Warum schicken die Deutschen ihre Eltern ins Altenheim und pflegen sie nicht selbst?

31 Antworten

In meinem Heimatland verbleiben die Eltern bis zum Tode behütet und geliebt bei den Kindern

 Hierzulande auch, Statistik siehe unten.

Bei uns in der Heimat ist es normal sich um die Eltern zu kümmern

Hierzulande ist es auch normal, sich um die Eltern zu kümmern.

und nicht wie in Deutschland die eigenen Eltern ins Pflegeheim stecken

Erstens mal gibt es Pflegeheime überall auf der Welt, sicherlich auch in deinem Heimatland und zweitens ist es schlichtweg falsch. 2 553 921 (52%) pflegebedürftige Menschen werden in Deutschland zuhause von Angehörigen versorgt, weitere 1 046 798 (21%) Menschen werden von Angehörigen mithilfe von Pflegediensten versorgt und nur 793 461 (16%) Menschen werden tatsächlich vollstationär versorgt.

Der Rest der Pflegegeldempfänger (11%) bekommt Pflegestufe 1 mit ausschließlich Leistungen der nach Landesrecht anerkannten Angebote zur Unterstützung im Alltag bzw. ohne Leistungen der ambulanten Pflegedienste oder Pflegeheime.

Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Pflege/Publikationen/Downloads-Pflege/laender-pflegebeduerftige-5224002219005.html

oftmals den Kontakt abbrechen. 

Das ist eine reine Behauptung.

Davon mal abgesehen, ist es ein Segen, dass es Pflegeheime gibt, denn nicht jeder kann die Betreuung zuhause leisten. Mein Vater zB hatte einen Bandscheibenvorfall und war schlichtweg nicht mehr in der Lage, meine Oma zuhause zu pflegen, wie er es davor getan hatte. Manchmal ist die Betreuung medizinisch aufwändiger, als die Angehörigen das leisten können - zB bei schweren Krebserkrankungen. Manchmal wohnen die Kinder zu weit weg, um sich kümmern zu können. Außerdem sind zuhause die Wohnungen oft nicht altersgerecht, es gibt keine Dusche, nur eine Badewanne (und versuch mal, jemanden, der nass und schwer ist, aus einer Wanne herauszuheben, wenn er das nicht selbst kann).

Und nicht immer ist es zuhause besser. Die Oma eines Bekannten ist im Seniorenheim nochmal richtig aufgeblüht, weil sie dort keine Treppen mehr steigen musste und trotzdem vor die Tür gehen konnte. Sie hatte jeden Tag Unterhaltungsangebote und Kontakt zu anderen Menschen, insbesondere einer alten Schulfreundin, der ihr zuhause gefehlt hatte. Sie hat sogar noch angefangen, sich in der örtlichen Stadtbibliothek direkt gegenüber bei Vorlesenachmittagen zu engagieren.

Miniaturwelt  18.04.2023, 13:34

Eine sehr konstruktive Antwort! Vielen Dank!

4

Das ist in allen entwickelten Industriegesellschaften so. Die Familie das 18. und 19. Jahrhunderts ist mit entwickelter kapitalistischer Wirtschaftsweise nicht kompatibel.

Dem liegen im Regelfall kulturelle und auch strukturelle Unterschiede zu Grunde.

In einigen anderen Ländern ist es z.b. üblich, dass mehrere Generationen zusammen leben. Dazu kommt, dass die Familien in diesen Ländern oft sehr viel größer sind.

Also mehr als nur 1-2 Kinder existieren, die sich kümmern können.

Ebenfalls gehen in solchen Ländern Frauen sehr viel seltener einem Beruf nach. Sind also zu Hause bzw. kümmern sich um Haus und Familie.

In Deutschland ist das zumeist anders.

Mehr Menschen haben gar keine Kinder, die Mehrheit lediglich 1-2 Kinder. Kinder ziehen im Regelfall irgendwann zw. ihrem 16. und 25. Lebensjahr aus, immer häufiger auch weiter weg (Berufsbedingt). Frauen sind im Regelfall berufstätig.

Es fehlt hier also die räumliche Nähe bzw. einfach der Wohnraum, um z.b. eine zu pflegende Person in den eigenen Haushalt aufzunehmen und es fehlt vor allem die nötige Zeit, die die Pflege eines Angehörigen in Anspruch nimmt.

Dennoch kenne ich viele, die sich um ihre pflegebedürftigen Eltern kümmern.

Dazu müssen aber eben auch die Voraussetzungen passen.

Meine Eltern haben z.b. bereits explizit geäußert, dass sie ins Seniorenheim wollen, wenn's mal nicht mehr alleine geht.

Die Vorstellung, dass sie uns zur Last fallen gefällt ihnen nicht. Mal ab davon, dass es weder räumlich noch zeitlich realistisch umsetzbar wäre.

In den allermeisten Fällen wird übrigens kein Heim angestrebt, sondern eine ambulante Betreuung durch Pflegedienste. Oft auch in Kombination mit Betreuung durch die Familie.

Nur ein verschwindend kleiner Teil der Eltern wird ins Altersheim "geschickt". Viele Eltern in Deutschland wollen das so. In Deinem Heimatland, wo auch immer das ist, werden auch nicht 100% der Alten gerne von den Jungen zuhause betreut bist sie sterben - glaube das nicht ! Die müssten das tun, denn es gibt keine Alternativen.