Was haltet ihr vom Kommunismus?

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Kommunismus ist eine Gesellschaft ohne Klassen und Staat. Das bedeutet, dass die Menschen sich nicht mehr durch ihre Besitzverhältnisse voneinander unterscheiden, dass also kein Reicher mehr die Armen für sich arbeiten lassen und sie ausbeuten kann. Stattdessen besitzen alle den gleichen Zugang zu den Produktionsmitteln (Fabriken, Werkzeuge usw.) und auch zu den damit hergestellten Produkten. Die Arbeit dient nicht mehr dazu, den Reichtum des Chefs zu vermehren und Waren auf den Markt zu werfen, sondern dazu, die menschlichen Bedürfnisse gezielt zu befriedigen.

Kommunismus und Demokratie sind zudem keine Gegensätze. Ganz im Gegenteil ist die Demokratisierung der Wirtschaft gerade eine Kernforderung der Kommunisten, die von selbsternannten Demokraten aus dem liberalen und konservativen Spektrum vehement abgelehnt werden würde.

Der Kommunismus richtet sich aber sehr wohl gegen bürgerliche Formen der Demokratie wie ein Parlament oder ein Präsidialsystem und stellt diesen ein Rätesystem entgegen, dass die künstliche Trennung von politischer und wirtschaftlicher Sphäre aufhebt und in dem die Deligierten sich vor ihrer Basis verantworten müssen, jederzeit abwählbar sind und keine Privilegien genießen.

Für die absolute Mehrheit der Menschheit, die unter Ausbeutung, Armut, Unterdrückung, Imperialismus, Krieg, Krise und Umweltzerstörung leidet, wäre der Kommunismus natürlich eine bessere Alternative. Ein objektives Interesse an der Erhaltung des Kapitalismus hat hingegen nur die kleine Minderheit von kapitalistischen Unternehmern, die vom derzeitigen System profitiert.

Gerade weil diese Klasse der Kapitalisten aber die wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht auf sich konzentriert, hat sie auch die Möglichkeiten, unter der breiten Bevölkerung Rechtfertigungen für ihre privilegierte und herrschende Stellung zu streuen, mit anderen Worten Ideologie und Propaganda zu verbreiten. Mit kapitalistischer Ideologie ist man z.B. in der Schule oder in den Massenmedien ständig konfrontiert und auch die übrigen Antworten hier geben solche Vorstellungen wieder, wie z.B. folgende:

  • dass der Kapitalismus Leistung belohnen würde und jeder reich werden könnte, wenn er sich nur genügend anstrengt. Tatsächlich basiert immenser Reichtum nicht auf der eigenen Arbeit, sondern auf der Ausbeutung der Arbeit anderer Menschen. Die Chance, tatsächlich aus bescheidenen Verhältnissen in den Club der Reichen aufzusteigen, ist verschwindend gering, trotzdem bringt diese Aussicht viele Leute dazu, sich selbst mit ihren Ausbeutern zu identifizieren und aus diesem Grund z.B. Vermögenssteuern abzulehnen, obwohl sie selbst davon profitieren würden.
  • dass der Kapitalismus schon immer existiert hätte und der menschlichen Natur entsprechen würde - hat er nicht und tut er nicht. Kapitalismus und mit ihm profitorientiertes Wirtschaften und Lohnarbeit sind in Europa erst seit wenigen Jahrhunderten vorherrschend und wurden in anderen Erdteilen noch später eingeführt. Die menschliche Natur ist eben nicht festgelegt, sondern wird von den gesellschaftlichen Bedingungen geformt. Im Kapitalismus werden Eigenschaften wie Gier und Egoismus stärker an die Oberfläche gekehrt und gefördert als Solidarität und Kooperation, zu denen der Mensch ebenfalls fähig ist. 
  • dass Kommunismus mit stalinistischer Diktatur gleichzusetzen ist - ist er nicht. Die Oktoberrevolution in Russland erzeugte eine bisher noch nie dagewesene Form der Rätedemokratie und Rechte für Frauen und nationale Minderheiten. Dass diese Errungenschaften nicht von Dauer waren und die Rätedemokratie durch die stalinistische Diktatur abgelöst wurde, war nicht eine unvermeidbare Folge des kommunistischen Programms, sondern der spezifischen damaligen Bedingungen, d.h. der Armut Russlands, der Zerstörung und Entvölkerung des Landes nach Welt- und Bürgerkrieg und der globalen Isolation nach dem Scheitern der Revolutionen in den stärker industrialisierten Ländern wie Deutschland. Die kapitalistischen Großmächte haben durch den Versuch, die junge Sowjetunion militärisch zu zerschlagen, selbst ihren Teil dazu beigetragen, sie zu einem autoritären Staat umzuformen.
  • dass der Kapitalismus sich bändigen lassen würde, z.B. in Form einer "sozialen Marktwirtschaft". An den grundlegenden Spielregeln und Widersprüchen ändert auch ein Grundmaß von sozialer Absicherung nichts, dadurch kann die Zunahme der Ungleichheit nur verlangsamt werden, aber nicht aufgehalten oder umgekehrt, und auch Krisen und imperialistische Kriege bleiben unvermeidlich. Zudem sollte man sich vor Augen führen, dass alle sozialen Regelungen in harten Kämpfen vom Kapitalismus errungen wurden und in Momenten der Schwäche der Arbeiterbewegung deshalb auch wieder verloren gehen können, wie es in Deutschland im Zuge des Neoliberalismus seit den 80er Jahren der Fall ist.
leChatNoir267  19.02.2024, 22:13

Wirklich, sehr sehr gut zusammengefasst, chapeau. Sag mal, hättest du etwas dagegen, wenn ich die Antwort kopiere um sie bei ähnlichen Fragen zu verwenden (es sei denn, du hast dort bereits geantwortet)?

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Vorneweg: Den Kommunismus gab es noch nie, das was gemeinhin fälschlicherweise so bezeichnet wird, nennt sich Realsozialismus.

Kommunismus ist der Zustand nach Überwindung des Kapitalismus. Der, wie er durch seine Probleme, die ihm inhärent sind und unfähig zu lösen ist und durch seine offensichtlichen Widersprüche und gegensätzlichen Klasseninteressen beweist, überwunden werden muss, wenn die Menschheit unausgebeutet fortbestehen und überhaupt existieren möchte, denn eine Planwirtschaft und damit andere Produktionsweise könnte den Klimawandel effektiver eindämmen, als es der Kapitalismus je können wird.

Ich würde dir, damit du eine Begründung für meine Begründung hast, folgendes empfehlen:

Das kommunistische Manifest (Große Klassiker zum kleinen Preis, Band 93) https://amzn.eu/d/f3OAL8v

Das Kapital: Kritik der politischen Ökonomie: Ungekürzte Ausgabe nach der zweiten Auflage von 1872. Mit einem Geleitwort von Karl Korsch aus dem Jahre 1932: https://amzn.eu/d/aW4LX8Y

Woher ich das weiß:Hobby – Anhänger und Student des Marxismus/Leninismus

Kommunismus steht im Gegensatz zum Kapitalismus und ja das finde ich gut. Wobei eine Mischform auch interessant wäre. Kommunismus steht nicht im Gegensatz zur Demokratie. Es kann eine kommunistische Partei demokratisch gewählt werden und regieren...

fubar1871  30.10.2023, 09:09
Es kann eine kommunistische Partei demokratisch gewählt werden und regieren

Dann hat man aber immer noch keinen Kommunismus, sondern immer noch den Kapitalismus und eine Demokratie.

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WeiserSatz  30.10.2023, 13:25
@fubar1871
Dann hat man aber immer noch keinen Kommunismus, sondern immer noch den Kapitalismus und eine Demokratie.

Kapitalismus eben nicht, Demokratie schon. Kapitalismus lebt davon, dass die einen mehr haben als die anderen - das widerstrebt dem kommunistischen Konzept, dass alle in etwa gleich viel haben. Also freier Kapitalismus und Kommunismus schließen sich aus. Genauso wie Diktatur und Demokratie sich gegenseitig ausschließen. Ich denke ich habe es bereits eindeutig erklärt, wenn du noch Verständnisprobleme damit hast, belies dich gerne dazu oder stelle eine Frage, aber belehre nicht andere mit so einem Quark. Bei mir bist du jedenfalls jetzt blockiert.

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fubar1871  30.10.2023, 15:03
@WeiserSatz
belies dich gerne dazu 

Wer sich auch nur minimal mit dem Kommunismus beschäftigt hat, der weiß, dass Kommunismus immer in einer Diktatur endet und sich nicht mit Demokratie vereinbaren lässt!

Es kann eine kommunistische Partei demokratisch gewählt werden 

Auch wenn man wählen kann, ändert es nichts daran, dass es eine Diktatur ist, wenn nur eine Partei zur Wahl steht.

Bei mir bist du jedenfalls jetzt blockiert.

Da bin ich doch mal froh, dass wir nicht in Kommunismus leben, denn dann würdest du Andersdenkende gleich beseitigen lassen.

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Ontario  15.04.2024, 10:58

Kommunismus hat noch nie funktioniert und wird auch nicht funktionieren Das musste schon K Marx erkennen.

Klar kann eine kommunistische Partei bei uns gewählt werden, wenn sie die 5% Hürde überschreitet LINKE., BSW als Beispiel.

In all den Diktaturen die es gibt, leidet das Volk Keiner hat Interesse daran, mehr zu tun als er muss. Die Menschen werden ausgebeutet. Da muss man nur mal nach China schauen unter welchen Bedingungen da gearbeitet werden muss. Wie lange die Arbeitszeiten täglich sind und welcher Lohn dafür bezahlt wird.

Oder Nordkorea, wo die Menschen einer brutalen Diktatur unterworfen sind. Denen fehlt es an allem Doch dieser Kim Jun leidet nicht unter Mangel.Die Menschen dürfen das Land nicht verlassen. Bei jeder Familie muss ein Bild von dem "geliebten" Führer, Kim Jun in der Wohnung hängen.. Das wird auch kontrolliert. Finden die Kontrolleure kein Bild vor, dann hat das Strafen zur Folge.

Doch die Oberen, die das Sagen haben, wissen den Kapitalismus sehr zu schätzen. Denen fehlt es an nichts.

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die grundidee(eine gesselschaft ohne klassen,wo alle genug zu leben haben),ist sicherlich nicht schlecht,nur wie es dann umgesetzt wurde...

Massenmord, Stasi und Elend sich nicht meine Favoriten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung