Warum braucht es den Begriff non-binary?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ich kann leider nicht ganz nachvollziehen, warum es diesen Begriff braucht. Das bezieht sich ja dann irgendwie mehr auf das soziale Geschlecht und nicht auf das biologische Geschlecht, oder? In den meisten Fällen ist man biologisch doch trotzdem männlich oder weiblich und in seltenen Fällen auch Intersex?

Ja und ja - non-binary ist eine Geschlechtsidentität (bzw. ein Überbegriff füt mehrere) und nichts körperliches. Nicht-binäre Menschen haben trotzdem einen Körper, der in der Regel als männlich/weiblich und seltener als intersex eingestuft wird. Das Gender/soziale Geschlecht/die Geschlechtsidentität (wird meist synonym verwendet) ist ein soziales Konstrukt und hat damit zu tun, wie man sich fühlt bzw. was man von der Identität her ist.

Aber warum braucht es ein soziales Geschlecht? Fördern wir damit nicht irgendwie das Schubladendenken? Brauchen wir wirklich Kategorien, in die wir uns selbst einordnen? Ähnlich ist es mit der Sexualität. Brauchen wir wirklich Bezeichnungen dafür? Sollte das Ziel nicht sein, dass es komplett egal ist, wer wen liebt?

Es wäre an sich schön ohne Label zu leben, ja. Aber Menschen finden es im Allgemeinen gut, Kategorien zu haben und diese zu benennen. Dabei gibt es aber immer Fälle, die nicht in die bestehenden Schubladen passen, also werden immer neue erfunden.

Und wie sollte ich mich als Frau, Mann oder nicht-binäre Person fühlen? Woher weiß man das denn?

Im Grunde so, wie du dich gerne bezeichnest oder gerne bezeichnet wirst. Fühlt es sich zB. gut an Mann genannt zu werden aber nicht Frau, bist du männlich. Ist beides irgendwie komisch oder fühlt sich sogar verletzend an, könntest du non-binary sein. Ich würde ehrlich gesagt schätzen, dass die Mehrheit der Menschen sich nicht eindeutig als männlich oder weiblich identifiziert (und damit per Definition non-binary wäre), aber es ohnen einfach egal ist. Weil die meisten Menschen eben keine sog. Geschlechtsdysphorie empfinden.

Ich weiß, das sind ganz schön viele Fragen. Aber vielleicht möchte sich ja jemand die Mühe machen, sie zu beantworten. Vorweg möchte ich sagen, dass ich hier niemanden diskriminieren möchte, sondern einfach nur ein Verständnis dafür bekommen möchte. Deswegen antwortet bitte nur, wenn ihr euch auskennt, weil ihr z.B. selbst betroffen seid. Und diskriminierende Antworten könnt ihr für euch behalten. Danke.

Fragen zu stellen ist ja auch nicht verkehrt. Ich identifiziere mich selbst als nicht-binär bzw. genderfluid, weil ich mein Geschlecht nicht mit einem statischen Label beschreiben kann und mich weder als komplett männlich noch als weiblich sehe/identifiziere.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – queer und nicht-binär, habe mich viel mit LGBT+ beschäftigt
serienjunkie446 
Fragesteller
 07.07.2023, 14:16

Danke dir für die ausführliche Antwort. Super verständlich erklärt.

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Irvin82  07.07.2023, 14:18
@serienjunkie446

Danke :)

Falls du noch Fragen hast, darfst du sie aber gerne stellen, egal ob hier oder per Privatnachricht.

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RainbowForrest  14.07.2023, 18:00

Ich beginne gerade mich damit auseinander zu setzten und finde die Antwort echt mega gut. Vielen Dank auch wenn die Frage nicht von mir kam 🙃

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lidl1537  08.08.2023, 16:16
Ich würde ehrlich gesagt schätzen, dass die Mehrheit der Menschen sich nicht eindeutig als männlich oder weiblich identifiziert (und damit per Definition non-binary wäre), aber es ohnen einfach egal ist.

So ein Quatsch. Was soll das überhaupt bedeuten, sich weder eindeutig als männlich noch eindeutig als weiblich zu identifizieren??

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Irvin82  08.08.2023, 19:14
@lidl1537

Identifiziert du dich denn als eindeutig männlich/weiblich?

Falls ja: So geht es eben nicht allen Personen. Für manche fühlt es sich falsch/nicht richtig an zu sagen, sie seien männlich oder weiblich.

Falls nein: Bitte sehr, so ist das und du wärst per Definition nicht-binär.

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Von Experte LunarEclipse bestätigt

Das soziale Geschlecht hat nichts damit zu tun, ob man lieber Hosen oder Röcke trägt. Das würde Geschlechternormen unterstützen, das stimmt, aber damit hat Nichtbinär ja absolut gar nichts zu tun. Im Gegenteil, Nichtbinäre müssen wahrscheinlich mit am häufigsten hören, das sie doch nicht nichtbinär sein können, wenn sie irgendeiner Norm ihres biologischen Geschlechtes entsprechen.

Das soziale Geschlecht geht tiefer als ein paar oberflächliche Normen. ZB gehört da dazu, welchen Namen und welche geschlechtsabhängigen Wörter andere für einen benutzen. Oder wie Menschen in Bezug auf Etikette verfahren. Welche Orte mit Geschlechterbegrenzung man besucht, zb bei Sportarten oder öffentlichen Toiletten. Und so weiter.
Nicht alles davon kann man mal eben abschaffen und hat dann alle Probleme gelöst.

Und, ja. Das ultimative Ziel darf gern sein, das ein Outing als trans und/oder Nichtbinär nicht mehr ist als "Ach übrigens, ich benutze meinen alten Namen nicht mehr, ich heiße jetzt XY".
Aber da sind wir noch mindestens mehrere Jahrzehnte von entfernt. Bis das so weit ist, brauchen wir definitiv noch Begriffe für die Leute, die da aus dem Raster fallen. Weil, wenn es dafür keine Worte gibt, wer man ist, dann ist man damit einfach nur schrecklich allein. Kann ich dir aus Erfahrung sagen - ich war immer allein, hab mich gefühlt als wäre mit mir etwas falsch, als wäre ich kaputt. Aber das bin ich nicht. Ich bin nicht kaputt, ich bin einfach nur nichtbinär.
Gleiches gilt für die sexuelle Orientierung. Für Menschen, die nur auf ein Geschlecht stehen, mag 'Ich oute mich nicht mit Begriffen, ich bring einfach meine Partner heim' funktionieren. Aber ich bin bi, und das Geschlecht meiner Partner kann keine Aussage über meine Sexualität treffen. Wenn ich mit einem Mann zusammen bin, bin ich nicht weniger bi als sonst, genauso wenig bei einer Frau oder einer nichtbinären Person. Für mich ist das wichtig, wer ICH bin. Nicht, wer meine Partner sind. Meine Partner definieren mich nicht, ich definiere mich selbst. Und dafür braucht es Worte. Um man selbst zu sein, und nicht nur die Summe von sexuellen Erfahrungen. Klar sollte das kein Problem für irgendwen sein, wenn ich mich oute - aber dafür muss man Labels nicht abschaffen.

Wie man sich als nichtbinäre Person fühlt? Naja, ich hab nur meine eigene Erfahrung. Bei mir fühlt es sich so an, als würde mein Gehirn ein Genital da unten haben, das ich nicht physikalisch gesehen besitze. Das bestehende nimmt es aber auch wahr. Ich hab da unten beides auf allen Ebenen außer der biologischen. Phantomgefühle kommen oft bei Transpersonen vor, und das hab ich eben auch.
Ich hab auch negative Gefühle, wenn Leute mich so ansprechen, als wäre ich nur mein biologisches Geschlecht. Wenn Leute zwischen 'er' und 'sie' wechseln, dann fühlt sich das gut und richtig an.
Es ist kein tiefes Gefühl irgendwo innen drin, das 'männlich', 'weiblich' oder 'nichtbinär' sagt. Was davon man ist, ist ein Schluss, den man ziehen kann, nachdem man über Jahre beobachtet, wie man sich in Bezug auf Geschlechter fühlt. Und bei mir blieb eben irgendwann keine andere Option mehr - glaub mir, ich habs versucht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.

Dass man für sich selbst, das, was man fühlt und ist, einen Begriff braucht, liegt doch eher daran, dass wir als Gesellschaft immer wieder nach diesen Begriffen fragen. Also weniger "sich selbst labeln", sondern "von anderen gelabelt werden". Überleg mal, wo du überall dein Geschlecht auswählen, ankreuzen oder eingeben musst. Und für genau diese Momente braucht's dann eben doch wieder das Label, eben weil man ständig danach gefragt wird, "was man denn ist".

Und ja, es wäre wünschenswert, dass all das irgendwann mal total egal ist! Mit Ausnahme dort, wo es das nicht ist - z. B. in der Medizin, wo es durchaus einen Unterschied machen kann, welche Geschlechtsorgane welche körperlichen Reaktionen und Hormoncocktails hervorrufen und somit eine Auswirkung auf Symptome, Medikamente und so weiter haben könnten. Aber eben nicht mehr die ständige Nachfrage nach m/w in jedem Formular und jedem Onlineshop ;).

serienjunkie446 
Fragesteller
 07.07.2023, 14:14

Dann wäre es doch aber sinnvoll, dieses Konstrukt „Geschlecht” mehr oder weniger abzuschaffen, oder nicht? Also natürlich außer im Bereich der Medizin.

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HappyMe1984  07.07.2023, 14:16
@serienjunkie446

Abschaffen lässt es sich ja nicht, weil es nun mal existiert. Es geht eher darum, dem weniger Bedeutung beizumessen bzw. weniger ignorant ständig und überall danach zu fragen. Zum Beispiel könnte man ja echt anfangen, anstelle vom Geschlecht eher zu erfragen, wie jemand angesprochen werden möchte :).

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Es geht darum, dass einige Menschen das Problem haben, sich in eine dieser zwei Gruppen einordnen zu wollen.

Ach, sie sollen ihren Willen haben.

Da sie meiner Einschätzung nach ohnehin zu viel Aufmerksamkeit bekommen, - schenke ich sie ihnen nicht weiter. Auch hier nicht, smile.

Das frage ich mich auch schon seit geraumer Zeit. Sowas brauch kein Mensch!

Für mich gibt es weiblich und männlich . Punkt

Die Menschen die mit beiden Merkmalen/Geschlechtsorganen geboren wurden - Intersex - (was eigentlich nur eine Laune der Natur ist) , fühlen sich auch meist einem Geschlecht zugehörig und zählen da sehr selten mit rein, bei den Nicht-Binären

Für alle anderen "Nicht binären" gitl:
Die sind im Grunde "normal", also entweder Männlein oder Weiblein und fühlen sich weder noch. Meistens ist die Person auch Bi. Was auch vollkommen ok ist. Aber da einen Begriff zu finden und den derartig aufzubauschen? Muss meiner Meinung nach nicht sein.

Das ganze gendern geht mir auch tierisch auf den Sender. Brauch kein Mensch. Besonder für ein paar Leute die sich weder Fisch noch Fleisch zugehörig fühlen. Da die ganze Sprache umschreiben. Finde ich furchtbar.

Selbiges gilt auch für die Nneumodischen Bezeichnungen für Sexualität. Es gab früher exakt 4 Bezeichnungen:

  • Homosexuell
  • Heterosexuell
  • Bisexuell
  • Asexuell

Warum jetzt noch sowiel dazu erfinden? Was hat das für einen nutzen?
Es ist doch am Ende die gleiche Soße.
Pansexuell z.B. da liebt man den Menschen egal welchen Geschlechts. Unsinn -> Er oder sie ist einfach Bi , fertig.
Das kann man noch unendlich weiter führen, mit dem gleichen Ergebnis.

Das kommt dabe raus, wenn den Leute langweilig wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Persönliche Meinung und Ansicht