Was genau haben Rechtsextreme bzw. Nazis gegen Juden?

8 Antworten

Die Judenfeindschaft war seinerzeit keine Erfindung der NSDAP oder Adolf Hitlers, sie hat in Deutschland und Europa eine lange Tradition. Seit dem Mittelalter wird die Feindschaft gegen Juden religiös begründet, Juden werden für den Tod von Jesus verantwortlich gemacht. Im 19. Jahrhundert bildet sich eine scheinbar wissenschaftliche Rassenlehre heraus und der Begriff Antisemitismus wird geprägt. Dahinter steckt die Behauptung, dass semitische Völker (zu denen die Juden gehören) anderen Völkern unterlegen seien und somit auch als Fremdkörper und Schädlinge angesehen. Schon vor dem ersten Weltkrieg entstehen Parteien, die eine weitgehende Ausgrenzung der Juden befürworten. Der Antisemitismus ist in großen Teilen der Bevölkerung verbreitet, auch unter Intellektuellen. Statt den Ursachen nachzugehen, werden tatsächliche oder vermeintliche Probleme der Gesellschaft vornehmlich den Juden angelastet, die auf diese Weise als Sündenböcke herhalten müssen. Das gilt vor allem für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als die völkische Rechte den Juden die Niederlage von 1918 und die Novemberrevolution anlastet. Wenn von "Novemberverbrechern" die Rede ist, dann sind in erster Linie Juden, Marxisten und Freimaurer gemeint. Aus dieser fanatischen und reaktionären Haltung entsteht eine fundamentale Gegnerschaft zur Weimarer Republik die als "Judenrepublik" diffamiert wird. Juden gelten als minderwertig aber gefährliche Feinde, die die "Arier" in einer "Weltverschwörung" bedrohen und es sind diese Einstellungen die der politische Nährboden für Adolf Hitler und seine Nationalsozialisten sind.

LG aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Bodesurry  10.10.2024, 19:48
keine Erfindung der NSDAP

Das ist richtig. Nur war der Judenhass bis 1933 auf einem kleinen Niveau. Der Boykott der jüdischen Geschäfte zum Beispiel wurde zur Enttäuschung der Nazis zu Beginn schlecht befolgt.

Erst die ständige Propaganda von Josef Goebbels hat Schritt für Schritt den Judenhass ansteigen lassen.

Stressika  10.10.2024, 20:03
@Bodesurry

Bereits während der Weimarer Republik, zur Zeit der größten Not im Volk, waren viele Bürger im Reich der Meinung, das die jüdische Bevölkerung aufgrund ihrer Geschäfte in lebenswichtigen Bereichen in die eigene Tasche gewirtschaftet hätte und somit hauptverantwortlich für das Leid und die Not im Reich sind. Ihre zum Teil starken Stellungen in der Wirtschaft, der Presse, Film- und Theaterwesen wurde aufgrund ihrer eigentlichen prozentual geringen Anzahl in der Bevölkerung als unangebracht empfunden. Im deutschen Volk herrscht also oftmals die Meinung, das der Jude das Kapital beherrsche und viele Spitzenpositionen besetzen würde. Es trifft also mit der "Machtübernahme" der Nationalsozialisten eine durchaus explosive Mischung zusammen.

Als die Nationalsozialisten an der Macht sind, wird der beginnende Boykott und die Maßnahmen gegen die Juden von einem Großteil der Bevölkerung als gerechtfertigt und mit Genugtuung aufgenommen. Es kann also nicht die Rede davon sein, dass das Volk zurückhaltend war.

LG aus Tel Aviv

Bodesurry  10.10.2024, 20:19
@Stressika

Es gab Bürger, vor allem Geschäftsleute, die in der Weimarer Republik so dachten, das ist richtig. So krass negativ denkend über Juden, wie Du es beschreibst, waren jedoch wenige.

einem Großteil der Bevölkerung als gerechtfertigt und mit Genugtuung aufgenommen

Das widerspricht zahlreichen Biografien. Sowohl von Juden als auch von Nicht-Juden der damaligen Zeit.

Josef Goebbels und seine Männer haben "sehr gute" Arbeit geleistet.

Schon in den Schulen wurde den Kindern auf perfide Art der Judenhass gelehrt.

Die Autorin des Buches „Daniel, mein jüdischer Bruder“ erzählt, dass sie als Schülerin der 1. Klasse in der Schule ein Buch durchnahmen mit dem Titel „Der Giftpilz – ein Stürmerbuch für Jung und Alt“. Darin waren Juden mit betont hässlichen Gesichtern abgebildet. Sie hatten hervorquellende Augen, dicke, krumme Nasen und die Männer trugen struppige Vollbärte. Sie zeigen alle einen hinterhältigen und verschlagenen Gesichtsausdruck. Ihr Körperhaltung waren gekrümmt und einige hatten einen Buckel.

 Im Weiteren erzählt die Autorin, dass die Lehrerin ein grosses Plakat zeigte, auf der ein angeblicher Judenjunge dargestellt war. Der Junge hatte ein hässliches Gesicht, schmuddelige Kleider und struppiges Jahr. Er sei ein Dieb, sagte die Leherin, und würde aufrührerische Reden gegen gute, „arische“ Menschen führen. So wie er seien alle Judenkinder, man müsse sich vor ihnen in Acht nehmen. Die Schülerin wagte gegen eine solche Darstellung zu protestieren. Sie sagte, die Juden, die sie kenne, die würden diesem Bild nicht entsprechen. Darauf bekamen sie und ihre Eltern ziemliche Probleme.

Im weiteren die führenden Nazis, die immer und immer wieder in ihren Reden den Juden die Schuld gaben oder vor ihnen warnten.

Dieser Samen des Judenhasses wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

Diese Menschen sind psychisch krank. Sie sind für Fakten nicht empfänglich und hören lediglich auf ihr Bauchgefühl, welches wiederum von Fake News befeuert wird. Daraus entstehen dann Angst und somit Ekel.

Sinti und Roma werden für eklig gehalten (kein fester Wohnsitz, wirken auf Rechte damit potenziell unhygienisch und kriminell), ebenso dunkelhäutige Menschen (mit der dunklen Hautfarbe wird ebf. Unhygiene und Krankheit in Verbindung gebracht), weiter geht es mit queeren Menschen und bei den Juden ist es dann eine angebliche Weltverschwörung.

Im Mittelalter gab es schließlich auch die Hexenverbrennung.

Wie gesagt, alles basiert auf der Zuwendung zu Fake News und Bauchgefühlen.

Die Judenfeindlichkeit ist fast schon so alt wie das Judentum selbst. Klar, man braucht halt einen Sündenbock:

Religiöser Antisemitismus
Die älteste Form stellt der religiöse Antisemitismus dar, der sich auf die jüdische Religion bezieht. Er „entwickelt sich aus der Absolutsetzung der eigenen Auffassung von Religion, die wiederum mit der pauschalisierenden Ablehnung und Diffamierung von allen anderen Glaubensformen verbunden ist.“2 Während im Christentum den Juden vor allem die Tötung Jesu Christi zugeschrieben wurde, bildete im Islam der Vorwurf, dass die Juden den neuen Propheten Muhammad nicht als solchen anerkannten, den Ursprung für die religiöse Diskriminierung. 
Sozialer Antisemitismus
Der soziale Antisemitismus hat seinen Ursprung in der gesellschaftlichen Außenseiterrolle der Juden, die sich in Europa seit dem Mittelalter oft auf Handel und Finanzdienstleistungen spezialisierten bzw. spezialisieren mussten. Aus den geschäftlichen Erfolgen einzelner jüdischer Personen und Familien erwuchs später der Mythos der Beherrschung der internationalen Finanzwelt durch die Juden.
Politischer Antisemitismus
Die Basis des politischen Antisemitismus bildet die Idee einer weltumspannenden geheimen Verschwörung des Judentums mit dem Ziel, die Politik sämtlicher Staaten zu kontrollieren und im jüdischen Interesse zu dirigieren. Zur Verwirklichung dieser Pläne werden den Juden oftmals überragende intellektuelle und soziale Fähigkeiten unterstellt, allerdings durchgehend negativ konnotiert.
Rassistischer Antisemitismus
Deutlich jünger als die drei erstgenannten Varianten ist der rassistische Antisemitismus. Seine Vertreter waren seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bemüht, angebliche biologische Defizite einer jüdischen Rasse herauszuarbeiten und deren verderblichen Einfluss auf die jeweils anderen, „höherwertigen“ Menschenrassen nachzuweisen. Der rassistische Antisemitismus bildete die ideologische Grundlage für die Ermordung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten.
Sekundärer Antisemitismus
Der sekundäre Antisemitismus ist bestimmt durch den Versuch, das Gedenken an den Holocaust zu diffamieren oder dessen historische Existenz infrage zu stellen. Insbesondere politische Akteure im Nahen und Mittleren Osten versuchen, durch die Leugnung des Holocausts das Existenzrecht des Staates Israel, dessen Gründung im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Völkermord an den europäischen Juden steht, zu bestreiten.
Antizionismus
Antizionismus schließlich zielt auf die vollständige Beseitigung des Staates Israel ab. Dessen Existenz wird zu einem Grundübel der Weltpolitik und zur Gefahr für den Frieden erklärt. Der israelisch-palästinensische Konflikt wird dabei als jüdischer „Vernichtungskrieg“ gegen die Palästinenser dargestellt. Da in Deutschland antisemitische Äußerungen als Volksverhetzung strafrechtlich belangt werden können, argumentieren Verfechter des Antizionismus teilweise damit, dass ihre Propaganda sich ausschließlich gegen den Staat Israel, nicht jedoch gegen das Judentum an sich richte und Antizionismus demzufolge nicht antisemitisch sei. Angesichts der Tatsache, dass Israel der einzige jüdische Staat der Welt ist und dass seine Vernichtung zwangsläufig den Tod und die Vertreibung von Millionen Juden zur Folge hätte, entpuppt sich diese Argumentation jedoch als Kunstgriff, mit der die tatsächliche Stoßrichtung des Antizionismus verschleiert werden soll.3 

Quelle: https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/publikationen/DE/islamismus-und-islamistischer-terrorismus/2019-06-antisemitismus-im-islamismus.pdf?__blob=publicationFile&v=7 (S. 9-12)

Irgendwer musste ja Schuld sein.

Diese Schuld wurde häufig auf Minderheiten abgewälzt. Damals wie im Mittelalter waren die Juden diese Minderheiten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin Ausländer :-)