Was sind das für Leute, die dauernd Angst vor dem Gendern verbreiten?
Angeblich wird die deutsche Sprache "vergewaltigt". Diese Leute wollen die "Schönheit der Sprache" bewahren und können oft selbst kein richtiges Deutsch. Warum regen die sich ganztägig über solche Lappalien wie Gendern auf?
9 Antworten
Findest du es wirklich schön: Bürger*innen zu sagen statt Bürgerinnen und Bürger? In einem Musikstück mag man auch keine falschen Töne.
Und wirkt es nicht verkrampft, wenn man meint, ständig von Studierenden und Wählenden schreiben zu müssen, statt auch mal Studenten und Wähler?
Wem bringt es etwas? Eine Frau, die kaum ihre Stromrechnung bezahlen kann und Pfandflaschen aus Mülleimern sammeln muss, was bringt der das Gendern?
Man könnte die "Wähler" natürlich anders umgehen und "die Wahlberechtigten" sagen oder statt "Studierende" "die für ein Studium Eingeschriebenen". Das ist natürlich noch komplizierter.
Nicht dass ich fürs Gendern bin, ich bin aus zwei Gründen dagegen:
Erstens, es ist unnatürlicher Sprachwandel "von oben", der viel zu schnell geht und deshalb Menschen gegen sich aufbringt.
Und zweitens: Ich, als Frau, fühlte mich noch nie von Begriffen wie "Wähler" diskriminiert und frage mich bis heute, WER denn wirklich vom Gendern profitiert, also sich vorher ausgeschlossen vorkam und, falls dies eine winzig kleine Minderheit ist, warum wir anderen dann alle auf diese Menschen eingehen sollten, statt Wege zu finden, wie sie sich auf andere Weise inkludiert fühlen.
Die einzigen Menschen, die sich betroffen von der gewachsenen Sprache fühlen könnten, wären mMn nichtbinäre Menschen, weil für die weder "Wähler" noch "Wählerinnen" noch "Wähler und Wählerinnen" passen würde oder eben Frauen, die hypersensibel sind.
Ich, als Frau, habe z.B. - obwohl ich immer ein gewisses Interesse an Sprache hatte, schon als Kind - noch nie empfunden, dass ich eigentlich nicht zu einer "Mannschaft" gehören dürfte, weil ich weiblich bin und es nicht "Frauschaft" heißt. Auf solchen Ideen basiert aber ja das Gendern.
Mich würde wirklich eine exakte Umfrage aller Deutschen interessieren, in der erhoben wird, wer sich seit wann und wie stark von der gewachsenen Sprache ausgeschlossen fühlt und bei welchen Begriffen genau. Also, bei allen oder nur bei bestimmten. Und: Schon vor der Einführung des Gendersternchens oder erst hinterher. Und falls hinterher: Wie schließt dieser Mensch aus, dass ihm das durch die Thematisierung subtil eingeredet wurde?
Gegen neutrale Begriffe wie "Wahlberechtigte" statt "Wähler" hätte ich persönlich nichts, aber "Wähler*innen, gesprochen "Wähler, innen" hört sich für mich künstlich an, stört den Sprachfluss und führt oder zu Missverständnissen (meinen wir alle Wahlberechtigten oder nur Wähler, die sich innen im Gebäude befinden? Wenn wir die nämlich meinen UND gendern, sagen wir "Wähler innen innen". Das wird dann extrem missverständlich.
Falls es z.B. zu Protesten von Wahlberechtigten kam, und die Wahlberechtigten im Gebäude aufeinander losgingen, die draußen aber friedlich blieben, dann wäre so eine Formulierung denkbar: "Die (gesprochen) Wähler innen innen wurden handgreiflich." Wer, bitte, versteht so etwas noch spontan, wenn er es nur gesprochen hört?
Wer kann komplett durchgegenderte Texte flüssig lesen und beim ersten Mal verstehen? Jedenfalls mit Genderstern gegenderte?
Das sehe ich genauso. Hinzu kommt noch, dass ich mir jetzt immer ein -in anhängen soll, was ich sexistisch finde. Ohne das -in fühlte ich mich gleiberechtigt, jetzt soll ich immer erst mal betonen, dass ich eine Frau bin (die ja eh für alles zu dumm ist und deshalb immer betonen muss, dass sie doch kann). Eigentlich eine Beleidigung.
Ich persönlich finde es übrigens noch behindertenfeindlich. Nicht gegenüber jedem Menschen mit Behinderung, aber gegenüber jenen, die schon Probleme mit der normalen Sprache haben, die eigentlich vereinfachte Texte benötigen. Das war ja auch mal ein Konzept, das gepusht wurde, aber meines Wissens zugunsten des Genderns in den Hintergrund geriet. Wie soll jemand, der schon Probleme mit dem Lesen einfacher Texte hat, Texte mit lauter Sternchen und Alternativendungen verstehen? Dazu noch Alternativartikeln ("der*die Lehrer*in" oder "die Lehrer*innen")?
Ich würde mir wünschen, die Sprache würde natürlich wachsen, sich also in dem Tempo verändern, in dem die Mehrheit aus der Sprachgemeinschaft bestimmte Worte in ihren Wortschaft aufnimmt - nicht, indem einige wenige diktieren, wie wir anderen ab jetzt zu sprechen haben!
Das "Fräulein" ist z.B. ganz problemlos aus der Sprache verschwunden, ohne, dass das jemand zum Schutz der Frauen diktiert hätte! Ebenso "der Herr" in der Alltagssprache. Früher hätte man gesagt "der Herr dort drüben", heute sagt man meist "der Mann dort drüben" und keiner hat es diktiert, es wurde einfach von der Mehrheit der Deutschen so angenommen - langsam, wie Sprachwandel natürlicherweise passiert!
Ich weiß auch nicht. Ich kenne ehrlich gesagt niemanden, der Angst vor Gendern hat, weder Befürworter noch Gegner.
Aber ich kenne viele Menschen, die nichts aufgezwungen haben wollen. (Nicht nur bei der Sprache). Es ist gerade eine Zeit, wo viele Menschen das Gefühl haben, dass durch sehr viele neue Regelungen, Vorgaben und neue Gesetze, die Menschen drangsaliert werden, die Freiheiten genommen werden und das die Freiheit immer weiter zu kurz kommt. Manche reden gar von Grüner- oder Umweltdiktatur.
Vielleicht ist das das Problem. Denn es gab auch schon Artikel, die behauptet haben, dass Gendern an Schulen eingeführt werden soll (also Pflicht) oder auch Politiker, die das gefordert haben.
Die meisten, die ich kenne, sagen, wenn jemand gendern will, dann soll er halt gendern. Aber er soll es uns und den Kindern nicht vorschreiben.
Ich finde es einfach nervig und störend das muss ich ehrlich sagen. Und ich bin der Deutschen Sprache sehr wohl mächtig. Wieso kann man es nicht so lassen wie es war es macht nur alles unnötig Kompliziert. Damals erschuff Gott 2 Geschlechter das sind Mann und Frau und da gibt es für mich auch nichts anderes. Entweder Mann oder Frau. Warum muss man um alles so ein Drama machen.
Gendern ist absolut keine Lappalie. Das ist eine gefährliche Ideologie, mit der die Ideologen versuchen das Denken ihres Gesprächspartners zu beeinflussen. Wer das Denken beherrscht, der hat die Oberhand.
Diese Ideologen versuchen damit, die Gesellschaft zu erziehen. Weil die Leute aber nicht erzogen werden wollen, lehnen sie diese Sprache und die Ideologie ab. So kommt es zur Spaltung der Gesellschaft und genau das habe ich mit der Gefahr gemeint.
Die einzigen, die sich über die Gender Gaga Sprache freuen, sind die Faschisten in der AfD. Die haben einen direkten Vorteil dadurch, denn für sie ist diese Sprache eine kostenlose Wahlkampfhilfe, eben weil 80% der Deutschen diese Ideologie hassen.
Und wenn die Wählenden der Wahl fern bleiben und die Studierenden in der Kneipe sitzen (vielleicht studieren sie gerade die Biersorte)..... Das ist einfach falsches Deutsch. Genauso wie die toten Radfahrenden.
Mit einem Konzert und falschen Tönen habe ich das Gendern auch schon verglichen, aber ein User meinte, das würde ihn auch nicht stören.