Was denkt ihr, wie viele Leute, die sich als bisexuell sehen, das eigentlich nicht sind?

8 Antworten

Die sexuelle Orientierung ist eine Frage der eigenen Identität. Wer sich als bi identifiziert, ist bi. Was Außenstehende darüber denken, ist irrelevant. Es steht dir einfach nicht zu, anderen vorschreiben zu wollen, welche sexuelle Orientierung sie "eigentlich" haben.

Es mag sicher einige geben, die zunächst glauben, dass sie bi sind und später merken, dass sie in Wahrheit homosexuell sind. Es gibt ja keine Verpflichtung dafür, dass man ein einmal gewähltes Label für immer behalten muss. Wie viele das sind, darüber gibt es aber keine statistischen Zahlen.

Klar ist, dass die Bi+ Community die zahlenmäßig größte Untergruppe der LGBTQ-Gemeinschaft ist. Und dass bisexuelle Tendenzen sehr weit verbreitet sind. In Deutschland gab in einer repräsentativen Umfrage mehr als ein Drittel der jungen Erwachsenen an, nicht ausschließlich hetero oder homo zu sein. In Großbritannien waren es sogar 46 %, also fast die Hälfte. Aber nicht jeder davon identifiziert sich auch explizit als bisexuell. In Großbritannien waren es z. B. "nur" 16 %. Viele identifizieren sich trotzdem als heterosexuell - etwa, weil die Attraktion rein körperlich ist, emotional aber nur zu Menschen des anderen Geschlechts eine Anziehung besteht (manche nennen das auch heteroflexibel oder bi-neugierig).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin bisexuell. 💕💜💙
Reinkanation 
Fragesteller
 06.12.2023, 11:15

Bisexuell ist wer beide Geschlechter sexuell atraktiv findet. Mit Identität hängt das nicht zusammen

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Darwinist  06.12.2023, 11:36
@Reinkanation
Bisexuell ist wer beide Geschlechter sexuell atraktiv findet.

"Bi" bedeutet zwar "zwei", bezieht sich aber nicht auf zwei Geschlechter, sondern auf hetero (verschieden) und homo (gleich). Bisexualität in der Ursprungsbedeutung meint Menschen, die sich somit zu Menschen des gleichen und eines anderen Geschlechts hingezogen fühlen können. Das schließt mehr als zwei Geschlechtsidentitäten ein, neben Mann und Frau z. B. auch Nichtbinäre, Transpersonen, Intersexuelle, ...

Ansonsten gibt es für den Begriff Bisexualität keine einheitliche Definition. Für manche schließt sie neben der sexuellen auch die romantische Anziehung zu Personen verschiedener Geschlechterzugrhörigkeit ein. Andere trennen ganz strikt dazwischen. Daher können zwei Menschen zu ganz unterschiedlichen Selbstidentifikationen kommen, obwohl ihre Sexualität im Grunde genommen gleich ist.

Mit Identität hängt das nicht zusammen

Doch. Ausschließlich sogar. Du kannst die sexuelle Orientierung eines Menschen nicht von außen messen oder daran festmachen, mit welchem Geschlecht er oder sie häufiger das Bett teilt. Entscheidend ist, was jemand selbst in sich fühlt und wie er oder sie sich damit selbst identifiziert.

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Reinkanation 
Fragesteller
 06.12.2023, 11:55
@Darwinist

Man kann die Sexuelle Orientierung nicht messen alerdings macht die Aussage das man sich als in dem Fall bisexuell identifiziert einen nicht bisexuell

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Darwinist  06.12.2023, 12:05
@Reinkanation
alerdings macht die Aussage das man sich als in dem Fall bisexuell identifiziert einen nicht bisexuell

Doch. Warum auch nicht? Wenn jemand sich als bi identifiziert, ist er auch bi.

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Reinkanation 
Fragesteller
 06.12.2023, 12:07
@Darwinist

Weil es nunmahl so ist. Mit deiner logik arguntieren übrigens auch die Leute die Homosexuelle heilen" wollen

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Darwinist  06.12.2023, 12:46
@Reinkanation

Entschuldige, aber das ist doch Blödsinn.

Es gibt einfach einen Unterschied zwischen dem, als was man sich selbst identifiziert und dem, was man nach außen kommuniziert. Du darfst nicht vergessen, dass es auch sehr gefährlich sein kann, wenn jemand seine wahre sexuelle Orientierung nennt. In vielen Ländern würdest du leider ins Gefängnis kommen oder sogar zum Tod verurteilt werden, wenn du dich als bi- oder homosexuell outen würdest. Natürlich macht dich das nicht wirklich heterosexuell - aber innerlich identifizierst du dich dann ja auch trotzdem als bi oder homo.

Und wer behauptet denn, dass die eigene Selbstidentifikation im Lauf des Lebens gleich bleiben muss? Dass man die sexuelle Orientierung an sich nicht ändern kann, ist mir schon klar. Denn die ist angeboren. Die eigene Sichtweise darauf kann sich aber sehr wohl ändern und damit auch das Label, mit dem man sich bezeichnet (so man denn überhaupt ein Label nutzen will).

Ich hab mich z. B. während meiner Pubertät als hetero identifiziert. Obwohl ich damals schon den einen oder anderen Jungen attraktiv fand und bei der Masturbation gleichgeschlechtliche Fantasien hatte. Ich hielt es damals für pubertäre Neugier und eine Liebesbeziehung konnte ich mir nur mit einer Frau vorstellen. Für mich war damals völlig klar, dass ich hetero bin. Heute identifiziere ich mich als bi, obwohl sich an meiner sexuellen Orientierung gar nichts Grundlegendes geändert hat. Verlieben kann ich mich immer noch nur in Frauen, sexuell finde ich auch Männer toll. Genau wie damals. Geändert hat sich nur das Label, das ich für mich passend finde.

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Garlond  06.12.2023, 14:29
@Darwinist

Da Sexualität genetisch verankert ist und üblicher Weise sexuelle Attraktion von Sexualhormonen gesteuert ist, muss man wohl unterscheiden, zwischen dem was man ist und dem als was man sich identifiziert.

Genau wie bei der Anzahl der Geschlechter muss man unterscheiden ob man von Biologie oder Soziologie spricht.

Es bringt also wenig, sich stundenlang gegenseitig zu widersprechen, wenn man sich nicht auf die Parameter einigt.

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Darwinist  06.12.2023, 15:29
@Garlond
Da Sexualität genetisch verankert ist und üblicher Weise sexuelle Attraktion von Sexualhormonen gesteuert ist, muss man wohl unterscheiden, zwischen dem was man ist und dem als was man sich identifiziert.

Du kannst nicht biologisch "messen", welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat. Das wurde versucht, rief aber zu Recht heftige Kritik hervor: https://eprints.gla.ac.uk/250349/1/250349.pdf

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Ich denke, es sind nicht all zu viele Menschen, die sich quasi "fälschlicherweise" als Bisexuell outen.

Natürlich sind vor allem jüngere Menschen oft unsicher, was ihre sexuelle Orientierung betrifft, daher gebe ich hier immer den Rat mit, dass man sich nicht direkt labeln muss.

Allerdings möchte ich darauf hinweisen: selbst wenn sich jemand erst als bi oitet, und dann später als was anderes...das geht alle anderen nichts an. Wenn jemand also sagt, er/sie sei bisexuell, hat man das erst Mal so hinzunehmen und nicht zu hinterfragen.

Manche Menschen, die bisexuell sind, stellen vielleicht später fest, sie sind doch homosexuell. Manche stellen fest, so wie ich früher, dass sie eigentlich Omnisexuell sind. Und bei anderen ändert sich nichts daran.

Dass Bisexualität als "Zwischenstufe" zwischen Hetero und Homo gesehen wird, sehe ich allerdings kritisch. Bisexuell ist eine eigene sexuelle Orientierung. Wenn man jetzt bisexuellen Leuten einredet, sie sind zwischen homo und hetero und, klingt das allerdings so, als sei ihre sexuelle Orientierung nicht "vollständig" bzw. nicht valide.

Daher rate ich davon ab, Bisexuell als "Zwischenstufe" zu bezeichnen. Keine Bisexuelle Person schuldet irgendjemandem eine Erklärung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der LGBTQ+ Community

Ich vermute mal, dass es deutlich weniger sind, als Leute, die sich als Hetero und Homo sehen, und eigentlich bi sind.

Es erscheint mir einfach als logisch, das man sich, wenn man die biologische Möglichkeit hat, Männer und Frauen attraktiv zu finden, aufgrund äußerer Umstände, mehr auf der einen oder der anderen Seite sieht.

Dagegen kann ich es nicht nachvollziehen, dass man sich als etwas identifiziert, das man gar nicht fühlen kann, weil man z.B. gar nicht auf die entsprechenden Pheromone anspricht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst Homo und schon viel erlebt.

Ich denke das es sehr viele sind.

Weil man sich z.B. unsicher ist, ob man beide Geschlechter mag oder nur eines. Eventuell ist man noch in der Phase wo man sich ausprobiert, was gefällt und was nicht.

Nur wenn ich mal Sex mit dem gleichen Geschlecht hatte bin ich nicht gleich bi. Eventuell war es mal ein Abenteuer.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Persönliche Meinung und Ansicht

grundsätzlich spielt es keine Rolle, welche sexuelle Orientierung man hat - man ist auch nicht verpflichtet, dies jedem zu erläutern bzw. sich zu "outen" - es geht nämlich niemand etwas an

nun die andere Seite, also rein auf eine Person X bezogen: in sehr jungen Jahren ist man manchmal sehr unsicher, was die eigene Sexualität anbelangt - die Entwicklung läuft nicht nach einem eng vorgeschriebenem Zeitplan ab - deshalb fragt sich manch junger Mensch, warum er immer noch mehr mit seinem Kumpeln abhängt, als sich ein Mädchen zu suchen: soll er sich allein deshalb schon als homosexuell "einstufen" - oder vielleicht als bi ? eine solche Frage kann man sich eher im Alter ab rund 18 Jahren beantworten - da wissen die meisten über sich Bescheid

dennoch: niemand muss sich in eine Schublade stecken lassen - er/sie wird so akzeptiert, wie er/sie ist