Was ist an das dreigliedrige Schulsystem so schlecht?
Was gibt es daran auszusetzen, dass es Hauptschule, Realschule und Gymnasium gibt? Wenn es der Gesellschaft in diesem Land dient. Es hat System.
4 Antworten
Ich glaube ein großer Kritikpunkt ist nicht Mal unbedingt die Aufteilung, sondern der Zeitpunkt der Aufteilung. In den meisten Bundesländern geschieht dies nach der 4. Klasse, heißt man teilt 10 Jährige schon nach Leistung ein. Manchmal wird vergessen, dass es im deutschen Schulsystem Auf- und Abstiegsmöglichkeiten gibt und daher fällt oft das Argument die Aufteilung nach Klasse 4 würde über das Leben der Kinder bestimmen. Es sei zu früh 10 Jährigen zu vermitteln du wirst Mal studieren und du wirst Mal eine Ausbildung im Handwerk machen, dabei gibt es so viele Möglichkeiten in Deutschland und auch so viele Wege ohne den "klassischen" Gymnasium Weg zu studieren. Ich kann den Punkt verstehen, dass bei machen Schülern erst etwas später der Schalter im Kopf umlegt und sie erst etwas später durchstarten, ihr Potenzial entdecken, mehr für die Schule machen usw., aber sie können ja auch dann noch wechseln oder andersherum wenn jemand merkt Abitur ist nichts für mich, man erwirbt auch am Gymnasium die mittlere Reife und kann entsprechend nach Klasse 10 gehen und eine Ausbildung beginnen oder sonst was. Ich kann hier notting auch nur zustimmen, dass es für Schüler sogar angenehmer ist, wenn sie mit Schülern zusammen lernen, die ein ähnliches Interesse am Lernen haben und ich sag Mal eher auf einem Niveau sind. Und wenn jetzt jemand ganz unzufrieden ist mit der Aufteilung, es gibt auch Gesamtschulen in Deutschland, die eben genau gegen die Aufteilung in Gymnasium, Realschule, Hauptschule sind und wo Schüler aller Niveaus gemeinsam unterrichtet werden. Mein Kritikpunkt an Gesamtschulen ist aber, dass es aus meiner Sicht nicht gut funktioniert, wenn Schüler mit so unterschiedlichen Bedürfnissen in einer Klasse sitzen. Die Guten werden sich drosseln, weil sie nicht als Streber abgestempelt werden wollen (und es sie vielleicht irgendwann auch nervt, dass sie immer alles wissen) und die Schlechteren versuchen ihr Nicht Können zu überdecken und machen z.B. einen auf Klassenclown oder cool. Vielleicht ist es auch einfach meine Sicht als Person, die nichts anderes als das Gymnasium und Grundschule aus eigener Erfahrung kennt, aber mir wäre die Gefahr für Unter- und Überforderung an Gesamtschulen zu groß und die Belastung für die Lehrer ebenfalls.
Ich kann deinen Punkt der Spaltung gut nachvollziehen, aber ich denke es sollte nicht die Aufgabe der stärkeren Schüler sein, den schwächeren zu helfen, sondern der Anspruch der Schulen und Lehrer sollte es sein jeden Schüler zu fördern und zu fordern und dementsprechend Schwächen und Potentiale entdecken.
Aber vielleicht können zum Beispiel in der Gesamtschule lernschwache Schüler den lernstarken Schülern das Handwerk beibringen und die lernstarke Schüler bringen den lernstarken Schülern halt naturwissenschaftliche Fächer bei.
Wie kommst du darauf, dass die lernstarken Schüler in handwerklichen Sachen schlecht sind und die lernschwachen Schüler gut?! Wer lernschwach ist, lernt auch handwerkliche Sachen schlecht.
Ich bin im wesentlichen ein guter Schüler gewesen und handwerklich auch nicht schlecht. Aber die meisten schlechten Schüler waren auch total assi drauf, haben mutwillig Werkzeuge beschädigt und z. B. mich gemobbt.
Ich war heilfroh, als die Deppen (damals größtenteils offenbar "Bio-Deutsche") nach der 4. Kl. in die Hauptschule abgeschoben wurden.
notting
Das ist nur ein Beispiel und keine Verallgemeinerung. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Mein Cousin ist geistig behindert, aber handwerklich ist er sehr talentiert. Nicht nur der Arbeitsgeber ist begeistert von ihm, sondern auch seine Familie im Haushalt. Dafür ist er sehr schlecht in Sprachen. Sein Bruder ist gut in Sprachen und geistig gesund, aber dafür schlecht im Handwerk.
Sein Bruder ist gut in Sprachen und geistig gesund, aber dafür schlecht im Handwerk.
Wenn keine nachweisbare neurologische Sache vorliegt, liegt es meist mit daran, dass man den Kindern nicht früh genug mit Spaß das jew. Thema nahegebracht hat.
Wie gesagt, ich konnte schon als Kind handwerklich einiges und meine Postings hier schreibe ich ohne Rechtschreib-/Grammatik-Prüfung und Englisch kann ich auch recht gut.
Und meine Erfahrung ist eben, dass es zuviele Deppen gibt, die einfach keinen Bock weder auf handwerkliche noch auf geistige Arbeit haben, also ohne dass sie nachgewiesene neurologische Probleme haben.
notting
Weiß ich auch nicht. Die meisten die meckern, haben keine Ahnung von den Wechsel-/Upgrade-Möglichkeiten und dass lernwillige Schüler froh sind, weniger stark lernunwillige Klassenkameraden zu haben - die meist auch noch viel mobben um ihren Frust rauszulassen.
Sprachprobleme sollte man eben mit gezielten Sprachkursen angehen, ggf. eben selbstbezahlt. Die meisten Deutschen die ins nicht-deutschsprachige Ausland gehen erwarten auch nicht, dass man ihre Sprache spricht und kümmern sich selbst darum.
Und wenn Lehrer Hochbegabung nicht erkennen, hat auch länger alle zusammen IMHO keinen Vorteil.
notting
Wenn es der Gesellschaft in diesem Land dient.
Dient es denn der Gesellschaft in unserem Land? Bei den Pisa-Studien hat man gesehen, dass die Länder mit späterer Differenzierung und/oder Gesamtschul-Systemen besser abgeschnitten haben.
Ich kann dazu meinen Fall beitragen. In der Grundschule war ich ein eher schlechter Schüler, weil ich permanent unterfordert war und mich der Lernstoff eher gelangweilt hatte. Dazu hatte ich eine Lehererin, die ihre Empfehlungen eher nach der witschaftlichen Herkunft der Schüler als nach ihren Leitungen aussprach. Nur dem wehementen Engagement meiner Mutter hab ich es zu verdanken, das ich wenigstens auf die Realschule gehen konnte.
Meine Grundschullehrerin hätte mich auf die Hauptschule schicken wollen, und da wäre ich warscheinlich wieder massiv unterfordert gewesen und hätte vor lauter langeweile wohl maximal einen schlechten Hauptschulabschluss geschafft.
Den Realschulabschluß hab ich dann mit Qualifikation geschafft und anschließen noch Abi gemacht. Aber ohne die Unterstützung meiner Mutter hätte das nicht funktioniert, mit einer weniger engagierten Mutter hätte ich verkackt.
Ich sehe das dreigliederige Schulsystem gar nicht mal als unbedingt schlecht an, auch wenn natürlich alles Vor- und Nachteile hat.
Ich habe mich selbst von der Förderschule, über die Hauptschule bis zum Studium hochgearbeitet und so ziemlich alle Schulformen durchlebt.
Dadurch das man auch auf der Hauptschule in der Regel die mittlere Reife mit Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe erwerben kann, ist das Schulsystem nach oben hin bereits sehr durchlässig. Auch jemand wo zur 5. Klasse auf eine Hauptschule eingeschult wurde, kann so nach der 10. Klasse in die gymnasiale Oberstufe wechseln und Abi machen.
Bei uns haben von denen die an der Hauptschule die mittlere Reife gemacht haben knapp die Hälfte danach das Fachabitur oder das Abi gemacht.
Natürlich bieten aber auch Sekundarschulen oder Gesamtschulen ihre Vorteile. Ob dieses Modell tatsächlich besser ist oder nicht, muss sich langfristig zeigen.
Bei dreigliedrigen Schulsystem bleiben starke und schwache Schüler unter sich. Somit können Hauptschüler eher selten einen höheren Abschluss erreichen. Starke Schüler entwickeln weniger soziale Kompetenz sich mit schwächeren Schüler auseinander zu setzen.
Ich finde man kann sich andererseits aber auch besser gegenseitig unterstützen, wenn man auf dem gleichen Level lernt.
Auch an einer Sekundar- oder Gesamtschule wird differenziert unterrichtet nach verschiedenen Lernstufen.
Ja das ist ein berechtigter Kritikpunkt von dir an Gesamtschule. Aber vielleicht können zum Beispiel in der Gesamtschule lernschwache Schüler den lernstarken Schülern das Handwerk beibringen und die lernstarke Schüler bringen den lernstarken Schülern halt naturwissenschaftliche Fächer bei.
Bei dreigliedrigen Schulsystem bleiben starke und schwache Schüler unter sich. Somit können Hauptschüler eher selten einen höheren Abschluss erreichen. Starke Schüler entwickeln weniger soziale Kompetenz sich mit schwächeren Schüler auseinander zu setzen.
Zudem muss man berücksichtigen, das gymnasial Schüler meist gut betuchte Eltern haben und Hauptschüler meist aus sozial schwachen und armen Elternhaus kommen. Das sorgt für Diskriminierung und Spaltung der Gesellschaft mit fehlender Berücksichtigung der individuellen Entwicklung jedes Kindes und verpasste Potentiale.