Neonazis werben junge Menschen mit klaren Feindbildern, Identitätsversprechen und Gemeinschaftserlebnissen
Und:
Rechte Einstellungen greifen besonders dort um sich, wo Unsicherheit, Perspektivlosigkeit und fehlende Bildung aufeinandertreffen.
Damit ist doch schon so ziemlich der Kern des Problems identifiziert.
Politiker, nicht nur in Deutschland übrigens, sondern europaweit, handeln in Eigeninteresse, genießen kein Vertrauen, erwecken den Eindruck, Fähnchen im Wind zu sein und werden als elitär wahrgenommen. Probleme werden nicht angesprochen, schon gar nicht angegangen. Und die Auswirkungen davon treffen in erster Linie junge sowie sozial schwache Menschen, die hautnah Erfahrung mit den Folgen machen und dann von besagter Elite gesagt bekommt, dass das alles nicht so schlimm sei.
Viele Entscheidungen, die als Ursache dieser Entwicklungen gesehen werden, werden mit linken Perspektiven in Verbindung gebracht.
Auch auf sozialen Medien wird leider nur binär gepöbelt und Diskurs findet nicht mehr statt. In beide Richtungen natürlich, keine Frage. Aber auch hier stehen linke Perspektiven in der Problematik, als elitär und zunehmend weltfremd wahrgenommen zu werden, während jegliche Kritik, egal ob angebracht oder nicht, an diesen Perspektiven seit schon circa einem Jahrzehnt mit inflationären Anschuldigungen wie Nazi oder ...phobie beantwortet wird.
Die Migrationspolitik, so wie sie zur Zeit läuft, funktioniert nicht gut. Das ist ein objektiver Fakt. Der Rechtsrutsch ist eine direkte Konsequenz daraus. Anstatt das anzuerkennen und Lösungen zu finden, die für alle gerecht und zielführend sind, schwarze Schafe zu benennen und Konsequenzen zu ziehen, entsteht der Eindruck, dass nichts unternommen wird. Und je länger dies so wahrgenommen wird, desto unvermeidlicher ist eine immer radikaler werdende Gegenbewegung. Dabei ist es zweitrangig, ob diese Wahrnehmung der Realität entspricht oder nicht, solange nur genügend so fühlen.
Bezüglich Feindlichkeit gegenüber queeren Menschen: mal abgesehen davon, dass sehr viel dieser Feindlichkeit mitunter ein direktes Mitbringsel der Migrationspolitik ist, bleiben wir mal bei Rechtsradikalen. In den letzten 15 Jahren ging das Streben nach Gleichberechtigung, gerade auf Social Media, leider viel zu oft daher, nur Probleme von Frauen anzusprechen und gleichzeitig die von Männern zu ignorieren oder sie dafür verantwortlich zu machen. Frauenförderung überall, gleichzeitig ist jegliches Verhalten von Jungs und Männern toxisch und problematisch. Und ich denke mal, dass die LQBTQIA+ Bewegung symbolisch als die Spitze dieser Entwicklung angesehen wird. Wir können es in den USA beobachten, linke Narrative drehen sich dort nur noch um Identitäten. Konsequenz war, dass junge, männliche Wähler republikanisch gewählt haben.
Tja, und da sind wir eben in Deutschland und der AfD. Wen wundert es, dass man eine immer größere werdende Gruppe (zukünftige) Wähler, die sich nicht gehört fühlen und denen es gesellschaftlich nicht gut geht, dadurch gewinnt, in denen man wahrgenommene Probleme benennt und ihnen kommuniziert, dass man sie nicht verteufelt?
Zu den Fragen: ja, nicht zwingend eine Radikalisierung, aber zumindest eine Spaltung findet statt und das nehme ich auch im Umfeld wahr. Als Resultat von knapp 20 Jahren Politik.
Ich finde die aktuellen Entwicklungen beängstigend. Verwunden sollten sie einen aber nicht.