Warum wird man Krankenschwester?

5 Antworten

Hey,

mit Ausbildung war ich 9 Jahre in der Pflege (Krankenhaus) gewesen.

Ohne Zweifel ist es ein Job, der viel fordert: Arbeit an Wochenenden und Feiertagen, Schichtarbeit (verbunden mit der ständigen Umstellung von Tag- und Nachtarbeit) und teilweise auch Überstunden.

Bei dem Thema Bezahlung konnte ich tatsächlich nie meckern, im öffentlichen Dienst hat man (meiner Meinung) nach mit Schicht-, Nacht- und Feiertagszuschlägen gut verdient, als Vollzeitkraft hatte ich mit der monatlichen Nachtarbeit einen Anspruch auf 39 Urlaubstag - was echt viel ist im Vergleich mit anderen Branchen.

Warum ich mich damals für den Beruf entscheiden habe, hatte damit zu tun, da ich unbedingt etwas in einem sozialen Bereich machen wollte.

Auch habe ich gerne in dem Beruf gearbeitet, trotz der Nachteile die es mit Schichtarbeit etc. gab, hat man viel von den Patienten an Dankbarkeit zurückbekommen. Ebenfalls hatten wir im Team eine super Zusammenarbeit in den Diensten. Die Schichtarbeit hatte zudem auch den Vorteil, mal unter der Woche frei zu haben, was man wunderbar für organisatorische Dinge, z.B. einen Arztbesuch oder ähnliches nutzen konnte.

Toll finde ich auch die Weiterbildungsmöglichkeiten, die der Job mit sich bringt. Beispielsweise habe ich drei Jahre nach Ausbildungsende die Praxisanleiterweiterbildung gemacht, sodass ich für die praktische Ausbildung der Auszubildenden auf Station tätig war, was mir auch Spaß gemacht hat.

Kurz gesagt: Ich bereue es nicht, in der Pflege meine Ausbildung gemacht zu haben und dort Berufserfahrung gesammelt zu haben. Auch wenn ich seit mittlerweile einem Jahr aus dem Schichtalltag draußen bin, bin ich dem Bereich Pflege treu geblieben und arbeite nun in der Pflegebildung.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.

LG Markus

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Menschen werden krank, manchmal erleben Menschen Krisen (körperlich, emotional, psychisch).

Ich habe "das Talent" oder besser gesagt die Fähigkeit Menschen in so einer Situation zu erreichen, für sie da zu sein.

Viele meiner Patienten*innen vertrauen sich mir gerne an und erzählen mir von ihren ganzheitlichen Problemen.

Die Rolle der Krankenschwester gibt mir dabei ganz klare Strukturen, ich verliere mich nicht persönlich in ihren Problemen. Dennoch fühle ich mit Ihnen.

Oftmals reicht es aus, dem Menschen einfach mal eine "Bühne" (eine Gelegenheit) zu geben, sich mitzuteilen.

Das frühe Aufstehen und der allgemeine Ekel der mit diesem Job verbunden ist (Sche**e, P*sse, K*tze, Blut, Wundheilungsstörungen, Geruch/Gestank) stört mich nicht. Gehört eben dazu.

Nicht zu vergessen sind die Wochenend und Nachtzuschläge. Darum ist auch das gar nicht schlimm für mich.

Bob Kelso (Scrubs) hat mal sehr treffend formuliert: "Es geht nicht darum, dass Sie Ihre Patienten mögen, sondern dass Ihre Patienten Sie mögen."

Die meisten Patienten sind dankbar und wissen zu schätzen, was ich für sie tue. Das äußert sich nicht immer in einem gesagten "Danke", sondern auch einfach mal in einem lieben Blick, einem Handauflegen. Einfach zu sehen, dass ich dem Patienten helfen konnte mit dem was ich tue oder sage, gibt mir Kraft für den nächsten Patienten. Für die Patienten sind Krankenschwestern und Pfleger extrem wichtig. Und mir sind meine Patienten sehr wichtig. Ich bin gerne für sie da.

Ein Helfersyndrom erkenne ich hierbei nicht. Ich kümmere mich gut und gerne auch um mich selbst, weiß wo ich mich abgrenzen muss, wann ich eine Pause brauche, kenne meine Ressourcen. Bevor ich mich um andere kümmern kann, muss ich mich vor allem um mich kümmern. Selbstfürsorge ist unabdingbar in diesem Job.

Ich habe mich mal in einem Büro Job versucht. Das war echt der schlimmste Job meines Lebens. Langweilig, bewegungslos vor diesen zwei Bildschirmen, stumpf, trocken- so habe ich es empfunden. Auch das Kollegium ist im Büro ganz anders als auf Station.

Da habe ich mich auch oft gefragt, warum meine Kollegen"innen diesen Job freiwillig ausüben.

😉

LilaInPink  09.12.2023, 11:52

Danke, dass es so tolle Menschen wie dich gibt. 🙂

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Es gibt einem schon ein gutes Gefühl, wenn man den Leuten hilft und sie dankbar dafür sind.

Aber ich hab zu viel Elend gesehen und körperlich auch selber stark drunter gelitten. Die Ausbildung habe ich nach nem Jahr auch abgebrochen und bin zur MFA umgestiegen.

Die Medizin hat mich nach wie vor begeistert, aber die Pflege war der Horror... du hattest auch nie Zeit für die Patienten und du warst nur der Arsch vom Dienst.

Da bist Du aber ganz falsch informiert.

Krankenschwestern/Pfleger gehören zu den Besserverdienenden im Vergleich zu ganz vielen anderen Berufen. Insbesondere als Pflegefachkraft.

Euro 3700-4000 Brutto/Monat sind keine Seltenheit. Vielleicht nicht in Sachsen irgendwo auf dem Dorf, aber in München /Hamburg ganz normal.

Und Schichtarbeit haben Millionen Menschen in Deutschland . Egal ob bei VW in der Werkhalle, oder als Einzelhandelskaufmann bei Media Markt.

Und beruflich Menschen zu helfen kann auch eine Passion sein, wo man gut drin aufgehen kann, da der Dank oftmals sofort reflektiert wird.

Es gibt viele Menschen, die ihren Sinn des Lebens darin sehen, anderen Menschen zu helfen. Dann ist der Beruf mehr als nur ein Beruf, nämlich Berufung. Das sind die allerbesten Krankenschwestern/-pfleger und wir sollten froh und dankbar sein, wenn sie gut auf uns aufpassen.

Diese Frage kannst du hinsichtlich vieler Berufe stellen. Deinen Beruf will sicherlich auch nicht jeder ausführen. Alles ist eben Geschmacksache.