Völkermord im Gaza-Streifen?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Im Zusammenhang mit dem Gazakrieg von Völkermord zu sprechen ist, so wie Du vollkommen richtig schreibst, einfach nur ein politischer Kampfbegriff der Linken. Also nein, Israel betreibt im Gazastreifen keinen Völkermord, sondern Selbstverteidigung. Allerdings lassen zumindest die von Dir präsentierten Zahlen keinen Schluß auf das Gegenteil zu, da steigende Bevölkerungszahlen nicht zwingend beweisen, dass kein Völkermord stattfindet. Das Problem im Gazastreifen ist, dass die dortige Bevölkerung aufgrund kultureller und bildungstechnischer Rückständigkeit eine sehr hohe Fruchtbarkeitsrate aufweist. Alle 20 Jahre verdoppelt sich die Anzahl der Menschen dort. Alleine aus diesem Grund wird es nie Frieden geben, da die Palästinenser (ebenso wie die meisten Araber) eine invasive Art sind. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis der Gazastreifen aus allen Nähten platzt.

Von Experte Khaled706 bestätigt

Wie so viele, setzt du die Begriffe gleich. 

Völkermord ≠ Massenmord. Das stimmt so nicht. Die Definition bezieht sich viel mehr auf die Intension der Täter, als auf die Zahl der Opfer. 

Die Begriffe „Genozid“ oder „Völkermord“ werden oft irrtümlich als Synonyme für „Massenmord“ verwendet oder mit besonders schweren Kriegsverbrechen gleichgesetzt. Die präzise juristische Definition grenzt sich indes deutlich ab.
Strafrechtsprofessorin Stefanie Bock erklärt: “Rechtlich betrachtet ist Völkermord die Tötung eines Mitglieds einer geschützten Gruppe in der Absicht, die Gruppe als solche auszurotten. Es gibt neben der Tötung auch noch weitere einschlägige Tathandlungen, beispielsweise die bestimmte Zufügung von Leid oder auch die Überführung von Kindern.“
Bock betont, dass dabei allein die Absicht des Täters zählt – auch wenn diese in Strafrechtsverfahren besonders schwer nachzuweisen ist und er nicht zum „Ziel“ kommt. Theoretisch sei es denkbar, dass bereits die Tötung eines einzelnen Menschen als Völkermord betrachtet werden könneQuelle
Der Begriff „Genozid“ wurde im Jahr 1944 von dem polnisch-jüdischen Juristen Raphael Lemkin geprägt. Für die Vereinten Nationen erarbeitete Lemkin die „Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“ oder auch UN-Genozid-Konvention. Sie ist eine der ältesten UN-Menschenrechtsabkommen.

Quelle


Silicium58  10.04.2025, 12:07
Die Definition bezieht sich viel mehr auf die Intension der Täter, als auf die Zahl der Opfer [...]
[Zitat:] Theoretisch sei es denkbar, dass bereits die Tötung eines einzelnen Menschen als Völkermord betrachtet werden könne

Was eben ein schlechter Witz ist, der den Begriff "Völkermord" verzwergt und zum reinen Spielball von Propagandisten macht. Auch auf dieser Plattform.

Theoretisch könnte so jedes rassisch motivierte Hassverbrechen in Deutschland als "Völkermord" verfolgt werden - jeder von Nazis totgeschlagene Schwarze; jeder von Rassisten ermordete Jude; jeder Kurde, der aus politischen Gründen von einem nationalistischen Türken getötet wurde.

Die Verurteilungen oder Anklagen wegen "Völkermordes" bei den genannten Einzeldelikten in der Geschichte der Bundesrepublik: Null.

Mit solch lächerlichen Definitionen wie der Völkermordkonvention sorgt man dafür, dass das Völkerrecht immer weniger Beachtung findet.

Dass es Gazanern ziemlich dreckig geht, zieht niemand in Zweifel. Dass diese Menschen, die sich auch während anderthalb Jahren Krieg üppig vermehren, "genozidiert" würden, pervertiert den Sinn des Begriffs komplett.

Silicium58  10.04.2025, 13:12
@stufix2000

Ein Nazi erschlägt einen Schwarzen, weil er Schwarze furchtbar hasst.

Kannst du kurz die Intention bei diesem Fall beschreiben?

Silicium58  10.04.2025, 13:30
@stufix2000

Ich verstehe deinen Einwand nicht. Du wirst die Konvention, die du selbst verlinkt hast, doch gelesen haben, oder nicht?

Von einer Staatsmacht ist dort nirgendwo die Rede.

Artikel IV
Personen, die Völkermord oder eine der sonstigen in Artikel III aufgeführten Handlungen begehen, sind zu bestrafen, gleichviel ob sie regierende Personen, öffentliche Beamte oder private Einzelpersonen sind.

Daher nochmals meine Frage:

Wäre der von mir angesprochene Fall ein Delikt im Sinne der Völkermordkonvention?

stufix2000  10.04.2025, 13:45
@Silicium58

Eher nicht, aber versuche den Nazi unter diesem Statut zu verurteilen

Ich bin dabei.

Silicium58  10.04.2025, 13:49
@stufix2000

Warum "eher nicht"?

Welcher Punkt der Konvention bringt dich zu dieser ablehnenden Ansicht?

Ich bin dabei

Ich nicht. Weil es eine Konvention, die eigentlich bittere Notwendigkeit und Berechtigung hat, der völligen Lächerlichkeit preisgäbe.

Wer das bei Einzelfällen möchte, dem geht es gar nicht um Völkermord, sondern um politische Instrumentalisierung des Begriffs.

heisenberg7626  10.04.2025, 14:11
@Silicium58
Wie lautet die völkerrechtliche Definition von Genozid?

Diese spezifische Absicht kann entweder durch direkte Beweise (z. B. offizielle Erklärungen oder Dokumente des Staates) oder indirekte Beweise (z. B. durch ein Verhaltensmuster) nachgewiesen werden. Internationale (Straf-)Gerichtshöfe wie der IStGH berücksichtigen Faktoren wie das Ausmaß und den systematischen Charakter der Angriffe, die Zielgruppen der Angriffe, die Wiederholung der zerstörerischen Handlungen oder eine entmenschlichende Sprache und Propaganda.

Das was einen Völkermord ausmacht ist die Intention/Absicht. Die nach der Seite des IGHs klar definiert ist.

Diese spezifische Absicht kann entweder durch direkte Beweise (z. B. offizielle Erklärungen oder Dokumente des Staates) oder indirekte Beweise (z. B. durch ein Verhaltensmuster) nachgewiesen werden. Internationale (Straf-)Gerichtshöfe wie der IStGH berücksichtigen Faktoren wie das Ausmaß und den systematischen Charakter der Angriffe, die Zielgruppen der Angriffe, die Wiederholung der zerstörerischen Handlungen oder eine entmenschlichende Sprache und Propaganda.
Woher ich das weiß:Recherche

Imperator91  11.04.2025, 21:35

Genau das trifft nicht einmal Ansatzweise auf Israel zu.

Bodesurry 
Beitragsersteller
 17.04.2025, 08:59

Kriegsverbrechen - von beiden Seiten - würde ich sofort unterschreiben. Doch wenn man im Gazastreifen von Völkermord spricht, dann ist das eine völlige Entwertung der ursprünglichen Begriffdefinition.

Dann wäre jede Kriegsschauplatz weltweit heute ein Völkermord. Nicht einmal in der Ukraine spricht man davon.

Und wenn es so wäre ...

Wer hat denn angegriffen?

HAMAS und ihre begeisterte Anhängerschaft.

Dann wehrt sich der Angegriffene.

Da braucht sich aber der Angreifer nicht wundern und nun rumheulen, mimimi, Völkermord, der böse Angegriffene ....

Es ist furchtbar, was derzeit in Gaza und Israel passiert. Ich sehe aber einen Unterschied zwischen Israels Politik und der der Hamas und der islamischen Welt, vor allem Iran: Während Israel nie gesagt hat, dass sie die Bevölkerung in Gaza komplett auslöschen wollte, ist genau das das erklärte Ziel der Hamas und ihrer Handlanger, Dutzende und Dutzende Male erklärt und proklamiert: "From the River to the Sea", judenfrei. Wenn also, dann sieht sich Israel einem immerwährenden drohenden Völkermord gegenüber.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Gläubiger Katholik

stufix2000  10.04.2025, 09:54
Während Israel nie gesagt hat, dass sie die Bevölkerung in Gaza komplett auslöschen wollte,

Dann lese nach was auf der Plattform Netanjahus, der Likut Partei steht:

The right of the Jewish people to the land of Israel is eternal and indisputable… therefore, Judea and Samaria will not be handed to any foreign administration; between the Sea and the Jordan there will only be Israeli sovereignty.  —Likud Party Platform, 1977

Likud Parteiplattform

Rashid Khalidi Likud 

Das Recht des jüdischen Volkes auf das Land Israel ist ewig und unbestreitbar … daher werden Judäa und Samaria keiner ausländischen Verwaltung übergeben; zwischen dem Meer und dem Jordan wird es nur israelische Souveränität geben.  —Likud-Parteiplattform, 1977

Likud-Parteiplattform

oder was Offizielle gesagt haben, während der Angriffe auf Gaza:

Generalmajor Ghassan Alian wandte sich auf Arabisch an die Bevölkerung Gazas: „Menschen müssen als Tiere behandelt werden“, sagte er und fügte hinzu: „Es wird keinen Strom und kein Wasser geben. Es wird nur Zerstörung geben. Ihr wolltet die Hölle, ihr werdet die Hölle bekommen.“

Yedioth Ahronoth: „Der Staat Israel hat keine andere Wahl, als Gaza in einen Ort zu verwandeln, in dem es vorübergehend oder dauerhaft unbewohnbar ist.“ Er fügte hinzu: „Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, in Gaza eine schwere humanitäre Krise herbeizuführen.“

RobinsonCruesoe  11.04.2025, 09:24
@stufix2000

Wo steht da, dass Israel die Palästinenser ausrotten will? Also abgesehen von Stimmen extremer jüdischer Rechter, die es gibt - wo ist das offizielle Doktrin , Staatsräson Israels? Für mich beschreibt ist das Verhältnis so gut beschrieben; die radikalen Muslime und Staaten und Terrororganisationen beziehen ihre Identität ausschließlich daraus, gegen Juden und Christen, Israel und gegen die Kirche zu sein.

heisenberg7626  13.04.2025, 15:14
@RobinsonCruesoe
Gerichtshöfe wie der IStGH berücksichtigen Faktoren wie das Ausmaß und den systematischen Charakter der Angriffe, die Zielgruppen der Angriffe, die Wiederholung der zerstörerischen Handlungen oder eine entmenschlichende Sprache und Propaganda.

Sowas sind Merkmale zum Genozid. Die Juden in Deutschland wurden ja auch mit einer verbalen art und Weise gedemütigt.

Bodesurry 
Beitragsersteller
 17.04.2025, 09:02
@stufix2000

Wo steht beim Text über Natanjahu etwas über Völkermord? An keinem Ort.

stufix2000  17.04.2025, 09:18
@Bodesurry

Naja, keiner stellt sich hin und sagt, wir/ich begehe Völkermord.

Die Aussagen implizieren das aber sehr wohl.