Wie war eurer Coming-Out?

7 Antworten

Mein Comming-Out ist jetzt ca 16 Jahre her. Es war holprig. Wenn ich nun behaupten würde das war alles super einfach und ging mir locker von den Lippen wäre das eine Lüge. Ich habe auch ewig lange überlegt diesen Schritt zu gehen. Ich war 16/ oder 17 Jahre und habe noch zu Hause gewohnt. Das ich lesbisch bin wusste ich natürlich bereits, aber sonst niemand. Ich hatte auch kein Bedürfnis es zu erzählen. Den Schritt bin ich erst gegangen als ich tatsächlich meiner erste feste Freundin hatte. Heute lebe ich offen lesbisch aber die Zeiten und Ansichten haben sich ja massiv gewandelt. Dennoch rate ich immer dazu ein Outing erst vorzunehmen wenn man sich dieser Sache sicher ist. Für mich persönlich wäre es nämlich sehr unangenehm es alles zu erzählen und dann zu sagen, nee doch nicht ;-) Wichtig ist auch das Umfeld. Man kann ja abschätzen wie eine Familie das aufnimmt. Wenn man noch bei seinen Eltern wohnt und abhängig ist wäre ich auch sehr vorsichtig. Dir alles Gute 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Zunächst einmal habe ich lange gebraucht, um es überhaupt herauszufinden bzw. mir "sicher zu werden".

Meine Freunde waren immer auf dem neuesten Stand und haben mich auf dem Weg begleitet. Ihnen gegenüber musste ich mich also nie explizit "outen". Sie wussten, dass ich "auf der Suche bin", waren informiert, wie es läuft und haben irgendwann erfahren, dass ich mir "sicher bin".

Meiner Verwandtschaft habe ich es erst gesagt, als sich die Sache bei mir "stabilisierte hatte". Ich wollte keinen Einfluss von dieser Seite haben.

Im allgemeinen haben es fast alle Leute gut aufgenommen. Lediglich meine (vermeintlich) beste Freundin habe ich "verloren". Sie war selbst bisexuell. Möglicherweise hatte sie Gefühle für mich und irgendwann war die Hoffnung weg - und damit auch sie, von einem Tag auf den anderen, ohne Vorankündigung, Begründung, Gespräch, etc.

Ich weiß nur, dass sie eine depressive Phase bekommen hat und "verschwunden ist". Dass mein vorheriges "Coming-Out" die Ursache war, ist eine (naheliegende) Vermutung meinerseits. Möglicherweise hatte es überhaupt nichts mit mir zu tun.

Also ich habe mich vor 3 Jahren bei meiner Besten Freundin als Bi geoutet. Hab mich über WhatsApp geoutet. (Sehr unpersönlich, nicht zu entfählen). Sie hat sich für mich gefreut.

Bei meiner Schwester habe ich mich vor einen Jahr geoutet. Ich hatte es ihr per Brief geschrieben. Sie fand das voll süß und wir waren schon zusammen auf einen Csd. Sie ist aber auch selbst Pansexual und A-Sexual.

Bei meinen Eltern habe ich mich vor 3 Monaten geoutet. Wieder per Brief. (Du musst dich nicht per Brief outen aber ich bin ein Mensch der Gespräche vermeidet) Sie haben es entspannt aufgenommen und meinten sie lassen das ganze erstmal auf sich ruhen.

Wünsche dir viel Glück und Erfolg bei deinen Coming Out. Hab keine Angst und steh zu deiner Sexualität.

Lg Marie

Hatte nie ein Coming out, habe einfach immer so gelebt, wie ich war.

Gut, ich war eh tierisch unbeliebt in der Schule, da war das glaube ich eh schon egal, ob ich jetzt auch noch auf Frauen stand (bzw. heute weiß ich, ich bin pansexuell).

Habe geküsst, wen ich wollte, wann und wo ich wollte auch.

Meinen Eltern habe ich es auch nie gesagt, die haben das schon früh genug bemerkt. Meine Mutter fands anfänglich schade, weil es dann keine Enkelkinder gibt, mein Vater war wenig begeistert und was soll ich sagen: Beide mussten damit klar kommen, denn man wird so geboren und bleibt so und das ist richtig, gut und perfekt.

Bei mir ist das bald über 20 Jahre her, da war die Welt noch eine andere.

Es dauerte eine Woche, bis ich nach meiner ersten Begegnung den Mut aufbrachte, mich zu outen. Das erste Mal war ich bei meiner Chefin, da sie und ich gute Freunde geworden waren. Sie lächelte über beide Ohren! Ich wusste, dass zwei meiner Kolleginnen bi waren, aber ich wusste nicht, dass die andere Kollegin und meine Chefin beide Femme-Lesben waren. Sie hat mich im Club willkommen geheißen! Die anderen folgten bald. Ich treffe meine Tochter jede Woche eines Morgens zum Kaffee; Als ich es ihr aus Angst vor dem Schlimmsten erzählte, gratulierte sie mir! Sie wusste, dass ich viele Jahre lang Probleme mit Männern hatte, und sagte mir, dass dies wahrscheinlich ein Ende damit haben würde. Ich traf meinen Sohn zum Mittagessen, machte dasselbe mit ihm und erzielte die gleichen Ergebnisse. Auch meine Freundinnen gratulierten sehr. Nur meine Mutter war skeptisch, obwohl sie seit über 10 Jahren nicht mehr mit einem Mann liiert war. Aber was sich herumspielt, kommt auch – nach etwa einem Jahr hatte auch sie ihr Coming-Out! Innerhalb von drei Monaten zogen wir zusammen. Wir versprachen unseren Familienmitgliedern, dass wir, sobald wir uns wohl fühlten, einen Pot-Luck-Sonntagsbrunch veranstalten würden. Was wir getan haben. Es war so aufregend, jetzt nicht nur sechs von uns in meiner Familie zu haben, sondern vier weitere in meiner Großfamilie.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Outen-so extrem schwierig zu machen, aber danach so lohnend!