Warum sind heutzutage so viele Kinder auf dem Gymnasium? Das war doch früher mal viel schwieriger, oder nicht?
Wir haben eine Nachbarin, die hat ältere Kinder. Die Nachbarin meinte, zu ihrer Schulzeit Anfang der 90er kamen die meisten Schüler auf die Hauptschule, die Empfehlung von einem Grundschullehrer für's Gymnasium war sehr rar. Sie meinte, heutzutage gehen weitaus mehr Grundschulkinder nach der Grundschule aufs Gymnasium.
Ist das so? Woran liegt das? Haben die Voraussetzungen für den Schulbesuch auf einem Gymnasium sich im Gegensatz zu damals gelockert oder wie? Hab echt null Ahnung, interessiert mich aber irgendwie schon
16 Antworten
Gelockert nicht. Bis auf manche Bundesländer. Kein Mathe im Abi bedeutet es ist schon viel leichter oder es ist gar kein Abi.
Früher musste man nicht zwingen ein Abitur machen. Selbst die universitäre Ausbildung ist für was anderes gedacht und nicht zum Arbeiten in erster Linie. Aber aufgrund dem Wegfall von Produktionsjobs und anderem wegen der Globalisierung ist es zwingend notwendig, das mehr Kinder studieren auch wenn viele es aufgrund von Intellekt nicht schaffen.
Es ist wirtschaftlich notwendig und richtig.
Also ich weiß ja nicht, aber das geht doch irgendwie alles zu schnell? Es ist halt nicht jeder Einstein, es kann doch nicht sein das alle Handwerklichen Berufe und "einfacheren" körperlichen Tätigkeiten einfach alle langsam wegfallen...
Da geht es um die Abiturprüfungen, nicht die Belegung...
Und das ist doch in einigen BL bereits so?
Ich bin Jahrgang 94.
In unserer Klasse hatten (inklusive mir) wenn ich mich recht entsinne, (wobei ich mir sehr sicher bin) 3 Kinder die Empfehlung zum Gymnasium.
Ich weiß von 2 anderen Beispielkindern, bei denen die Eltern die Empfehlung nicht wahr haben wollten & diese ihre Kinder dann dennoch aufs Gymnasium geschickt haben.
Der eine hatte gar kein Erfolg & bei dem anderen weiß ichs nicht. Der Grund war jedoch schnell klar... sie wollten dass ihr Kind etwas besseres ist... & hörten nicht auf die Empfehlung der Lehrer.
Ich & eine Freundin von mir (die ebenfalls die Gymnasial-Empfehlung) erhielt gingen dann jedoch beide auf eine Gesamtschule.
Nur ein Kind mit einer Gymnasial-Empfehlung besuchte dann auch wirklich am Ende ein Gymnasium. Seine Eltern waren aber auch Atom-Physiker und Anwältin... und anscheinend hat sich die Intelligenz da abgefärbt.
Mfg
Bei mir (Jahrgang 1990/91; Wechsel von Grundschule auf weiterführende Schule war 2001; vorstädtisches Umfeld) war es noch so, dass nur ein paar "Kinder aus besseren Familien" (Arzt, höherer Beamter usw., so was) in die Kreisstadt aufs Gymnasium gingen und schon die Realschule "eher für Bessere" verrufen war - ich war zum Beispiel als "Ausländerkind" auf der Realschule nicht gern gesehen und einige Eltern hatten schwer dran zu knabbern, dass neben mir (Deutsch-Jugoslawe) auch russlanddeutsche Kinder neben den Kiddies der alteingesessenen, besser betuchten Familien aus der "höheren" Siedlung am Krankenhaus im Klassenzimmer saßen. Die meisten aus meiner vierten Klasse gingen damals auf die Hauptschule, auf die ich normalerweise mit meinen ganzen Freunden auch gegangen wäre - "leider" hatte ich die Gymnasial-Empfehlung und die Lehrer meinten, es wäre so schade für mich... im Nachgang wäre die Hauptschule vom Klima her besser gewesen, aber egal.
Damals war die Empfehlung der Grundschule faktisch ein Muss und konnte nur durch aufwändige Tests umgangen werden - ich weiß von einem, der mit Schnitt 3,2 die Hauptschul-Empfehlung hatte, weil er zwar pfiffig, aber auch faul und frech war; der musste dann irgendwo anders begutachtet werden von Psychologen und Lehrern und bekam dann von der Lehrerkonferenz die Gnade, auf die Realschule gehen zu dürfen. Bis dahin war es aber ein halber Staatsakt!
Das ist heute nicht mehr so, außerdem wollen viele Eltern "das Beste für ihr Kind" wenn sie es nicht sogar als Statussymbol ansehen wie auch das Abitur (und wenn der kleine Alexander aus Hausnummer 6 aufs Gymnasium wechselt, muss der kleine Johannes aus Hausnummer 8 natürlich auch; koste es, was es wolle ... man will ja gut dastehen vor dem Nachbarn und wenn alle Stricke reißen, gibt es Nachhilfe bis zum Abwinken). Ein weiteres Thema ist die Akademisierungswelle, laut der "normale" Berufe, wie wir sie nach der Haupt- oder Realschule gelernt haben (ich wurde Industriekaufmann, andere wurden z.B. Bäcker oder Kfz'ler oder gingen in den Einzelhandel, einige Mädchen lernten Krankenschwester oder Erzieherin) schlecht und minderwertig seien, greift sicher auch um sich: Viele denken, dass man nur mit Abitur Karriere machen könnte - dem ist aber nicht so, nur kann man das den Leuten nicht beibringen und da hat auch die Politik sicher zu lang vermittelt, dass jeder Abitur und Studium haben müsse. Es muss sich erst noch herumsprechen, dass dem nicht so ist - andererseits hat das duale Ausbildungssystem auch seine Schwächen und manch einer denkt sich vielleicht ... na ja, macht er halt Abi, der Rest ergibt sich.
Hallo
Es ist doch so, alle Schulformen müssen bedient werden, meine beiden mit 1 in der Grundschule aufs Gymnasium empfohlen.
Mit ein paar anderen zusammen. Beim Elternabend wurde gesagt das der bessere Bildungsweg auch schwieriger ist, daher empfehlen sie wirklich nur die Besten.
Gymnasium haben viele gekämpft die mitgegangen sind (Eltern hatten sich eingesetzt) es ist eben auch so das für ein Beruf auch gern jemand mit ABI genommen wird, hier entsteht auch Druck.
Grüße
Die Nachbarin meinte, zu ihrer Schulzeit Anfang der 90er kamen die meisten Schüler auf die Hauptschule,
Das war wohl zu deutlich früheren Zeiten - sprich in den 70ern. Dort kamen 10 - 15% Eines Jahrgangs auf ein Gymnasium - weitere etwa ein Drittel auf eine Realschule und der Rest auf eine Hauptschule. Bis Mitte der 60er gab es sogar die 8-jährige Volksschule, was für viele junge Menschen den Ausbildungsbegin bereits mit 14 Jahren bedeutete.
Früher war das Bildungsziel in etwa - Gymnasiasten studierten nach dem Abitur, Realschüler strebten eine kaufmännische Ausbildung an und Hauptschüler gingen ins Handwerk.
Mir ist ein im Handwerk arbeitender Hauptschüler allemal lieber als so ein Überstudierter der dem Steuerzahler ewig auf der Tasche liegt.
Es gibt natürlich Ausnahmen.
Wo muss man Mathe nicht zumindest belegen?