nicht zweckgebunden, anders als eine Gebühr/Beitrag wie der Rundfunkbeitrag, der bewusst um den ÖRR möglichst unabhängig zu machen eben nicht aus den Steuern finanziert wird

“Der Solidaritätszuschlag (Soli) ist eine einkommensteuerliche Annexsteuer (Zuschlagsteuer) bzw. eine Ergänzungsabgabe (§ 3 Abs. 1 AO), bei der die Bemessungsgrundlage die Einkommensteuer (Lohn-/Körperschaftsteuer) selbst ist (§ 3 Abs. 1 SolZG).“ aus dem Steuerlexikon

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Es gibt genügend Stellschrauben, an denen man drehen kann: Renteneintrittsalter, Höhe der Rente, Rentenbeitragshöhe, was man ohne Beitragszahlungen anrechnet, was man an versicherungsfremden Leistungen zweckentfremdet, was Vater Staat noch finanziell zuschießt.

Mit dem erforderlichen politischen Willen haben wir auch ein tragfähiges System.

geheim007b 
Fragesteller
 24.01.2023, 11:00

Stimmt, darum wird die Rente auch immer weiter sinken, die Beiträge steigen und das Eintrittsalter auch steigen. Auch die Wochenarbeitszeit wird man wieder erhöhen müssen. Trotz allem läuft es darauf hinaus dass immer weniger von der Rente leben können, und wenn die Rentenabgabe steigt auch immer weniger privat vorsorgen können. Das Zweckentfremden vom Rententopf ist auch längst vorbei, 2020 wurden z.B. erstmals über 100 Mrd in die Rentenkassen reingebuttert aus Steuermitteln (weil es schon längst nicht mehr reicht).

Das System ist selbstverzerend sobald es nicht mehr wächst. Es hat zu Bismarks Zeiten wunderbar funktioniert weil eben immer mehr Menschen nachgekommen sind, aber das ist die absolute Grundvoraussetzung die seit den 70ern nicht mehr gegeben ist.

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zalto  24.01.2023, 11:16
@geheim007b

Ein Automobil ist auch selbstverzehrend, wenn man es fährt. Trotzdem kann man gut damit fahren: Man muss halt regelmäßig den Tank füllen, sonst bleibt es stehen.
Vom Idealbild einer Rentenversicherung, die sich aus eigener Kraft komplett selbst trägt, müssen wir uns verabschieden. Dafür leben wir zu lange und erziehen in dieser längeren Zeit zu wenige Kinder. Rente wird ein Zuschussgeschäft bleiben - es sei denn, man entscheidet sich für den Weg steigender Beiträge, steigenden Eintrittsalters und geringerer Renten.

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geheim007b 
Fragesteller
 24.01.2023, 11:23
@zalto
Man muss halt regelmäßig den Tank füllen, sonst bleibt es stehen.

um beim Verbrenner zu bleiben: was macht man wenn der letzte Liter Öl gefördert wurde? :-).

Rente wird ein Zuschussgeschäft bleiben - es sei denn, man entscheidet sich für den Weg steigender Beiträge, steigenden Eintrittsalters und geringerer Renten.

Das war sie nicht immer... früher hat man große gewinne gemacht die dann zweckentfremdet wurden. Das Problem ist aber dass es ein immer mehr steigendes Zuschussgeschäft wird. Klar, wenn wir sagen Rente mit 100 dann ist die Rente gerettet. Aber unter realen Umständen sind wir bei allen Faktoren langsam am Limit. Wir können das Eintrittsalter nicht unendlich hochschrauben, genauso wenig wie die anderen Faktoren. Die Rente wird immer mehr steuerfinanziert werden bei immer mehr Einschränkungen. Es ist ein Teufelskreis der einfach mal auf den Tisch muss.

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zalto  24.01.2023, 11:55
@geheim007b

Ich sage: wo ein politischer Wille ist, ist auch ein Weg. Kein Rentner muss zukünftig darben, nur weil das Rentensystem schwächelt.
Grundlegende Systemkritik ist erlaubt, aber konsequenterweise muss man dann noch ein paar mehr unangenehme Themen ansprechen:
- Pro Jahr werden 100.000 Kinder in Deutschland abgetrieben - die meisten davon hätten Rentenbeiträge gezahlt. Dieser "Luxus" hat seinen Preis.
- Ungesteuerte Zuwanderung in die Sozialsysteme. Die Wohltaten, die man da an Fremde verteilt, könnte man auch an Rentner verteilen. Jeder Euro lässt sich aber nur einmal ausgeben.
- Fehlende Produktivitätszuwächse: Während die Leistungsfähigkeit von Computersystemen exponentiell wächst, steigt die Produktivität nur langsam und linear. Warum schaffen wir es nicht, viel mehr Maschinen für uns arbeiten zu lassen? Sind wir zu doof dafür? Ein paar clevere Tech-Milliardäre können das.

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Dass dieses Problem angegangen wird, ist schon seit Blühms Zeiten, "Die Rende isch sicher", höchtst unpopulär.

Es gibt ja wieder einmal neue Vorschläge zur Finanzierung, wo man nicht mehr den "künftigen Rentner" dazu anhält, sich an der Börse, u.U. zu verspekulieren, jetzt will das endlich der Staat übernehmen; hoffentlich funktioniert das besser als Bahn oder Post!

das Problem ist, das die Ursache Jahrzehnte zurück liegt und man damals hätte anfangen müssen gegenzusteuern.

Die Lösung wäre gewesen die Renten bereits vor 40 Jahren zu senken und die Beiträge zu erhöhen und das Geld über einen Staatsfond anzulegen um von deren Erträgen späterer Renten der babyboomer zu zahlen. Aber damals konnte man das Problem noch gut ignorieren. Es war angenehmer und politisch sicherer nichts zu tun

geheim007b 
Fragesteller
 24.01.2023, 10:51

seit die Geburtenrate in den 70ern unter 2 gefallen ist wäre das wichtig gewesen, aber auch das hätte nicht endlos gehalten. Wir sind jetzt 50 Jahre unter 2 und wir werden auch absehbar nicht mehr über 2 kommen. Das System funktioniert aber nur so, also muss das System als solches mal hinterfragt werden.

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seza176  24.01.2023, 11:24
@geheim007b

Bei dem aktuell durchschnittlichen Monatsbrutto von gerade Mal 4.100 Euro sind zwei Erwerbstätige für eine:n Rentner:in aber auch noch zu wenig. Das sind ja dann in Summe auch nur um die 1.500 Euro Rente monatlich. Das hat doch mit Wertschätzung nichts zu tun, wenn man mit soviel Brutto mit einer so mickrigen Rente, die ja wahrscheinlich nur für die eigene Bleibe reicht, abgespeist wird.

Da gefällt mir der Wahlplakat-Spruch von der PARTEI sehr gut:

Kosten senken - Rente abschaffen

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Stefan1248  24.01.2023, 11:52
@seza176
Kosten senken - Rente abschaffen

wie wäre es mit einem Schleudertag wie in Die Dinos?

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UbuRoi  24.01.2023, 10:55

Die Belastung der Ex-DDR-Ossis und Russlanddeutschen, welche nie eingezahlt haben, wäre dadurch auch nicht gemildert worden.

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